Phileasson-Saga - viele kleine Fragen [MI]

  • Reisebericht #36 – Die Welt hinter dem Nebel

    In Brokscal angekommen brannten die Helden darauf die Verfolgung Beorns aufzunehmen und so schlug Kapitän Phileasson Aischas Bitte, noch beim Wiederaufbau der Siedlung zu helfen bis jeder Dorfbewohner wieder ein Dach über dem Kopf hätte aus. Den Rest des Tages half man noch beim Einfangen der nunmehr halb verwilderten Selemferkel und Hühner, im nächsten Morgengrauen brach man jedoch auf.
    Doch trotz aller Eile kam man überein, einen kleinen Umweg über Heldenrain zu machen um am Rande der Zivilisation dringend benötigte Ausrüstung aufzustocken. Insbesondere wollte Leniya eine geschliffene Lupe anschaffen, mit der die feinen Runen des Schiffsmodells entziffert werden könnten. Das Dorf war von Mengbillaner Truppen besetzt, nachdem man sich jedoch listig als Missionare ausgegeben hatte wurde man in Ruhe gelassen; und gelogen hatte man dabei auch nicht, wie selbst Shaya einsah, schließlich hatte man einen Schrein der Travia inmitten des Urwalds errichtet und heidnische Echsenpriester bekämpft.

    Von Heldenrain aus übernahmen Ynu und Shaya die Führung. Die junge Geweihte wurde von einer vagen Ahnung immer weiter gen Südwesten gezogen, die deutlicher wurde als man sich der Westküste näherte; schließlich erreichte die Gruppe nach etwa einer Woche Marsch eine malerische Bucht auf halbem Wege zwischen Mengbilla und Chorhop.
    Während sich Shaya zurück zog um über eine sich ankündigende Vision zu meditieren nutzten die anderen die Gelegenheit um im Meer zu schwimmen, zu fischen, etwas zu jagen und schließlich die Umgebung zu erkunden. Dabei fand die eine halbe Meile hinaus getauchte Leniya tief am Grund die Reste alter Ruinen, deren Herkunft sie jedoch nicht klären konnte. Ebenso stießen Zeja, Kintan und Daerec im nahen Urwald auf im Schlamm der Jahrhunderte versunkene Säulen – Reste eines der hochelfischen Häfen, von denen Shafir der Prächtige gesprochen hatte?

    Am Abend teilte Shaya, angelockt vom Duft des Gebratenen, die Ergebnisse ihrer Vision mit den Anderen: ihr war ein strahlend weißer Alveraniar erschienen, dessen Worte von seinen Lippen geperlt und in Form von neun hellen Pergamentstreifen mit je einem prophetischen Vers in ihren Schoß gefallen waren. Viel verwirrendes und auch beängstigendes war dort zu lesen, vor allem der Satz „der Tod wird in eurer Mitte wüten und es ist gut so“ sorgte für Bestürzung. Sollte etwa nur eine der Expeditionen dieses zehnte Abenteuer überleben? Was waren das für alte und junge Weise und von welchem Kessel sprach die Prophezeiung? Brüder, die das Blut von Brüdern vergossen... einen rechten Reim konnte man sich kaum darauf machen. Schließlich deutete die Verse vorerst so, dass es die Aufgabe der Helden sei, in einen Bruderkrieg der Erben der Hochelfen einzugreifen und den Gefährten des alten Hochkönigs Fenvarien zu suchen um heraus zu finden, wo Fenvarien oder seine Seele gefangen gehalten wurden. Hierfür wären eine „zweite Geburt“ sowie die Hilfe eines alten und eines jungen Weisen nötig.

    Am nächsten Tag watete Shaya im ersten Licht der Praiosscheibe ins Wasser, wo sie das von Zsintiss erhaltene Modell der elfischen Galeasse sanft auf die Wellen setzte. Und das Ergebnis übertraf die kühnsten Hoffnungen der Helden: knarzend und ächzend wuchs das Modell rasend schnell an und nahm schließlich die Gestalt eines wendigen Seglers von vielleicht zwanzig Schritt Länge an, die üblicherweise von etwa einem Dutzend Seemännern besetzt werden. Am Bug zeigten verschlungene Lettern stolz den Namen des Schiffs: Taubralir, Asdharia für 'Zauberwoge' und über dem schimmernden Deck blähte sich ein einziges weißes Segel mit einer stilisierten blauen Welle.

    Sogleich gingen die Freunde an Bord und erkundeten den fremdartigen Segler. Bewaffnet war die Taubralir nicht, dafür fand sich unter Deck jedoch ein Gemeinschaftsraum mit einem Kamin voll heller Holzscheite und auf dem langen Tisch in weiten Schalen frisches, süßes Obst sowie in filigranen Amphoren und Karaffen frisches Wasser und weiße Milch. Später lernten die Helden freudig, dass sich diese Vorräte in jeder Nacht auffüllten, sodass die Mannschaft niemals Hunger oder Durst leiden würde. Leider galt dies nicht für die mitgebrachten Vorräte, sodass der mitgebrachte Rum und Schinken streng rationiert wurden um Abwechslung in die köstliche und doch eintönige Kost zu bringen.

    Kaum waren die Thorwaler erneut an Deck versammelt da setzte sich das Schiff von selbst in Bewegung, wandte den Bug gen Westen aufs offene Askanische Meer. Schnurgerade ging die Fahrt und weder Phileasson noch einer der Helden wagte es, den Kurs zu beeinflussen. Nach einer Weile bemerkten die Helden, dass es etwas diesig geworden war; bei genauem Hinsehen schien die Gischt der Wellenkronen sich langsam zu erheben, wodurch ein feiner Dunsthauch entstand. Dieser wurde stärker und schließlich konnte kein Zweifel mehr sein, dass dichte Nebelschwaden das Schiff einhüllten und sogar die Praiosscheibe verdeckten. Der schleichende Prozess zog sich über den Rest des Vormittags hin und schließlich glitt das Schiff in einer zunehmend grauer werdenden Nebelbank umher, die so dicht war, dass selbst das Wasser unter dem Kiel nicht mehr sichtbar war. Es wurde kalt und einmal konnten Zeja und Leniya zwischen einigen Schwaden das Wrack eines zerfetzten Elfenschiffs ausmachen. Doch bald schon lichtete sich der Nebel und hinterließ nur einen allgegenwärtigen Schleier wie in einer Waschküche, der die Sicht der Menschen – nicht jedoch die von Zeja und Leniya – einschränkte. Das auffälligste Merkmal der Welt hinter den Nebeln war, dass es keine Praiosscheibe gab, doch Ramon beeilte sich in einem Vortrag über die Sphärentheorie sowie die Verknüpfung von Globulen zu versichern, dass dies nicht anders zu erwarten gewesen sei.

    Ohne Himmelsgestirne oder funktionierende Südweiser stellte sich die Orientierung auf offener See selbst für Phileasson und Leniya als äußerst problematisch heraus, doch in den folgenden vier Tagen bemühte man sich den Kurs in der aktuellen Richtung, die man als Nordwesten definiert hatte zu halten. Zeja arbeitete derweil an einer Karte, auf der sie alle Beobachtungen einzutragen gedachte...
    Erst nach über vierhundert Meilen in der neuen Welt fand sich ein Hinweis darauf, dass diese nicht ausschließlich aus endlosem Meer bestand: die scharfäugige Elfe entdeckte einen kleinen Katamaran, der sich wenig später als das runenverzierte Totenboot eines Elfen darstellte. Der Elf trug ein seidig-goldenes Gewand und war offenbar eines gewaltsamen Todes gestorben, die unverweste Leiche lag im Schatten eines hellen Segels, das als Wappen ein.

    Am nächsten Tag sah der Ausguck dann endlich Land. Erst waren es nur an tiefer liegenden Felsen gebrochene Wellen, dann kleine Riffe und schließlich winzige Schären aus festem Gestein und Kies; aller Proteste Leniyas zum Trotz wurde die Kolonie von Möwen geplündert und zur Rührei verarbeitet. Der Ansammlung winzigster Inseln folgte man gen Nordosten, wo sich nach etwa einhundert Meilen einige Inseln aus den Fluten erhoben, die eine Größe von mehreren hundert Schritt erreichten und hier fanden sich auch erstmals Spuren von Pflanzen: hartes, gelbliches Gras wuchs auf den Flanken großer Dünen.
    Auf dem höchsten Punkt einer der Dünen fand ein Erkundungstrupp eine aus Tang und Steinen gefertigte, sehr einfach gehaltene kleine Statue eines springenden Seepferds mit Augen aus Aquamarin; in einer nahen Mulde fanden sich Reste von Muscheln und Fischen sowie eine zerlumpte Zeltplane. Ein verlassenes Lager.

    Die Taubralir folgte der Inselkette weitere zwei Tage, wobei hin und wieder noch größere Eilande auftauchten und auch der Bewuchs zunahm. Schließlich erreichte man eine sicher zehn Meilen durchmessende Insel, die dicht bewaldet zum Verweilen einlud. Die Hoffnung, etwas anderes als Fisch und die immer gleichen Speisen des Zauberschiffs trieben die Helden an Land und tatsächlich fand Ynu bald Spuren von Kaninchen.
    Zeja führte einen Teil der Gruppe ins innere der Insel, wo sich ein kleiner Berg erhob, an dessen Flanke ein kristallklarer See gefunden wurde. Um alles genau betrachten zu können nahm man in Kauf eine Nacht in der Wildnis zu verbringen, doch am nächsten Tag drängten die beim Schiff gebliebenen zum raschen Aufbruch: Ohm und Raluf berichteten von Träumen in denen etwas Fremdes Jagd auf sie machte und Ynu behauptete, die gefundenen Spuren der Tiere haben allesamt im Kreis geführt. Da bei genauerem Nachdenken niemand ein Tier gesehen hatte, das größer als eine Biene gewesen wäre entschied man, diese merkwürdige Insel sofort zu verlassen.

    Da sich hinter der großen Insel über einige Meilen nur noch kleine Riffe und Schären zeigten und im Osten bereits der Rand der Globule in Form von dichten Nebelwolken sichtbar zu sein schien, entschied die Gruppe, den Kurs zu wechseln und nun nach Nordwesten zu segeln, etwa im rechten Winkel zur Inselkette, der man bislang gefolgt war. Nach vier vollen Tagen in denen die Gruppe nur Wasser gesehen hatte befahl Phileasson jedoch den Kurs erneut zu ändern, sodass man die ursprüngliche Inselkette etwas weiter im Norden erneut erreichen würde. Für die Besatzung der Taubralir war dies jedoch erneut ein beeindruckender Beweis dafür, wie gigantisch die Welt hinter den Nebeln wirklich war.

  • Reisebericht #37 – Bilder, Träume und Geschichten

    Die Entscheidung, zurück zu fahren, erwies sich als richtig. Und mehr noch: als die Ausläufer der gesuchten Inselkette schon früher in Sicht gerieten als erwartet konnten Zeja und Phileasson anhand der gezeichneten Seekarte errechnen, dass die Kette gebogen sein musste. Natürlich fehlten weitere Anhaltspunkte, doch Ramon phantasierte sogleich von einem Ring aus Inseln inmitten des endlosen Meeres, ein doppeltes Sinnbild der Unendlichkeit und letztlich Unvergänglichkeit des elfischen Volkes. Von diesem hatte man aber außer einer Leiche noch nicht viel gesehen und so wurden Ramons Theorien zurecht ins Reich wildester Spekulation verbannt.

    Wenig später erkannte die Mannschaft jedoch, das man um ein Haar eine riesige Insel verpasst hätte, deren nördlichste Landzunge nun in den Blick der Taubralir geriet. Das Festland war mit einer dicken Schicht Eis bedeckt, dessen Kälte weit bis aufs Meer hinaus drang und vor allem Ramon die Zähne klappern ließ. Niemals wäre der Südaventurier hier angelandet, doch Zeja entdeckte landeinwärts ein kurzes aber enorm helles Aufflackern wie von einem großen Feuer.
    Die Landungstruppe reiste vier Stunden lang durch eine an die Klirrfrostwüste erinnernde Einöde, bis Leniya ein Lager aus Eisseglern entdeckte, zwischen denen einige behelfsmäßige Zelte aufgebaut worden waren. Im Lager waren mehr als dreihundert abgekämpft wirkende elfische Flüchtlinge, darunter Verwundete und Kinder. Sehr schnell bemerkten die Helden, dass die aufgestellten Wachen sie nicht wahrnahmen – waren es Illusionen oder Geister? Bald schon bemerkten die Helden, dass ihnen der blonde Elfenfürst, der die Flüchtlinge anzuführen schien, vage bekannt vorkam. Spätestens als eine Flotte Eissegler mit den Wappen der geflügelten Sonnenscheibe angeführt von einem mächtigen Schiff, auf dessen Bug eine goldäugige, schmerzhaft schöne Hochelfe stand, in Sicht kam erkannten die Helden den Elf als Emetiel, den Bruder Ometheons, dessen Grab man südlich des Himmelsturms gefunden und dessen Grabwächter Peleios einst den Tod gebracht hatte. Die folgende Schlacht auf dem Eis verdiente eher den Titel eines Gemetzels, doch tatsächlich geschah, was man damals im hohen Norden aus den Reliefs geschlossen hatte: ein gigantischer goldener Drache -Pyrdacor!- erschien und verbrannte die Armee Pardonas zu Asche. Die Überlebenden errichteten das Grabmal aus Eis und verließen die Stätte... nur um kurze Zeit später vom Norden her erneut in Sicht zu kommen. Die Geschichte wiederholte sich.

