Züchtungen

  • Tian nickte und stellte die Teekanne ab.
    „Du kannst dich entfernen.“, mit einer Handbewegung schickte er seine Dienerin hinaus. Sie verbeugte sich tief vor ihren Herren und trat hinaus. Seine braunen Augen folgten ihr. Sein Gast wandte sich vom Fenster ab und nahm eine der Teetassen vom Schreibtisch aus und schüttelte sein blondes Haar um die Strähnen aus seinem Gesicht zu bekommen: „Was ist sie?“
    „Ist sie nicht wunderschön…“, seufzte Paschális orn Phraisopos. „Ich wollte eine Leibsklavin, genau nach meinen Wünschen. All meine Diener wurden von mir erschaffen. Sie sollte so schön und so gut riechen wie die Ravesaran und so exotisch wie eine Nerista. Dieser blaue Schimmer ihrer Haut gefällt mir sehr gut, aber das zweite Armpaar war verkrüppelt, ich musste es amputieren lassen. Sie ist zwar noch etwas unbeholfen – du musst wissen, sie ist erst zwei Jahre alt, großartig dieses Wachstumserum, dann brauche ich nicht so lange auf meine neuen Diener warten! – aber das wird sich mit der Zeit legen!“ Der Optimat schüttelte seine braunen Locken und nippte ebenfalls an seinen Tee.
    Dem blonden Vasílios u Phraisopos war sein Mentor etwas unheimlich. Er war von ihm mit fünf Jahren adoptiert worden und als der Junge alt genug war um Fragen zu stellen hatte er Recherchen zu seinem Ziehvater und Mentor gestellt. Paschális orn Phraisopos musste um etwa 80 Jahresläufe zählen, sah aber aus wie 20, erst einmal nichts Ungewöhnliches für einen Phraisopos. Doch manchmal benutzte er fremdartige Wörter und Gesten und so fragte man sich, woher er kam. Doch die ersten Aufzeichnungen die Vasílios fanden waren seine Ankunft im Hafen von Balank Mayek, und dies vor etwa 36 Jahren. Der Optimat stürzte sich begeistert auf Experimente und neue Züchtungen, vor allem für seine vollkommende Dienerschaft, wie er sie nannte, doch seinem Lehrling war klar, dass sie doch alle nur Sklaven waren.
    Paschális orn Phraisopos leckte sich selbstzufrieden über die Lippen: „In meiner alten Heimat wäre ich für diese Forschungen verurteilt worden.“
    Vasílios blickte auf: „Seltsam, war in Eurer alten Heimat die Phraisopos nicht so gut gelitten, Exzellenz?“
    „Nein, wahrlich nicht!“, lachte der alte Optimat mit jugendlichen Zügen und blitzenden weißen Zähnen. „Generell sind die Menschen meiner alten Heimat sehr engstirnig, deshalb musste ich auch fliehen.“
    „Fliehen? Aber Ihr seid doch Optimat!“, der Jüngere war entsetzt.
    Paschális winkte ab: „Wie sehen deine aktuellen Forschungen aus, Junge?“
    „Ich arbeite an einer theoretischen Abhandlung über Mutationen von…“
    Sein Mentor unterbrach ihn: „Wenn du deine Sache gut machst und ich zufrieden mit dir bin und du dem Haus Ehre erweist, dann habe ich ein Geschenk für dich!“
    Vasílios´ hatte genug Selbstbeherrschung um nicht erschüttert zu seufzen. Er kannte die Geschenke seines Vaters nur zu gut. Er hatte schon oft genug die Sexchimären in seinem Zimmer vorgefunden, manche anziehend, manche abstoßend. Die vierbrüstige Minotaurin hatte ihn beinahe in ihrem Blutrausch umgebracht, er musste sie mit einem Zauber bei lebendigem Leib verbrennen. Während die grünhäutige Ravesaran, die ihren Geschlechtswandel nicht mehr einsetzen kann, nach dem Liebesspiel versucht hatte ihm die Kehle aufzuschlitzen um zu fliehen. Letztere war immer noch im Cammerhaus und begleitete ihn manchmal zu gesellschaftlichen Events, nur hatte sein Vater ihre Gedanken etwas manipuliert. Sie war nett anzusehen, aber war kaum ein vernünftiges Gespräch mit ihr möglich, stets lächelte sie ergeben mit abwesendem Blick.
