Initiative zur Rettung der Praioskirche

  • Praios zum Gruße,

    der Götterfürst hat einen schlechten Ruf mehr aber noch seine Anhängerschaft. Alle Welt ruft nur "Inquisition!" oder noch schlimmer "Bannstrahler!", redet von Fanatsimus, Hass, der Hinrichtung unschuldiger Hexen und Druiden (wobei all das doch Unsinn ist, wenn es auch in Ausnahmefällen vorkommen mag). Und das Bild kommt leider nicht von ungefähr: Tauchen Prioten in offiziellen wie inoffiziellen ABs auf, sind sie allzu oft dogmatisch. steif, verbohrt und arrogant. Hier nun möchte ich Ideen sammeln, mal ein anderes, positives Bild der Geweihtenschaft zu zeichnen. Helden sollen freundlichen, offenen und sonst wie positiven Geweihten des Prios begegnen. Auch die Prinzipien des Götterfürsten sollen in das rechte Licht gerückt werden - im wahrsten Sinne des Wortes.

    Beispiele:

    Ein älterer Praiot betritt die Taverne, will sich zu den Helden setzen und statt zu predigen und zu bekehren reißt er Witze, lacht und spielt um ein paar Heller Karten.
    Die Helden begeliten einen Prioten auf eine Queste, er behandelt sie als gleichwertige Partner und hört den Ratschlägen des Streuners in der Gosse, des Jägers in der Wildnis und des Kriegers vor dem Kampf genau zu. Am Ende wird ein Miskara-Artefakt erbeutet, dass alle in der Umgebung langsam verfaulen lässt. Der Praiot nimmt es an sich, um es weit von allen Menschen zu bringen, obwohl es seinen Tod bedeutet und opfert sich auch für die Helden.
    Die Helden kämpfen gegen einen mächtigen Dämon, als ein Praiot vorbei kommt und ihn exoziert oder mit dem zerschmetterten Bannstrahl bannt. In höchsten Tönen lobt er die Tapferkeit und den Einsatz der Helden für die göttliche Ordnung und bietet ihnen an, ihre Waffen zu weihen, damit sie das nächste mal bessere Karten haben.
    In den befreiten schwarzen Landen soll eine Kapelle gebaut werden und ein Praiot in von Staub und Zement dreckigen Ornat packt kräftig mit an.
    Die Helden werden von einem üblen Fürsten unschuldig angeklagt und stecken in Schwierigkeiten, als ein Praiot des Weges kommt und gegen seine ungesetzmäßigen Methoden und seine Ungerechtigkeit vorgeht und die Helden als Anwalt verteidigt, obwohl er sich damit einen mächtigen Feind macht.

  • Windweber, ab jetzt liebe ich dich.

    Mir gehts auch so, besonders in meiner alten Gruppe: Praios wird als nerviger Spielverderber angesehen, als das Dogma schlechthin, etc.

    Mit meinem Mitbewohner habe ich da mal Ideen gesammelt, wie ich sie vom Gegenteil überzeugen könnte.

    Eine Idee war, ihnen eine Traumsequenz zukommen zu lassen, in der die gesamte Welt in Zwielicht getaucht ist, überall Rache und Selbstjustiz vorherrschen und allgemein Blakharaz der Herrscher und Richter ist. Die Sonne verdunkelt, keine Hoffnung auf Recht und Ordnung, sie können jederzeit ohne Anklage oder Verhandlung getötet werden... ein Alptraum für jeden Spieler.

    Eine andere Sache war, dass ich mit der Gruppe tatsächlich mal ein Abenteuer innerhalb der Praioskirche in Trallop gespielt habe, um den Ruf aufzupolieren (und ausgerechnet an dem Abend war der größte Praios-Gegner, die Hexe, nicht da). Da ging es darum, eine Entführung eines Praiosgeweihten aufzuklären (war ein ehemaliger Praios-Geweihter, der zu Blakharaz übergelaufen ist).

    In WdG habe ich im Teil zu Praios auch ein Zitat eines kleinen Jungen im Praiostempel gefunden, der zu Praios gebetet hat wie wenn wir zu Gott reden. Ein wirklich süßes Gebet, auf S. 35.

    Im allgemeinen kann man auch darstellen, wie die Praioskirche im Alltag mitmischt: Der Praiot als Richter, der Respekt der Menschen vor den Praioten, der Besuch des Tempels am Praiostag, die Amulette des Praios gegen Magie (auch wenns nur ein einfaches Sonnenauge ist), wie erfürchtig die Menschen von ihm reden, so als ob er der alte, harte aber gerechte Patriarch der Familie ist, durch den die Familie zu Stand und Ansehen gekommen ist.
    Mehr Alltag, weniger Sondersituationen, die ja leider den Großteil der Abenteuer-Praioskirche ausmachen.

    "Das schlimmste Monster in Aventurien? Nennt sich Meister. Sitzt vor dir am Tisch."

  • Schön finde ich die Interpretation des Götterfürsten im Witzko'schen Maraskan ("Der Penible"), wo ja alle 12 etwas anders gesehen werden.

    Ich würde einen Praioten (natürlich abhängig vom Abenteuer) tendenziell so darstellen: im Alltag etwas penibel, aber im Konflikt konsequent bis zum letzten. So ähnlich wie den Paladin in "The gamers - dorkness rising" https://www.youtube.com/watch?v=tOUksDJCijw

  • der Götterfürst hat einen schlechten Ruf mehr aber noch seine Anhängerschaft. Alle Welt ruft nur "Inquisition!" oder noch schlimmer "Bannstrahler!",

    Wer ist "alle Welt"? Meinst Du unter den Spielern, oder IT?

    Ja, in den AB haben Praioten eine - zu Unrecht - sehr schlechte Presse - wenn such "nur" sehr oft, nicht immer - , weil sie da grundsätzlich mit Füßen treten, was sie hoch halten sollten. Wenn man sich aber die Setzungen zur Praios-Kirche anschaut, lese ich da von einer Institution und ihren Vertretern, die so gar nicht sind.

    Manchmal gibt es auch in AB solche Vertreter, Amanodo da Vanya sei das beispielhaft genannt. Auch unter der Spielerschaft erfreuen sich Praioten doch einer gewissen Beliebtheit.

    Daher, um auf meine Eingangsfrage zurückzukommen: Ich halte diese bornierten Antagonisten für eine unrühmliche Ausnahme, und gerade IT sollten eigentlich die anderen Praioten bekannter sein. Und unter den Spielern, da ja recht gerne Praioten gespielt werden, spricht es sich doch allmählich herum, dass Praioten eigentlich so gar nicht sind, wie sie in AB in der Regel eher als Antagonisten aufgegriffen werden.

