Michael Moorcock und sein Ewiger Held

  • Da ich keinen Thread finden konnte, mache ich mal einen auf für den Erneuerer der Fantasyliteratur seiner Zeit.

    Zitat von FraggleRock

    ich weiß nicht, ob jemand den Autor und sein Werk kennt, aber ich lesegerade einige Fantasy-Romane von Michael Moorcock, die vom Multiversum und seinen schier endlosen Ebenen sowie von den unzähligen Inkarnationen des ewigen Helden und seinem Schicksal im Kampf zwischen Ordnung undChaos handeln.
    Zuerst habe ich "Elric von Melniboné" und "Das Buch Corum" gelesen.Aktuell lese ich "Der Herzog von Köln", danach wird noch die Fortsetzung "Der Weg nach Tanelorn" folgen. Abschließen werde ich das Ganze mit"Der Ewige Held", in dem Erekose bzw. John Daker als Inkarnation des ewigen Helden die Hauptrolle spielen.
    Interessant fände ich sowohl eine Umsetzung des Stoffes als PC-Spiel als auch eine filmische Umsetzung. Zu beidem phantasiere ich manchmal herum
    und bin gespannt, ob sich jemand Moorcocks Bücher annimmt.

    Ich bin früh über Michael Moorcock gestolpert, gleich nach Tolkien am Anfang der 1980er Jahre. "Elric" war mein Einstieg. Anfangs mochte ich den Melniboneer nicht. Aber mir hat das Konzept eines drogen- später seelensüchtigen Helden gefallen.
    Dann kam 'Corum' und danach 'Der Herzog von Köln' (heute vielleicht meine Lieblingsinkarnation des Ewigen Helden). 'Erekose' lag lange bei mir rum, und hat mich dann auch nicht mehr so gepackt.

    Von einer Verfilmung des 'Elric'-Stoffes träume ich auch schon lange. In der heutigen Zeit sollte das eiggentlich möglich sein. Immerhin gibt es seit zwei Jahren eine Comicumsetzung, die allerdings langsam voranschreitet. Bisher sind zwei von sechs Alben erschienen.

    Was habt ihr für Leseerfahrungen mit Moorcock gemacht?

    Eine lesenswerte Artikelserie zum Ewigen Helden gibt's im 'Zauberpiegel':
    Zauberspiegel - Der ewige Held … oder wie Michael Moorcock sein Multiversum schuf - 1. Elric von Melniboné
    Zauberspiegel - Der ewige Held … oder wie Michael Moorcock sein Multiversum schuf - 2. Dorian Hawkmoon
    Zauberspiegel - Der ewige Held … oder wie Michael Moorcock sein Multiversum schuf - 3. Corum

    Und ein biographischer Artikel zum Autor Michael Moorcock:
    Zauberspiegel - MICHAEL MOORCOCK

  • Lange is es her. Ich glaube zunächst habe ich mich durchkämpfen müssen (beim Elric), aber Ende war's schon faszinierend. Wirklich qualifizierte Beiträge kann ich dazu aber nicht liefern.
    Anzumerken wäre, dass bei Laurin damals (Anfang der neunziger) das p'n'p Sturmbringer herausgebracht wurde (basierte auf Runequest), bei der die Thematik im RSP aufgegriffen wurde.

  • Ich habe vor langer Zeit, vermutlich so um den Dreh Ende der 80er oder Anfang der 90er mal einen Versuch gemacht, Elric zu lesen (ein Sammelband aus der Stadtbücherei). Es hat nicht gezündet, das weiß ich noch. Ob ich den ersten Band zu Ende gelesen habe oder nicht, weiß ich auch nicht mehr. Ein Buch nicht zu Ende zu lesen ist so selten bei mir, dass ich mal annehme, dass ich es getan habe, aber eine Erinnerung daran habe ich nicht (außer, dass es mich nicht genügend ansprach, weiter zu lesen).

    Vor wenigen Jahren habe ich mir, als ich gelesen habe, dass es eine Cross-Over-Geschichte von Elric mit dem unsterblichen Helden Kane von Karl Edward Wagner (die Kane-Romane und Geschichten lese ich alle paar Jahre gerne wieder) gibt, das Buch "Tales of the white wolf" zugelegt. Bislang habe ich aber auch nur genau diese eine Geschichte daraus gelesen, obwohl ich immer mal wieder vorhatte, den Rest auch zu lesen. Das Buch ist eine Anthologie mit Geschichten verschiedener Autoren, die Elric-Geschichten geschrieben haben (und einer von Moorcock).
    Wird vielleicht Zeit, doch mal weiter drin zu schmökern. Dann könnte ich über diesen Wege vielleicht mehr zu Elric äußern.

