Orima - Göttin, allsehende Hochelfe oder doch vom Namenlosen berührte/verführte Mörderin Simias

  • Ich habe noch den zweiten Elfenroman über den ersten Helden der Elfen, Lemiran, gelesen. SPOILER folgend!


    Am Ende des Romans wird der erste Held der Elfen verführt vom Namenlosen, zu einem seiner "höchsten Diener" gemacht, zur ERSTEN ZUNGE DES NAMENLOSEN. Auf den letzten drei Seiten, kurz vor der sagenumwobenen Schlacht Maruk vs Simia spricht Orima mit einem gesandeten des feildlichen Herrlagers, der ausgerechnet ihr alter Freund Lemiran ist. Bestürzt über die Erkenntnis, ihr alter Freund und Weggefährte sei so tief gefallen, umarmt sie Lemiran. Die erste und letzte Umarmung für den tragischen Helden. Denn Orima, einen Dolch benutzend, tötet Lemiran in der Umarmung. Entsetzt stirbt er. Doch kurz davor öffnet sich sein Mund, seine "Zunge purpur und golden", und spricht folgenden Fluch aus:

    Die Stimme sprach (dröhnend): Orima, Trickreiche, so hast du mir also meinen Streiter genommen, doch zu spät, denn der erste Streich ward schon geführt, und die Erste Saat ward bereits ausgebracht. Wisse, dass ich dir diese Tat dennoch nicht vergessen werde! Und so werde ich dir dereinst das Liebste nehmen, was du hast. In der Stunde deines größten Triumphes werde ich da sein und sie zur Stunde deiner größten Niederlage machen! Eorla, so soll es sein." So sprach das dhaza zu Orima in jenem Augenblick, als Lemiran erster-Streich-des-Methai langsam zu Boden sank und Starb."

    Zudem sprach Lemiran eine Prophezeiung mit seiner "besonderen Zunge" aus, bzw das Dhaza sprach zu Lemiran:

    "Wenn Simia einst vergangen ist, wird jene aus seinem Schatten treten, die die wahre Geißel der Hohen Elfen ist. Die Fleisch-Geborenen aber werden sie nicht erkennen, sondern vor ihr niederknien und sie verehren. So werden also Elfen zu Elfen beten und auf Knien rutschen vor blinden Göttern und güldenen Figuren (...) Ich kenne die wahre Geißel der Hohen Elfen. Ihr Name ist Orima!"

    Wenn der Namenlose das alles schon wusste, warum nennt er dann Orima Geißel? Weil ihr Wahn schon vorrausgesehen war? Ihre Gottestrieb? Oder die Erschaffung Pardonas?

    Der Moment, in dem Orima alles zu haben scheint, ist der Tag an dem sie endlich wieder Mutter ist. Sie hat eine neue Tochter, sie ist Göttin und Königin. Herrscherin in einem goldenen Zeitalter... doch am Ende war es wohl jenes Gold, was sie verdarb, das auch Pardona in ihren Augen trägt. Die zweite, wahre Zunge des Namenlosen war im Moment des Todes und der Nutzlosigkeit der Ersten vorherbestimmt.

    Per noctem ad lucem.
    Durch die Nacht zum Licht.
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    Pardona? Ist das nicht ein Kochrezept?

  • Man sollte bedenken, dass die Quelle, die du zitierst ein Buch ist, dass sich aus den Sagen und Legenden und dem Wissen der Elfen speist, keineswegs aus den Fakten, die damals passiert sind. Die Worte des Namenlosen (wenn er denn direkt gesprochen hat) sind also lediglich eine Überlieferung, die Jahrtausende zurückliegt und von der es nur wieder Sagen auf Sagen gibt, die sogar während der Zeit der Hochelfen vermutlich keine Bedeutung hatte und dann weitergetragen wurde. Ich würde es also bestenfalls als Indiz betrachten, was der Namenlose hier ausspricht, denn es vermischt sich eben Prophezeiung mit Erfüllung und formt so die Geschichte. Für einige Legendensänger der Elfen mag Orima dann in der Tat die "Geißel" gewesen sein und diese Worte legt man dem größten Feind in den Mund. Auch die Zunge des Namenlosen setzt man der gefallenen Sagengestalt ein, doch keineswegs ist es gesagt, dass dieses Ereignis wirklich stattgefunden hat.