    Aber, in der Tat, ihre Presse könnte in AB in der Tat noch besser sein.

    Wenn man sich also an diese Beschreibungen und Setzungen hält, sollte ein gänzliches anderes Bild enstehen.

    Ja, Praioten werden nicht unbedingt die besten Freunde von generischen SC-Gruppen, die das Gesetz schon mal in die eigenen Hand nehmen, lügen und zuweilen einbrechen oder sonstige Kungeleien machen, um der Gerechtigkeit zum Siege zu helfen. Aber nicht jede Gruppe agiert so, nicht jeder Angehörige einer solchen Gruppe, und Praioten bekommen so etwas auch nicht unbedingt mit.

  • Warum nicht einfach einen Praioten auftreten lassen, dessen höchstes Gut sein in perfekter Ordnung angelegter Garten ist? Eventuell sogar mit extra der Zahlenmystik angepassten mathematisch berechneten Weglängen und dergleichen?
    Übrigens böte sich hier als Übelschurke gleich der langjährige und gerechtbezahlte Gärtner an ( der trotzdem mit der Kohle unzufrieden ist ) und dank Einflüsterungen von Aussen eine Kleinigkeit am Garten verändert. Win halber Meter Weg weniger könnte aus dem so perfekten Garten z. B. eine Geisterfalle oder ein Dämonenportal machen. Ein Lustgarten, aus dem schon lange keiner mehr herausgekommen ist ... oder leider jeder irgendwann und in irgendeinem Zustand wieder zurückkommt.

    Auch praiotische Mystiker bieten sich an, etwa volltätowierte Glatzköpfe, die ins heilige Feuer starren, bis sie erblinden. Oder Priester, die so fixiert auf den Glanz der Sonne sind, das sie in ihren Tempeln die Wände voller Wolkenbilder haben, um sie möglichst von der Sonne fernzuhalten.

    Gerechtigkeit könnte auch grausam sein, wenn man sich an die geschriebenen Gesetze buchstabengetreu hält. Und zwar immer. Ebenso sind Priester denkbar, die die Welt studieren und tatsächlich mit all ihrem Wissen versuchen, ein Weltengesetz zu verfassen, das für die ganze Schöpfung gilt.

    Natürlich können sie auch als reisende Vertragsvermittler unterwegs sein, oder gar als Händler, die niemals betrügen, aber jedes Schlupfloch nutzen.

    Nicht jeder Praiot muss von adeligem Stand sein, nicht jeder Tempel vertritt die gleiche Philosophie.

    Vom goldbehangenen Unsympathen bis zum abgerissenen Hexenfreund ist alles drinnen. Ganz wie bei den anderen Kirchen auch. Sie dürfen nicht lügen, gut - aber sie können durchaus jemand für sich lügen lassen.

  • Wer ist "alle Welt"? Meinst Du unter den Spielern, oder IT?

    Ich meine die Spieler, die offizielle Setzung ist freilich eine deutlich andere. Vieleprojezieren wohl ihre Abneigung gegen die mittelalterliche katholische auf die Praioskirche... Und ich will gerade Ideen sammeln, wie man dieses Bild der Spieler korrigieren könnte. :)

  • Ich hatte mal überlegt, eine Praiosgeweihte zu spielen, und mir daher "positivere" Nuancen überlegt, wie man diesen Glauben darstellen kann. Hier mal ein paar meiner Gedanken zum Sonnengott:

    • Jeder Mensch hat seinen von Praios bestimmten Platz in der göttlichen Ordnung. Das heißt, erstmal ist jeder gut so, wie er ist (solange er die Ordnung nicht beschädigt/Gesetze bricht). Denn Praios' Ordnung ist auch Vielfalt, wir sind eben nicht alle gleich geschaffen. Und warum er die merkwürdige Alrike nun genau so geschaffen hat... Das bleibt sein Geheimnis in seiner unendlichen Weisheit, die wir Menschen mit unserem begrenzten Geist nicht nachvollziehen können. Aber wir sollten Praios ehren indem wir Alrike annehmen, wie sie ist.
    • In Gebeten/Predigten muss man ja metaphorisch nicht zum zerschmetternden Bannstrahl greifen, sondern kann die Sonne als wärmend, erhellend und lebensspendend darstellen. "Und so unterschiedlich der Herr Praios uns geschaffen hat, so genießen wir, wenn wir im Lichte seiner Ordnung leben, alle seinen Schutz und seine Liebe. Denn die Sonne scheint gleichermaßen auf einen jeden von uns herab." Oder so.
    • Praios gibt Halt, er ist die Gerechtigkeit. Das bedeutet, wer sich rechtschaffen verhält und hart arbeitet, wird dafür entlohnt. Idealerweise zu Lebzeiten, spätestens aber im Tod. Und wer sich auf Dere ein Leben im Reichtum zusammenlügt, -klaut und -betrügt, der wird hier nach dem klaren Wort des Gesetzes bestraft oder eben auch spätestens nach seinem Tod. Auch wenn es kurzfristig manchmal so aussieht: Betrug lohnt sich nicht. Herr Praios wird schon dafür sorgen, dass man letztlich am besten da steht, wenn man ein rechtschaffenes Leben führt. Wer das tut, weiß, dass er den stärksten Verbündeten, den es gibt, immer hinter sich wissen kann.

    Nur mal so als Gedanken-Anstöße, wie meine Praiotin ihren Gott sehen könnte.

  • Das Problem ist hier vor allem, dass "der Praiosgeweihte" im normalen Abenteuer (wobei die QQ hier glaub ich einige nette Ausnahmen macht...oder Pyro macht diese Ausnahmen, das kann ich natürlich nicht sagen ^^ ) oft eine bestimmte Rolle erfüllt. Das korrupte System, der verbohrte Fanatiker usw. Dazu kommt, dass der Standard-Praiot in der Tat das Klischee eines "bösen" katholischen Geweihten erfüllt: Alt, unverheiratet (aber irgendwie mit einer Affäre), sehr konservativ usw. Dinge, bei denen man eigentlich damit rechnen muss, dass Spieler da in Opposition gehen. Also...Erwartungen aufbrechen.

