Phileasson-Saga - viele kleine Fragen [MI]

  • Echt? Wir waren 1992 fertig mit der Kampagne, war das noch DSA2? Kann aber sein, der Umstieg von DSA1/2 auf 3 ist in den Nebeln der Vergangenheit im 20. Jahrhundert verhehlt...


    Gesendet von meinem iPad mit Tapatalk

    ich wäre ja perfekt, wenn ich nicht so bescheiden wäre....

  • Die Originalabenteuer waren aber DSA 2 *klugscheißmodusaus*


    Weiß ich. Habe ich auch so geschrieben. :D

  • wäre auch Fenvarien neu geboren worden, wenn er sich das Leben genommen hätte? Wenn ja, wäre das keine besonders gute Falle des Namenlosen gewesen.

    Warum hat der NL nicht einfach seine Seele in ein Gefäß gesperrt? Oder per Liturgie "Seelenopferung" in sein "Paradies" geholt? Man weiß es nicht...

    Non serviam!

    Beherrscher des Kophtanischen Imperavi nach Zant...
    und lobet Thargunithread, die Herrin der Threadnekromantie!


  • Reisebericht #46 – Heimat

    Wie schon der Hinweg war auch die zweite Fahrt durch die grau wabernden Nebelschwaden, die den Übergang zwischen den Welten darstellten, eine gespenstische Reise. Aufgrund des monotonen Panoramas war es leicht, das Zeitgefühl zu verlieren, doch die Thorwaler lenkten sich von der gespentischen Umgebung ab, indem sie die abergläubischen Ängste von Beorns Mannen mehrten. Diese waren noch niemals im „Limbus“ gewesen, wie Ramon den Nebel nannte, und waren durchaus anfällig für die Geistergeschichten, die Ohm und Leniya zum besten gaben.
    Als sich die Schwaden endlich verzogen gab es eine große Überraschung: vor ihnen lag die bekannte Küste des Golf von Prem, die Taubralir hatte die Thorwaler direkt in die Heimat gebracht. Auch zeigte sich, dass Livka und Belasca mit ihren Berechnungen richtig gelegen hatten: die Zeit war in der fremden Globule schneller vergangen, sodass durch die elfte Queste kaum Zeit verflossen war: in Aventurien herrschte noch immer Frühling, sichtbar durch den schmelzenden Schnee auf Dächern und Klippen.

    Als das Schiff in den Hafen einlief wurde man schon von einer jubelnden Menge erwartet, die die Hetleute willkommen hieß und die fremdartige Taubralir bewunderte. Schulter an Schulter wollten Phileasson und Beorn von Bord gehen, als Ohm den Blender durch einen Zuruf kurz ablenkte – so war es Phileasson, dessen Fuß zuerst das Land berührte. Ein Umstand, der zwar keinen Einfluss auf den Ausgang der Wettfahrt haben sollte, Ohm jedoch einen stolzen Betrag in Gold einbrachte, denn er hatte vor über einem Jahr gewettet, dass es sein Kapitän sein würde, der als erster zurück nach Thorwal käme.

    Die Freude über die unerwartete Heimkehr wurde vom Tod der obersten Hetfrau Garhelt überdeckt; an ihrer statt begrüßte ihr Sohn und Nachfolger Tronde Torbenson die Expeditionen. Alle Erklärungen der Helden sollten bis nach dem Fest warten, das eilig zu Ehren der Hetleute einberufen wurde. Wie schon zur Wintersonnenwende war die große Halle dicht gefüllt und aus zahlreichen Kehlen wurde den Helden zugeprostet, während Phileasson, Ohm und Beorn immer wieder Teile der Geschichten wiederholen mussten, dabei aber dafür sorgten, dass die Helden einen guten Teil des Ruhms genießen durften. Auch die Helden erfreuten sich so natürlich größter Aufmerksamkeit und wurden den Rest des Tages stets von Neugierigen und Gratulanten bedrängt. Unter diesen fanden sich nicht nur einfache Städter sondern auch bekannte Persönlichkeiten der Umgebung:
    So fragte etwa die Leiterin der hiesigen Magierakademie, Cellyana von Khunchom, Livka immer wieder nach ihren Reiseaufzeichnungen und bot großzügig an, für eine gemeinsame Publikation des Erlebten zu sorgen. Schließlich habe die Gemeinschaft Entdeckungen gemacht, die den Gelehrten nicht vorenthalten werden sollten. Die Druidin lehnte eine solche Veröffentlichung jedoch ab und plante stattdessen, nach der letzten Queste selbst durch die Lange zu ziehen, um in Vorträgen ihre Zuhörer selbst wählen zu können. Und auch Zeja lehnte es ab, dem Magister magnus sphairologia et theoretica Aleya Ambareth allzu viel über ihre religiösen Erleuchtungen angesichts des Zusammentreffens mit lebenden Hochelfen zu erzählen; stattdessen wollte sie das Angebot der Gerasimer Elfen annehmen, ein Weilchen unter ihnen zu leben – zur Enttäuschung des Magus, der offenbar plante, ein Werk über die Magiephilosophie Ometheons zu schreiben.

    Schwer verkatert wurde Leniya am nächsten Tag von Shadruel geweckt; der junge Weise hatte sich entschlossen, die stinkende Stadt so schnell wie möglich zu verlassen und wollte die Taubralir nutzen, um nach den Shiannafeya zu suchen, von denen Beorn ihm offenbar viel erzählt hatte. Vor seinem Aufbruch wollte er der jungen Steuerfrau jedoch die Gelegenheit geben, sich wie verabredet vom Schiff zu verabschieden. Nachdem die Menschen das uralte Schiff gefunden und so lange bewohnt hatten sollte ihnen die Ehre zuteil werden, im Sinne der Freundschaft der Völker selbst Spuren hinterlassen zu dürfen. Leniya entschloss sich daher, gemeinsam mit Ohm und der alten Runenmeisterin Skogul hjaldingsche Runen am Rumpf der Zauberwoge anzubringen. Die Arbeit an den verschlungenen Motiven erforderte höchste Konzentration und viel Zeit, das fertige Kunstwerk fügte sich schlussendlich aber ausgezeichnet in das Gesamtbild ein.

