LARP oder HEMA?

  • Niemand mag die GEMA. Zum Glück ist sie in Zeiten des Internets auch leicht zu umgehen.

    Der Kampfaspekt von HEMA ist realistischer als der von LARP, weil LARP nicht auf realistische Kämpfe abzielt. duh. Das ist in etwa so, als ob man die Feuerwehr als realistischere Wassermagier-LARPer bezeichnet.

    Non serviam!

    Beherrscher des Kophtanischen Imperavi nach Zant...
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    Einmal editiert, zuletzt von the_BlackEyeOwl (6. Februar 2016 um 12:58)

  • Die beiden Sachen haben mMn nicht viel gemein, außer dass man sich anders kleidet als im Alltag. Ist so, als würde ich sagen würde

    "AUTORENNEN? Ich bitte dich, Müllwagenfahrer ist doch deutlich überlegen. Ist auch realistischer und viiiiel professioneller." ;)

  • O Mann. "Historical" "European" "Martial Arts". Da kommt mir doch die Krätze. Das mag vielleicht alles historisch inspiriert sein, aber warum sollte das auch nur irgendwie dem explizit phantastisch-eskapistischen überlegen sein? Ist letztendlich auch nur 'ne ahistorische Mittelalter-Fantasykiste mit zweifelhafter Quellenfundierung.

    Jeder so, wie er es mag, und sorry für den Tonfall.

    Meine Lieder, die klingen nach Wein, und meine Stimme nach Rauch; mag mein Name nicht Orpheus sein, mein Name gefällt mir auch.

    Aktuelle Spielrunden:

    DSA: 7G - Bastrabuns Bann (SL)

    DSA: Rhetorischer Sesselbrand (SL)

    DSA: Die Silberne Wehr (Söldner)

    D&D: Tchazzars Rückkehr (SL)

  • Ist letztendlich auch nur 'ne ahistorische Mittelalter-Fantasykiste mit zweifelhafter Quellenfundierung.

    Das führ mal aus^^ Inwiefern sind die Beschreibungen mittelalterlicher Kampftechniken ahistorisch? Das hin und wieder Unklarheiten besteht ist klar, aber das macht HEMA nicht ahistorisch.

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  • Freilich macht es das. Für Klarheit: ich beziehe mich explizit auf diese 13.-17. Jahrhundert- Zeitaspekt.


    1:1 das, was es historisch 'war' (ja, das müsste man problematisieren, aber für hier gehe ich davon aus, daß es eine objektive vergangene Realität gab) wirst du in diesem Sinne nicht bekommen. "Historisch informiert" meinetwegen, aber nicht "historisch." Allein die Quellenarmut (für das 14. Jahrhundert gibt es, soweit ich weiß, eine) für die mittelalterlichen "Kampfstile" spricht dagegen, daß man eine detaillierte Rekonstruktion hinbekommt. Zweitens stört mich das Zusammenwerfen auf den Begriff "European", den es in diesem Sinne ja nun wirklich nicht gab. Drittens: ich möchte wirklich niemandem zu nahe treten. Wenn es Spaß macht, wenn es aus der Sicht der teilnehmenden ausreichend belegt erscheint, OK, aber historisch kann es nicht sein. Als Beispiel: der weitverbreitete Liechtenauer-Kampfstil ist über Glossen kodifiziert, die erst einige Jahrhunderte später verschriftlicht wurden. Das mag man noch dahingehen lassen, weil ja die Tradition offensichtlich vorhanden und entsprechend weitergepflegt wurde. Die ist aber seit dem 17. Jahrhundert effektiv weg. Alles, was nun heute gemacht wird, ist somit der Versuch, aus dem bißchen, was auf uns gekommen ist, etwas zu rekonstruieren. Das wiederum bedeutet Interpretation. Und Interpretation (so sehr sie auch aus den bekannten Sachzwängen heraus notwendig ist), letztlich nichts anderes als gelehrte Fantasterei :)

    Daher: nennt das ganze "historisch informiert", legt 'nen Disclaimer dazu, aber tut doch bitte nicht so, als wär das ganze realistischer :) Es ist ja wohl hoffentlich beim HEMA auch noch niemand dauerhaft ums Leben gekommen, oder jemandem intentional nach dem Leben getrachtet worden. ^^

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  • Drittens: ich möchte wirklich niemandem zu nahe treten.

    Ich habe nichts mit HEMA zu tun, mir trittst du hiermit nicht zu nahe.

    Und Interpretation (so sehr sie auch aus den bekannten Sachzwängen heraus notwendig ist), letztlich nichts anderes als gelehrte Fantasterei

    Ja. Und? Das ist jede Erkenntnis außerhalb der Mathematik - dieses kritische Raten kann ausgesprochen gut funktionieren. Der Grad an Interpretation mag stark variieren und im Bezug auf Geschichte groß sein, aber soweit ich weiß sind einige Kampfstile so gut mit Quellen belegt, wie historische Verhaltensweisen des 13.-17. Jahrhunderts eben belegt sein können.

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  • dieses kritische Raten kann ausgesprochen gut funktionieren.

    Du sagst es - kann funktionieren. Hinsichtlich des erkenntnistheoretischen Dilemmas pflichte ich Dir ja auch voll und ganz bei. Deshalb spielte ich ja auch auf die bekannten Sachzwänge an.