    Zurück beim Schiff bezweifelte Ramon, der Spezialist für Illusionsmagie, dass es sich um eine Illusion gehandelt haben könnte – zu groß wäre die Anstrengung, diese aufrecht zu erhalten, zu komplex und detailliert die Erscheinung. Außerdem war natürlich kein Nutzen erkennbar, der den Aufwand rechtfertigt hätte. Waren es also doch Geistererscheinungen, die hier in der Welt hinter den Nebeln Form angenommen hatten?

    Diese Frage sollte zwei Tage später beantwortet werden: vor den Ufern einer weiteren bewaldeten Insel kreuzte ein kleines Segelboot den Kurs der Taubralir. An Bord stand ein elfischer Sänger, der sich als Brianissim vorstellte und aus Fleisch und Blut zu bestehen schien. Er zeigte sich erstaunt vom Auftauchen der Menschen und wollte neugierig mehr über die Geschichte der Expedition erfahren – aufmerksam lauschte er der Erzählung Ohms, bis er plötzlich in Zejas Gedanken sprach und die verblüffte Elfe nach ihrer Herkunft und dem Ursprung der „Geschichte“ fragte.
    Letztlich stellte sich heraus, dass die äußeren Inseln der Globule von Manifestationen elfischer Geschichten und Sagen bevölkert wurden: offenbar erwachten hier die kollektiven Erinnerungen und Legenden des Alten Volkes und zwar umso intensiver, je häufiger die betreffende Geschichte erzählt wurde. Brianissim erzählte auch ein wenig von den „Alten“, den Erben der Hochelfen, die unter der Führung des Clan der Vislani die größten Inseln der Globule beherrschte. Ebenso erwähnte er den schwelenden Konflikt zu den „Wilden“, die in den tiefen Wäldern die Lebensweise ihrer Vorväter ablehnten. Doch trotz dieser Informationen über die Welt wirkte der Sänger so ätherisch, dass die Helden sich noch Stunden später nicht einig waren, ob Brianissim nun real oder selbst eine dieser Geschichten gewesen war.

    Der weitere Kurs führte durch ein wahres Feld aus winzigen Schären, das sich über mehr als hundertundfünfzig Meilen erstreckte. Doch bald schon sah der Ausguck wieder Land – und nicht nur das: in einer weiten Bucht lag eine schon vom Weiten deutlich sichtbar prächtige Hafenstadt mit einer hellen Mauer, deren Türme und Paläste im Licht funkelten. Doch noch bevor die Helden die Stadt ansegeln konnten entdeckte der Ausguck eine große Flotte thorwaler Drachenschiffe, die sich dem Hafen näherte. Verwundert steuerte Phileasson die Taubralir näher heran und schnell erkannte man Beorn den Blender am Bug des vordersten Schiffs. Der Kapitän wirkte wie das archaische Abbild eines großen Kriegsherr und insgesamt größer als in der Erinnerung der Helden; die Besatzung bestand neben den Gefährten Beorns aus hunderten, in Leder und Felle gekleideten Waldelfen – dies und die Tatsache, dass Niemand an Bord der fremden Schiffe die Taubralir bemerkt hatte festigte ihren Glauben an eine weitere magische Geschichte.
    Man entschied sich zurück zu halten und nur zu beobachten wie Beorns Flotte die Stadt Djanilla angriff, in Brand setzte und schließlich plünderte. Als die Szenerie am Abend begann zu verblassen und die Stadt am nächsten Tag unversehrt aufragte setzte man den Weg gen Norden fort.

    Die Helden entdeckten ein weiteres Totenboot primitiver Machart, in dem ein unbekleideter Leichnam lag; nachdem der erste Tote in ein golden-seidiges Gewand gehüllt gewesen war, vermutete man, hier einen Angehörigen des Volkes der Wilden gefunden zu haben.
    Noch am gleichen Tag sahen die Helden vom Schiff aus, wie ein elfischer Jäger am Strand einer bewaldeten Insel einen Hirsch erschoss. Die Helden folgten der Spur des Jägers in den Wald, wo Ynu einige in kostbare, bunte Gewänder gekleidete Elfen bemerkte, die durch eine magische Zone der Stille geschützt ein Dorf von Waldelfen ausspähten. Die sechs Hochelfen wurden von einigen der belebten Ritterrüstungen begleitet, die den Helden bereits aus dem Sargasso als Wächter der Elfengaleasse bekannt waren. Kurzerhand entschied man, den Hochelfen in den Rücken zu fallen als diese das Dorf angriffen. Der folgende Kampf war kurz aber heftig und wurde in absoluter Stille unter massivem Einsatz von Magie seitens der Elfen geführt, doch auch die Fechtkunst der Hochelfen war nicht zu unterschätzen und so entkamen schließlich alle Angreifer während Livka schwer verwundet und Daerecs Rüstung von einem Flammenstrahl furchtbar angesengt wurde. Nachdem die Aggressoren einige der Geisterkrieger geopfert hatten um fliehen zu können wurden die Helden von den dankbaren Waldelfen begrüßt – und bald stellte sich heraus, dass die Helden hier erneut in eine Geschichte geraten waren. Zwar waren die Wunden schmerzhaft real, doch die Elfen erkannten die Helden nicht als Menschen und schon bald verlor die Szenerie an Detailreichtum um kurze Zeit später erneut mit dem Aufbruch zur Jagd zu beginnen.

    An den folgenden fünf Tagen herrschte Uneinigkeit über den Kurs, weshalb die Taubralir einige Irrwege einschlug. Weit vom Festland entfernt geriet man außerdem in einen von einem riesigen Elementar angefachten Sturm, der der Taubralir beinahe zum Verhängnis geworden wäre. Erst als es Daerec gelang, den tüchtig durchgeschüttelten Abdul an Deck zu tragen, konnte dieser den Wassergeist überzeugen, das Schiff in Ruhe zu lassen. Auch entdeckten die Helden ein drittes Totenboot, in dem ein prächtig gekleideter Hochelf inmitten reicher Gaben auf Kissen und Fellen gebettet lag. Um ihn herum waren frische Speisen angerichtet und Daerec konnte nicht widerstehen, das mit funkelnden Smaragden verzierte, schmale Langschwert an sich zu nehmen.

    Ein paar Wegstunden im Inland einer sicher zweihundert Meilen langen Insel, deren Bewuchs an die sommerlichen nördlichen Steppen der Nivesen erinnerte, fanden die Helden ein kleines Hochelfisches Lager. Der Empfang war sehr freundlich, doch wurden die Helden nicht als Menschen erkannt, womit sofort fest stand, dass man eine weitere Geschichte gefunden hatte – und zwar eine wahrhaft uralte, wie Livka bald schon einordnen konnte. Die Gastgeber waren offenbar auf der Jagd nach weißen Hirschen und empfingen die Helden selbst hier, fern der Zivilisation mit erheblichem Luxus. Während dem gemeinsamen Mahl ertönte plötzlich ein helles Horn und wenig später erreichten erneut Reisende das Lager: Iantana mit-der-klingenden-Hand und ihre Gefährten erreichten das Lager, in dicke Felle gehüllt, abgekämpft und doch triumphierend. Stolz präsentierte die Hochelfe einen Strauß Blumen, den sie von jenseits des ewigen Eis im hohen Norden mitgebracht hatte! Sofort kam Leben in die Runde, kannte doch auch Ohm die Geschichte vom Hetmann Arjolf, der bei der Umrundung des Yetilands Schwärme von Zugvögeln nach Norden hatte fliegen sehen und selbstverständlich ließ auch Zeja es sich nicht nehmen, nach den Eisigeln zu fragen, die man selbst vor etwa einem Jahr vorgefunden hatte. Iantana war erfreut, andere Forscher anzutreffen, erklärte jedoch, schon am nächsten Morgen gen Süden aufbrechen zu müssen um dem Hochkönig Simia der-aus-dem-Licht-trat die Frohe Kunde zu überbringen. Simia, dem Vorgänger Orimas, der Vorgängerin Fenvariens.

    Der Name Simias war nur Livka bekannt, doch bald schon sollten alle Helden etwas mit ihm verbinden: nur zwei Tage später kam eine Insel in Sicht, die schon vom Weiten wahrhaft verflucht wirkte. Über dem mit Felsen und kränkelnden Nadelbäumen bedeckten Land türmten sich schwarze Wolken, zwischen denen Blitze zuckten und die sich wie ein Strudel zusammen zogen um in ihrer Mitte sternenleere Schwärze zu offenbaren. Nur wenige trauten sich hier an Land: Leniya, Ohm, Ynu und auch Ramon sowie Abdul schlossen eine Erkundung kategorisch aus und erinnerten an die Warnungen Brianissims vor der „verlorenen Insel“. Da eine so einzigartige Insel jedoch einen wichtigen Teil der Geschichte der Elfen enthüllen konnte erkundete man geführt von Shaya und Phileasson den Wald. Schnell fand man frische Kampfspuren und schließlich auch die Leichen von Elfen, Menschen, Orks und tierhaften Wesen sowie einen sterbenden Hippogreifen, der wohl den Hochelfen als Reittier diente. Zum Glück schien auch diese Geschichte nur aus nebelhaften Schemen ohne feste Körper zu bestehen, sodass man schließlich nicht weiter zögerte und zum Zeuge einer titanischen Schlacht zwischen einem strahlenden Heer der Hochelfen und den düsteren Horden des Namenlosen wurde. Die Hand des Dreizehnten selbst, Maruk-Methai, kommandierte den Angriff und zerfetzte Reihe um Reihe der hochelfischen Recken, bis es schließlich einem jungen Fenvarien gelang, das schreckliche Reittier des Heerführers zu besänftigen und den Ansturm zu stoppen. Nun trat der Hochkönig Simia vor und die Helden bestaunten das ungleiche Duell zwischen Gut und Böse, das keiner der beiden überleben sollte: während der Dämon zu schwarzer Asche wurde verschmolz das strahlende Licht des gefallenen Hochkönigs mit der Praiosscheibe. Die Krone jedoch nahm Orima, die später zur Göttin werden sollte, an sich. Die Expedition hatte einen weiteren Schlüsselmoment der Königswürde erlebt.

    Ebenjene Krone war Gegenstand der nächsten Insel, die schon vom weiten als in einen Berghang gehauene zwergische Festung zu erkennen war. Man begleitete einen Zug der Hochkönigin Orima, um mit der Übergabe des Sternensteins, des von Nurti selbst verliehenen Königsjuwel, einen Frieden zwischen Elfen und Zwergen zu besiegeln. Dabei fiel den Helden insbesondere auf, dass die Darstellung der Zwerge von Vorurteilen geprägt war, als habe der Erzähler eine denkbar schlechte Meinung von den Angroschim. Diese waren zu klein, breiter noch als Orks, allesamt muskelbepackt und unter den wild wuchernden Bärten kaum zu unterscheiden, stets schwer gerüstet und zeigten selbst in ihrer Königshalle keinerlei Manieren. Das sie die Elfen in „herrschaftlichen“ Kavernen die eher primitiv eingerichtete an Höhlen erinnerten und statt Rogolan zu sprechen über Grunzlaute kommunizierten war der endgültige Beweis dafür, dass die Geschichten nicht die vergangene Realität sondern nur eine überlieferte Sicht der Dinge zeigten.

    Der weitere Weg gen Westen (die Inselkette hatte bereits einen zweitausendfünfhundert Meilen langen Viertelkreis beschrieben und die Taubralir war seit drei Wochen in der Globule) führte zu einer kleinen Insel, auf der ein verfallender Palast inmitten verwilderter Gartenanlagen aufragte. Niemand konnte die Architektur einordnen, doch nach all den offensichtlich nicht realen Geschichtsinseln hoffte man, nun endlich zumindest Spuren der Bewohner der fremden Welt zu finden. Der Palast schien vollkommen verlassen zu sein, bis Leniya das oberste Stockwerk des höchsten Turms erreichte: in einem runden Thronsaal lag auf dem Königssitz ein knöcherner Schädel in einer goldenen Schale. Und dieser Schädel sprach. Doch der Untote schien keineswegs feindlich oder bösartig zu sein sondern plauderte zerstreut drauf los, wobei er brennende Fragen der Helden nach dem Schicksal des Palasts oder seiner eigenen Herkunft nicht befriedigend beantworten konnte. Als die Halbelfe ihm jedoch die Bitte erfüllte, ihn auf das Fenstersims zu stellen, damit er das Meer sehen könne, revanchierte sich der Schädel mit einer kleinen Prophezeiung: „Wer einem schlummerndem Freund helfen will, muss sich manchmal mit einem lebendem Feind verbünden.“ Weitere Erklärungen konnte oder wollte der Schädel jedoch nicht geben.
    Ein von Daerec mitgenommenes Schwert mit einem großen, in den Knauf eingelassenen Bernstein löste sich nach dem Verlassen der Insel nicht in Luft auf, die Insel schien also real gewesen zu sein – was fast noch mehr Fragen aufwarf...