    Auch die anderen Helden ließen den Tag nicht ungenutzt verstreichen: auch nachdem Tronde jedem einen schweren Bärenpelzmantel geschenkt hatte, deckten sich die Helden mit neuer Ausrüstung ein, wobei man häufig von besonderen Rabatten profitieren konnte, da viele Handwerker entweder auf Phileasson gewettet hatten oder schlicht mit den prominenten Kunden Werbung machen wollten. Insbesondere Daerec konnte so beim Kauf einer hervorragenden Axt und neuem Feldscherbesteck gutes Gold sparen.

    Erst am Abend trafen sich die beiden Expeditionen im großen Tempel der Travia, um vor Tronde Torbenson, der obersten Geweihten der Travia, Mutter Cunia, und natürlich der verbliebenen Schiedsrichterin Mutter Shaya darüber zu beraten, welche Mannschaft die bisherigen Aufgaben besser gelöst habe. Dabei einigte man sich sofort darauf, dass der Tod Mutter Lenyas in der Khôm nicht für Beorns Ausscheiden sorgen sollte – zu tödlich sei die Wüste, als das ein einzelner Mann jeden Tod verhindern könne und auch Phileasson hätte keinen solchen Sieg gewollt. Stattdessen einigte man sich darauf, von nun an alle Aufgaben die Shaya noch als Vision empfangen würde an Beorn weiter zu geben.
    Größere Schwierigkeiten gab es jedoch, als es daran ging, die gelösten Aufgaben zu bewerten, denn beide Mannschaften hatten andere Questen gelöst, als Garhelt für die Kapitäne vorgesehen hatte. Offenbar stammten die Visionen direkt von den Göttern, deren Handeln stets unvorhersehbar blieb.

    Im Folgenden erklärte stets erst Tronde die eigentliche Aufgabe -und die Kapitäne waren erstaunt, was da auf sie zugekommen wäre!- um im Anschluss Phileasson und Beorn die Gelegenheit zu geben, darzulegen, was sie stattdessen getan hatten. In den meisten Fällen war das Urteil leicht: so hatten etwa beide Kapitäne einen zweizahnigen Kopfschwänzler gefangen genommen während natürlich nur jeweils eine Mannschaft Selflanatil in den Drachensteinen oder den Largala'Hen aus dem Sargasso geborgen hatte. Phileassons Mannschaft hatte vor allem am Anfang und Ende der Wettfahrt geglänzt, sollte jedoch keinen Punkt für das Erreichen Tie'Shiannas erhalten – Beorn argumentierte, seine Karawane sei eine Woche früher in der Wüstenrose angelangt und man habe nur gewartet, um die Ruinen gemeinsam erkunden zu können; außerdem hatte das Bildnis Orimas ihn auserwählt und direkt zu den Inseln gesandt. Dafür hatte der Blender zu Beginn der Reise Punkte gelassen, denn seine Expedition war im Himmelsturm zu lange aufgehalten worden um die dritte Aufgabe, die Heilung der Nivesen, angehen zu können. Und auch den Punkt für den Turm selbst sollte er nicht erhalten: da seine Mannschaft schon frühzeitig von den aufgebrachten Shakagra angegriffen wurde, hatte es keine Gelegenheit gegeben, die Geheimnisse des Turms zu ergründen. Und die, so Shaya, seien eben nicht die Existenz der dunklen Alben sondern vielmehr die Geschichte um Ometheon und Pyrdona sowie die Stadt tief unten im Meer gewesen. Das der Tod von so vielen Thorwalern nichts wert sein sollte hatte zwar einen bitteren Beigeschmack, letztlich beugte sich Beorn jedoch dem Willen des Rates – Phileassons Mannschaft führte mit neun zu acht Punkten!

    Zum Abschluss des Treffens offenbarte Mutter Cunia, eine Vision zur elften Queste gehabt zu haben, in der eine verhüllte Gestalt ihr einen überraschend eindeutigen Orakelspruch verkündete. Offenbar waren die Helden ausersehen, Hilfe der Götter den vor Jahrtausenden begrabenen Hochkönig Fenvarien zu befreien:

    Hoch im Norden, am Quell eines Flusses, wartet ein Mann dunklen Sinnes im Tal der Träume.
    Wenn ein Stern vom Himmel fällt und Ingerimm die Erde beben lässt, ist der Tag seiner
    Freiheit gekommen. Doch braucht er Hilfe, damit ihm die Freiheit auch zum Glück gereicht.


    Die Kapitäne verabredeten, in zwei Tagen gen Norden aufzubrechen, doch bis dahin waren noch viele Vorbereitungen zu treffen. Vor allem benötigte Phileasson eine neue Mannschaft für die Seeadler, die vor Monaten in den Thorwaler Hafen zurück gekehrt war – doch stellte ausgerechnet das Anheuern von erfahrenen Seeleuten die Helden vor eine Herausforderung. Zwar gab es viele kräftige Recker und Thinskari die in Frage gekommen wären, doch planten viele der Seeleute, jetzt im Frühling mit ihren Ottas auf Kauf- und Kaperfahrt zu gehen. Und jene, die sich entschieden, an der Wettfahrt teilzunehmen heuerten lieber bei Beorn an, denn die Kunde vom riesigen Goldschatz des Blenders der überdies die dreifache Heuer zahlte hatte bereits die Runde gemacht.

    So musste sich Phileasson mit einem Haufen Seeleute zufrieden geben, der Beorns neuer deutlich Mannschaft unterlegen war, ja, im Suff gelang es sogar einem reisenden Ambosszwerg, Daerec und Leniya davon zu überzeugen, für ihn zu bürgen. Der Angroscho konnte zwar weder rudern noch schwimmen oder auf See sein Frühstück bei sich behalten, doch imponierte es den beiden, dass Eigor Eisenbeiß sich bereits bei der ersten Abfahrt gen Norden vor über einem Jahr beworben hatte. Und ging es nicht unter die Erde? Spätestens dort würde der Schmied sich sicherlich bewähren...