    • OK, der erste Trick ist eigentlich billig, aber er wirkt: Der nächste Praiosgeweihte, der den Helden begegnet ist einfach mal eine hübsche (hübsch ist hier wichtig), kleine, junge Praiosgeweihte. Jung, energiereich, idealistisch, die die Ungerechtigkeiten der Welt bekämpfen möchte. Es funktioniert ;) .
    • Praiosgeweihter, wie auch sonst eigentlich kein Geweihter in Aventurien, leben nicht im Zölibat. Warum sollte ein/eine Praiotin sich nicht einmal in einen der Helden verschießen und vorsichtig mit ihm/ihr flirten? Warum nicht mal in einem Spital einen Praiosgeweihten treffen, der unruhig auf und abläuft, weil seine Frau gerade ihr erstes Kind bekommt? Eine Praiota und Mutter, die gerade auf dem Marktplatz einen Sprint hinlegen muss, weil einer ihrer Zwerge etwas totaaaaal spannendes gesehen hat und darauf zugerannt ist...Der junge Praiot, der seinen Ritter geheiratet hat und im Hinterland als einziger Geweihter die Stellung hält und mehr Gemeindepfarrer als strenger Praiot ist (nicht, dass das ein Charakterkonzept wäre, das Schildkröten vertraut wäre :saint: ). Schon ist man recht schnell weg vom Gedanken eines katholischen Priesters.
    • Ein "Sozialarbeiter" als Praiosgeweihter. Gemütlicher Typ, verheiratet, drei inzwischen erwachsene Kinder, das erste Enkelkind ist auf dem Weg, der in den Straßen arbeitet und dort Waisenkinder versucht in Familien und bei Lehrmeistern unterzubringen. "Das sind die Diebe, Räuber und Verbrecher von morgen, so traurig es ist. Ich will die nicht in zehn Jahren vor einem Gericht sehen."
    • Die Helden geraten in einen Konflikt mit Bannstrahlern, als ihnen plötzlich ein Praiosgeweihter zur Seite springt. Es wird hitzig, aber der Praiosgeweihte kann die "Wisst ihr, mit wem ihr hier redet" Karte ziehen und die Bannstrahler ziehen sich zurück. Sowie sie weg sind, sehen die Helden, dass der Praiot zittert. Er lädt die Helden ein "Ich brauch jetzt was Starkes" und die Helden merken, dass der Praiot genauso Angst, wie die Bevölkerung vor den Fanatikern hat und schüttet den Helden sein Herz aus, dass das nicht Praios' Weg ist, dass die nicht für die Kirche stehen, er aber nicht weiß, wie er ihnen beikommen kann, ohne dass es wirklich hässlich wird...
    • Die Helden treffen auf einen Magier/Druiden/Hexe, der/die für die Purgation vorgesehen ist. Es ist damit zu rechnen, dass die Helden über die "was kann denn er/sie denn dafür, dass er/sie mit Magie geboren ist!" usw. gleich mal dagegen sind Die Helden wollen versuchen das zu verhindern (Verfluchtes Artefakt, OK, aber ein Mensch? Das kann im Tod enden!) Stellt sich aber heraus, dass der/die zu purgierende eine instabile Matrix besitzt und es jetzt passiert ist: Durch einen schlimmen Patzer ist jemand zu schaden gekommen, eventuell sogar gestorben. Die Helden treffen auf jemanden, den seine Magie stets nur Ärger gemacht hat und der niemals wieder jemanden verletzen möchte, was aber eben aufgrund seines eigenen Astralkörpers niemand irgendwie garantieren könnte, vor allem nicht eine Bande daher gelaufener Glücksritter. Die Helden machen zudem die Bekanntschaft mit der Praiota, die die Purgation betreuen wird. Diese freut sich ehrlich, dass ihr Schützling in diesen schweren Stunden noch etwas Gesellschaft außerhalb von ihr hat und bittet die Helden darum einige Besorgungen für sie zu machen: Zutaten für potente, aber magiefreie Heiltränke, um im Notfall, sollte es nach der Purgation schlecht aussehen schnell Hilfe parat zu haben.
    • Der Inquisitionsprozess kann natürlich auch immer mal Überraschungen bereit halten

      • Die Helden erfahren von einer Hexe, die unschuldig angeklagt ist (sind sie das nicht immer?) Natürlich setzen sie es sich in den Kopf sie vor der bösen Inquisition zu befreien! Dumm nur, dass sich heraus stellt, dass die Hexe (und die ist ebenfalls sehr jung und hübsch, wie es die unschuldig angeklagten Hexen im Durchschnitt eben sind) echt einfach mal böse ist: Sie kam in das Dorf, verguckte sich in einen Typen...der lehnte ihre Flirtversuche aber ab (Treuebonus aus Traviabund, schwul, gerade selbst frisch verliebt, gerade frisch verwitet...man suche sich einen Grund aus). Der Jähzorn schlug durch, die Hexe spie Gift und Galle und packte einen richtig üblen Fluch aus. Der Mann ist jetzt tot. Einsicht? Nein. Würde sie es wieder machen? Kannste Gift drauf nehmen! Die Hexe ist also einfach mal eine bösartige Person, der das, was sie kann und macht einfach Spaß macht. Am Ende macht sie vielleicht sogar noch Andeutungen, dass das nicht das erste Mal war...
      • Wieder eine Hexe, die unschuldig angeklagt ist. Die Helden beobachten die Verhandlung, die irgendwann für den Tag unterbrochen wird. Die Inquisitorin, eine Veteranin des Kampfes gegen Borbarad und die Schwarzen Lande bleibt, nachdem alle weg sind sitzen. Die Helden beobachten, wie sie die Notizen noch einmal durchgeht: Müde, zusammen gesunken, reibt sie sich die Nasenwurzel. Es stellt sich heraus, dass ihr Bauch (ein sehr erfahrener Bauch) ihr sagt, dass die Hexe unschuldig ist. Aber Indizien und die Weigerung der Hexe sich einem Wort der Wahrheit zu unterziehen, sprechen eine deutliche Sprache gegen sie. Dazu gibt es einen Zeugen von dem sie überzeugt ist, dass er lügt, aber auch hier hat sie keine Handhabe. Hier kann man auch die Schwäche der Kirche zeigen: Sie haben das Mittel in der Hand, aber sie sind für Liturgien dieser Art auf die Freiwilligkeit der Befragten angewiesen. Die Inquisitorin bittet die Helden eindringlich mit der Hexe zu reden und ihr zu helfen irgendwie ihre Unschuld zu beweisen. Andernfalls wird sie beim Urteil, selbst wenn sie für unschuldig plädiert, was sie aber den Fakten nach eigentlich nicht mal dürfte, überstimmt werden und dann kann sie nichts mehr tun...Die Helden sollten hier merken, dass auch für Praioten der Konflikt Recht vs. Gerechtigkeit durchaus ein Thema ist.