  • Reisebericht #38 – Das Meervolk

    Die Mannschaft setzte den Kurs gen Westen, zwischen dutzende winzigen bewaldete Inseln. Die Tage verliefen ruhig, doch eines Nachts bemerkte die Wache an Deck, dass sich der ewige Nebel geklärt hatte und den Blick auf Myriaden leuchtender Sterne frei gab: wie funkelnde Juwele streckten sich fremde Sternbilder und bläulich oder grünlich gefärbte Wirbel über den samtschwarzen Himmel. Andächtig und ein wenig wehmütig betrachteten alle das Schauspiel, bis sich der Nebel wieder zuzog – hatte man einen ersten freien Blick auf die Gestirne der fremden Welt erhascht oder war auch dies eine Geschichte, die sich die Elfen von den halb vergessenen Sternen Aventuriens erzählten?

    Am nächsten Tag tauchten zwei größere Inseln am Horizont auf, deren Strände nur durch wenige hundert Schritt Meer getrennt waren. Und nicht nur das: die kleinere der Inseln schien auf den Wellen zu treiben, was sofort dazu führte, dass unter der Mannschaft Geschichten von gigantischen Schildkröten oder riesigen Kraken kursierten, die arme Seeleute für Land gehalten hatten.
    Des Rätsels Lösung war weniger gefährlich doch nicht weniger spektakulär: am weißen Sandstrand trafen die Helden auf eine hübsche, dunkelhaarige Elfe in einem reinweißen Kleid. Die Schönheit der Holden stand im Gegensatz zu den hässlichen Brandwunden, die Hände und Unterarme bedeckten. Sie stellte sich als Tibanna vor und erklärte, auf ihrer schwimmenden Insel nach ihrem Geliebten Brianissim suchte. Aufgeregt berichteten die Helden, dem Sänger vor etwa zwei Wochen begegnet zu sein und ließen sich nun auch die andere Hälfte der traurigen Geschichte des Paares erzählen. Außerdem überreichten die Helden der Elfe ein Haar Brianissims als Symbol der Hoffnung und Beweis dafür, dass der Sänger die Suche noch immer nicht aufgegeben hatte.

    Da sich Raluf und Ohm in der letzten Zeit ein wenig überflüssig vorgekommen waren erkundeten die beiden Thorwaler gemeinsam mit Ramon und Ynu die andere Insel, fanden jedoch außer viel Wald nichts interessantes, sodass die vom Moha mit einer Wurfkeule erlegten gebratenen Vögel am Abend über die Enttäuschung hinweg helfen mussten. Doch schon auf der nächsten Insel sollte die Expedition mehr Glück haben: als sie leicht ramponiert zurück kehrten erzählte insbesondere Raluf begeistert davon, auf ein Hoffest der alten Elfen eingeladen worden zu sein. Außerdem seien einige Achaz dort gewesen, die offenbar Verhandlungen mit den Elfen geführt hätten – bis die Echsen plötzlich angriffen und „den Hetmann der Elfen“ töteten. Im anschließenden Scharmützel spalteten die Menschen einige Echsenschädel, woraufhin die Geschichte verblasste.

    Bald schon kam ein massiveres Eiland in Sicht, das scheinbar bis zum Horizont mit wogenden Steppengras bewachsen war. Nur Zejas scharfe Elfenaugen konnten im fernen Nebel die düsteren Umrisse eines einsamen Berges erkennen. Gemeinsam mit Phileasson brach die Hälfte der Mannschaft auf und erreichte nach einigen Meilen den großen See, in dem der Berg auf einer kleinen Insel lag. Am Ufer traf man die Hochelfe Panlariêl, die sich aufgemacht hatte den flammenden Berg zu besuchen. Die Helden begleiteten die Weggefährtin Simias zum Gipfel, wo die Hochelfe einen Vulkanausbruch verursachte um Feuer und Lava in bleibende Formen zu zwingen. Verschlungene Türmchen reckten sich gen Himmel, glühende Brücken spannten sich über Strömen von flüssigem Gestein und lodernde Wände spiegelten sich in glänzenden Bodenplatten aus polierten Basalt. Die Helden wurden zeugen der Gründung Mandalyas.

    Weitere einhundert Meilen westlich lag eine Insel, deren Vegetation und Klima bereits stark an die nördlichen Steppen erinnerten. Ramon, den die Erzählungen der Gefährten neugierig gemacht hatten, wollte das fremde Land erkunden und die Nordmänner Ohm und Raluf erklärten sich schnell bereit, mit ihm zu gehen. Die drei waren etwa einen Tag unterwegs, bis sie bei ihrer Rückkehr aufgeregt von einem unheimlichen, kreisrunden und tiefblauen See sprachen, der ohne eine einzige Welle inmitten der Tundra gelegen hätte. Bald schon hätten sie im Geiste Stimmen gehört, die sie magisch zum Ufer lockten, Stimmen, deren Besitzer sich als eine Art leuchtende Quallen entpuppten. Glücklicherweise hatte sich Ohm rechtzeitig an einige Erzählungen Crottets erinnert, die von einem sehr ähnlichen See inmitten der Nivesensteppen handelten, den die Nomaden Kuri, nivesisch für „fremd“ nannten. Da die Geschichten zumeist damit endeten, dass die Protagonisten in der Wildnis verschwanden, entschied die Gruppe, ihr Glück nicht auf die Probe zu stellen.
    Unterdessen hatten Zeja, Daerec und Kintan gemeinsam eine Elchkuh erlegt, sodass der Besuch auf der Insel zumindest keine reine Zeitverschwendung gewesen war.

    Am Tag darauf begegnete die Expedition - nun wieder auf See – dem bemerkenswertesten Schiff, das selbst Phileasson je gesehen hatte. Drei Bäume standen inmitten der Wogen und ihre Wurzeln hatten ein derartig dichtes Geflecht über den Planken des Schiffrumpfes gebildet, dass von diesen nichts mehr zu sehen war. So war das urtümliche Baumschiff etwas unförmig, doch offenbar seetüchtig.
    Die Mannschaft war ähnlich ungewöhnlich: offenbar war nur ein erwachsener Elf an Bord. Der sehr entspannt wirkende Ammantillada wurde von einem Dutzend teils sehr junger Elfenkinder begleitet. Immer wieder von den wild durcheinander tobenden Kindern unterbrochen gestaltete sich die Unterhaltung als schwierig, wollte doch stets Jemand eine unvollständige Verwandlung, ein schönes Schneckenhaus oder eine Pantomime vorzeigen oder neugierig Frage um Frage zu stellen. Besonders Leniya wunderte sich, dass die Kinder keine Scheu vor dem riesigen Raluf oder Daerecs Schwert zeigten und erfuhr so, dass der Vater nicht zuließe, dass etwas böses geschehe – er sei schließlich ein Sternenträger. Darauf angesprochen reagierte dieser ausweichend und erklärte, viele Elfen sähen im sternenförmigen Mal an seiner Schulter ein Zeichen großen Potentials; wichtiger als ein mögliches Potential sei aber, was man selbst daraus mache – und er halte es für eine bessere Idee, Kinder in die Welt zu setzen und aufzuziehen als mit dem Schwert gegen seine Brüder aus Städten, Wäldern oder Meeren zu kämpfen.

    Die Küste vor der man Ammantillada getroffen hatte war lose bewaldet und nur durch Zufall bemerkte Zeja vom Ausguck aus die kleine Straße, die sich im Innern der Insel wand. Neugierig ging ein Expeditionstrupp an Land und traf nach wenigen Stunden auf eine berittene Reisegruppe. Es handelte sich um die Geschichte der Hochelfe Shayatariel, die von Simia gesandt den schwindenden Kontakt zu den Waldelfen der Salamandersteine erneuern sollte. Gemeinsam trat man zwischen die respekteinflößenden Baumriesen und zu der großen Harfe, die auf einem nahen Hügel zwischen Mammutbäumen aufgestellt wurde. Die sieben Winde umspielten das Instrument und schon bevor Shayatariel die Hand auf die Saiten legen konnte erschienen die wilden Brüder. Der Sprecher erklärte, keinen Kontakt mehr zu den Hochelfen zu wünschen, die sich dem badoc hingegeben und sich zu weit von der Lichtwelt entfernt hätten – eine entschiedene Abfuhr, die die Gesandten nachdenklich zurück ließ.

    Doch nur einen Tag später traf man wieder auf echte Bewohner der Globule: eine kleine Flottille von Meereselfen auf wendigen Seglern und Katamaranen näherte sich der Taubralir und beinahe wäre es aufgrund einer Verwechslung zu Blutvergießen gekommen: die Elfen gingen davon aus, dass die Menschen zum Gefolge Beorns gehörten und hatten bereits Verluste durch dessen Raubfahrten erlitten. Glücklicherweise gelang es schnell, das Missverständnis aufzuklären sodass sich die offene Feindschaft in Reserviertheit wandelte. Von den Elfen erfuhr man wenig wissenswertes über die Inseln selbst, was auch damit zusammen hing, dass ihnen das Konzept der von Zeja und Livka angefertigten Karte nicht klar wurde. Mehrfach wunderte sich der Sprecher des Meervolks verwundert darüber, dass dieses Pergament die Inseln „von oben“ darstellen sollte und auch nach geduldigen Erklärungen gelang es dem Elf nicht, die Position von größeren Inseln auf der Karte mit Sicherheit zu zeigen. Stattdessen bemühte er sich, den Weg anhand von veränderlichen Strömungen, dem Zug von Vögeln und dem Lied des Windes zu erklären – verwirrende Schilderungen, denen selbst Phileasson nicht lange folgen konnte. So blieb es beim gegenseitigen Unverständnis und dem vagen Gefühl, eine Gelegenheit verpasst zu haben.

  • Die Helden sind mittlerweile bis weit in den Westen der Inseln hinter dem Nebel vorgedrungen; ich habe wie gesagt eine ganze Reihe zusätzlicher Inseln eingebaut und mich teilweise hier inspirieren lassen. Das Abenteuer sieht leider nur 19 Inseln vor, von denen mehrere unbewohnt sind und mir andere nicht gefallen - da die offizielle Karte aber sicherlich über hundert Inseln zeigt wäre die Erkundungstour sonst sicher schnell langweilig geworden.

    Besonders empfehlen kann ich den weiteren Ausbau der Insel mit dem Thron Dagals des Wahnsinnigen (wohl bei Tolkiens steinernen Hochsitz geklaut), insbesondere, wenn man plant, die Simyala-Trilogie anzuschließen. In unserem Fall ergab sich eine sehr nette Szene durch die Einflüsterungen des lügenden Windes (die Spieler sind auch OG noch nicht sicher, was davon zu halten war) und die anschließende "Erleuchtung" Leniyas. Die regeltechnischen Auswirkungen habe ich dabei deutlich intensiviert: von der Macht der Vision übermannt nahm die Halbelfe Schaden und musste eine deutlich erschwerte Selbstbeherrschungs-Probe ablegen, um das Instrument fallen zu lassen; bei Misslingen wurde die Vision fortgesetzt und der Schadenswurf wiederholt, die anschließende Probe um 1 erleichtert. In unserem Fall wäre die Heldin fast daran verreckt, ich habe aber entschieden, sie im letzten Moment ohnmächtig werden zu lassen; der Schaden wurde dann gemäß den Regeln zu Illusionen gedrittelt. Langfristiger waren dagegen die weiteren Auswirkungen: Leniya konnte sich an nichts erinnern, war aber vage davon überzeugt, während der Vision wichtiges gelernt und nun verdrängt zu haben. Da die Spielerin es tatsächlich für eine gute Idee hielt, die Erinnerung an die schrecklichen Visionen des wahnsinnigen Hochelfen erneut zu wecken habe ich mich darauf eingelassen. Mangels Meditations-Fähigkeiten entschloss sie sich, die mentale Barriere durch Ynus Rauschkräuter zu durchbrechen... von jetzt an hat sie in jedem Rauschzustand den Nachteil Wahnvorstellungen, dafür aber auch die Gabe Prophezeien auf einem Wert von 12; ob dies nach dem Abenteuer langsam nachlässt überlege ich noch.
    Diese Frage hätte sich jedoch noch am gleichen Abend fast geklärt: erstmals seit langem ist uns fast eine Heldin gestorben. Leniya wurde von den Kämpfern Lariels auf -6 LeP geschlagen und die Heilerin Livka hätte dank Wunden, LeP und der fremden Welt gegen eine Balsam-Erschwernis von deutlich über 20 gewürfelt. So hat sich dann der Ritter aufgemacht, die Freundin notdürftig zu verbinden: auf einen effektiven TaW von -1 aber geboostet durch einen Attributo (FF) gelang ihm die lebensrettende Probe auf den Punkt genau. Die Göttin selbst hat gesprochen.