  • Hehe, nein - der Zwerg ist ein NSC der Original-Saga, der in der Überarbeitung aber gestrichen wurde. Warum sollte Phileasson auch einen Nichtschwimmer mit Meeresangst an Bord nehmen? Er hat im AB allerdings ein kurzes Gastspiel, indem er erneut und vergeblich versucht, an Bord zu kommen. Die Spieler haben wohl OG einen Haken gewittert und wollten den Zwerg anschließend unbedingt dabei haben... vermutlich denken sie, Fenvarien sei in einem unterirdischen Labyrinth gefangen und der Zwerg sei für alle Nicht-Angroscho-Helden etwas wie der Schlüssel zum AB.

    Jedenfalls haben sie Phileasson die Ohren blutig gefaselt, warum der Zwerg kein bloßer Ballast sei bis dieser schließlich eingelenkt hat. So richtig praktisch wird der gute Eigor aber niemals werden, denn die Saga enthält keine Dungeons mehr. Dafür hat er seinen Magen aber bereits über dem Deck der Seeadler entleert und wird auch in Enqui und bei der bald folgenden Kanu-Reise keine Hilfe sein. Wenn die Helden dann noch nicht genug haben können sie Eigor gerne auch noch bis zum Finale mit schleppen.
    Tatsächlich denke ich, dass ich dafür sorgen werde, dass sie sich entweder von Eigor trennen (noch ein NSC? Im Ernst? Der ist noch nicht einmal nützlich!) oder das die Expedition durch Eigor so viel Zeit verliert, dass Beorn vor Phileasson bei Fenvarien ist. Letzteres wäre sowieso im Sinne der Wettfahrt, denn dadurch würde der Blender kurz vor dem Finale den Punktestand wieder ausgleichen.

  • Eigor war damals der SC eines Quereinsteigers in meine Gruppe. Sitzt heute irgendwo als Meisterschmied.

    ich wäre ja perfekt, wenn ich nicht so bescheiden wäre....

  • Reisebericht #47 – Enqui

    Die knapp zweiwöchige Fahrt nach Norden verlief ereignislos, obwohl den Thorwalern ein wenig Abwechslung ganz recht gewesen wäre; so jedoch segelte man tagein tagaus die immer wilder werdende Küste entlang, stets in dem Wissen, dass Beorns überlegene Mannschaft mit jeder Seemeile einen größeren Vorsprung gewann. So war die Stimmung an einem Tiefpunkt, als die Seeadler am 11. Ingerimm Enqui erreichte. Ausgerechnet Enqui! Die Stadt war seit der Zerschlagung des Svellt'schen Städtebundes durch die Orks zusehends herunter gekommen und war nun ein sicherer Hafen für Walfänger und Schmuggler. Thorwaler waren hier nicht gern gesehen, was auf Gegenseitigkeit beruhte.

    So entschied Phileasson, nur mit einer kleinen Gruppe Helden - zu der auch der seit der Abfahrt seekranke Eigor gehören sollte - von Bord zu gehen, um Erkundigungen einzuziehen. Doch dieser diplomatische Ansatz des Kapitäns wäre beinahe am seltenen Jähzorn des sonst so gelassenen Expeditionsleiters gescheitert: nur Leniyas und Livkas beherztes Eingreifen verhinderte, dass es schon bei der ersten Anlaufstelle zu einer Schlägerei gekommen wäre. Ausgerechnet der örtliche Geweihte des Efferd hatte die Ankunft der zweiten Otta innerhalb dreier Tage zum Anlass genutzt, eine Schmährede gegen die „Wal-Anbeter“ zu halten, die die Erhabenheit des göttlichen Vaters der Fluten missachteten.
    Nachdem man Phileasson aus dem Tempel komplementiert und Leniya eine großzügige Spende für den Tempel gestiftet hatte erwies sich Ingulf Joosten, der Geweihte, jedoch als zwar aufbrausender doch vernünftiger Mann. Er bestätigte, was Phileasson und Raluf bereits auf der Seefahrt befürchtet hatten: das Land sei zu dieser Jahreszeit von der Schneeschmelze noch in großen Teilen überschwemmt. Flüsse waren über ihre Ufer getreten und die Verläufe der Ströme mochten sich etwa aufgrund von Schlammlawinen aus dem Finsterkamm geändert haben. So war die Karte des Tempelarchiv nur ein erster Anhaltspunkt.

    Angesichts der Überschwemmungen entschied man, den Weg bis zur Quelle des Upval in Kanus zurück zu legen. Doch die Suche nach den schlanken Gefährten gestaltete sich als überraschend schwierig: zum einen besaßen die meisten Familien hier an der Küste nur kleine und breitere Ruderboote, die für eine Fahrt bis ins Gebirge viel zu langsam und sperrig gewesen wären. Und zum anderen hatte Beorn wohl sein bestes gegeben, um die wenigen Kanus Enquis aufzukaufen oder unbrauchbar zu machen.

    Im Gasthaus Haifischzahn entschied man, sich für die weitere Suche aufzuteilen und dabei die Ohren auch nach anderweitigen Neuigkeiten offen zu halten. Kintan, Leniya und Eigor entschieden, in den Hafenschenken am schnellsten an Informationen zu gelangen und erfuhren neben allerlei Tratsch über Geistererscheinungen und einen Hexenzirkel in den westlichen Sümpfen, dass es vor zwei Tagen eine Messerstecherei zwischen Beorns Mannschaft und einigen Glücksspielern gegeben haben musste.
    Zeja derweil bewies abermals, dass sie nicht in der Lage war, sich in Städten zurecht zu finden – und wurde prompt selbst gefunden: die beiden Banditen bereuten ihren plumpen Angriff jedoch schnell, hatten sie doch nicht mit der Schärfe des Elfenstahls aus Goibnywms Schmiede gerechnet!
    Schließlich traf Zeja Harka, eine Wildnisläuferin mittleren Alters, die sich bereit erklärte, die Gruppe so lange zu begleiten, bis der Upval nicht mehr befahrbar sei. Für den stolzen Lohn von fünf Silbertalern am Tag würde sie die Expedition also bis in den Schatten des Finsterkamms führen.