    „Das wird noch etwas dauern…“, presste der Adept durch die Zähne bei den Erinnerungen. „Vielleicht könnte ich heute Abend bei dem Illacrionfest Eure Tian mitnehmen. Sie scheint recht nett zu sein.“
    Paschális orn Phraisopos lachte schallend: „Nett? Meine Diener sind nicht nur nett, mein Lieber! Sie tuen alles was ich von ihnen verlange! Was ist mit deiner Loualilravesaran? Du hast ihr noch immer keinen Namen gegeben. Sie kommt sicher gerne mit.“
    Vasílios senkte seinen Blick, ihn langweilte die grüne Frau: „Verzeiht, Meister, aber ich dachte, dass Tian einmal der Öffentlichkeit vorgeführt werden sollte. Ich könnte mit ihr Eure Künste preisen. Auch wenn es bei den Illacrion ja längst nicht mehr nötig ist, Exzellenz.“
    Der Alte lachte: „Du darfst sie mitnehmen! Ich werde die anderen Dienerinnen anweisen sie hübsch zu Recht zu machen!“
    Vasílios u Phraisopos trug seinen besten grünen Calar. Seine langen blonden Locken hatte er zu einem Zopf gebunden. Sein Gesicht steckte unter einer Vollmaske, die die Gesichtszüge ihres Trägers in warmen Gelbtönen widergaben. Der etwa ein Elle langer Tierknochenstab an der Seite. Tian, die Sklavin aus Ravesaran und Nerista, mit ihren blauen Schimmer auf der Haut und den durchgängig schwarzen Augen war in beste Seide gehüllt. Die schwarzen Haare in einen Dutt mit allerlei Haarnadeln und Kämmen gesteckt, das Gesicht weiß gepudert, die Lippen tiefrot.
    So machten die beiden sich auf zum Fest der Illacrion. Es war natürlich wie immer sehr ausgelassen, eine Armee an Sklaven standen bereit um jeden Wunsch der Gäste zu erfüllen, es gab jedes erdenkliche Rauschkraut, jeden Wein und jede sexuelle Fantasie.
    Vasílios lag in Kissen gebettet und an einer Wasserpfeife mit Euhypnos saugend. Die erste Lage von Tians Seidengewand hatte sich gelöst, eine ihrer zierlichen Brüste lag offen. Ihre Schminke war bereits leicht verschwommen, dauernd kicherte sie, während ein Illacrionadept über ihre nackte Schulter strich und ihr etwas ins Ohr hauchte. Sie war dem Wein sehr zugetan, Vasílios wusste nicht ob er dies seinem Vater erzählen sollte, aber schließlich war es seine Leibsklavin und er solle sie selber erproben, ob er Änderungen wünschte.
    Eine Illacrion trat zu ihm. Ihre kunstvolle Halbmaske war aus Opal geschnitten und ihr Magierstab bestand aus einem geschnitzten Kristall. Sie hatte ihr rotblondes Haar zu Locken drehen lassen, die ihr bis über den weit ausladenden Hintern fielen. Ein Stupsnäschen lag unter der Maske frei und ein roter Puppenmund umspielte ein Lächeln. Ihre Haut war blendend weiß und ihre Wangenknochen hoch. Das säuberlich drapierte Gewand musste sich schon vor Stunden gelöst haben, es wurde nur noch knapp über ihren Brustwarzen von einem breiten Gürtel gehalten, der die vollen Brüste nach oben zusammendrückte. Knapp unter ihrem Hintern endete auch bereits dieses Gewand und ihre Sandalen mit Absatz waren bis zu ihren Knien geschnürt. Der Phraisopos, tief entspannt vom Rauschkraut, bemerkte wie sich ein Körperteil von ihm versteifte.
    „Das kleine Experiment Eures Vaters scheint nicht richtig zu funktionieren.“, bemerkte sie mit einem Nicken auf Tian.
    „Was meint Ihr damit?“, dem jungen Phraisopos war die Zunge so unglaublich schwer und er meinte alles in Zeitlupe wahrzunehmen.
    „Nun, habt Ihr nicht mitbekommen wie viel sie getrunken hat?“, fragte die fremde Illacrion. „Mir schien es seien nur drei Gläser Wein gewesen zu sein.“
    Vasílios gluckste zufrieden: „Ich meine es war mehr und sie ist erst zwei Jahre alt, da verträgt man nicht so viel…“ Er konnte sich dem Drang nicht wiedersetzen, die junge Illacrion vor sich hinunter auf seinen Schoß zu ziehen und seine Hand um ihre Taille zu legen.