    Reisebericht #39 – Zerbrochene Geister

    In den folgenden Tagen wurde Ohm immer übellauniger: als Chronist der Expedition war dem Skalden nur allzu bewusst, dass die von der Hetfrau Garhelt gesetzte Frist von achtzig Wochen schon bald auslaufen würde; seinen Berechnungen zufolge blieben nur noch Zwei Wochen Zeit, bis man den Rückweg antreten müsse um die Welt hinter den Nebeln rechtzeitig zu verlassen. Da der Mannschaft jedoch noch zwei weitere Aufgaben bevor stünden war er sicher, die Wettfahrt nicht mehr erfolgreich abschließen zu können.
    Trotz dieser düsteren Vorahnung blieben die Helden optimistisch: schon im Zauberwald Niamhs war die Zeit anders verlaufen und zumindest war man sicher, dass auch Beorn die Aufgaben nicht fristgerecht würde erfüllen können. Überhaupt war offensichtlich, dass die Gruppe andere Questen als die von der Hetfrau geplanten erfüllt hatte, denn die Ereignisse der vergangenen Monate hatte auch diese nicht vorhersehen können. Die Wege der Götter waren, wie Shaya letztlich festhielt, unergründlich.

    Außer einer Begegnung mit einem weiteren Totenboot vom Meervolk war schon seit längerer Zeit nichts aufregendes mehr geschehen, als sich urplötzlich ein gewaltiges Spektakel ereignete: langsam schob sich ein dunkler Umriss durch den nebligen Himmel und schließlich brach ein gewaltiger, sicher vier Meilen durchmessender Felsen aus dem Dunst hervor. Doch der Felsen stürzte nicht ins Meer sondern schwebte majestätisch etwa fünfhundert Schritt über den Köpfen der Helden, die sich kaum vom Anblick der prächtigen weißen und gelbgoldenen Gebäude erholten, die auf dem fliegenden Berg errichtet worden waren. Kein Zweifel – dort stand eine Stadt, zwischen deren Türmen Reiter auf Hippogreifen durch die Luft glitten. Von diesem Anblick angespornt verwandelten sich Leniya und Ramon in Vögel um die Wunder der Stadt zu bewundern und heraus zu finden, ob es sich nur um die Geschichte der fliegenden Stadt selbst handelte oder ob dort Hinweise auf den Vertrauten des Hochkönigs zu finden waren.
    Nach der Landung auf einem Lufthafen wurden die beiden vom Hippogreifenreiter Iscaellon in Vayavinda, der Zitadelle der Lüfte, willkommen geheißen. Zwar war dieser entsetzt über das Unwissen der Besucher, gab sich jedoch mit Leniyas Erklärung, unter Menschen aufgewachsen zu sein, zufrieden und bemühte sich eifrig, die beiden herum zu führen und alle Fragen zu beantworten. Besonders interessierte man sich natürlich für die hier aufgedockten fliegenden Schiffe und Ramon hoffte insgeheim ein wenig, dass auch die Taubralir mit bisher ungeahnter Flugfähigkeit auftrumpfen könne. Es stellte sich jedoch heraus, dass für einen Flug gleich mehrere hochbegabte Windsänger an Bord sein mussten um ein Schiff in den Wolken zu halten. Anders die Stadt selbst: diese wurde durch den elementaren Schlüssel der Luft getragen, ein Unterpfand und ultimativer Gunstbeweis des Pyr Daokra an das Volk der Hochelfen.
    Um den elementaren Schlüssel zu schützen hatte der Gott der Hochelfen den Drachen Nystavanor als Herrscher nach Vayavinda gesandt., das Angebot einer Audienz am nächsten Tage lehnten die beiden jedoch ab, um nicht über Nacht in der fliegenden Stadt zu bleiben – immerhin konnte sich diese wie die anderen Geschichten auch in jedem Moment zurück verwandeln.

    In den folgenden Tagen besserte sich die Stimmung deutlich, insbesondere die Sichtung von zwei weiteren Totenbooten wurde als Indiz gewertet, dass die Bewohner der Inseln in der Nähe sein könnten. Als es dann jedoch so weit war, kam wieder alles anders als beabsichtigt:
    Wie schon beim Treffen mit den Meerelfen kam es zu einem Missverständnis, als die Taubralir das Baumschiff der Lynissel Blitzschleuderin kreuzte. Genau wie jene ging die Sternenträgerin davon aus, dass die Menschen zum Gefolge Beorns gehörten doch anders als als friedfertige Ammantillada wollte sie Rache für die Vernichtung der Stadt Djanilla nehmen – offenbar stand sie treu zu den Clans der Alten und ließ sich nur schwer davon überzeugen, dass die Helden unschuldig waren. Erst die Erzählungen von Aventurien und dem Schicksal der Shiannafeya stimmten die kämpferische Elfe sie nachdenklicher, worauf sie die Herausgabe des Sphärenschiffs forderte. Natürlich kam dies nicht in Frage und so kam man überein, sich in der Stadt Barbidig wieder zu treffen und Lynissel mit nach Aventurien zu nehmen.

    Den wild wirkenden Wald der nächsten Insel erkundeten wieder Raluf, Ohm, Ynu und Ramon während die Anderen zurück blieben um am Strand zu angeln und nach Muscheln zu tauchen. Der Abend verlief friedlich, bis Leniya und Abdul über Feuerquallen aneinander gerieten und der Elementarist den Eintopf mit magischen Flammen in Brand setzte. Noch hitziger ging es anscheinend im Innern der Insel vor, denn bei seiner Rückkehr präsentierte Raluf stolz das Fell eines Säbelzahntigers. Ohms Erklärungen zufolge hatte man einen recht arroganten elfischen Jäger getroffen, der von ebenjener Raubkatze gefressen worden war.

    Die nächste Insel bestand aus einem malerischen, lichten Wald aus dem sich vom Ufer aus deutlich sichtbar turmhohe, steile Felsen wie steinerne Finger über das Blätterdach erhoben. Natürlich wollte man auch dieses Geheimnis lüften und so marschierten Zeja, Livka, Leniya und Daerec munter drauf los während die Anderen die zahlreichen Beeren und Pilze pflückten, die die Insel wie ein ländliches Paradies wirken ließen.
    Doch bald schon trübte sich dieser Eindruck, denn der Weg war überraschend anstrengend – irgendetwas nicht greifbares lag in der Luft.
    Beim ersten Felsen angekommen entdeckten die Helden hocherfreut, dass sich eine uralte Wendeltreppe bis zum Gipfel in einer Höhe von gut dreißig Schritt wand. Düstere Erinnerungen an Chap mata tapam breiteten sich aus und so machten sich nur Livka und Leniya an den Aufstieg. Wie befürchtet hörten beide schon bald Stimmen im Wind, die ihnen kaum merklich schreckliche Botschaften ins Ohr flüsterten. Die Stimme warnte eindringlich vor Stürzen, vor Unglück und Verrat und das überraschend deutlich: die Expedition hätte keine Zeit mehr, der Alte Mann sei nicht, was er zu sein vorgebe, die Taubralir würde in einem reißenden Strom vergehen und eine von ihnen schon bald „brechen“. Mutig schritten die Freundinnen voran und wurden mit einem unerwarteten Anblick belohnt: auf dem Gipfel stand ein von Wind und Wetter gezeichneter, steinerner Thron. Während die Druidin noch die Lage sondierte trat Leniya neugierig vor und setzte sich.
    Sofort erschien nur für sie sichtbar eine Harfe aus gleißendem Licht und als sie eine der Saiten leicht zupfte verlor sie jegliche Beherrschung über ihren Körper, der von einer fremden Macht durchströmt und gezwungen wurde, ein fantastisches Lied zu spielen. Ein wildes Lied von unglaublicher Schönheit, dessen Melodie mit jedem Herzschlag zu wechseln schien und dessen Rhythmus keinem Gesetz gehorchte. Zeitgleich hörte sie wieder die wispernde Stimme, sah verzerrte Bilder von fremden Orten und wusste, dass diese Vergangenheit, Gegenwart und eine mögliche Zukunft zugleich zeigten. Das Blut spritzte von ihren Händen als die Saiten fast in Flammen aufgingen, doch der Schmerz der Erkenntnis ließ sie ihren Körper vergessen; ihr Geist wurde fortgezerrt, verteilte sich mit dem Nebel und hätte sich sicherlich verloren, wäre da nicht die verfluchte Harfe, deren Klang tief in die Seele der Halbelfe schnitt. Die herzzerreißende Musik zeigte grausam jede Wahrheit und war doch so wunderschön, dass es Leniya nicht gelang, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Erst als sich eine schreckliche Erkenntnis tief in sie eingebrannt hatte verlor sie endlich das Bewusstsein.
    Für Livka war derweil kaum ein Herzschlag vergangen, als ihre Freundin plötzlich erschlaffte und mit blutüberströmten Händen vom Thron rutschte – das Herz der Freundin hatte zu schlagen aufgehört! Schnell sammelte sie Kraft für einen Leben spendenden Zauber, doch bevor sie sich auf die wirren Kraftfäden konzentrieren konnte schlug die Freundin plötzlich die Augen auf. Sie hatte vergessen, was sie erfahren hatte und erinnerte sich nur unter Schmerzen an eines: dies war der Thron Dagals des Wahnsinnigen.

    Leniya hatte unterdessen das dringliche Gefühl, während der Vision auch Wissen über die Welt hinter dem Nebel erlangt zu haben und bemühte sich am Abend, den Schleier, der ihre Erinnerungen verbarg zu durchdringen. Doch die Mauern, hinter denen ihr Geist das Gesehene verborgen hatte waren zu stark, sodass sie schließlich zu einigen Kräutern Ynus Griff, um ihren Tapam zu lähmen und den Wall zu durchdringen: ein Fehler! Sofort verlor sie erneut die Kontrolle über ihren Körper und kam erst wieder zu sich, als sie sich über die Bordwand erbrach – die Freunde berichteten später, dass sie mit düsterer Stimme vom Boten Travias gesprochen habe.

    Auf dem Weg nach Südwesten, weiter der gigantischen Spirale aus kleinen Inseln folgend, traf die Taubralir auf eine neue Ausprägung des allgegenwärtigen Nebels. In Form milchiger Schemen hing dieser dicht über den Wogen und erschwerte nur hier und dort durch einen Schaumkranz unterbrochen die Navigation. Da man jedoch in den letzten Tagen vermehrt kleine Schären gesehen hatte fürchtete man in der undurchsichtigen Suppe verborgene Riffe. Gemeinsam mit Leniya und Ynu entschied Phileasson, den Nebel im Süden weiträumig zu umfahren um keinen Schiffsbruch zu riskieren. Tatsächlich war das Nebelfeld knapp vierhundert Meilen lang, sodass man ein gutes Stück vom geplanten Kurs abkam, bevor man erneut auf die Inselkette stieß.

    Zwischen diesen Inseln tauchte plötzlich ein Dutzend hochelfischer Reiter auf, deren magische Rösser durch die Gischt galoppierten und sie rasch auf Schussweite heran brachten. Ohne Provokation eröffneten die Feinde das Feuer - Ynu und Ramon wurden schwer getroffen, doch auch den Helden gelang es, einen der Reiter vom Sattel zu holen. Schließlich kam es zum Enterkampf und die Elfen erwiesen sich als gefährliche Kämpfer. Sie verstanden es meisterlich, Magie in den Kampf einzuweben um übermenschliche Schnelligkeit oder Zähigkeit zu erlangen, die Helden zu blenden oder durch schmerzende Kampfzauber zu bezwingen. So war es wenig verwunderlich, dass die einzelnen Kämpfe sehr erbittert ausgefochten wurden und man sich immer wieder gegenseitig zur Seite stehen musste: der verwundete Ramon rettete Livkas Leben als diese zu Boden ging und Phileasson deckte den schwer verwundeten Raluf, dessen Axt zu schwer war um den Elfen zu folgen. Zeja und Kintan konnten ihren Gegnern Paroli bieten, doch just in dem Moment, in dem Daerec den Anführer der Gegner mit einem meisterlichen Schlag tötete, empfing Leniya einen bösen Hieb, unter dessen Wucht die Halbelfe durchbohrt zu Boden ging. Während Zeja und der schwer verwundete Ramon den Feind auf sich zogen, lenkte Daerec den Feind Ohms ab, der diesen unverzüglich und wenig rondrianisch von hinten erledigte. Langsam zeichnete sich ein knapper Sieg der Expedition ab.
    Dank des Schlachtrufs der Reiter und deren Wappen, einem stilisierten Pferdekopf inmitten einer Sturmböe, konnten sich die Helden schließlich zusammen reimen, wen sie da erschlagen hatten: die Sagenversion Lariels Sturm-in-den-Zweigen, den Vertrauten Fenvariens und Stammvater der Steppenelfen!
    Viel wichtiger als dies war den Freunden in diesem Moment aber Leniya. Die Halbelfe hatte im Kampf zwei grässliche Wunden erlitten, aus denen nun ihr Leben rann; keiner der Helden konnte sich daran erinnern, jemals davon gehört zu haben, dass ein Mensch oder Elf solche Wunden überlebt hätte. Da Livka, selbst schwer verwundet, keine Kraft mehr für einen heilenden Zauber aufbringen konnte entschloss sich schließlich Daerec, die Operation mit Hilfe Shayas durchzuführen. Während Ramon mit seiner Magie die zitternden Finger des Ritters beruhigte und Zeja Kräuterpasten auftrug schnitten und nähten die beiden noch lange – und die Herrin Peraine segnete die Bemühungen, denn nur durch ein Wunder konnte erklärt werden, dass sich Leniyas Atem schließlich beruhigte und die Ohnmacht in Schlaf überging. Sie war Golgaris Schwingen im letzten Augenblick entkommen.