    In kurz: Der eigentliche Alltag eines Praioten geht über "Bannstrahler will pöse Hexe verbrennen" nun einmal hinaus und das kann man in seinem Aventurien auch durchaus mal so darstellen. Ebenso gibt es nicht nur den einen Typ Praiosgeweihten, sondern eine große Bandbreite, die man auch durchaus mal zeigen kann. Natürlich gibt es den Typen Praiot, der in Abenteuern auch immer wieder vorkommt und man sollte die Geweihten nicht komplett in Heilige verwandeln. Aber da geht definitiv mehr, als sich im offiziellen Aventurien zeigt.

    Der Himmel hat dem Menschen als Gegengewicht gegen die vielen Mühseligkeiten des Lebens drei Dinge gegeben: die Hoffnung, den Schlaf und das Lachen.

    - Immanuel Kant

  • Was mir zugegeben in der Darstellung fehlt, ist die Berechtigung am harten Zweig der Kirche, am Bannstrahl des Praios, denn der ist, wenn auch unangenehm, so doch gerade in dunklen Zeiten sicherlich bei jedem gerne gesehen. Wenn der Bannstrahl Praios mit heiligen Chorälen, sonnenstrahlenden Klingen und dem unerschütterlichen Glauben an die Macht des Sonnengottes zwischen die Feinde fährt, Untote verbrennt, vor keiner Unkreatur zurückweicht und freiwillig die Männer und Frauen ihr Leben geben, um die Ordnung der Zwölfe zu beschützen, dann schafft man damit auch ein anderes Bild vom Bannstrahl Praios'.

    Eine der schönsten Szenen die Kirche betreffend, war der Sturm auf den maraskanischen Fürstenpalast, als die Bannstrahler die Helden begleiteten und ihnen gezeigt haben, was Opfermut überhaupt bedeutet. Bis auf Ucurian Jago und den Großinquisitor da Vanya kehrte keiner zurück, aber jeder Mann und jede Frau, die dort gekämpft hat, tat es für die gute und richtige Sache und mit einem Mut und einer Entschlossenheit, die so manchen Rondrianer hätte beschämen können.

    Es kommt eben auch drauf an, was man für Spieler hat. Meine Gruppe hatte damals genau deswegen einen Heidenrespekt vor den Praioten bekommen, weil sie eben gezeigt haben, dass sie sich nicht schonen, dass sie sich nicht in die zweite Reihe stellen wenn Unrecht geschieht oder wenn gehandelt werden muss. Noch vor Reich, vor den anderen Kirchen, haben sie ihnen die Wahrheit geglaubt UND sie haben geholfen. Es mögen nicht die Samthandschuhe gewesen sein, die man bei den Treffen angezogen hat (beidseitig nicht), aber es war eben doch eine unglaubliche Verlässlichkeit.

    Mein eigener Praiot, der in der Wildermark eingegriffen hat (und dafür zu Albuin dem Ketzer wurde inneraventurisch), hat sich auch gewandelt, vom stolzen Kriegspriester, der in seinem Urteil die einzig praiosgefällige Meinung in der Mark sah hin zu einem verständigen Vermittler und Verhandlungsführer, der sich nicht mehr als graue Eminenz des Thrones sieht, sondern Vertrauen in die Männer und Frauen gefasst hat, die mit ihm gemeinsam dunkle Zeiten durchgemacht haben. Gerade wenn man Praioten langfristig darstellt, sollte man ihnen eben auch zugestehen, dass sie in ihrem schonungslosen Umgang mit der Wahrheit, auch sich selbst gegenüber wahrhaftig sind. Sie reflektieren ihre Fehler und sehen ihren Verfehlungen, sie reflektieren ihr Handeln und Überdenken es.

    Ansonsten hat @Ehny viele gute Dinge gesagt, aus den Praiospriester auch Menschen zu machen, ist wohl das wichtigste.

    Drama-Karten und Geschichten für alle Spielwelten: Jetzt mit Jannasaras Tagebüchern und Kartenmappen! Klickt rein!

  • Jetzt hat Sumaro während ich schrieb dazwischen gepostet. Denn was ich kurz sagen wollte: eigentlich muss man Praioten nur als Menschen darstellen. Die Wenigen, die ich in meiner Runde hatte, waren vor allem erst einmal Menschen und Diener ihres Gottes: die reine Wahrheit, das göttliche Recht, die ewige Ordnung - nicht blinder Fanatismus und Willkür. Gut, wir spielen viel im Tulamidenland man kann argumentieren, dass da keine Hardliner sitzen (außer in Jindir), weil die tulamidische Ordnung nicht immer mit der garethischen Ordnung zusammen passt. Zumindest hatten sie unter anderem Kinder oder keine Probleme mit Zauberkundigen einen Tee zu trinken.

    Die besonders Hübsche und Junge gab es bei mir schon sehr lange vorher. Allerdings war sie noch Novizin, wenn auch bald fertig. Im Praios-Tempel zu Trallop, ich weiß nicht mehr warum die SC damals in den Tempel gegangen sind (war lange vor der Tulamidenrunde), aber die Dame wurde dann doch häufiger um Rat gefragt - nicht nur wegen ihrem Äußerem. ;)

    Hatte dann sogar überlegt sie mal selbst als SC zu führen, aber ist nichts darauf geworden - das war noch vor DSA4...

    I ♡ Yakuban.

  • Was mir zugegeben in der Darstellung fehlt, ist die Berechtigung am harten Zweig der Kirche, am Bannstrahl des Praios, denn der ist, wenn auch unangenehm, so doch gerade in dunklen Zeiten sicherlich bei jedem gerne gesehen.

    Ich denke, da hast du einen sehr wichtigen Punkt, den man gerade bei Hardlinern, wie dem Bannstrahl nicht unterschätzen darf: Es kommt auf die Situation an. Unsere Gruppe arbeitet in der Wildermark hervorragend mit dem Bannstrahl zusammen. Man ist sich einig, dass man sich in einigen Punkten nicht einig ist, aber dass es ein höheres Ziel gibt. Wir hatten damals den "Aktionsplan Wehrheim" mit Auraleth, Boronia und Rommilys ausgearbeitet, um das Mythraelsfeld auf lange Sicht irgendwie zu bändigen und das ganze Dämonenkroppzeug loszuwerden.