    Dies setzte natürlich voraus, das rechtzeitig Kanus aufgetrieben werden könnten. Und während Eigor und Daerec damit liebäugelten, gegen Harkas und Ingult Joostens Rat aber ohne weiteren Zeitverlust in Ruderbooten oder gar zu Fuß aufzubrechen setzten die anderen Helden alles daran, die Stadt bis in den letzten Winkel abzusuchen. Immerhin konnten Phileasson und Ohm für einen lächerlich hohen Preis ein von Beorn versenktes Kanu kaufen, das Leniya reparieren sollte.

    Dafür wollte man die Werft Enquis anmieten, deren Vorarbeiterin Neun-Finger-Rike Thorwalern gegenüber leider sehr ablehnend gegenüber stand. Die Reparatur musste also mit dem mitgebrachten Werkzeug auf dem Deck der Seeadler erfolgen. Glücklicherweise erhielt man von einem Hafenarbeiter aber noch einen Hinweis auf eine Flussschifferin, die Phileasson für einen Schatz von knapp fünfzig Dukaten zwei leichte Kanus aus Birkenrinde verkaufte. Mit nun drei Gefährten entschied man, auf der Seeadler ins südlich gelegene Perkauki zu fahren um dort mindestens drei weitere Kanus zu besorgen. Würde die Suche dort jedoch scheitern, so hätte man weitere kostbare Zeit auf Beorn verloren...


  • Reisebericht #48 – Das Tal der Träume

    Die Seeadler erreichte am Nachmittag die Siedlung Perkauki. Diese Ansammlung von Hütten der Ausgestoßenen und Bettler war abstoßend und Mitleid erweckend zugleich, doch schienen die Bewohner auf ihre unterwürfige Art noch verschlagener zu sein als die Schmuggler. Selbst gebaute Kanus aufzutreiben war kein Problem, die Bezahlung dagegen schon, da die Elenden mit großen Mengen Geld nichts anzufangen wussten. Schließlich jedoch gelang es, die Expedition mit insgesamt sechs Kanus auszustatten.

    Um keine weitere Zeit zu verlieren ließ man sich in der gleichen Nacht von den Thorwalern zur Mündung des Upval rudern und brach am nächsten Morgen in aller Frühe auf. Das Land war tatsächlich weithin überschwemmt gewesen, sodass nur hier und dort schlammige Hügel aus dem sich langsam zurück ziehenden faulenden Wasser aufragten; in den tief hängenden Ästen der Bäume hatte sich Treibholz verfangen und ein mal sah die Expedition sogar eine halb skelettierte Leiche, die unter einigen Steinen beigesetzt wurde.
    Harkas Führung erwies sich trotz des unklaren Verlauf des Fluss als hilfreich, da sie mehrfach vor im Wasser verborgenen Felsen oder spitzen Wurzeln warnen konnte – dennoch erwischte es am zweiten Tag ausgerechnet Leniyas Kanu, die sich mit den wenig erfahrenen Bootsfahrern Ramon und Eigor ein Gefährt teilte. Die anschließende Reparatur dauerte bis zum nächsten Mittag. In der gleichen Nach glaubte Livka eine geisterhafte Erscheinung gesehen zu haben, welche die Flammen des Lagerfeuers auf das Gepäck übertreten ließ... hatte die verlorene Seele auch mit dem Bootsunglück zu tun gehabt?

    Tröstlich war dagegen, dass auch Beorn Schwierigkeiten mit dem Gelände gehabt haben musste: in einem morastigen Stück Weges, das nicht per Kanu passierbar war und von den Helden langwierig umgangen wurde, sah man ein Kanu sowie Gepäckstücke der anderen Expedition. Offenbar hatte Beorn es auf direktem Wege versucht und dafür ein hohes Lehrgeld bezahlt.

    Je näher man dem düster aufragenden Firunswall kam, desto mehr fand der Upval in sein altes Bett zurück. Immer wieder mussten Stromschnellen bewältigt werden und aus dem Wald klang des Nächtens mehrfach das Geheul von Wölfen. Schließlich befahl Phileasson, die Kanus in einem Gebüsch zu verstecken und am nächsten Morgen zu Fuß weiter zu ziehen; am gleichen Abend kündigte auch Harka an, die Gruppe verlassen zu wollen. Sie hatte die Expedition wie abgemacht zu den bergen geführt und fürchtete nun tagtäglich, Gjalsker Barbaren zu begegnen. Die Gruppe zog also unter der Führung Ynus und Zejas weiter.

    Der Weg durch die Wildnis fiel der erfahrenen Gruppe nicht sonderlich schwer, hatte man doch bereits viel schwierigeres Gelände bereist. Doch in der Nacht ereignete sich etwas, das noch keiner der Helden erlebt hatte: Daerec, der die zweite Wache schob, bemerkte das eine merkwürdige Stille den Wald ergriffen hatte. Und während er sich noch rings um das Lager umsah erhellte plötzlich ein Leuchten den Himmel, als plötzlich ein flammender Stern groß wie das Madamal vom Süden kommend eine Bahn über den Nachthimmel zog und dann, verdeckt durch die Baumwipfel, zwischen den Bergen vom Himmel fiel! Diese gespenstische Szene wurde einige Augenblicke später von einem Donnergrollen wie Rondras Blitz und Ingerimms Amboss gefolgt, der nicht nur sämtliche Tiere sondern auch die Helden aufschreckte.

    Natürlich war Allen sofort klar, dass sich soeben die Prophezeihung Mutter Cunias erfüllt hatte. Der Tag aus ihrer Vision musste angebrochen sein, und die Expedition befand sich noch immer einige Meilen vom Ziel entfernt! In aller Eile brach die Truppe auf und lief im Eilmarsch durch Nacht und Dämmerung in Richtung des gefallenen Sterns. Der Wald war nun mit Felsen übersäte und immer wieder traf man auf uralte, im Zwielicht unheimliche Totems und verwitterte Stelen. Einige waren möglicherweise orkisch, auf anderen glaubte Kintan nivesische Zeichen zu erkennen, doch war es ausgerechnet Raluf, der als einziger einige der Runen entziffern konnte. Der Krieger hatte einige Jahre seiner Jugend als Treller auf einem Hof an der gjalskischen Küste verbracht und sah nun immer wieder die Zeichen für Geisterwelt, Feindschaft, Schatten und Berge oder Ewigkeit.