    Während Leniya langsam kräftiger wurde setzte Phileasson die Segel gen Süd-Süd-West und bald schon sanken die Temperaturen unnatürlich ab; kein Zweifel: vor der Taubralir lag eine weitere mit ewigem Eis bedeckte Insel und in deren Mitte erhob sich wie eine schwarze Flamme der einsame Himmelsturm.
    Trotz der schmerzhaften Erinnerungen der Gemeinschaft an den Tod Merinas im Kampf gegen die Dunkelalben entschied man, den Turm noch einmal zu besuchen um möglicherweise mehr über Vertraute des Hochkönigs und den von Pyrdona herbei geführten Untergang der Zitadelle zu erfahren. Und so erlebten die Helden in wenigen berauschend kurzen Tagen erst die Gastfreundschaft der Hochelfen, dann die Ankunft der goldäugigen Pyrdona, die Anfänge des Kults des leuchtenden Geistes, die beginnenden Zweifel der Elfen an ihren Göttern, den Sieg Ometheons beim Eissegler-Rennen und schließlich den Mord, dessen Emetiel angeklagt wurde. Um nicht zwischen die Fronten zu geraten entschied Phileasson, den Turm vor dem Gemetzel im Ratssaal zu verlassen – Blut hatte man in letzter Zeit genug gesehen.

  • Zitat

    Das Abenteuer sieht leider nur 19 Inseln vor, von denen mehrere unbewohnt sind und mir andere nicht gefallen - da die offizielle Karte aber sicherlich über hundert Inseln zeigt wäre die Erkundungstour sonst sicher schnell langweilig geworden.


    Bei uns wurde sogar noch eingekürzt: statt diese Ellipse/Kreis abzufahren, haben wir den direkten und kürzesten Weg ins Zentrum genommen.

  • Lag das an mangelndem Interesse, die fremde Welt und die Geschichte der Elfen zu erkunden oder hattet ihr einen anderen Grund?
    Ich verstehe ja, dass für die Helden schwer einzusehen ist, weshalb sie Leib und Leben bei einer Begegnung mit Monstern aus irgendwelchen uralten Sagen zu riskieren, wenn man dabei nicht einmal plündern kann, direkt Kurs auf die Mitte der Globule zu setzen klingt aber so, als leide das Abenteuer gewaltig. Zumindest ein paar weitere Inseln als die Beschriebenen haben meine Helden auch erkundet, bevor ich sie nun bald auf die Galeere der Vislani treffen lasse um die eigentliche Story wieder in Gang zu setzen.

    Davon abgesehen ist es (zumindest nach neuen Regeln) gar nicht so leicht, das Zentrum der Globule anzusteuern, wenn man deren Form nicht kennt: die Fernsicht ist durch Nebel eingeschränkt, Südweiser und Druidendolch funktionieren nicht und die Form der Globule ist unbekannt. Auch meine Helden haben versucht, die Spirale (die sie für einen Kreis gehalten haben) zu verlassen, sind aber nach 400 Meilen Meer ohne Land in Sicht umgekehrt.

  • Naja, IT war ja durchaus Eile bei einer wichtigen Aufgabe geboten, daher war es dahingehend schlüssig. OT hatte wohl auch der SL nicht die ganze große Lust auf die Sightseeing-Tour, nachdem wir die ersten X Inseln (ein paar waren es schon) abgegrast hatten, und für uns Spieler war das auch in Ordnung, satt noch mehrere Sitzungen lang Hochelfengeschichte mit zu erleben.
    So einige Begegnungen und Inseln hatten wir durchaus, die wichtig und hilfreich waren (oder an die sich heute noch gerne erinnert wird).

    Aufs Plündern waren die Helden eh nicht aus. Wegen so etwas gab es es später bei uns sogar Krach mit Phileasson in Enqui, als er die Stadt abbrennen wollte und die SC sich dagegen gestellt haben und er sich darüber hinweg gesetzt hat. Fast wären die Helden gegangen und blieben nur, um Fenvarien zu suchen und den Hochelfen zu suchen, nicht, weil sie sich Phileasson danach noch verpflichtet gefühlt hätten.

  • Aufs Plündern waren die Helden eh nicht aus.

    Das mit dem Plündern kam wohl falsch rüber, meine Gruppe ist da auch sehr zivil: die Beute aus dem Himmelsturm (exklusive der Endurium-Säbel der Shakagra) hatte beispielsweise einen Gesamtwert von etwa 100 Dukaten ("Wir kommen auf dem Rückweg ja nochmal dran vorbei"). Aber wenn man schon vom Weiten sieht, dass auf der Insel eine Seuche grassiert oder eine Schlacht tobt, dann machen Spieler und Helden durchaus eine kleine Kosten/Nutzen-Rechnung: man gewinnt vielleicht ein paar Erkenntnisse über tote Elfen, verliert aber möglicherweise sein Leben. Naja.

    Wegen so etwas gab es es später bei uns sogar Krach mit Phileasson in Enqui, als er die Stadt abbrennen wollte und die SC sich dagegen gestellt haben und er sich darüber hinweg gesetzt hat. Fast wären die Helden gegangen und blieben nur, um Fenvarien zu suchen und den Hochelfen zu suchen, nicht, weil sie sich Phileasson danach noch verpflichtet gefühlt hätten.

    Die Gemeinschaft ist darüber also letztlich zerbrochen? Das ist sicherlich nicht Sinn der Episode und so geht die Neuauflage auch kurz auf diese Problematik ein: hier wird jedoch davon ausgegangen, dass einzelne rechtschaffene Helden isoliert werden könnten und nicht, dass sich alle Helden gegen den Kapitän stellen. Wie ist es bei euch denn gelaufen?

    Tatsächlich habe ich den Teil schon mit etwas Sorge gelesen, finde es jedoch auch reizvoll, Phileasson einmal nicht nur als brillanten Entdecker sondern auch als thorwaler Kaperfahrer darzustellen. Und in den Augen der Thorwaler macht er auch keinen Fehler, wenn er ein Lagerhaus voller Waltran anzündet und seinen Leuten erlaubt, ein paar Souvenirs aus der ungastlichen Stadt mitzunehmen. So jedenfalls verschmelzen die Grenzen zwischen Beorn (am Anfang als fieser Konkurrent wahrgenommen, auf den Inseln plötzlich sympathischer und hilfsbereit) und Phileasson etwas, was Beorns endgültigen Fall am Ende der Saga und über die Simyala-Trilogie hinweg tragischer macht. Letztlich sind die beiden Konkurrenten sich nämlich doch ähnlicher als man erst dachte, aber einer endet als 'König der Meere' und der andere als Sklave Pardonas.

  • Unsere Helden (3 von 4, der vierte war zu jenem Zeitpunkt (wieder - der Spieler hatte 5x den Charakter gewechselt während der Saga und als letztes den Thorwaler vom Anfang genommen) ein Thorwaler und ist mit ein die Stadt gezogen, meine ich) wollten Phileasson abhalten, eine Stadt nieder zu brennen. Er wollte trotzdem und gab den Befehl. Die Helden blieben auf dem Schiff und waren danach hemmungslos mit Phileasson verkracht und blieben nur bei ihm, weil es eine wichtige übergeordnete Aufgabe gab, die vollbracht werden musste.
    Mein Charakter hat dann hinterher abgelehnt, den ausstehenden Soldf für die Fahrt (waren ja als Matrosen angeheuert) anzunehmen, das hatte dann ohne ihr Wissen ein anderer Charakter gemacht und ihr das Geld deutlich später (Jahre später) gegeben und dazu erst Überzeugungsarbeit leisten müssen. Sie wollte sich halt nicht mal ansatzweise für so etwas bezahlen lassen. Bei der späteren Begegnung im JdG war Phileasson sehr herzlich und hatte sich aufrecht gefreut, die Helden wieder zu treffen und Messana hat ihm die Sache noch immer übel genommen, weil das mit ihrem Kodex einfach nicht vereinbar ist.

    Die Szene hatte einen wirklich üblen Bruch zur Folge gehabt, der auch danach durch die wichtige Aufgabe bestenfalls notdürftig gekittet worden war.

    Aus dem Himmelsturm hatten wir gar nichts mitgenommen. Messana lootet nicht und außerdem hatten wir es bei unserem Abgang sehr eilig und genug an den Befreiten zu tragen und zu stützen, mit verfolgenden Shakagra auf den Fersen.

  • Reisebericht #40 –Ein alter Feind

    Südlich des Himmelsturms wurde das Meer schnell wärmer und bald schon war das Wetter unangenehm schwül, bis sich die Hitze in einem kräftigen Gewitter erbrach. Das Unwetter war so stark, dass selbst Zeja beinahe die Küste der nächsten Insel übersehen hätte: südlich lag ein gewaltiges, tropisches Eiland. Nach Ende der Regenfälle machte sich am nächsten Morgen eine Gruppe aus Daerec, Livka und Zeja mit den Südaventuriern Ynu und Ramon als Führer auf, den Urwald zu erkunden.
    Nachdem ein breiter Gürtel aus Mangrovensümpfen durchquert war erreichte der Landungstrupp den eigentlichen Dschungel und in diesem einen nur für Ynus Augen sichtbaren Pfad. Dieser führte bis zum Mittag zu einem kleinen mit tintig-schwarzem Wasser gefüllten Tümpel, in dessen Mitte sich ein uraltes steinernes Gebäude auf einer winzigen Insel erhob. Nachdem Livka das Gemäuer in Gestalt eines Nebelhauchs als einen verlassenen Schrein einer echsischen Gottheit erkannt hatte, betrat auch Zeja die Kammern. Die Elfe entschied, einige goldglänzende Ketten vom Altar zu stehlen, wobei sie vor den aus Rubinen geschnittenen Augen der düsteren Statue einer vierarmigen und schlangenleibigen Wesenheit zurück schreckte. Ramon konnte anschließend erklären, dass es sich um das Abbild eines Ssrkhrsechim handelte, einer lange verstorbenen Rasse, die von den Achaz und Maru als H'Ranga'hrim, als „Beinahegott“, verehrt worden war. Vom Schrein aus führte ein deutlicherer Weg weiter durch den Dschungel und zwischen Reisfeldern einher, bis die Helden schließlich auf einem Hügelkamm einen Blick auf eine altechsische Stadt erhaschten. Wie im Tal der Echsengötter gab es hier eine Reihe von düsteren Stufenpyramiden und dutzende kleinerer Gebäude, doch war die alte Pracht hier nicht verfallen sondern die Stadt vom Leben zahlloser Geschuppter erfüllt. Neben zahlreichen Achaz gab es einige Maru und weitere Echsenrassen, die offenbar als Tiere gehalten wurden.

    Während der Rest der Gruppe sich neugierig näherte bestanden Zeja und der abergläubische Moha darauf, kein Risiko einzugehen und sich lieber zwischen den Reispflanzen zu verstecken – eine weise Entscheidung, denn so konnten sie mit ansehen, wie die Wächter der Stadt auf den Rücken geflügelter Echsen ausschwärmten um ihre Kameraden gefangen zu nehmen. Als die Freunde auch bei Einbruch der Dunkelheit nicht zurück kehrten war für sie klar, dass etwas schief gelaufen war.
    Wenige Stunden nach der Verhaftung des Landungstrupps entdeckte Leniya an Bord der Taubralir die Silhouette eines der Geflügelten am Himmel. Nachdem sie Phileasson und die Anderen darauf aufmerksam gemacht hatte reagierten die Thorwaler besorgt: Raluf wies darauf hin, dass die letzte Geschichte mit echsischer Beteiligung von einem Verrat der Geschuppten gehandelt habe und so entschied man, die Taubralir zu schrumpfen um sich auf die Suche nach den Anderen zu machen. Keinesfalls jedoch wollte man am Strand von Echsen überrascht werden. Zwar erwies es sich für die Seeleute als schwierig, den Spuren der übrigen Helden durch den Mangrovenwald zu folgen, kurz nach Einbruch der Dunkelheit stieß man jedoch auf Ynu, den Zeja zurück geschickt hatte um Hilfe zu holen.