    Das Problem beim Bannstrahl ist: Wenn Frieden herrscht und eben keine Dämonen, Fiesewichte jedweder Couleur und an jeder Ecke lauern, haben die de facto nicht viel zu tun. Und dann wird so ein Verein schnell gefährlich, weil er sich seine eigene Existenzberechtigung schaffen will. Also werden überall die Hexen eingesammelt. Wobei man auch hier sagen muss: Hexen sind per se keine Kuschelprofession haben aber im DSA definitiv die bessere Lobby (die Kätzchen sind so flauschig!).

    Aber generell sollte man gerade bei so einer rigorosen Organisation versuchen immer beide Seiten darzustellen und dass in einer Welt mit Dämonen, Flüchen, fiesen Magiewirkern usw. eine Organisation, die es sich zur Aufgabe gemacht hat das zu bekämpfen auf der Seite der Guten steht. Hier machte DSA meiner Meinung nach immer schon den Fehler, dass es sich hier auf die negative Seite konzentriert. Der erste Satz zum Bannstrahl in WdG ist etwa "Der Bannstrahl ist ein fanatischer Orden". Aus fanatisch folgt rein vom Wort her nichts Gutes im Kopf. Es kommen hinterher zwar noch die Beispiele, wo sie gegen die Dämonen etc. kämpfen, aber, nunja: Das tun Helden auch, das tun Rondrageweihte auch, das tun...man kann es sich vorstellen. Viele tun das und sind nicht so rigoros im Umgang mit ihren Mitmenschen dabei. Es fehlt einfach die Darstellung warum das gut sein kann und warum das in Aventurien etwas ist, was prinzipiell positiv aufgenommen werden kann.

    Der Himmel hat dem Menschen als Gegengewicht gegen die vielen Mühseligkeiten des Lebens drei Dinge gegeben: die Hoffnung, den Schlaf und das Lachen.

    - Immanuel Kant

  • Das Problem beim Bannstrahl ist: Wenn Frieden herrscht und eben keine Dämonen, Fiesewichte jedweder Couleur und an jeder Ecke lauern, haben die de facto nicht viel zu tun. Und dann wird so ein Verein schnell gefährlich, weil er sich seine eigene Existenzberechtigung schaffen will.

    Der Punkt ist ja, es herrscht de facto niemals Frieden. Zumindest kann ich mir aventurisch faktisch keine Zeit vorstellen, in der nicht Magie irgendeine Art von Bedrohung hervorgebracht hat. Ich sehe beim Orden des Bannstrahls immer eine gewisse Parallelität zu dem Orden der Templer in Thedas (Dragon Age). Eigentlich haben die Leute recht. Magie ist gefährlich, Magie erlaubt einem Menschen Dinge zu tun, die so gefährlich sind, dass sie die Schöpfung selbst bedrohen. Magie ist eine Waffe, die ebenso häufig missbraucht wie für gutes genutzt wird und Magie ist Macht und Macht korrumpiert.

    Daher gehe ich mit dir vollkommen konform, es fehlt die "gute" Seite des Ordens. Es fehlt die Darstellung, warum ein fanatischer Glaube an Ordnung, Wahrheit und Magiebann etwas positives sein kann. Schaut man in die schwarzen Lande, schaut man in die Wildermark, schaut man zur Dämonenbrache usw. usf. hat man aber eigentlich mehr als genug Gründe, den Orden zu legitimieren. Das Problem ist, der Orden wird oft so dargestellt, dass er seine eigenen Ideale pervertiert, statt sie zu befolgen. Dass gelogen wird, um Hexen zu verbrennen, dass gemordet wird, statt Gerechtigkeit zu bringen, dass Rache verübt wird, anstatt dem Recht genüge zu tun. Diese Darstellung ist gerade in alten ABs, aber auch im JdF, zu finden und natürlich Gift für die differenzierte Darstellung. Denn der Bannstrahl würde gegen seine eigenen korrupten Elemente mit ebensolcher Härte vorgehen wie gegen fluchende Hexen eben auch.

    Und klar, solche Leute können auch lästig sein. Sie können auch die Leute sein, die dich anzeigen, wenn du mal 5 Minuten im Halteverbot parkst. Sie können pedantisch sein, sie können arrogant sein, weil sie sich für etwas besseres halten und jede Nacht die Sünde aus ihrem Fleisch geißeln, aber letztlich sind diese Leute weit weniger "gefährlich", als jene, die mit einem Fingerschnippen dein Haus in Flammen aufgehen lassen können oder mit einem zornigen Schrei deine Ernte verfaulen lassen.

    Drama-Karten und Geschichten für alle Spielwelten: Jetzt mit Jannasaras Tagebüchern und Kartenmappen! Klickt rein!

  • Ich meine die Spieler, die offizielle Setzung ist freilich eine deutlich andere. Vieleprojezieren wohl ihre Abneigung gegen die mittelalterliche katholische auf die Praioskirche... Und ich will gerade Ideen sammeln, wie man dieses Bild der Spieler korrigieren könnte. :)


    Guter Thread, Windweber. Um es gleich vorweg zu sagen: Ich kenne weder das Vademecum noch die Quanionsqueste. Dennoch denke ich, dass man einige Aspekte festhalten kann, die in meinen Augen für Windwebers These – dass Praios und seine Kirche OT schlecht wegkommen – sprechen:

    1. Fehlender „Reinigunsprozess“
    Es gibt einiges, was darauf hindeutet, dass die Praios-Kirche an die mittelalterliche katholische Kirche angelehnt ist. So erinnert mit der Praios-Geweihte auf dem Cover von WdG stark an die Gewandung eines katholischen Priesters.

    Das ist ja grundsätzlich noch nichts Schlechtes. Thorwaler erinnern ja auch an Wikinger. Allerdings wurden die aventurischen Nordmänner einem „Reinigungsprozess“ unterzogen. Gleichberechtigung, keine Freude am langsamen Tod oder Folter der Feinde, Bekämpfung von Sklaverei. Ich denke, dieser Reinigungsprozesses ist dafür verantwortlich, dass sich Thorwaler bei der Spielerschaft so einer großen Beliebtheit erfreuen (jetzt mal abgesehen von den Attribut-Boni in 4.1). Spieler wollen – so denke ich – größtenteils immer noch Helden sein und Ruhmestaten vollbringen. Und das gelingt imo nur, wenn man sich mit dem Helden identifizieren kann. Bei der Praios-Kirche hingegen vermisse ich diesen Reinigungsprozess, der bei den Thorwalern stattgefunden hat. Inquisition steht immer noch auf der Agenda.