    Im Sinne einer durch die Wortwahl suggerierten gemeineuropäischen Fechttradition - nein pardon, Martial Arts (!) bin ich da sehr skeptisch, ob da eben nicht ein wenig zu viel interpretiert wird. Zugegebenermaßen ist das mehr ein Gefühl, das sich allerdings insofern bei mir bestärkt, wenn ich überlege, welche Schritte getätigt werden müssen, um vom verschriftlichten, bzw. verbildlichtem (zu dem Thema kann man auch wieder streiten, wie toposlastig eine Darstellung eines e.g. fechtenden Mönches in einer Handschrift ist) zu einem realiter ausgeführten Hieb/Stich/Wurf usw. usf. zu kommen - und das ohne den benefit eines Trainers, der in einer gelebten Traditionskette steht.


    eben belegt sein können.


    Das wiederum würde die Vorannahme beinhalten, daß es so etwas wie einen benchmark für Quellendichte gäbe, verstehe ich Dich da richtig?

    Mein Sachverstand sagt mir halt, daß die Quellenbasis nicht hinreichend ist, ja gar nicht sein kann, selbst wenn sie für manche Spielarten der historischen Fechttradition (im schriftlichen Bereich) vergleichsweise dicht sein mag. Auch wenn die Gleichsetzung Quellendichte = besserer Informationsgehalt ja so auch nicht hinhaut, wenn ich nicht mehrere Blickwinkel und Quellengattungen für den gleichen Sachverhalt in der gleichen Zeitebene besitze. Und so einen Idealzustand gibt es halt eher selten.

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  • Im Sinne einer durch die Wortwahl suggerierten gemeineuropäischen Fechttradition

    Das suggeriert HEMA meiner Meinung nach mitnichten. "Historische, europäische Fechttraditionen" ist grundlegend verschieden von "DIE historische, europäische Fechttradition", und ich habe HEMA immer als das Erstere verstanden.

    Das wiederum würde die Vorannahme beinhalten, daß es so etwas wie einen benchmark für Quellendichte gäbe, verstehe ich Dich da richtig?

    Nicht wirklich. Einerseits kann man - wie oben erwähnt - mit der nicht minutiösen Quellenlage jede Form von Geschichtswissenschaft abschreiben, und dazu bin ich ob ihrer Funktionsfähigkeit nicht bereit, andererseits sind Kampftechniken schneller und einfacher zu überprüfen als nahezu jede andere Form von historischer Anleitung, da das Testsubjekt immer zu Hand ist und eben nur in einem physikalisch-physischen Rahmen Hiebe, Stiche oder Würfe durchführen kann - darauf habe ich angespielt.

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  • Daß Geschichtswissenschaft funktionsfähig ist, wäre mir neu :D

    Im ernst. Konsequent wäre das schon. Ob es wünschenswert ist, das ist wieder ein ganz anderes Thema. Man sollte sich dessen nur bewußt sein.

    Du kannst aber immer nur nachprüfen, ob der Hieb etc. so hinhauen könnte. Und das sagt nichts darüber aus, ob es nicht vielleicht auch noch andere, nicht überlieferte Varianten gab oder ob dies gar eine Sonderform ist, die eben zufällig in dieser Fechttradition zum Zeitpunkt der Abfassung der gewöhnliche war. Das sind interpretatorische (un-)Näherungen, mit der Frage, ob die Fechterei 'so gut es eben geht' überlieferte ist, hat das mE nichts zu tun.

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  • Ich kann die semantische Spiegelfechterei :P nicht nachvollziehen.
    Martial Arts = Kampfkünste
    European = europäisch
    historical = historisch/geschichtlich

    Mein Verständnis, als ich HEMA gelesen habe: man bemüht sich, so zu kämpfen, wie das früher in Europa gemacht wurde. Nirgendwo steht in den vier Wörtern des Begriffs, dass HEMA eine perfekte Kopie ist, oder dass es einen einzigen, paneuropäischen Kampfstil gab, der perfekt heutzutage gedrillt wird. Es mag trotz teilweiser dürftiger Faktenlage den ein oder anderen Trainer/Kämpfer o.ä. geben, der behauptet, (nur) er beherrsche den Originalstil (den es zwischen Island und Kreta und von der Bronze- bis zur frühen Neuzeit sowieso nicht gab); der Begriff HEMA alleine suggeriert das mMn nicht.

    ich wäre ja perfekt, wenn ich nicht so bescheiden wäre....

  • Ich dachte europäisch steht hauptsächlich für nicht-asiatisch. ;)

    Also eher mit längeren geraden Schwertern, statt mit gebogenen Dünnen. Oder so.

    LARP und HEMA haben sicher gemeinsam, dass es überall die Sorte Vollidioten gibt, sodass es keinen Spaß mehr macht. :S

    I ♡ Yakuban.

  • Oh Man, dabei hab ich eigentlich nur nen schlechten Witz gemacht (in der Annahme, die Absurdität des Vergleichs würde jedem sofort klar werden)... aber im Internet kann man natürlich über alles streiten.

    Gibt übrigens auch ein historisches Lehrbuch, dass es für eine gute Idee hält, den Knauf abzuschrauben und auf den Gegner zu werfen ;)