    Über den nächsten Tag hinweg wurde im Verborgenen ein Plan ausgearbeitet um die Freunde aus einer der Stufenpyramiden zu retten oder sie zumindest zu rächen. Im Schutze der Dunkelheit schlichen sich schließlich Zeja, Leniya und Phileasson mit einigen Schwierigkeiten in die Stadt, während Raluf und Ynu den Rückzug sicherten um bei einer Flucht eventuelle Verfolger erledigen zu können. Ynu wartete mit Shaya und Abdul im nahen Dschungel – Nachts keine beneidenswerte Aufgabe.
    Nachdem ausgerechnet der sonst so geschickte Kapitän beinahe einen mit einem magischen Licht ausgerüsteten Maru-Wächter alarmiert hätte gelang es den dreien, direkt in den ersten Stock der Pyramide vorzudringen. Mit der Gnade Phex' erkundete man die Kammern ohne schlafende Echsen zu wecken, musste sich jedoch eingestehen, dass die Freunde nicht hier waren. Da die Türe zum Erdgeschoss von zwei Maru bewacht wurde, wirkte Zeja einen mächtigen Zauber, den sie die Shiannafeya gelehrt hatten: unter ihren Händen verformte sich das massive Gestein des Bodens und schuf so einen schmalen Durchgang in die darunter liegende Kammer. Und tatsächlich gelang es auf diesem Wege, die in kleinen Zellen an die Wand geketteten Freunde zu befreien und selbst deren Ausrüstung, etwa Livkas Vulkanglasdolch oder Daerecs Familienschwert und Ramons Stab zu bergen. Auch gelang die anschließende Flucht durch den nächtlichen Dschungel abgesehen von den zu erwartenden Blessuren überraschend leicht.
    Nachdem man die Küste endlich erreicht hatte, galt es erst einmal Abstand zur Insel zu gewinnen, schließlich würde die Geschichte sich zwar irgendwann wiederholen, bis dahin aber könnten die Geflügelten eine Verfolgung aufnehmen. Tatsächlich kam schon bald ein Schwarm in Sicht, der jedoch beidrehte, als Zeja mit einem wahrhaft meisterlichen Schuss aus über zweihundert Schritt Entfernung einen der Geflügelten vom Himmel holte. Offenbar war auch den Echsen ihre Haut wichtig... und diese schien sogar deutlich realer gewesen zu sein als man erst dachte, denn anders als nach den bisherigen Geschichten machten die geraubten Goldketten keinerlei Anstalten sich in Luft aufzulösen. Auch war die Insel, an deren Ostküste man gen Süden segelte mit mindestens fünfhundert Meilen ähnlich groß wie Maraskan – hatte man etwa die Inneren Inseln erreicht? War dies gar die Verlorene Insel, von der man bereits gehört hatte? Wie waren die Echsen in das Refugium der Hochelfen gelangt?

    Nach dem Schrecken war jeder an Bord angespannt und so war es nicht verwunderlich, dass einige panisch reagierten, als plötzlich ein blutrot gefärbter Teil des Meeres in Sicht kam, als habe ein riesiges Untier ein Dutzend Wale zerrissen. Doch die Sorge war unnötig, denn wenig später erhob sich ein riesiger Schwarm von mohnfarbenen Schmetterlingen von der Wasseroberfläche und hüllte die Taubralir in eine rote Wolke aus flatternden Flügeln, ein wahrhaft atemberaubender Anblick.

    Auf einem kleinen Riff sitzend machte die Mannschaft noch am gleichen Abend eine einsame Gestalt aus: einfach gekleidet war der Harnen hochgewachsen wie ein Elf, hatte jedoch neben spitzen Ohren auch einen dunklen Vollbart und betonte, keiner des schönen Volks zu sein. Er wollte auch nicht gerettet werden, schlug jedoch eine Einladung zum Essen an Bord der Taubralir nicht aus, wobei er den neugierigen Fragen der Helden Rede und Antwort stand und auch selbst einiges erfahren wollte. Vor allem jedoch schien er es zu lieben, seine wunderlichen Sprüche und Meinungen zu vielen Themen zu erörtern und prophezeite gleich mehrfach den nahen Untergang der Inseln – dies sei von Nurti und Zerzal so beschlossen. Zumindest aber konnte der Harnen bestätigen, dass es sich bei der riesigen Insel im Norden um die verlorene Insel handelte, vor der das Meervolk die Expedition bereits gewarnt hatte.

    In den nächsten Tagen trafen die Helden vermehrt auf steinige Schären und aus dem Meer aufragende Felsen, bis schließlich ein wahrer Berg von einer Insel in Sicht kam. Schroffe Klippen ragten steil gen Himmel und die Helden sich wohl niemals die Mühe der Kletterei gemacht, wenn die Fallwinde nicht eine Stimme aus dem Landesinnern mit getragen hätten. Auf der Krone des Hügelkamms traf man tatsächlich auf die bucklig-stämmigen Gestalten, die Menschen in den Geschichten der Hochelfen darstellten. Diese hatten übergroße runde Ohren, eine dichte Körperbehaarung und trugen primitivste Leinenkleider oder gar Felle.
    Die Menschen stellten sich als Sumurrer vor – wie die Druidin Livka erklärte ein Stamm, der in Urzeiten die aventurische Ostküste bewohnt und die Gigantin Chalwen, eine Feindin Pyrdacors, als Göttin verehrt hatte. Man entschloss sich, die Eingeborenen zu deren Stadt zu begleiten, die eher ein schmutziges und überbevölkertes Dorf aus alttulamidischen Ziegelhütten war, in dem zahllose Kinder in Fäkalien spielten während die Erwachsenen primitivem Handwerk nachgingen. An vielen Wänden fanden sich simpelste Malereien, die viele Menschen darstellten, die sich um eine riesige Gestalt drängten und vor einem dieser antiken Kunstwerke wurde man dem Dorfältesten, Arnok, vorgestellt. Dieser schien auf die Ankunft der Fremden gewartet zu haben und beeilte sich, die Expedition zu einer Felswand einige Meilen außerhalb der Siedlung zu führen, wobei er immer wieder von einem kommenden Unwetter brabbelte.
    Nichts, was die Helden bisher gesehen hatten konnte sie auf den Anblick vorbereiten, der sich ihnen bot, als sie die Felsen umrundeten: aus dem massiven Berg war ein riesiger Thron gehauen worden, fünfzig, nein, hundert Schritt hoch. Und darauf saß die Gigantin Chalwen in Fleisch und Blut, das müde Haupt auf eine Hand gestützt, sodass ihr langes Schwarzes Haar wie ein Wasserfall zum Boden hing. Grollend fragte sie, ob die Helden wegen des Orakels gekommen seien, was natürlich bejaht wurde. So sprach die Riesin von „zwei alten Narren“ auf der Suche nach dem Geheimnis der Pferde, die die Macht hätten, Mauern des Vergessens einzureißen und den Strom der Erinnerungen zu entfachen. Außerdem warnte sie davor, dass ein Auge auf sie gerichtet sei, dass entschlossen sei, den Weg zurück mit oder ohne die Hilfe der Gruppe zu finden.
    Doch bevor die Helden lange rätseln konnten, was die Gigantin gerade mit ihren ersten Sätzen gemeint haben könnte riss Arnok sie unsanft in die Gegenwart zurück. Gegen den plötzlich aufgekommenen Sturm anbrüllend riet er den Helden, sofort zu verschwinden, denn die Göttin habe auch dieses Unwetter vorhergesehen. Und tatsächlich war dieser Rat Gold wert, denn als die Taubralir die Insel hinter sich ließ, konnte die Mannschaft beobachten, wie ein elementarer Sturm aus Luft, Feuer, Erde und Wasser auf das Land eindrosch. Noch bevor die weithin hörbaren Schreie der Gigantin verklangen versank die Landmasse ob der geballten Kraft der Elemente im schäumenden Meer; Chalwen war ihrem Feind Pyrdacor unterlegen. Zumindest ein Teil ihrer Macht musste das Inferno jedoch überlebt haben, denn wie sonst hätte das Orakel in einer Geschichte den Helden sonst weissagen können? Der Hinweis auf die alten Narren war es jedenfalls wert, ihm nachzugehen, wohingegen der letzte Teil offensichtlich auf Beorn anspielte, der in der fremden Welt ohne Möglichkeit zur Rückkehr gestrandet war.

    Der Inselkette weiter gen Südosten folgend trafen die Helden auf eine Sagen-Version der schwer befestigten Stadt Barbidig, die von einer schrecklichen Seuche, der Gliederfäule, heimgesucht wurde. Ein großer Teil der Bewohner wurde durch die schreckliche Krankheit dahin gerafft, wer zu fliehen versuchte wurde in den umgebenden Wäldern von den Clans der Wilden aus Angst vor einer Ansteckung erschossen. Ähnliche Bedenken hatte auch die Expedition, die insbesondere nach den Erfahrungen mit den Zorgan-Pocken im Lager der Nivesen kein Risiko eingehen wollte und die Insel schnell hinter sich ließ.

    Bald schon wurde der Ozean wilder, als immer mehr kleinere und größere Inseln in Sicht kamen, die dicht mit Wald bewachsen waren. Erst erinnerte die Vegetation an das liebliche Feld, dann kamen auch tulamidische und maraskanische Gewächse bis hin zum typischen Dschungel Meridianas.
    Phileasson ließ die Mannschaft nur eine der Inseln erkunden, die aufgefallen war, weil inmitten subtropischen Klimas plötzlich ein Nadelwald aufragte. Der Wald selbst wirkte vertrocknet, die Bäume kränklich und nach ihrer Rückkehr erklärten Ohm und Ramon, eine riesige Tanne habe sich als Tannenkönigin vorgestellt und darüber geklagt, dass ihr zu warm sei.

    Die nächste große Dschungelinsel präsentierte dagegen die Geschichte des hochelfischen Liebespaares Serleen und Lafadiel. Ein bösartiger Skrech hatte die Sternenträgerin entführt um durch ihre rituelle Opferung einen mächtigen Dämon in seine Dienste zu zwingen und natürlich hatte sich Serleen aufgemacht, um mit einem kleinen Heer von etwa einhundert Streitern das Leben der Dame zu retten. Unterstützt wurde er dabei unter anderem von Oisin Zaubersänger, dem späteren Gemahl Niamhs, den die Helden als mächtigen Magier aber auch freundlichen Lehrmeister kennen lernten, der freigiebig mit seinem Wissen umging.
    Schon früh war man im Wald auf einige Späher, darunter die bisher vollkommen unbekannten katzenhaften Amaunir, gestoßen und zum Lager der Elfen geleitet worden. Dort sah man im bunt zusammen gewürfelten Haufen die erwartete Verstärkung aus Tie'Shianna unter der Führung einer elfischen Hauptfrau – Zeja. Diese besaß zwar keinen militärischen Sachverstand, erklärte sich jedoch dazu bereit, einen vorgelagerten Wachposten der Echsen anzugreifen bevor es zum überraschenden Sturm auf die Festung des Skrech inmitten des Urwalds kommen würde.

    Tatsächlich gelang es der nunmehr wildniserfahrenen Gruppe ohne große Probleme, sich an den befestigten Turm der Echsen anzuschleichen und in Position zu gehen: einige Pfeile erledigten die Wachposten während die Nahkämpfer unter Führung Ralufs und Daerecs den Turm stürmten und jedes Stockwerk nach überrumpelten Achaz durchsuchten. Nach den Erfahrungen mit den Bewohnern der verlorenen Insel hatte man kein falsches Mitleid mit den Sagengestalten und so endete das blutige Gemetzel damit, dass Kintan dem Kristallomant des Feindes die Kehle durchschnitt. Der Weg zur Festung war frei.
    Deren Wälle wurden im Sturm genommen während Oisin und seine Magier das Haupttor zerschmetterten – besonders Daerec aber auch der wild fechtende Kintan taten sich im Gewühl hervor, während Zeja durch mutige Pfeile die Aufmerksamkeit eines mächtigen Leviatans weckte. Um jedoch Lafadiel nicht weiter zu gefährden trat man den taktischen Rückzug ins Innere der Festungsgebäude an, die die Echsen mit allen verfügbaren Kräften verteidigten. Der ohnehin knöcheltiefe Schlamm im Innern war zu blutigem Matsch geworden und auch die Helden waren ordentlich angeschlagen, als man schließlich in Begleitung Serleens, Oisins und einer Zerzalgardistin die Ritualkammer des Skrech erreichte. Dieser und sein ebenfalls der Zauberei mächtiger Leviathan-Leibwächter stellten sich zu einem ungleichen Kampf am Rande des gleißenden Heptagramms, den die Helden nur durch Aufbringen all ihres Könnens für sich entscheiden konnten. Das glücklich wiedervereinte Liebespaar zu sehen, war den Helden Dank genug. Obwohl die Geschichte des Heereszugs an dieser Stelle endete, hatte die Gruppe das gute Gefühl, geholfen zu haben.