    Daher genieße ich die Elfenromane mit Vorsicht (zumal ich auch nicht an die Verkörperung von Brazoragh und anderen Göttern in der beschriebenen Form glaube, sondern es eben für "Fabeln" halte, die in biblische Verse gegossen das elfische Bild einfangen wollen) als Quelle für irgendwas, auch wenn es sich natürlich anbietet, dem Namenlosen bereits zuzutrauen, wie sich die Dinge von Anfang bis Ende entwickeln würden. Damit allerdings schreibt man ihm lediglich Dinge zu, die so oder so ähnlich irgendwann mal geschehen ist. Denn gegenwärtig scheint er sich mit dem Planen und dem Erkennen der Zukunft überraschend schwer zu tun (er wird ja ständig an allen Fronten geschlagen).

    Der Autor hat hier genau das gemacht, was man auch gut und gerne als "Geschichtsrevision" bezeichnen könnte. Er gibt seinem Protagonisten eine Bedeutung und baut sie darauf auf, was er schon weiß, was geschehen wird. Im Endeffekt füllt er einen weißen Fleck, mit etwas, dass dann passend gemacht wurde, aber mitnichten so gewesen sein muss, geschweige denn noch die einzige Deutung ist.

    Von dieser Warte aus betrachtet, sehe ich jetzt auch keine "neue" Wahrheit in dem Roman, sondern eher eine Geschichte, an die man adaptieren kann, aber auch nicht muss. Wie viel Wahrheit also darin liegt, dass es eine Prophezeiung gab und wie Bedeutung man der Bezeichnung Orimas durch den Namenlosen beimessen sollte, kann man wohl selbst ausmachen. Aktuell halte ich es in weiten Teilen so wie die Bibel. Sicherlich basieren darin einige Ereignisse auf realen Begebenheiten, aber der meiste Kram ist doch irgendwie... Gleichnis und Fantasie.

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  • Darf man fragen, ob es mittlerweile eine geschriebene Ausarbeitung des Gespräches gibt? Es würde mich wirklich sehr interessieren.

    Ich bereite gerade für meine Gruppe Tie'Shianna vor und finde die Plotidee wahnsinnig spannend.

  • Wir kommen diesen Donnerstag sehr wahrscheinlich an diese Stelle. Das wird wohl eher nichts, oder?

    Mich würde es dennoch noch interessieren, wie du es gemacht hast, auch wenn meine Gruppe nun eine ungefeiltere Variante erleben wird.

  • Hi Kellerkind,

    sorry, habe das in der Tat nicht mehr auf dem Schirm gehabt und einfach viel zu viel zu tun. Ein Transkript der Szene mit Pardona und Orima kann ich aber vermutlich noch anfertigen. Ich versuche es heute oder morgen Abend zu machen. Immerhin habe ich dir da etwas zugesagt.

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  • Hier die schnelle Zusammenfassung, nur abgeschrieben und geordnet, leider nicht mehr wirklich bearbeitet. Den Dialog hätte ich sonst noch ausgebessert. Aber vielleicht bringt es ja was. :)

    Transkript Pardona und Orima

    Pardona (als Tochter der Orima und Wüstenelfe maskiert): „Dies ist Orima, die Göttin des Schicksals. Sie erwartet die Gaben, die zurückgebracht wurden. Largalahen und Selflanatil.“

    - wartet bis die Kapitäne diese Gaben zurückgeben -

    Orima, zunächst als Statue, die Geschenke entgegennehmend: „Habt Dank, Helden aus dem Norden.“

    - Die Erkenntnis stellt sich ein, dass Orima selbst erwacht ist und zurückgekehrt aus den fernen Welten in ihren eigenen Tempel -


    Pardona tritt vor, die Verkleidung abwerfend: „Dein Versteckspiel hat also ein Ende, Mutter.“

    - Sie spricht Asdharia, jedoch mit so viel Willen und Macht, dass die Bedeutung sich einbrennt, selbst wenn man die Worte nicht verstehen kann -