    Schließlich erreichten die Helden eine Anhöhe, von der aus sie auf das Tal der Träume blicken konnten: zu beiden Seiten von bewaldeten Bergflanken begrenzt schlängelte sich hier zwischen einigen grasigen Hügeln der junge Upval, geboren in einem brausendem Wasserfall wenig mehr als eine Meile entfernt. In den Hängen zur Linken befand sich ein enormer, noch rauchender Krater.

    Ynu erkannte anhand einiger Spuren rasch, dass Beorns Mannschaft erst vor höchstens einer Stunde hier gewesen sein und das Tal noch nicht wieder verlassen haben konnte, also entschied man, so schnell wie möglich zum Ort des Einschlags zu gelangen. Die Wucht des Sterns hatte die Bäume im Umkreis abgeknickt und hinfort gefegt und den aufgewühlten Boden mit einer harten Kruste geschmolzenen Erdreichs überzogen: Eigor und Kintan mühten sich mit ihren Hacken vergeblich. Der Stern selbst blieb unauffindbar.

    Unterdessen erkannte Daerec, dass die Prophezeiung nur sagte, dass der König durch den Stern befreit würde, nicht aber, dass er direkt am Ort des Einschlags begraben liege – man begann also hektisch die Umgebung nach Rissen im Gestein abzusuchen, die auf Tunnel hindeuten könnten.
    Während Zeja weitere Spuren von Beorns Expedition suchte erkundete Leniya den Flusslauf und tauchte sogar bis unter den Wasserfall, ohne jedoch etwas finden zu können. So war es schließlich Livka, die in der Flanke eines der Hügel einen tiefen Riss entdeckte, aus dem ein abgöttischer Gestank drang. Nur unter größter Überwindung ließ sie sich langsam abseilen und stand schließlich bis zu den Knien in den Fäkalien, die den Boden eines uralten Gemäuers bedeckten. Das Grab des Hochkönig Fenvarien.

    Gemeinsam bestaunte man die kunstvoll in die Wände geritzten Wandmalereien, die Aufstieg und Fall der Hochelfen zeigten, doch schnell stolperte man über einen grausigen Fund: zerschmetterte Knochen eines Elfen. Eine angrenzende Kammer beachtlicher Größe war ebenfalls mit Kunstwerken bedeckt, die an einer Wand durch eine tief in den Fels gekratzte Spirale überdeckt wurden. Der Raum wurde von einem nachtschwarzen Altar beherrscht, auf dem frisches Wasser, Brot und Obst angerichtet waren – offenbar ein ähnlicher Zauber wie an Bord der Taubralir, der verhindern sollte, dass die Gefangenen Elfen verhungerten. Und von denen hatte es offenbar acht gegeben, wie die Schlafnischen bewiesen. In sechsen fanden sich die Gebeine weiterer Verstorbener, doch das Schicksal des letzten Gefangenen blieb ungelöst – war Fenvarien bereits entkommen? Im Grab jedenfalls war Niemand zurück geblieben.

    Der einzige mögliche Rückzugsort des uralten Königs war der nahe Birkenhain und sofort stürmten die Helden los. Wenn Beorn den König noch nicht gefunden hatte, mochte diese Aufgabe noch an Phileassons Mannschaft gehen!
    Doch der Wald entpuppte sich schon bald als ganz und gar ungewöhnlich: fremdartige Pflanzen mischten sich unter die nordische Vegetation, bunte Libellen und Vögel schwirrten zwischen den Ästen und immer wieder traten zahlreiche Erscheinungen auf, die keine Geister waren, die nach Ramons Meinung aber viel zu umfassend für eine Illusion waren. Wie in Niamhs Zauberwald und den Inseln hinter den Nebeln sahen die Helden Abbilder uralter Hochelfen, Krieger und Künstler, Sänger und Gelehrte. Besonders eine goldäugige Schönheit wurde mehrfach gesehen wie sie mit dem ehrwürdigen Fenvarien, wie die Helden ihn aus der Geschichte Tie'Shiannas kannten, stritt. Livka meinte, sie vage als Bhardona aus dem Himmelsturm wieder erkannt zu haben, doch blieb keine Zeit für weitere Erkundungen.

    Schließlich erreichten die Helden eine Lichtung, auf der Beorn und seine Leute ratlos im Halbkreis standen. Die Thorwaler rückten schweigend zur Seite und gaben den Blick auf einen uralten, nackten und vollkommen verdreckten Elf frei, der auf dem bloßen Boden schlief. Speichel lief ihm in die verfilzten Haare, die Nägel waren gebrochen und die Glieder verkrümmt – nur ein sternförmiges Mal auf der linken Schulter oberhalb einer schwärenden Wunde wies ihn als einen der mächtigen Sternenträger aus. Endlich war der Hochkönig Fenvarien gefunden. Doch hatte Niemand mit seinem Zustand gerechnet.

    Alle Versuche der Heilung scheiterten, doch gelang es Zeja, mittels Magie in den Traum des Hochkönigs einzudringen um diesen zu wecken – und dabei eine Überraschung zu erleben: der gesamte Wald war der Traum des Königs, Fenvarien hatte unbewusst all die Illusionen und Abbilder geschaffen. Derweil war der Hochkönig auch im wachen Zustand vollkommen apathisch; er ließ sich klaglos führen, reagierte sonst jedoch nicht auf gutes Zureden oder Gesten. Der Geist des Hochkönigs war gebrochen.

  • Reisebericht #49 – Den Oblomon hinauf

    Gemeinsam mit Beorns Leuten schlug man am Ausgang des Tals ein Lager auf. Alle weiteren Versuche, den Geist des Hochkönig zu wecken oder ihn durch Magie zu beeinflussen scheiterten, doch kam Daerec eine Idee: Vor mehr als einem Jahr hatte die Expedition Niamh Goldhaar in ihrem Zauberwald, dem Silvanden Fae'den Karen getroffen. Die uralte Sternenträgerin und Vertraute Fenvariens könnte ihrem Freund möglicherweise helfen, genau, wie sie damals Abdul Hilfe angeboten hatte.