  • Reisebericht #41 – Flucht aus Ta'Lisseni

    Schon früh am nächsten Morgen entdeckte Leniya mit ihrem Fernrohr die Segel eines großen Schiffs am Horizont, doch es sollte noch zwei Stunden dauern, bis die Besatzung der Taubralir dieses als eine schlanke Galeasse mit weißblauen Segeln erkannte. Etwa zur gleichen Zeit schien auch deren Ausguck das fremde Schiff ausgemacht zu haben und man hielt arglos aufeinander zu – bis plötzlich Bewegung in die Elfen an Bord der Galeasse kam, als diese erkannten, dass sie es mit Menschen zu tun hatten. Man war noch knapp außer Bogenschussweite, als die Falle der Vislani zuschlug: plötzlich wimmelte es an Deck von Geisterkriegern, den belebten Rüstungen, die die Expedition bereits im Sargasso kennen gelernt hatte und binnen weniger Herzschläge legte sich der Wind vollkommen. Durch die magisch herbeigeführte Flaute hatte die Taubralir keine Möglichkeit, der Galeasse zu entkommen und konnte einer Verhaftung durch die Übermacht nichts entgegen setzen. Die Mannschaft wurde entwaffnet, kurz verhört und als Mitglieder von Beorns Kommandostab an Bord des fremden Schiffs in zwei Kabinen unter gebracht. Zwar war die Verwechslung durch die Elfen nachvollziehbar, das man ihnen jedoch vorwarf, den Tod tausender Unschuldiger herbei geführt zu haben, ließ die Lage wenig rosig erscheinen.

    In den folgenden fast drei Wochen blieben die Helden eingesperrt, wurden aber recht gut behandelt. Den Wächter dazu zu bringen, einige Fragen zu beantworten dauerte mehrere Tage, doch schließlich stand er Rede und Antwort. Viel mehr als das Ziel der Reise, die Stadt Ta'Lisseni auf der Insel Shaltyr, erfuhr man jedoch nicht, da Leniya den Mann versehentlich beleidigte. Von dann an war die Fahrt schnurgerade gen Nordosten wieder so eintönig wie zuvor. Aus einer Bemerkung des Wächters, Beorns Überfälle haben sich in den letzten fünf Jahren ständig intensiviert, konnten die Helden aber endlich folgern, was Ohm schon lange vermutet hatte: die Zeit in der Welt hinter den Nebeln gehorchte anderen Gesetzen als jene in Aventurien: jeder Monat, der in der Heimat verstrich, entsprach hier etwas mehr als einem ganzen Jahr.
    Schließlich erreichte die Galeasse ein von steilen Felsklippen begrenztes Eiland, dessen Südküste die Elfen etwa zwei Tage lang folgten, bis sie Ta'Lisseni erreichten. Hinter dem durch hohe Mauern und eine auf einer kleinen, vorgelagerten Insel befestigten Hafen ragte eine Vielzahl von verspielten Palästen zwischen kunstvoll gestalteten Gärten und Parkanlagen auf. Insgesamt lebten sicherlich zehntausend Elfen in der Stadt.

    Die Helden wurden von von einigen Geisterkriegern und Vislani in eine geräumige Palastanlage geführt und warteten eine Zeit lang, bis sie schließlich in einen großen Anhörungssaal gebracht wurden. Dort saßen sieben reich gekleidete Elfen nebeneinander hinter einem breiten Tisch aus hellem Holz, jeweils drei Vertreter der Clans zu beiden Seiten der obersten Vislani der Stadt, der Militärgouverneurin und Sternenträgerin Orristani. Das Gericht begann mit einer Verlesung der Anklage: wie befürchtet wurde der Expedition vorgeworfen, zu Beorns Führungsstab zu gehören und somit direkt an der Ermordung tausender Elfen, der Vernichtung der Stadt Djanilla, zahlreicher Kaperfahrten und Überfällen beteiligt zu sein. Und die Anklage ging noch weiter: Orristani versteifte sich immer mehr darauf, dass Menschen auf den Inseln nicht vorgesehen seien und daher nur Teil der Intrige des dhaza sein könnten – wissentlich oder nicht müssten die Helden Instrumente des Goldenen sein, der die Hochelfen einst vernichtet hatte.

    In den folgenden Stunden wurden die Helden immer weiter befragt und konnten tatsächlich Teilerfolge erzielen: die Mehrzahl der Elfen glaubte schließlich daran, dass die Taubralir nicht vom Clan der Kora'nee, der Zauberweber und Artefaktmagier der Stadt Gwandual, gestohlen worden war; dennoch wurde der Befehl erlassen, das Schiff zur Untersuchung nach Bardibrig zu bringen. Auch bestätigte einer der Ratselfen, der in Kintans Gedanken geblickt hatte, dass dieser erst viel später in die Globule gelangt sei als Beorn und einige Details der Geschichte von der Wettfahrt – jedoch zog er sich zu rasch aus dem verquerten Geist des Menschen zurück, da dessen fremde Gedanken ihm offenbar Schmerzen bereiteten. Andererseits kam es zu weiteren unerwarteten Anschuldigungen: die Elfen erkannten, dass Zeja zu keinem der Clans gehörte und sahen in ihr eine Wilde und man warf der Expedition vor, eine große Menge Gift geschmuggelt zu haben. Bestürzt dachten die Helden an die von den Waldmenschen erhaltene Dosis Kukris, die sie entgegen Shayas Anweisungen nicht vernichtet sondern in Kintans Gepäck versteckt hatten. Die Alten sprachen jedoch vom Fässchen voll Mengbillaner Rum, dessen Alkohol sie als Gift erkannt hatten. Außerdem waren an Bord der Taubralir zwei elfische Waffen sichergestellt worden. Während Leniyas uralter Säbel aus dem Himmelsturm zumindest erklärt werden konnte, so war das von Daerec aus einem Totenboot der Alten entwendete Schwert mit einem großen Bernstein im Knauf bestenfalls Grabräuberei und schlimmstenfalls das Ergebnis eines Raubmords.

    So konnten die Helden lediglich drei der sechs Vertreter der Clans von ihrer Unschuld überzeugen, während die Anderen sich für eine Verurteilung aussprachen. Zwar kam es nicht zum von Orristani angestrebten Todesurteil, doch sollten die Menschen und Zeja so lange eingekerkert werden, bis sich die Sachlage geändert hatte, wofür eine genauere Untersuchung der Taubralir sowie eine Unterredung mit Lynissel Blitzschleuderin, die die Helden voreilig als Zeugin berufen hatten, abgewartet werden.
    Die Verurteilten wurde abgeführt und im Palast der Vislani eingesperrt; doch anders als auf der verlorenen Insel, wo die Echsen die gefangenen Helden an die Wand gekettet hatten, bot sich hier ein gewisser Luxus. Die Helden wurden nicht separiert sondern gemeinsam in einen großen Raum geschlossen, an den eine Reihe kleiner Schlafräume sowie ein geräumiges Bad angeschlossen waren, in dem ein beständiger Strom klaren Wassers aus der Wand sprudelte und ein kleines Becken füllte. Im schlicht eingerichteten Gemeinschaftsraum fanden sich einfache Musikinstrumente, eine Staffelei, Schreibzeug und Farben sowie einige fremdartige Brettspiele und ein Regal mit einigen der Sagen, die die Vislani verbreiteten.

    Die größte Überraschung war jedoch, dass sich drei Mitgefangene in der „Zelle“ befanden.
    Der erste Häftling, Lynissem, trug die rote Robe des Clans der Tlaskelem, der Einbalsamierer der Alten. Er hatte sich nach der Entvölkerung der Stadt Gwandual durch die Gliederfäule vehement für die Beendigung des Bruderkrieges ausgesprochen, einige Tote der Wilden bestattet und war als Verräter nach Ta'Lisseni deportiert worden, um auf unbestimmte Zeit eingesperrt zu werden. Lynissem stellte zahlreiche Fragen zur Welt, aus der seine Vorfahren einstmals gekommen waren und teilte im Gegenzug auch sein Wissen über die Inseln hinter dem Nebel: beispielsweise erstaunte er die Expedition mit der Erklärung, weshalb der Bruderkrieg vor Jahrtausenden ausgebrochen war: Die Alten warfen den Wilden nicht weniger vor, als in ihrer Arroganz die Welt zu vernichten. Diese sei nämlich wie die Helden bereits wussten mit dem Schicksal des gesamten Volkes verbunden, dessen Avatar der jeweilige Hochkönig sei; ohne einen König sei die Welt ohnehin geschwächt, doch durch die Abkehr von den alten Traditionen zerrissen die Wilden das Volk der Elfen zusätzlich, weshalb auch die inneren Inseln langsam zerbrachen, auseinander drifteten und immer kleiner wurden. Um dem Prozess entgegen zu wirken erhoben die Alten die Bewahrung der Traditionen und Sagen der Hochelfen zur obersten Priorität, weshalb die Vislani als reisende Barden und Geschichtenerzähler überhaupt erst zu ihrer heutigen Macht kamen. Auch hatten die Helden das Kräfteverhältnis der Inseln gründlich falsch eingeschätzt: die Alten stellten schon lange nicht mehr die Mehrheit der Bewohner der Inseln. Nur etwa jeder Vierte Elf lebte hinter den Mauern der großen Städte, während die Wilden mehr als zwei Drittel der Bevölkerung und die Meerelfen den kleinen Rest ausmachten.

    Gwyrn, der zweite Gefangene, war einer dieser Meereselfen. Im Gegensatz zu seinen neutralen Brüdern hatte er im Konflikt eine Seite gewählt und war von den Vislani dabei ertappt worden, erhandelte Waffen aus den Schmieden der Alten an die Wilden weiter zu verkaufen. Seit einigen Wochen wartete er nun darauf, dass ein Vertreter seines Clans Ta'Lisseni erreichte, damit er in dessen Beisein hingerichtet werden würde. Gwyrn war wild entschlossen, vor seinem Tod noch so viel Schaden wie möglich anzurichten und erklärte sich bereit, jeden noch so tollkühnen Ausbruchsplan der Menschen tatkräftig zu unterstützen.
    Etwas abseits dagegen saß der trübsinnige Faelanthîr, ein junger Sternenträger vom Blutrochen-Clan des Meeresvolk, der von den Vislani gefangen gehalten wurde um Druck auf dessen Gefährtin ausüben zu können. Diese, die Dryade Yrbilya, war nämlich die Herrin über eines der seltenen und mächtigen Baumschiffe, wie die Helden sie bereits bei Lynissel und Ammantillada kennen gelernt hatten. Faelanthir hegte keine Hoffnungen auf einen erfolgreichen Ausbruch und dämpfte allzu wilde Pläne mit dem Hinweis darauf, dass selbst ein Baumschiff den schnellen Galeeren der Vislani nicht entkommen könne; auch sei es ihm nicht möglich, vom Kerker aus Kontakt zu Yrbilya aufzunehmen.

    Dies führte die Helden zum nächsten Problem: im Gefängnis verhinderte ein Zauber, dass die Insassen ihre Magie nutzen konnten: nur Alltagszauber wie ein kleines Licht oder eine flüchtige Duftwolke, die von den Elfen nicht als echte Magie wahr genommen wurden, waren möglich. Die Menschen mussten sich damit auf Thorwaler Tugenden verlassen und erarbeiteten einen Ausbruchsplan von phexischer List, während sie wieder und wieder verhört oder ob ihrer körperlichen und magischen Leistungsfähigkeit untersucht wurden.
    Zeja und Leniya gelang es schließlich, den Wächter, der tagtäglich das Essen brachte, davon zu überzeugen, ihnen einige Haarspangen und Broschen zu bringen, die sie in einen behelfsmäßigen Dietrich verwandeln wollten. Doch es sollte ganz anders kommen. Der nach mehreren Tagen im Kerker von Bartwuchs geplagte Daerec bat den Wächter, ihn von den lästigen Haaren zu befreien. Dieser, der noch nie einen Bart gesehen hatte, führte den Ritter auf den nicht vom Schutzzauber bedeckten Flur während zwei Geisterkrieger in der Zelle die Gefangenen bewachten. Der Wächter wirkte Magie auf Daerec, die die Barthaare in die Poren zurück ziehen ließ – ein harmloser Zauber, der sonst genutzt wurde, um ausgefallene Frisuren zu festigen. Daerec witterte jedoch sogleich seine Chance und simulierte schreckliche Schmerzen. Zuckend und keuchend wand er sich am Boden, trat wie zufällig die Kerkertüre zu und schlug den erschrocken vorgebeugten Elfen schließlich mit einem einzigen Faustschlag bewusstlos! Ihres Anführers beraubt und in der Zelle eingesperrt offenbarten die Geisterkrieger die Grenzen ihres Intellekts und beschränkten sich darauf, die Türe zu versperren, ohne jedoch Alarm zu geben – die Chance für die Helden. Mit dem Schwert des Wächters bewaffnet drang Daerec von hinten auf einen Geisterkrieger ein, während die anderen gemeinsam angriffen. Dabei gelang es Raluf, einen der Gegner nieder zu ringen, sodass schließlich beide Feinde mit wuchtigen Schlägen zerstört werden konnten.