    Abdul – einem kleinen Kind gleich weinend - bricht zusammen: „Sie ist es! Sie ist es!“


    - Orimas Lächeln verblasst, sie hebt die Klinge Selflanatil abwehrend -

    Orima: „Pyrdona...“

    Pardona: „So erkennst du mich also wieder, Mutter. Nach all den Jahren, nach all den Schicksalsschlägen, nach dem hohen Fall, nach deinem Verrat, nach deinem Aufstieg und Niedergang, nach dem Königsmord, nach deiner Anbetung des dhaza.“

    Orima: „Wie wagst du es so etwas zu sagen.“

    Pardonas Blick fällt auf die Menschen, bevor sie fortfährt: „Ich bin hier um die Wahrheit zu verkünden, Orima, Schicksalsgöttin, Seherin. Und ich bin hier, um die letzten Geheimnisse zu erfahren, die mir meine Mutter niemals anvertrauen wollte.“

    - Pardona hebt huldvoll ihre Hand, in einer auffordernden Geste, die kein Sterbliche abweisen könnte -

    Orima schüttelt den Kopf, tritt vor und spricht: „Du hast das alles getan. Du bist die Verräterin am Volk. Du bist diejenige, die sich gegen Ometheon gerichtet hast. Du, meine Tochter. Du scheiterst auf deinem Weg, gehst fehl und verdammst dein eigenes Volk zum Niedergang.“

    Pardona: „Doch ist es nicht mein Volk, Mutter, denn dafür hast du Sorge getragen. Ich bin dein Kind und weit mehr als jeder von ihnen. Ich bin Pyrdona, geschaffen von deiner Hand, perfektioniert und erhaben, durchtränkt mit der Macht göttlicher Essenz.“

    - Pardonas Blick schweift über die Sterblichen, ihre Vollkommenheit erzwingt förmlich Ergebenheit während die Kälte ihres Wesens das Wasser des heiligen Tempels erstarren lässt -

    Orima: „Ich werde dir niemals alle Antworten geben, Pyrdona. Jene Sterblichen gehen auf dem Weg und bringen das Volk zurück. Sie können die Gabe des dhaza, den Schrecken, tilgen. Und ich werde ihnen den Weg weisen.“

    Pardona: „Wirst du das, Mutter? Kannst du dich einer Göttin verweigern, Schicksalsgöttin? Ist es nicht viel mehr dein Schicksal mir alles zu offenbaren?“


    Orima: „Niemals, Pyrdona.“

    Pardona: „Weißt du, wie sie mich noch nennen, Mutter? Bhardona, die Begehrensauslöserin. Bhardona, Die-Alles-Vergiftet!“


    - Der Largalahen wird von purpurnem Funkentanz umspielt und Orima sinkt mit einem Aufschrei in die Knie -

    - Pardona tritt vor, während Orima gefangen im Purpurfeuer der namenlosen Zweifel, die den Largalahen entflammen ungläubig starrt, Pardonas eisiger Wille fokussiert sich in schiere Geistesgewalt, die in den Willen der Göttin eindringt, ihre Hand sanft auf das Haupt der Schicksalsgöttin legend -

    Ein Moment zieht sich zur Ewigkeit, während Orima leidet und nur das Opfer der Helden, die ihrerseits die namenlosen Zweifel des Kelches teilen, ihr erlaubt, sich erneut zu erheben und Worte mit Macht zu sprechen.

    Orima: „Du bist nicht mehr meine Tochter... du bist dhaza!“

    - Und Selflanatil erwacht -

    - Pardona zieht ihre Hand zurück und weicht von dem Licht der Silberflamme, welches den namenlosen Zweifel mit Gleißen tilgt, in der anderen Hand die Knochenflöte der Orima haltend -

    Pardona: „Du weißt es nicht, Mutter. Du bist machtlos und schwach geworden. Und du hast Recht, ich bin nicht mehr deine Tochter. Ich bin Göttin. Also vergehe, dort wo du dich versteckst, zwischen den Sternen. Ich spiele nun Schicksal. Reise, Glücklicher!“