    Damit hatte der Ritter seinen Scharfsinn erneut bewiesen, denn noch am gleichen Abend hatte Shaya erneut eine Vision, die zur zwölften und letzten Queste der Wettfahrt führen sollte: mitten in der Nacht stahl sie sich schlafwandelnd davon, um mit Kohle eine Botschaft auf einen nahen Stein zu schreiben. Leniya und Belasca, die zeitgleich die Nachtwache hatten, folgten der Geweihten...

    ...und am nächsten Morgen erwachte die Halbelfe höchst schmerzhaft, als Phileasson ihr in die Seite trat. Spätere Rekonstruktionen des Streits ergaben, dass Leniya abseits des Lagers eingeschlafen sein musste, sehr wahrscheinlich unter magischer Einflussname Belascas – so oder so war Beorns Trupp schon vor Stunden lautlos aufgebrochen und hatte Fenvarien mit sich genommen!
    So blieb der Mannschaft nur noch Shayas nächtliche Botschaft, die überdeutlich besagte, dass die letzte Aufgabe sei, Fenvarien zu Niamh zu bringen. Oder eben nicht, denn spitzfindig bemerkte Livka, dass die Worte der Götter befahlen, Niamh zu Fenvarien zu bringen und nicht umgekehrt – und schon war neue Hoffnung gefunden. Zwar war Beorn mit Fenvarien auf und davon und würde ab Enqui mit seiner überlegenen Mannschaft weiteren Vorsprung sammeln, doch kannte nur die Mannschaft Phileassons den genauen Aufenthaltsort der Hochelfe. Aber würde das Schiedsgericht in Thorwal den Sieg so anerkennen?

    Zuerst jedoch galt es, auf dem Rückweg so wenig Zeit wie möglich zu verlieren, doch das war wieder einmal leichter gesagt als getan. Die Stromschnellen erwiesen sich bergab als noch gefährlicher, sodass die Kanus erneut nicht unbeschadet blieben und weitere Reparationen nötig wurden. So erreichte die Gruppe schließlich schlecht gelaunt etwa einen vollen Tag nach Beorn die wartende Seeadler am Ufer des Brack.

    Das Schiff legte noch in der Abenddämmerung ab um am nächsten Morgen Enqui und damit das Meer zu erreichen. Auf dem Weg fasste Kapitän Phileasson, der in den letzten Tagen immer grüblerischer geworden war, schließlich einen Entschluss: in einer flammenden Rede erklärte er, dass man Swafnirs und Ögnirs Gunst zurück gewinnen könnte, indem man den Frevlern in Enqui ihre Grenzen aufzeigte. Vollkommen überraschend für die Helden und unter Beifall der Mannschaft befahl Phileasson, Enqui zu plündern!
    Doch nach einer kurzen Beratung konnten sich die Nordleute Livka und Kintan schnell mit dem Angriff abfinden und Zeja wies mehrfach davon hin, dass sie in der Schmugglerstadt beinahe ausgeraubt worden wäre. Leniya würde sich allein des Goldes wegen an der Plünderung beteiligen, während Ohm und Raluf ohnehin begeistert waren. Ramon und Ynu zeigten kein Mitleid mit den Walfängern und Eigor zitierte ein uraltes horasisches Gerichtsurteil, nach dem sie schuldlos aus der Plünderung hervor gehen könnten, sodass am Ende nur Daerec den Angriff verhindern wollte. Erst nach mehreren Hinweisen darauf, dass die Schmuggler keineswegs unschuldig oder wehrlos waren konnte es der Ritter mit seiner Ehre vereinen, den Kameraden nicht in den Weg zu treten.

    Der Angriff verlief dann schnell und effizient: im morgendlichen Nebel fuhr die Seeadler in den Hafen ein, erledigte die Wachen und setzte Landungstrupps ab die unterschiedliche Aufgaben erledigten: Kintan, Livka und Ynu führten einige Thorwaler durch den Hafen um alle vor Anker liegenden Schiffe in Brand zu setzen oder zu versenken und dabei alles Tragbare mit zu nehmen. Dabei leisteten die Wachen einer kleinen Potte erheblichen Widerstand, der nur durch ein heftiges Entergefecht gebrochen werden konnte.
    Weniger feurig ging es auf der Seeadler einher, denn dort hatte Zeja das Kommando über eine Hand voll Thorwaler übernommen, die das Schiff vor den Einwohnern schützen sollten. Lange Zeit gelang es ihr mit warnenden Pfeilen und der Unterstützung einiger Illusionen Ramons den aufgebrachten Bürgern den Schneid abzukaufen, doch als einige Stadtwachen auftauchten wurde es knapp: den angerückten Armbrustschützen gelang es, Ramon niederzuschießen, sodass Zeja beschloss, das Schiff in einer magischen Nebelwand zu verbergen. Unsichtbar und doch blind für das Geschehen harrte die Gruppe aus, bis schließlich die Plünderkommandos zurück kehrten und die Seeadler das brennende Enqui hinter sich lassen konnte.

    Auf der zweitägigen Fahrt gen Riva beriet Phileasson sich mit den Helden über den künftigen Kurs:
    Beorn würde sicherlich in der Hafenstadt die besten mit Gold erhältlichen Pferde kaufen und dann die lange Handelsstraße gen Osten über die grüne Ebene bis Norburg nehmen. Da der Blender bereits mehr als einen Tag Vorsprung erzielt hatte waren die Aussichten, ihn in einer direkten Verfolgungsjagd einzuholen eher gering. Kintan votierte mit Daerecs Zustimmung dafür, von Riva aus südöstlich zu ziehen um die grüne Ebene im Schatten der Salamandersteine im Süden zu umgehen. Dort würde man auf die Sairan-Hokke oder andere Nivesenstämme treffen, deren Hilfe man sich redlich verdient hätte. Anschließend würde man den Bornwald durchqueren und könnte sich Niamhs Domizil vom Süden aus nähern, Beorn also entgegen kommen. Livka und Zeja dagegen stimmten für eine Schiffsreise über den weit im Norden gelegenen Oblomon hinauf, um auf der viel schnelleren Seeadler bis Gerasim zu fahren und von dort aus auf die Handelsstraße zu treffen. Nach langem hin und her entschied Phileasson, den dritten Weg einzuschlagen, da nicht klar war, welche Hilfe von den Nivesen zu erwarten war – einen Hundeschlitten konnten nämlich die wenigsten der Helden fahren.