    2. Unsympathisches Gottesbild
    Um bei den Thorwalern zu bleiben: Swafnir wird als der Tolle dargestellt, der sich sein Volk ausgesucht hat, seine Krieger ermutigt und schützt. Man kann durchaus sagen, er ist an einer guten Beziehung zu seinem Volk interessiert. Praios hingegen wird gleich in den ersten 9 Zeitaltern der HA völlig anders dargestellt. Er ist nicht um sein Volk, sondern lediglich um seinen Machterhalt besorgt. Mada meint es gut mit den Menschen und bringt ihnen die Magie. Praios verbietet sie. Praios‘ Volk – die Gryphonen – müssen sich einer Gewissensprüfung unterziehen. Selbst diejenigen, die kein sündiges Leben gelebt haben, werden in Greifen verwandelt.

    Auch im aktuellen Zeitalter ist die Beziehung zwischen Praios und seinen Gläubigen vor allem durch Strenge, Strafe und Gebote dargestellt.


    3. Unsympathische Außendarstellung
    Bereits im PC-Spiel „Sternenschweif“ werden Helden von der Praioskirche derart in ihren Bann gezogen, dass sie die Gruppe verlassen. Ferner weigert sich Praios, in der Gegenwart magiebegabter Helden Wunder zu wirken. Bei Drakensang kann man den Praioten Hilfe leisten und unschuldige Hexen töten. Vielleicht fallen anderen von euch noch weitere Beispiele ein.

    Ich denke, all diese Faktoren führen OT dazu, dass einige von uns (vielleicht ja auch mehr) Praios und seine Kirche nicht ganz so sympathisch sehen wie beispielsweise Swafnir und die Thorwaler.


    Es bleibt Windwebers Frage, wie man dies verbessern kann.Ich würde dazu tendieren, an den drei von mir genannten Punkten zu arbeiten. So könnte man versuchen, Praios oder seine Geweihtenschaft kommenden Publikationen besser darzustellen. (Die HA ging da imo leider genau in die entgegengesetzte Richtung.) Ferner könnte man über Praios-Geweihte-NSC schreiben und positiv betonen, wie sie Werte wie Gerechtigkeit, Ehrlichkeit oder Gehorsam leben und vor allem, dass sie es aus einer positiven Motivation heraus tun. Außerdem könnte man sich fragen, inwiefern sich die Praios-Kirche einem Reinigungsprozess à la Thorwaler unterziehen sollte.

    Just my 2 Cents.

  • Wenn ich das Konzept der Praioskirche nicht falsch interpretiere sind sie aber keine "netten boys aus der hood".

    Selbst wenn sie, wie in deinem Beispiel einer Heldengruppe die unschuldig angeklagt wird zur Hilfe kommen,
    dann ist das nicht nett sondern gerecht. Eben das was sie verkörpern.

    Ich selbst bin der Meinung, dass es besonders bei den Idealen und Geboten der Praioskirche unglaublich schwer werden dürfte,
    die Damen und Herren freundlich wirken zu lassen.
    Allein die Maxime, dass alles seinen angestammten Platz hat macht es schon unglaublich schwer jemandem, der Praios nicht ganz so sehr ehrt wie einen anderen der 12,
    den Gott schmackhaft zu machen (es sei denn, er steht am oberen Ende der Nahrungskette).

    Hier würde es vielleicht Sinn machen, ähnlich wie beim Thread über das "Rondrianische Dilemma" mal mit der Kelle der Mäßigkeit und Relevanz zu winken.
    Ich finde, dass Praios-Geweihte durchaus einen sympathischen Eindruck Hinterlassen dürfen (z.B Karten spielen, Witze reissen oder mal selbst mit anpacken wenns darum geht, den Scheiterhaufen aufzuschichten ;) ), aber diese Sympathie sollte nur jenen entgegengebracht werden, die ihren zugewiesenen Platz kennen und sich an die Gebote der 12 halten ;)

  • Man kann durchaus sagen, er ist an einer guten Beziehung zu seinem Volk interessiert. Praios hingegen wird gleich in den ersten 9 Zeitaltern der HA völlig anders dargestellt. Er ist nicht um sein Volk, sondern lediglich um seinen Machterhalt besorgt. Mada meint es gut mit den Menschen und bringt ihnen die Magie. Praios verbietet sie. Praios‘ Volk – die Gryphonen – müssen sich einer Gewissensprüfung unterziehen. Selbst diejenigen, die kein sündiges Leben gelebt haben, werden in Greifen verwandelt.

    Auch im aktuellen Zeitalter ist die Beziehung zwischen Praios und seinen Gläubigen vor allem durch Strenge, Strafe und Gebote dargestellt.

    Können wir bitte die HA ausklammern? Danach kommen alle Götter wie Kinder weg, die sich im Sandkasten um das schönste Schippchen zanken und in ihren Motiven ungefähr so undurchschaubar sind wie ein SPD-Politiker, der komischerweise immer in der GroKo sitzt.

    Praios nach der HA ist schlicht und ergreifend ein ignorantes, blasiertes Arschloch, der die eigenen Fehler mit noch mehr Fehlern garniert und es "Gerechtigkeit" nennt. So einen Praios brauche ich aber in meinem Aventurien nicht.

    Sieht man davon ab, ist Praios Wesen keineswegs unsympathisch, höchstens für die Spieler, die letztlich nicht in der Lage sind, sich selbst für ihr Rollenspiel zu befremden. Praios ist der Gott von Gerechtigkeit, Licht und Wahrheit, er verkörpert Recht und Ordnung und genau da beginnt er natürlich deutlich weniger "freundlich" zu sein als Phex, dessen Prinzipien seine Diener zu großen Egomanen erziehen, aber der ein charmantes Augenzwinkern zeigt, wo Praios Strenge walten lässt, dafür aber die Welt in Ordnung hält. Aber macht ihn das unsympathisch? Als Gott? Für einige schon, für mich sind das meistens sehr kleingeistige Gründe, die Leute dazu bringen genau solche Aussagen zu tätigen, oft genug auch mit solchen Vokabeln wie "Spielverderber" garniert, weil die Praioskirche eben auch eine Instanz ist, die gerne mal benutzt wird, um den SC die Grenzen ihrer Freiheit aufzuzeigen und damit haben dann Spieler doch mal gerne ein Problem. Das ist zumindest meine Erfahrung.