    „Mein Bruder scheint ihr sehr angetan zu sein.“, verträumt spielte sie mit einer Locke von ihm. „Euer Vater hat eine Ravesaran mit einer Nerista gekreuzt, vermute sich. Aber sie hat kein zweites Armpaar, vermutlich passte es ihm nicht.“
    Klug und große Möpse… dachte Vasílios verträumt träge und sagte laut: „Ihr scheint viel über mich, meinen Vater und unsere Arbeit zu wissen, aber wer seid Ihr, holde Maid?“
    „Archontía ya Illacrion, zu Euren Diensten, Vasílios u Phraisopos.“, lachte sie und legte ihre Hände an seinen Hinterkopf und drückte ihn an ihre Brüste. Das war genug, mit nur einem Griff hatte er sie aus ihrem kurzen Gewand befreit und wie so viele auch in dem Festsaal opferten sie der Leidenschaft. Er biss in ihre Brustwarzen und saugte daran. Mit den Händen knetete er ihren Hintern. All die Müdigkeit des Rauschkrautes war vergessen.
    Nach und nach taumelten die Gäste in ihre Cammerhäuser, oder blieben einfach dort liegen, wo sie vom Rauschkraut und Wein berauscht eingeschlafen waren.
    Die Sonne stand bereits am Himmel, als Vasílios u Phraisopos inmitten von Brüsten, Kissen und zerwühlten Decken erwachte. Seinem Kopf ging es etwas schummrig, aber ansonsten ging es ihm gut. Also nichts, was im Hause Phraisopos zu einem Kopfschütteln geführt hätte, ein Umstand der nie vorkam, da man ja überzeugt war, alles heilen zu können. Tian lag immer noch dort, wo er sich erinnern konnte, wo sie das letzte Mal gelegen hatte. Ihr Mund war weit geöffnet und ein feiner Speichelfaden floss ihr über das Kinn durch die Schminke. Vasílios stupste die Sklavin an, die hochschreckte. „Wir müssen gehen… Vater wartet…“, murmelte er verschlafen und fischte eine geschälte Traube aus einer Schale auf einem kleinen Tisch neben sich. Taumelnd erhob sich Tian und hielt sich jammernd den Kopf. „Das wird Vater beheben…“, lächelte der Optimat freundlich und erhob sich kauend.
    Er musste die Sklavin den halben Weg zurück zum Cammerhaus der Phraisopos tragen und als er ankam, erwartete Paschális orn Phraisopos die beiden bereits zum Mittagsmahl.
    „Ich glaube sie verträgt nicht viel Alkohol…“, mit diesen Worten begrüßte Vasílios seinen Vater.
    „Das wird kein Problem darstellen.“, nickte der Ältere eifrig, während er sich ein saftiges Stück Fleisch in den Mund schob.
    Sein Sohn ließ sich auf einen Stuhl nieder und rieb sich die Augen: „Ein Fest, das den Namen verdient hat! Typisch Sidor Valantis eben! Typisch Illacrion eben!“ Mehr Erklärung über die letzte Nacht war nicht nötig und so konnte sich Vasílios bald auf sein Zimmer verziehen.
    Nach dem Abendmahl lud der Mentor seinen Schüler in sein Labor ein.
    „Bevor du dich wieder über meine Geschenke beschwerst, Sohn“, begann der Vater. „Können wir ja auch gemeinsam an etwas arbeiten!“
    Er führte ihn zu einem großen Glasbehälter in dem in blaue Flüssigkeit eine Frau schwamm. „Sie ist so ähnlich wie deine Ravesaran mit Loualil, doch habe ich noch etwas Nerista beigegeben.“ Sie war grünlich wie die Loualil, hatte schwarzes Haar, welches bis in ihre Kniekellen reichte, sie hatte vier schwere Brüste. Ihre Wangenknochen waren hervorgehoben, ihre Mandelförmigen Augen geschlossen, aber sicher waren sie so tiefschwarz wie die der Neristu. Ihre dunkelgrünen Lippen waren voll und leidenschaftlich.
    Vasílios schob es später auf den Rest des Rauschkrautes, der noch in seinen Adern floss, als ihm die Worte: „Sie ist zumindest hübscher als dieser Kynokephale und Amaunir Hybrid“ entwischten. Sein Vater erwiderte nichts darauf, aber sein Mund verzog sich missmutig.