    Der Weg gen Norden und den Oblomon hinauf dauerte aufgrund der unerwartet starken Strömung des Fluss ganze zwölf Tage bis zur Goldschürferstadt Oblarasim. Diese war einmal ein einfacher Umschlagplatz gewesen, den norbardische Händler für ihre Tauschgeschäfte mit den auelfischen Sippen der Umgebung nutzen; seit hier jedoch vor vier Jahren Gold gefunden worden war, waren Glücksritter wie Heuschrecken über das Land hergefallen und hatten zahllose Baracken errichtet die etwa sechshundert Einwohnern als Heim dienten. Selbst verglichen mit Enqui war der Umgangston sehr rau, auf den Straßen regierte das Recht des Stärkeren und unter all dem schien ein ethnischer Konflikt zwischen Menschen und Elfen zu schwelen. Die Eingeborenen warfen den Neuankömmlinge vor, Natur und Harmonie zu zerstören während diese den Elfen wiederum vorhielten, immer wieder Siedler in Hinterhalte zu locken. Die Gerüchte über elfische Heckenschützen, der offensichtliche Raubbau an der Natur, alkoholabhängige Elfenkinder und tagtäglicher Mord unter den Goldgräbern schienen auf eine große Katastrophe zuzusteuern.
    Gleichzeitig herrschte in Oblarasim auch ganz alltäglicher Wahnsinn. Beispielsweise besaßen viele Goldgräber Katzen, die auf der Suche nach unter der Erde lebenden Mäusen ihre Besitzer zu Goldadern führen sollten – doch wehe, man behandelte die Mieze schlecht! Dann führte sie den Schürfer geradewegs zu wertlosem Katzengold. Zeja jedenfalls wurde viel Gold für ihren geflügelten Kater aus der Welt hinter den Nebeln angeboten.

    Phileasson hatte bereits beschlossen, aufgrund der abnormalen Preise für Waren und Pferde von Oblarasim aus zu Fuß oder mit den aus Enqui mitgebrachten Kanus weiter gen Gerasim zu ziehen, als einige der durch die Stadt streifenden Helden ganz zufällig auf alte Bekannte stießen: Sven Gabelbart und Nirka, die Schwester Crottets von den Sairan-Hokke, schlugen sich gerade in einer Taverne mit einem Unglücklichen, auf dessen Kopf eine Belohnung ausgesetzt war. Sobald der Kampf entschieden und auch der schweigsame Elf Falnokul dazu gestoßen war zeigte sich das Trio erfreut und erstaunt, die Helden wieder zu sehen. Nirka hatte sich nachdem sie auf dem großen Karenzug etwas von der Welt gesehen hatte, den Kopfgeldjägern angeschlossen und war nun mit Sven liiert. Das Treffen wurde mit norbardischem Meskinnes begossen und schnell geriet man ins Erzählen von alten Abenteuern.
    Da Sven den Norden gut kannte und man sich ja auch sonst nie scheute, Hilfe von Freunden anzunehmen entwickelte sich langsam der Plan, ohne Phileasson davon zu informieren Sven dafür zu bezahlen, Beorn auf dessen Reise zu behindern. Dann hätte die Gruppe am Rabenpass, so erklärte der Kopfgeldjäger gerne, die Gelegenheit dem Blender aufzulauern um den entführten Hochkönig zurück zu erobern – oder den gewonnenen Vorsprung zu nutzen um zuerst in Niamhs Zauberwald zu sein.

  • Reisebericht #50 – Wieder in Gerasim

    Die Abreise aus Oblarasim verzögerte sich trotz Phileassons Versuchen, die in der Stadt verstreute Mannschaft wieder zusammen zu bringen noch bis zum nächsten Morgen. Hauptschuldige waren Leniya und Eigor, die sich im Goldschürfen messen wollten: dabei gelang es der listigen Halbelfe zwar, dem Zwerg dessen Ausrüstung abzuluchsen, dafür erwies sich ihre neue Goldsucher-Katze Garafan jedoch als nutzlos, sodass sie sich dem Angroscho letztlich geschlagen geben musste.
    Auch besuchten die Helden Lomos Ringerbühne, in der sich Daerec in den Ring gegen den Champion Granthara Steppentiger wagte. Der tättowierte Auelf war ein wahres Sinnbild der Zerrissenheit des hiesigen Elfenvolks, betrank sich vor dem Kampf und feierte seinen ungefährdeten Sieg in einer brutalen Schlägerei gegen den viel stärkeren Ritter mit Missachtung des Publikums.

    In den nächsten fünf Tagen folgte die Gruppe mit ihren Kanus planmäßig dem Oberlauf des Oblomon. Das frühsommerliche Wetter war ausgezeichnet und die Natur zeigte sich abgesehen von einigen Blutfliegen und einem feisten Feuermolch von ihrer besseren Seite: der klare Fluss war Heim zahlreicher Fische, sodass die Gruppe stets frisches Fleisch hatte, obwohl den Jägern kein Erfolg beschienen war.