    Ferner weigert sich Praios, in der Gegenwart magiebegabter Helden Wunder zu wirken. Bei Drakensang kann man den Praioten Hilfe leisten und unschuldige Hexen töten. Vielleicht fallen anderen von euch noch weitere Beispiele ein.

    Ich denke, all diese Faktoren führen OT dazu, dass einige von uns (vielleicht ja auch mehr) Praios und seine Kirche nicht ganz so sympathisch sehen wie beispielsweise Swafnir und die Thorwaler.

    Welche unschuldigen Hexen waren das noch gleich? Ach, diejenigen, für die man mal eben einen Bauernlümmel verfluchen sollte, weil er böse gewesen ist... stimmt.
    Zudem waren das ja keine Praioten sondern von einer echsischen Verschwörung unterwanderte Bannstrahler (aber war klar, dass es hier wieder die Bannstrahler erwischt, ebenso wie in Teil 2 die Weißmagier die bösen sind xD).
    Man hat so ein wenig das Gefühl, es geht vor allem darum antiautoritäre Spieler damit zufrieden zu stellen, um die Praioten zu Antagonisten zu machen. Auch hier kenne ich eben genug, die genau aus diesem Grund Praioten "doof" finden. Auf bestimmten LARPs bemerkt man sowas auch ganz gerne, wenn man rechtschaffene Leute spielt. Rechtschaffen dämlich kommt als Ausdruck ja nicht von sonstwoher, sondern zeugt eher davon, wie tief der erfolgsorientierte Pragmatismus vorgedrungen ist, in der Psyche der Spieler. Da bietet aber Praios zum Glück eine gesunde Portion Autorität. Aber ich wollte auch gar nicht, dass Praios und Bannstrahler einen Stand bekommen wie Thorwaler und Swafnir (auch hier sehe ich gar keine so große Beliebtheit, muss ich gestehen).

    Ich selbst bin der Meinung, dass es besonders bei den Idealen und Geboten der Praioskirche unglaublich schwer werden dürfte,
    die Damen und Herren freundlich wirken zu lassen.
    Allein die Maxime, dass alles seinen angestammten Platz hat macht es schon unglaublich schwer jemandem, der Praios nicht ganz so sehr ehrt wie einen anderen der 12,
    den Gott schmackhaft zu machen (es sei denn, er steht am oberen Ende der Nahrungskette).

    Gut, jemand der immer die Wahrheit sagt, ist in der Tat nicht die angenehmste Gesellschaft. Freundlich wird das meistens gar nicht wahrgenommen. In DSA5 hat man es vermutlich deswegen auch rausgeworfen und Praios vom Aspekt der Wahrheit bereinigt. Die Quanionsqueste scheint da hervorgebracht zu haben, dass Flunkern irgendwie doch praiosgefällig ist... *räusper*
    Sei es drum, die Maxime des angestammten Platzes und der Ordnung der Welt kommt letztlich jedem zu gute, denn es sorgt auch für soziale Sicherheit. Auch hier betrifft es ja wirklich eher die streunerhafte Unterschicht, die sich damit nicht gerne abfinden möchte. Ich glaube aber Krieger, Magier, Geweihte und andere Personen haben damit so gar kein Problem, mit diesem "angestammten" Platz.

    Aber ich sehe Praioten auch nicht als die "netten Typen aus der Nachbarschaft", sondern als die rechtschaffenen Streiter für Licht, Wahrheit und Ordnung. Das sind Prinzipien, die einer gewissen Strenge unterliegen, die nur durch die Menschlichkeit gemildert werden kann, aber nicht gemildert werden muss. Ich finde Praioten müssen nicht geliebt werden, aber sie sollten respektiert werden und das nicht nur wegen dem goldenen Gewand, sondern weil das wofür sie stehen oftmals das erste und mächtigste Bollwerk gegen die Finsternis ist.

    Drama-Karten und Geschichten für alle Spielwelten: Jetzt mit Jannasaras Tagebüchern und Kartenmappen! Klickt rein!

  • Allein die Maxime, dass alles seinen angestammten Platz hat macht es schon unglaublich schwer jemandem, der Praios nicht ganz so sehr ehrt wie einen anderen der 12, den Gott schmackhaft zu machen (es sei denn, er steht am oberen Ende der Nahrungskette)

    Hier kann man, denke ich schon Zwischenstufen einfügen. "Jeder hat seinen Platz" muss bei einem Geweihten nicht unbedingt gleichgesetzt sein mit "Da biste geboren, da bleibste". Immerhin: Er selbst als Geweihter hat ja quasi seinen "Platz der Geburt" irgendwann mal verlassen. Natürlich wird ein Praiot immer eher hierarchisch denken, aber der göttergewollte Platz in der Welt kann durchaus auch Schicksal meinen. Darüber hinaus mag aber die Sicht der durchschnittlichen Bevölkerung auf diese Maxime nicht unbedingt ablehnend sein. Denn was bedeutet denn ein fester Platz, eine starke Ordnung und eine Instanz, die das durchsetzt? Sicherheit. Konstanz. Vertrautes. Für die allermeisten Menschen sind solche Konzepte etwas, was ihnen durchaus sehr wichtig ist und bietet ihnen einen Schutz vor dem Chaos der Welt. Klar, für Spieler, die in einer völlig anderen Gesellschaftsordnung sozialisiert worden ist so ein Konzept eher befremdlich, aber in der Darstellung der Reaktion von NSC kann ein Meister hier durchaus zeigen, dass so eine Einstellung in Aventurien jetzt eher auf Zustimmung, als Ablehnung treffen mag.

    Das Problem ist, der Orden wird oft so dargestellt, dass er seine eigenen Ideale pervertiert, statt sie zu befolgen. Dass gelogen wird, um Hexen zu verbrennen, dass gemordet wird, statt Gerechtigkeit zu bringen, dass Rache verübt wird, anstatt dem Recht genüge zu tun. Diese Darstellung ist gerade in alten ABs, aber auch im JdF, zu finden und natürlich Gift für die differenzierte Darstellung. Denn der Bannstrahl würde gegen seine eigenen korrupten Elemente mit ebensolcher Härte vorgehen wie gegen fluchende Hexen eben auch.