    - Sie wirft die Flöte Beorn zu, der mit gequältem Ausdruck diese fängt und einen Ton spielt, er und seine Mannschaft verschwunden, ebenso wie Pardona, die fort ist, als wäre sie niemals hier gewesen -

    Orima, geschwächt und blass wie der Stein ihrer Statue gibt noch letzte Antworten, bevor sie schwindet:

    Frage: „Hat Beorn sich dem Namenlosen hingegeben?“


    Antwort: „Sein Pfad war voll der steinigen Qual, er hat es nicht getan, wart gezwungen von... IHR. Nicht weniger grausam allerdings mag sein Schicksal werden.“


    Frage: „Und was bleibt uns nun, Schicksalsgöttin? Welchen Weg haben uns die Runjas bestimmt, nachdem dieser Verrat... Zwang... was auch immer, uns beinahe entzwei gerissen hat?“


    Antwort: „Findet den Weg hinter den Nebel. Findet den Weg zu den Inseln hinter dem Nebel. Das Schicksal des Königs liegt in eurer Hand. Oder in der Pyrdonas. Findet einen Weg, folgt dem Weg des Guten, das ihr getan habt. Meine Kraft schwindet. Ich kann euch nicht fortbringen... Verrat war stets und wird es immer sein, die tiefste und grausamste Wunde, die geschlagen werden kann.“

    Frage: „Wie finden wir den König?“


    Antwort: „Die Antwort auf diese Frage ist selbst mir verborgen, denn nur so konnte sie verborgen sein vor Bhardona. Sie schickt die Ihren mit Zwang auf die Inseln. Befreit ihn aus ihrem Griff und ihr werdet die Wahrheit erlangen.“

    Frage: „Gibt es einen Weg Pardona zu besiegen?“

    Antwort: „Eines Tages mag es ihn geben. Doch ihr Sein ist mehr. Sie ist nicht mehr von dieser Welt. Euch wird es aufgetragen sein ihr Handeln zu vereiteln, doch sie zu bezwingen, ich vermag es nicht zu sehen. Doch verzagt nicht, denn eines habt ihr nun, was ihr vorher nicht wusstet: Ihr kennt den Feind.“

    Frage: „Wie kommen wir hier wieder weg?“


    Antwort: „Auf dem Weg, auf dem ihr hierhergekommen seid.“


    Frage: „Wie viel Zeit haben wir noch?“

    Antwort: „Nur noch Minuten.“

    Abdul, dazwischen brabbelnd: „Sie ist fort, Pyrdona, Bhardona, sie ist fort, sie ist fort... was ein Glück, was ein Glück.“

    Orima: „Die Zeit verrinnt, mein Zauber schwindet und ihr müsst diesen Ort verlassen, bevor er sich zurückgeholt wird, von den Sanden der Zeit. Erinnert euch der Worte. Denkt daran, dass das dhaza niemals ruht. Denkt daran, dass Güte belohnt wird. Rettet mein Volk.“

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  • Wir haben heute Tie'Shianna komplett bespielt.
    Vielen lieben Dank für das Transkript. Es hat mir sehr bei der Ausgestaltung der Szene geholfen. Ich habe es als Mischung aus Gilions und deiner Idee gestaltet.

    Meine Gruppe war begeistert und lässt dir beste Grüße ausrichten. Ihnen hat es super gefallen.

    Wir haben am Ende der Runde über den vorgesehenen Ablauf gesprochen und es hätte sie enttäuscht. Auch sie hatten keine Lust auf einen elfischen Anrufbeantworter.

    So durften sie einem Streit zwischen Mutter und Tochter beiwohnen.

    Noch einmal vielen Dank.

  • Freut mich das zu hören. Leider hatte ich kein Transkript. Bei mir habe ich Orima auch noch zu einer NSC-Person aufgebaut, weil die Spieler sich das wünschen. Sie wird nochmal im Endgefecht auftauchen (denn mal im Ernst, nur Niam + Phileassons Crew vs Pardona and da Nightelves wäre unrealistisch ^^)

    Per noctem ad lucem.
    Durch die Nacht zum Licht.
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    Pardona? Ist das nicht ein Kochrezept?