  • Vor wenigen Jahren habe ich mir, als ich gelesen habe, dass es eine Cross-Over-Geschichte von Elric mit dem unsterblichen Helden Kane von Karl Edward Wagner (die Kane-Romane und Geschichten lese ich alle paar Jahre gerne wieder) gibt, das Buch "Tales of the white wolf" zugelegt.

    Über das Buch hatte ich mich auch sehr gefreut. Endlich hatte Moorcock seinen Elrich 'freigegeben' (wenigstens für diese eine Anthologie).
    Am neugierigsten war ich auch auf das Kane / Elric Crossover, das mir sehr gut gefallen hat. An die anderen Geschichten aus dem Band, habe ich keine Erinnerungen mehr.

    Nur sehr schade, das es die Geschichten um den Ewigen Helden derzeit in keiner deutschen Übersetzung mehr gibt.

  • Es gab ja eine Neuauflage auf Englisch. Da sind Kurzgeschichten, Comicskripte und die Romane drin, alle chronologisch geordnet. Die deutsche Ausgabe ist inhaltsgleich mit der Englischen, wie Nic auf Facebook geflüstert hat^^.

    Das Leben ist hart, unnachgiebig, brutal, langweilig, kurz, tränenreich, gefühllos,
    arm an Freude und Wundern, aus kosmischer Sicht nutzlos und schlichtweg schön.
    Gibt es einen besseren Grund um zu lächeln?

  • Ich habe mir die Ausgaben um den Ewigen Helden aus dem Antiquariat besorgt und kürzlich beendet. Da bei Moorcock Raum und Zeit relativ sind, wird ja manchmal darüber diskutiert, in welcher Reihenfolge man die Geschichten um den Ewigen Helden lesen sollte. Nun, da ich das Wesentliche gelesen habe, mache ich folgenden Vorschlag:

    1. Elric von Melniboné - Die Sage vom Ende der Zeit

    • Elric von Melniboné
    • Die See des Schicksals
    • Der Zauber des weißen Wolfs
    • Der verzauberte Turm
    • Im Banne des schwarzen Schwertes
    • Sturmbringer

    2. Das Buch Corum

    • Der scharlachrote Prinz
    • Die Königin des Chaos
    • Das Ende der Götter
    • Das kalte Reich
    • Der gefangene König
    • Das gelbe Streitross

    3. Der Herzog von Köln - Die Saga vom Runenstab (Erster Teil der Abenteuer des Herzogs von Köln)

    • Ritter des schwarzen Juwels
    • Feind des Dunklen Imperiums
    • Kämpfer der Morgenröte

    4. Der Ewige Held

    • Die ewige Schlacht
    • Der Phönix im Obsidian
    • Das ewige Schwert

    5. Der Weg nach Tanelorn - Die Chronik von Burg Brass (Zweiter Teil der Abenteuer des Herzogs von Köln)

    • Graf Brass
    • Der Held von Garathorm
    • Die Suche nach Tanelorn

    Den Band "Der Ewige Held" könnte man theoretisch auch vor "Elric von Melniboné" lesen, aber in dieser Reihenfolge haben mir die Geschichten am ehesten zugesagt. Ansonsten liebäugle ich auch noch mit den Comics, auch wenn ich davon ehrlich gesagt nicht zu viel erwarte.

  • Ansonsten liebäugle ich auch noch mit den Comics, auch wenn ich davon ehrlich gesagt nicht zu viel erwarte

    Wieso nicht?
    Sie sind bisher ganz gut aufgenommen worden (z.B. Comic Report Splitter Vorhang 4: Elric ).
    Ich hatte den ersten Band bei Erscheinen gelesen, und war durchaus angetan. Graphisch gut gemacht und spannemd erzählt.

  • Ansonsten liebäugle ich auch noch mit den Comics, auch wenn ich davon ehrlich gesagt nicht zu viel erwarte.

    Wieso nicht?

    Nun ja, man könnte Elric als platten Roman lesen, in dem vor mittelalterlicher Kulisse abenteuerliche Reisen unternommen sowie ordentlich gemetzelt und gezaubert wird, oder versuchen, sich neben den üblichen Fantasy-Elementen auf die Geschichte und "Philosophie" des Ewigen Helden einzulassen. Dass es dem Comic gelingt, beides einzufangen, setze ich nicht unbedingt voraus. Es wäre schön, wenn beides gelänge, und schade, wenn es nur bei einem bildgewaltigen Augenschmaus bliebe.