    Aye, da stimme ich dir vollkommen zu. Es führt auch zu einer anderen Sache, die zumindest in meiner Runde für meinen Praioten immer wieder Thema ist: Am strengsten sind Praioten, wenn es um das Einhalten der Gebote Praios' geht mit sich selbst und es wird erwartet, dass sie selbst da auch schon Konsequenzen für sich ziehen. Das sollte man halt schon weiter fassen, als dass man ab und an, wenn man mal den pösen Fanatismus der Bannstrahler herauskehren möchte, ein paar Geißler die Straße runter schickt, sondern dass man da auch die inneren Konflikte und auch den Druck, den solche Gebote auf die Geweihten ausüben immer mal veranschaulicht.

    Aber wir sind ja auch bei positiven Begegnungen und ich komme langsam in Fahrt :D .

    • Thema "Die Unbestechlichen": In einer Stadt wird eine Verbrecherbande (vielleicht sogar eine bekanntere, wie die Almadaner in Gareth) immer mächtiger und schafft mit einer gesunden Mischung aus Kir Royal, Erpressung und Mord und Freunden langsam die gesamte Stadtregierung in ihrer Tasche zu haben. Einzig ein Praiot, Typ "Staatsanwalt" versucht den Sumpf der Korruption trocken zu legen und risikiert dabei selbst Kopf und Kragen, kann aber auch aufgrund seiner strengen Gebote keinen Schritt breit zurück weichen.
    • Ähnliche Situation, aber mal um beide Seiten der Medaille zu demonstrieren: Die Korruption existiert in Form eines Praiosgeweihten, der sich zum Richter erklärt hat (obwohl es eigentlich einen zuständigen, weltlichen gäbe) und der in seiner Autoritäsgläubigkeit (ER ist die Autorität ;) ) gar nicht auf den Gedanken käme, dass er seinen Posten schamlos ausnutzt. Ihm gegenüber ein "kleiner Geweihter", der erst an seinen Vorgesetzten appeliert hat, damit scheiterte. Dann versuchte die örtlichen "Behörden" aufzurütteln, scheiterte. Dann versuchte er in Gareth/beim zuständigen Wahrer der Ordnung um Hilfe zu rufen. Bis heute hat er keine Antwort erhalten. Hier hätte man zwei Praiosgeweihte, die beide daran glauben das Richtige zu tun. Der eine wurde darüber uneinsichtig, der andere hadert mit sich selbst, weil er aufgrund seiner Autoritätsgläubigkeit (der höhere Geweihte steht über ihm und hat das Sagen) nicht gegen seinen Vorgesetzten vorgehen kann und will. Er würde die Helden bitten sein Anliegen bei der zuständigen Stelle vorzutragen (oder vergleichbares).

    Was die Freundlichkeit angeht, bietet die Kirche meiner Meinung nach durchaus den Raum für den "netten Prediger von nebenan", gerade mit Blick auf die Säulen der Praioskirche hat man da schon Spielraum und muss das Ganze nicht monothematisch angehen. Ein Praiosgeweihter wird nicht lügen, aber das bedeutet nicht, dass er sich hinstellt und patzig jedem, der es nicht hören will seine Meinung geigt. Das kann auch diplomatisch vonstatten gehen und mit freundlichem Ton. Außerdem bedeutet das nicht, dass man gleich mit der Tür ins Haus fällt und alles sagt, was einem durch den Kopf geht. Es bedeutet auch nicht, dass ein Praiosgeweihter völlig kompromisslos durch das Leben geht, nur eine Meinung akzeptieren kann usw. So etwas hängt aus meiener Sicht wesentlich stärker davon ab, was für ein "Typ Mensch" der Praiot ist, als davon wie jetzt der Moralkodex definiert ist.

    Der Himmel hat dem Menschen als Gegengewicht gegen die vielen Mühseligkeiten des Lebens drei Dinge gegeben: die Hoffnung, den Schlaf und das Lachen.

    - Immanuel Kant

  • Es bedeutet auch nicht, dass ein Praiosgeweihter völlig kompromisslos durch das Leben geht, nur eine Meinung akzeptieren kann usw. So etwas hängt aus meiener Sicht wesentlich stärker davon ab, was für ein "Typ Mensch" der Praiot ist, als davon wie jetzt der Moralkodex definiert ist.

    Es bedeutet lediglich, dass seine Frau/Mann nicht fragen sollte "Schatz, findest du ich habe zugenommen", wenn man die Antwort eigentlich nicht hören möchte. ;)

    Und ich glaube, wenn wir auf all die kleinen Höflichkeitslügen des Alltags verzichten würden, wäre es schon ein unfreundlicheres Klima. Aber natürlich kommt da immer die Menschlichkeit dazu, sprich die Toleranz, das Mitgefühl, die Verbohrtheit, je nach Individuum. Und nach DSA5 braucht man "zum Glück" als Geweihter des Gottes der Wahrheit nicht mehr die Wahrheit zu sagen. *seufz*

    Drama-Karten und Geschichten für alle Spielwelten: Jetzt mit Jannasaras Tagebüchern und Kartenmappen! Klickt rein!

  • Es gibt einen Unterschied zwischen nicht Lügen und nicht die Wahrheit sagen (grenzwertig , ich weiß). Praioten sind auch Anwälte, niemals vergessen. Technisch korrekt ist das beste Korrekt 8) .

    Man sollte sie aber nicht fragen, wenn man keine Antwort will, da gebe ich dir vollkommen Recht :D .

    Der Himmel hat dem Menschen als Gegengewicht gegen die vielen Mühseligkeiten des Lebens drei Dinge gegeben: die Hoffnung, den Schlaf und das Lachen.

    - Immanuel Kant

  • Was mir an der katholisch-konservativen Darstellung der Praioskirche auch stört, ist dass der Zwölfgötterglaube im Gegensatz zum Katholismus eine Polytheistische Religion.
    Was eben auch dem phexgefälligen Dieb und dem aufrührerischem Tsageweihten einen Platz in der göttlichen Ordnung gibt und diese, wenn sie sich auch mit den Praiosgeweihten wohl nicht wirklich verstehen, nicht per se böse sind. Und dies ist ja die Grundprämisse jeder Religion, Gut gegen Böse. So sollte auch jeder nichtfanatische Praiosanhänger einsehen, dass manchmal ein anderer Weg ebenfalls zum Ziel führt.

    Schiffe sind am sichersten im Hafen, aber dafür wurden sie nun mal nicht gemacht.

  • Wie stehen Praioten dann eigentlich zu manchen Dekadenten Machtinhabern? Klar wird kein Praiot einem dicken Geweihten sagen das er fett ist. Aber wenn einer zu einem Fest eingeladen wird welches dann ansatzweise wie das große Fressen abläuft wird er doch sicher seinen Senf dazu geben dürfen.