    Der Empfang in Gerasim war bestürzend, hatte man die Stadt doch als sehr gastfreundlich in Erinnerung: statt mit offenen Armen wurde die Expedition mit der Waffe in der Hand begrüßt. Doch die Haltung der Gerasimer änderte sich schlagartig, als die Helden erklärten, nur auf der Durchreise zu sein. Offenbar hatten die Gerasimer von den Unruhen in Oblarasim gehört und waren nun vorsichtig darauf bedacht, die Idylle in ihrer Heimat zu bewahren. Und tatsächlich lebten Elfen und Menschen hier noch immer in Harmonie zusammen, achteten sich gegenseitig und vor allem die Natur.
    Die Reisenden wurden von der Wirtin Jasinde der Herberge Waldesruh zum bleiben eingeladen und nahmen das Angebot gerne an während sie in der Stadt Erkundigungen einzogen. Schnell wurde klar, dass es in ganz Gerasim nicht genug Pferde für die Gruppe gab, ein ernstes Problem, lag doch die endlose Grüne Ebene noch vor den Helden. Zumindest aber war Beorn noch nicht in Gerasim gewesen. Mit einer Strähne von Beorns Haar, die schon häufig gute Dienste geleistet hatte, versuchte Livka dessen Aufenthaltsort zu ergründen, doch all ihre Macht reichte jedoch nur aus, um den Blender irgendwo im Umkreis von vierzig Meilen zu lokalisieren. Ohne Pferde würde man das Wettrennen mit Beorns berittener Truppe kläglich verlieren, sollte Sven Gabelbart mit seiner Sabotage nicht überaus erfolgreich gewesen sein.

    Während man ausschwärmte um eine anderen Weg aus der Notlage zu finden, lernten einige der Gefährten einen aus dem nostrischen stammenden Magier namens Jasper kennen, der in der Akademie zu Gerasim ein Zweistudium absolvierte. Jasper war es schließlich, der die Helden mit einer Gruppe Elfen bekannt machte, welche ihren in den östlichen Steppen lebenden Verwandten auf magischem Wege eine Nachricht übermittelten. So kam es, dass man schon am folgenden Nachmittag erneut auf die Silberhuf-Sippe traf, der man schon auf dem großen Karen-Zug begegnet war.

    Die Steppenelfen zeigten sich jedoch nicht begeistert von der Idee, den Menschen Ponys zu leihen und wollten auch die fantastischen Geschichten vom Schicksal Tie’Shiannas, Lariels und des Hochkönigs nicht ohne weiteres glauben. Erst als Zeja im Salasandra mit der Sippe für die Helden eintrat wendete sich die Stimmung: nun von der Dringlichkeit der Mission überzeugt wählten die Elfen unter ihren Begleitern die ausdauerndsten Ponys, die die Helden bis zum Silvanden Fae’den Karen tragen sollten.

    Der weitere Weg zum Bornland, über den Rabenpass und an Ask und Norburg vorbei gen Süden bis in die Gegend in der man den Zauberwald Niamhs vermutete sollte eine weitere Woche dauern.

  • War die maximale Zeichenanzahl des ersten Beitrags überschritten worden?^^
    Aber schön, das es weiter geht. :) Da nähert ihr euch ja dem Ende.
    An die Oblarasim-Station kann ich mich gar nicht erinnern, ist die neu in die Überarbeitung gekommen?

  • Nein, mit einem Zeichenlimit hat das nichts zu tun ^^
    Die einzelnen Reiseberichte füllen (fast) immer volle DinA4-Seiten; der obere hat zwei Seiten, der untere nur eine. Sicher könnte man den Cut auch anders legen, ich orientiere mich da aber neben dem tatsächlichen Fortschritt der Story auch daran, wo wir einen Spieltag beendet haben. Tatsächlich haben wir die Saga bereits beendet, nur die letzten beiden Reiseberichte sind noch nicht geschrieben weil ich zuletzt in der Uni recht viel zu tun hatte.

    Eigentlich müsste Oblarasim auch in der alten Saga vorgekommen sein, die Passage wurde jedoch für die Neuauflage erweitert (der Goldrausch und Lomos Ringerbühne sind offiziell, dazu einige Gerüchte und Szenen die es nicht in den Reisebericht geschafft haben) und von der Gruppe dann auch etwas breiter ausgespielt als es für ein Wettrennen angemessen gewesen wäre. Das Setting passt aber wunderbar zum neuen Finale der Saga bzw. zu den fiesen Plänen Pardonas und zeigt vor allem, wie erfolgreich der Namenlose Zwietracht säen kann. In vielen Abenteuern wird er ja auf purpurne Blitze und einen Kultisten mit Opferdolchen reduziert, hier aber steht plötzlich der halbe Norden kurz davor, einander an die Gurgel zu gehen.
    Das wir so viel Zeit in Oblarasim verbracht haben lag aber auch daran, dass sich eine Spielerin in den Kopf gesetzt hatte dort nach Gold suchen zu müssen und man schon aus dem dritten/vierten Abenteuer mit Sven Gabelbart bekannt war. Dafür habe ich das Wiedersehen mit dem Rest der Sairan-Hokke weg gelassen, so richtig warm sind wir mit denen nämlich nie geworden.

  • Bekommen wir die letzten zwei Etappen auch noch zu lesen? :)

    Wie lange habt ihr eigentlich insgesamt dran gespielt?

  • Natürlich kommt der Rest noch. Aber gerade in der Retrospektive fällt es mir schwer, mich daran zu machen.
    Gespielt haben wir zwischen Anfang Januar 2013 und Anfang Mai 2015, also fast zweieinhalb Jahre. Natürlich gab es immer wieder Unterbrechungen: abgesehen von zwei Spielern studieren alle Mitspieler unterschiedliche Fächer, gerade in den ausgedehnten Klausurenphasen oder um Weihnachten herum war es da oft schwer, Termine zu finden. Wie oft wir uns insgesamt getroffen haben kann ich kaum abschätzen, ein Reisebericht deckt aber in der Regel eine oder zwei Sitzungen a sechs bis zehn Stunden ab, gerade zu Beginn der Saga oft auch mehr. Bei 52 Kapiteln würde ich ganz grob auf 85 Sitzungen oder 700 Spielstunden schätzen.

  • Kleine Frage: Was passiert aus Selflanatil und dem Kelch der Orima? Verbleiben die in Orimas Obhut? So schöne <artefakte und ich muss sie den Helden wegnehmen? Zumindest das Schwert wäre doch nützlich....

    Per noctem ad lucem.
    Durch die Nacht zum Licht.
    ____

    Pardona? Ist das nicht ein Kochrezept?