  • Moorcocks Bücher sind sicher keine intellektuellen Werke, vielleicht sind sie nicht mal besonders gut geschrieben. Dennoch bin ich beim Lesen immer wieder auf Ansätze gestoßen, die meine Phantasie beflügelt und zu sehr freien Interpretationen geführt haben, bei denen ich nicht weiß, inwieweit sie vom Autor so angelegt worden sind: Auf sämtlichen Welten tobt dieser ewige Krieg zwischen Ordnung und Chaos. Diese zwei Entitäten mit dem Guten und dem Bösen gleichzusetzen, würde vermutlich zu kurz greifen, da Moorcock beides ambivalent darstellt. So verspricht die Ordnung Frieden, Struktur und Beständigkeit, droht aber auch in Starrheit und Unbeweglichkeit zu verfallen. Das Chaos hingegen ist in ständiger Bewegung, stiftet Verwirrung, bringt Elend, Leid und den Tod mit sich, wird gleichzeitig aber auch mit Flexibilität, Kreativität und Schaffenskraft in Verbindung gebracht. Beide - Ordnung und Chaos - können nicht ohne einander, brauchen sich und sollen sich die Waage halten, auch wenn mal die eine und mal die andere Seite die Oberhand gewinnt.

    Inmitten dieser kosmischen Auseinandersetzung steht nun der Charakter des Ewigen Helden, der das Gleichgewicht zwischen Ordnung und Chaos immer und immer wieder herstellen soll und dabei als Einzelner so einsam und hinsichtlich seiner Inkarnationen doch so viele - vielleicht alle - ist. Er wirkt wie ein unbedeutender Staubkorn im Kosmos und dann fast schon wie der Kosmos selbst. Und er stellt Fragen, dieser Ewige Held, Fragen nach dem Wesen der Götter und auch nach dem, was nach diesen Göttern kommt, bis er sich wundert, wem diese überdimensionale Hand gehört, welche die gigantische Waage führt. Er fordert das Schicksal, sein Schicksal, das Kosmische Gleichgewicht heraus und ringt um seinen freien Willen, will nicht Spielball höherer Mächte bleiben, die er kaum zu erkennen vermag. Dabei wirkt er auf seiner rastlosen, qualvollen Suche nach Sinnhaftigkeit, Liebe und Frieden nur allzu menschlich.

    Es macht den Eindruck, als wenn jeder Mensch der Ewige Held ist, der sowohl im Außen der alltäglichen Welt als auch im Innern der eigenen Geistes- und Seelenlandschaft den ewigen Kampf mit anderen und mit sich führt, um seiner Spur zu folgen auf der oben erwähnten Suche nach Sinn, Liebe und Frieden. In diesem Sinne ist das Leben des Ewigen Helden, wie auch unser Leben, sowohl makro- als auch mikrokosmisch angelegt.

    Und seinen Frieden findet der Ewige Held erst in Tanelorn, das er so verzweifelt gesucht hat, nur um zu lernen, das Tanelorn überall und überall dort ist, wo er selbst ist, weil Tanelorn in ihm liegt, nur erreichbar, wenn er wirklich Frieden will und dafür bereit ist. Vermutlich liegt der Frieden mit sich und der Welt in jedem Menschen selbst.

    Diese Entwicklungen werden dann noch gepaart mit physikalischen Erkenntnissen zur Relativität von Raum und Zeit - herrlich. Dann könnte man fast schon sagen, dass der Makrokosmos der Mikrokosmos der Makrokosmos ist, wenn man davon ausgeht, das alles in der Welt dem gleichen Sternenstaub entstammt und in jedem von uns ein eigenes Universum tobt und wir - anders herum - in einem anderen Wesen toben. Und das dann noch zu jeder Zeit. An dieser Stelle dreht sich einem schon fast der Magen um, wenn die Unendlichkeit zusammengezogen und auf einen einzigen Punkt konzentriert wird. Und in diesem Urknall des Multiversums steht jeder einzelne für sich, der angesichts so vieler Menschen so unbedeutend und doch so einzigartig ist. Unsere Welt geht nicht ohne uns, meine Welt geht nicht ohne mich.

    Welchen Weg will man einschlagen, welchen Beitrag leisten in diesem ewigen Kampf um die Ausgestaltung der Welt, ohne sich dabei gott-, natur- oder schicksalsergeben zu verlieren, sondern ganz im Gegenteil noch seinen Weg zu gehen, der den eigenen Bedürfnissen gerecht wird?

    Vor allem die Gespräche, die die Inkarnationen des Ewigen Helden mit den Göttern, mit den Begleitern von Helden, mit den Dienern des Kosmischen Gleichgewichts und mit anderen Inkarnationen geführt haben, haben mich inspiriert. Dazu braucht man sicherlich keinen Moorcock, philosophisch angehauchte Fragen und Gedanken hat jeder von uns von Kindesbeinen an wohl genug, aber dennoch wird der Stoff dafür bei ihm geliefert.

    Und wie gesagt bin ich mir nicht so sicher, ob die Comics das aufgreifen können. Vor allem, wenn man bedenkt, dass die Comics mit weniger Seiten und weniger Text als diese 1000seitigen Schinken in Buchform auskommen müssen. Aber ich lasse mich gern überraschen.

    Einmal editiert, zuletzt von FraggleRock (16. April 2016 um 02:21)