    Also wechselte er schnell das Thema: „Mh, blau und grün, hätte sie nicht eigentlich Türkis werden müssen?“
    Paschális hob den Finger: „Genau darum geht es mein Junge! Unser nächstes Projekt sind die Hautfarben! Welche Schattierungen wir mit welcher Mischung wir wohl hinbekommen! Ein hervorragendes Projekt für deine Abschlussarbeit!“

    Es war tiefe Nacht als Vasílios von einem lauten Krachen, das das gesamte Cammerhaus erschütterte aufgeschreckt wurde. Er lag mit dem Kopf auf den vier Brüsten der Ravesaran-Loualil-Nerista, der er den Namen Peristera gegeben hatte, und in seinen Armen lag Archontía ya Illacrion. Die beiden nackten Frauen sahen ihn mit verschlafenem Blick an. Doch er schüttelte nur den Kopf, zog sich seinen Morgenrock über und schlich in den Flur. Die übrigen Mitbewohner, einige Optimaten und die Dienerschaft, lugten aus ihren Zimmern, doch Vasílios erklärte sich bereit, allein nach seinem Meister sehen zu wollen und so schlossen sich die meisten Türen wieder.
    Vor der Labortür angekommen zögerte der junge Adept. Von ihnen war Kampfeslärm zu hören, Gläser zerbrachen, kratzen auf Stein war zu hören. Schließlich sammelte er seinen Mut und öffnete die Tür.
    Flüssigkeiten und Scherben von Möbelstücken und Reagenzgläsern lagen auf dem Boden zerstreut. Sein Mentor blutete an Lippe und Augenbraue. Vasílios hob seinen Magierstab. In der Mitte des Raumes stand eine nackte Frau. Sie war schön, doch änderte sie ständig ihr Aussehen, als ob sie sich nicht so recht für eine Form entscheiden könnte. Ihre Haut wurde blauschimmernd, dann wieder dunklegrün, dann wuchsen ihr vier Arme, danach verwandelten sie sich in Flügel.
    „Was habt Ihr geatan?“, keuchte Vasílios.
    „Ich dachte, wer wäre mir am hilfreichsten? Natürlich ein Manakim!“, stammelte der Vater.
    „Aber Ihr seid kein Dämonenbeschwörer!“, rief der Adept verärgert aus. „Und was ist mit diesem Dämon los? Warum kann er nicht seine Form behalten?“
    Der Genius lachte auf und blickte nun zum Jüngeren: „Dein Meister ist unstet! Er hat sich uns bereits genähert! Sein Geist kann sich nicht mehr konzentrieren auf ein Ziel!“
    Erschrocken blickte Vasílios zu seinem Mentor: „Ihr habt Euch doch nicht mit Dämonen eingelassen?“
    Paschális orn Phraisopos schüttelte verwirrt den Kopf: „Nicht… nicht das ich wüsste…“
    „Nicht das du wüsstest!“, lachte der Manakim und hob seine vier Arme zum Angriff.
    Die beiden Phraisopos reagierten gleichzeitig, messerscharfe Klauen schossen aus dem Boden und attackierten den Genius, während dieser zu Boden fiel und sich verkrampft und unkontrolliert beginnt zu zucken. Ein letzten entsetzlicher Schrei und eine Druckwelle, die weitere Gläser zerspringen ließen und ein ohrenbetäubendes Krachen. Schließlich war von dem Dämonen nur noch Schwefelgeruch übrig. Rauch lag über dem Labor. Die halbfertigen Chimären lagen halbtot in den Scherben ihrer Reagenzgläser, die Gitter der Käfige der Experimente waren geborsten. Ein Stöhnen war zu hören.
    Vasílios rappelte sich auf uns klopfte den Staub und die Splitter von seinem Mantel. Wütend wand er sich an seinen Vater: „Wie konntest du Experimente mit Dämonen machen?“
    Paschális orn Phraisopos erhob sich langsam, seine Maske halb weggebrochen, sein Gesicht aschfahl: „Geh nun, Junge!“ „Nein!“, donnerte sein Lehrling. „Was war das? Ich werde ohne Eure Erklärung nirgendwo hin…“ „GEH!“, schrie der Alte und nun da sich der Nebel legte sah auch Vasílios die Schatten der Experimente seines Vaters, die langsam auf sie zu krochen. „Du wolltest uns also damit paaren, Meister?“, kratzte eine scharrende Stimme des Kynokephale und Amaunir Hybrid. Der Optimat richtete seinen Stab auf seinen Schüler. Dieser wurde mit Wucht aus dem Raum geschleudert und die Labortür fiel mit einem Krachen zu.
    Von Innen war nur noch ein ohrenbetäubender Lärm zu hören, dann Stille. Entsetzt ries Vasílios die Tür wieder auf, aber nichts. Das gesamte Labor war leer, auch die Scherben und Möbel waren verschwunden.