    Im Folgenden wirkte Livka den schon bekannten Tarnzauber, der sie in den Augen jedes Beobachters harmlos wirken ließ und erkundete die nähere Umgebung, wobei Ynu und Gwyrn auf leisen Sohlen hinter Türen Aufstellung bezogen um eventuell patrouillierende Wächter ausschalten zu können – glücklicherweise wurde aber kein Blut vergossen. Um die Erkundung des Palasts auszuweiten formte Ramon eine täuschend echte Illusion, die Zejas Gesichtszüge in die des Wächters verwandelte. Mit der erbeuteten Uniform konnte sie sich so einigermaßen unauffällig im Palast bewegen und wurde auf den Streifzügen von Faelanthîr begleitet, der sich unsichtbar zu machen verstand.

    Gemeinsam erkundeten die beiden den größten Teil des Gebäudes und fanden in der Waffenkammer sogar einige der Waffen der Expedition. Die hier stationierten Geisterkrieger verhinderten zwar, dass zu viele Waffen heraus geschmuggelt wurden, immerhin gelang es aber, Phileassons Schwert Fejris, Ynus Pu-ka-na-pé, Zejas Kristallbogen, Leniyas Säbel und natürlich Daerecs Familienschwert zu retten. Die beiden Magierstäbe, Livkas Obsidiandolch und vor allem Ralufs Großaxt blieben verschwunden und mussten notdürftig durch einfache Messer und Hackbeile aus der Küche ersetzt werden.

    Die eigentliche Flucht gelang überraschend unproblematisch. Die Truppe schlich in ein leeres Zimmer im Erdgeschoss und Lynissem verwandelte die Gitterstäbe der befestigten Fenster in Sand. Hier hieß es Abschied zu nehmen, denn der Tlaskelem rechnete sich allein bessere Chancen aus als in der Gesellschaft eines dutzend Flüchtlinge; er verwandelte sich in einen großen Reiher und entschwand.
    Gwyrn, der die Stadt kannte, führte die Helden durch Gärten und Parks in Richtung der nördlichen Stadtmauer, doch war man trotz der nun nächtlichen Dunkelheit nicht sicher, wie man die Mauer selbst überwinden sollte. Schon vom Weiten waren marschierende Geisterkrieger auszumachen und auf den zahlreichen Türmen waren zu jeder Zeit auch Elfen stationiert. Zwar erwartete niemand einen Ausbruch aus der Stadt, dennoch würde es sehr schwer werden, den scharfsinnigen Wächtern zu entkommen.

    Schließlich entschloss man sich, ein Risiko einzugehen: statt über die Mauer hinüber zu klettern wollte man hindurch gehen. Mit all ihrer verbliebenen Kraft formte Zeja das Gestein der Wälle, sodass diese eine winzige Öffnung preis gaben, durch die sich selbst Raluf zwängen konnte. Auf der anderen Seite konnten die Helden an die Wand gedrückt atemlos ausharren, bis die Patrouille weit weg war... und wurden Zeugen davon, wie der verrückte Abdul, der sich Zejas Zauber offenbar in den letzten Monden abgeschaut hatte, das Loch in der Mauer wieder verschloss.
    Schließlich war es so weit: im Schutze der von Livkas Zauber verdichteten Nebelschwaden floh die Expedition Asleif Phileassons immer tiefer in den dichten Urwald, in der Hoffnung, in einer weit entfernten Bucht von Yrbilya, der Gefährtin Faelanthîrs aufgesammelt zu werden...

  • Dies führte die Helden zum nächsten Problem: im Gefängnis verhinderte ein Zauber, dass die Insassen ihre Magie nutzen konnten

    Nur Interesse halber: Wie habe ich mir diesen Zauber vorzustellen? Haben die Inselelfen irgendwoher Blaubasalt?

    Non serviam!

    Beherrscher des Kophtanischen Imperavi nach Zant...
    und lobet Thargunithread, die Herrin der Threadnekromantie!


  • Nur Interesse halber: Wie habe ich mir diesen Zauber vorzustellen? Haben die Inselelfen irgendwoher Blaubasalt?

    Die Kampagne schweigt sich leider darüber aus, wie genau dies regeltechnisch funktioniert: Im Abenteuer steht nur etwas von einem "magisch gesicherten Verlies".
    Da es jedoch um die Erben der Hochelfen geht, die zwischen 35.000 und 40.000 Jahre in ihrer Globule verbracht haben (die Zeit verläuft ja anders) muss man wohl akzeptieren, dass nicht alles durch die Magie des Liber Cantiones abgedeckt wird. Ich stelle mir jedoch Zonen-Antimagie vor, die gezielte Ausnahmen macht: Zauber, die mehr als 4 AsP kosten werden um 12 Punkte erschwert, Zauber, die weniger kosten um die Hälfte und besonders verbreitete Zauber, die für einen Ausbruch geeignet wären (etwa Verwandlungen oder ein Foramen) werden um 15 Punkte erschwert.

    Alternativ hätte man natürlich auch Kombinationen aus Infinitum (Einfluss bannen, Herrschaft brechen, Hellsicht trüben, Schaden bannen...) nehmen können, dann wäre jedoch auch Alltagsmagie unmöglich.

  • Das kann ich nicht bestätigen, zumindest gibt die Phileasson-Saga da Gegenbeispiele:
    In der Beschreibung Caradels (einer der alten Weisen und einer von nur vier Elfen, die überhaupt ausgearbeitete Werte besitzen) steht "besonders bewandert ist er in Zaubern mit den Merkmalen Antimagie, Elementar, Illusion und Schaden", bei der Beschreibung der Alten wird gesagt, dass sie Magie beherrschen, die man eher von Gildenmagiern als von Elfen erwartet und Fenvarien wirkt im Finale eine Art freizauberische Antimagie, als er Pardonas Zauber aufhebt. Dazu kommt das angesprochene Gefängnis mit dem Schutzzauber.

    Natürlich sind das nur einzelne Gegenbeispiele und die Mehrzahl der Elfen wird auch auf den Inseln hinter den Nebeln ihren Fokus auf "elfische" Magie legen, die ja in Aventurien keine Antimagie beinhaltet. Allerdings habe ich bisher auch noch nie davon gehört, dass sich Hochelfen nicht auf Antimagie verstünden - hast du da Quellen? Im Moment interessiert mich natürlich alles, was mit den Hochelfen zu tun hat :)

  • Auf den aktuellen Inseln gilt:

    Zitat

    Unüblich oder unbekannt sind hingegen Zauber der Beschwörung und Herbeirufung, Limbus-Zauberei, Dämonologie, sowie der Umgang mit Geistern.

    Allerdings haben die alten Hochelfen zumindest durch Liedmagie Limbusschiffe erschaffen können.

    Warum wenig Antimagie? Logischer Fehlschluss meinerseits. Der Gedankengang war: Die Hochelfen hatten große Probleme mit Dämonen (einzelner Dämon untergräbt Tie'Shianna o.ä.). Des weiteren gibt es keine offiziellen Bannartefakte der Hochelfen. Sie hatten wohl keinen Zugriff auf den Pentagramma, Dämonenbann und Ähnliche. Also fehlte ihnen das Merkmal Antimagie.
    Ich hatte vergessen, dass z.B. ein Dämonenbann auch das Merkmal Dämonisch hat - und solche Zauber waren definitiv unbekannt. Mein Fehler. Gegen "gewöhnliche" Bannmagie spricht eigentlich nichts.

    Non serviam!

    Beherrscher des Kophtanischen Imperavi nach Zant...
    und lobet Thargunithread, die Herrin der Threadnekromantie!


  • Reisebericht #42 – Der Untergang Tie'Shiannas

    Auf der Flucht vor den Vislani drangen die Helden schnell weit in den nächtlichen Dschungel ein. Ohne ihre Ausrüstung hatten die Menschen größte Mühe, sich durch das wilde Unterholz zu schlagen und nur Zejas umsichtiger Führung war zu verdanken, dass die Expedition nicht vollkommen die Orientierung verlor oder in einem der faulig stinkenden Sumpflöcher versank. Dennoch war der Marsch angesichts zahlloser Insekten und grün schimmernder, Blut trinkender Kolibris eine einzige Strapaze, als zu allem Überfluss auch noch Kintan und Leniya von riesigen Asseln mit Urin besprüht wurden, das nässende Ausschläge und Warzen auf der Haut hinterließ. Während die Kämpfer selbst im Urwald ihren teuren Rüstungen nachtrauerten bewies Livka handwerkliches Geschick, als sie sich einen behelfsmäßigen Speer mit steinerner Spitze anfertigte.

    Diese Waffe sollte die Druidin schon bald benötigen. Zeja und Ynu entdeckten am Ufer eines flachen Flusses eine Schar von etwa dreißig Achaz, die sich im Schutz des Unterholz an etwas anschlichen. Trotz Daerecs Bedenken entschied Phileasson, dass Zeja vorsichtig vorausschleichen sollte um die Lage auszukundschaften. Diese entdeckte etwa zwei Dutzend berittene Elfen, die arglos rasteten, während die Echsen sie langsam umzingelten und entschloss sich, selbst zu handeln. Laut rief sie eine Warnung, wodurch der Hinterhalt aufflog und auch die Expedition in ein blutiges Scharmützel gezwungen wurde.

    Der Kampf verlief ob der doppelten Überraschung glücklich; die Elfen erwiesen sich als dankbar und boten den Helden an, sie auf ihren Pferden „bis zur nahen Stadt“ mitzunehmen. Nach den zuletzt schlechten Erfahrungen eine gute Gelegenheit, freundlichere Kontakte zu Elfen zu knüpfen, die man unbedingt wahr nehmen wollte. Bei den Reitern lernten die Helden schnell die junge Kriegerin Elionai kennen, die recht neugierig auf die Menschen reagierte – doch obwohl sie anders als die meisten magischen Geschichten die Thorwaler als Menschen erkannte war auch sie nicht real. Erschrocken mussten die Helden feststellen, dass sie sich in der Gesellschaft von Lariels Kindern des Windes befanden, die sie nach Tie'Shianna geleiteten.

    Vorerst nahm man die Gastfreundschaft der dankbaren Elfen an, später brach jedoch eine lebhafte Diskussion aus. Besonders Daerec wollte keine weitere Zeit mit den magischen Geschichten der Elfen verschwenden, nun, wo man mit der Rückeroberung der Taubralir ein festes Ziel vor Augen hatte, das man durch Faelanthirs Gefährtin erreichen könne. Außerdem seien die Geschichten erwiesenermaßen gefährlich, was insbesondere für den Aufenthalt in einer Stadt gelten dürfe, deren reale Ruinen man selbst bereist habe. Auf der anderen Seite sprachen sich Zeja und Livka dafür aus, diese Gelegenheit zu nutzen, mehr über Fenvarien zu lernen. Schließlich sei man überhaupt in diese Welt gereist, um mehr über dessen Schicksal zu erfahren. Auch sei noch unklar, wer eigentlich der gesuchte „Vertraute des Hochkönigs“ sei, von dem in der Vision Shayas die Rede war. Da keinerlei Heere des Namenlosen in Sicht waren entschied Phileasson, das Risiko sei die Sache wert. Man würde zumindest einige Tage bleiben um mehr über den König zu erfahren.
    Elionai stellte sich derweil als Tochter Niamhs heraus und lud die Fremden zum Mahl in den Palast ihrer Mutter ein. Eine unverhoffte Gelegenheit, mit der Sagengestalt der Hochelfe zu sprechen, die man vor Monaten im Bornland in Fleisch und Blut kennen gelernt hatte.

    Die Prophezeihung besagte, dass der gesuchte Gefährte bis zuletzt an der Seite des Königs ausgeharrt hatte, und besonders Livka hatte bei den Reisen durch die äußeren Inseln bereits eine Liste in Frage kommender Elfen aufgestellt. Besonders hatte sie selbst Oisin, den Geliebten Niamhs und mächtigsten Zauberweber Tie'Shiannas im Verdacht, der königliche Gefährte zu sein. Zumindest war der Anführer der Magier und Ratgeber des Hochkönigs war damals in der belagerten Stadt gestorben und seine Sagengestalt hatte tiefen Eindruck hinterlassen. Doch auch Niamh Goldhaar selbst kam in Frage, hatte sie doch zuletzt das Portal für die Flüchtlinge geöffnet - dies hätte jedoch bedeutet, dass die Expedition zurück in den Silvanden Fae'den Karen reisen müsste. So hoffte man, dass der gesuchte Gefährte einer der militärischen Führer der Hochelfen war. Hier waren in den letzten Monaten immer wieder die Namen Lariels des Reiterfürsten und Stammvater der Steppenelfen sowie Adernaths und Serleens aufgetaucht. Die Entdeckerin Yantana-mit-der-klingenden-Hand, die schon unter Simia und Orima zum Adel des Elfenvolkes gehört hatte, konnte schnell ausgeschlossen werden, da sie zu diesem Zeitpunkt bereits ins Licht gegangen war und Adernath hielt sich schlichtweg nicht in Tie'Shianna sondern im fernen Vayavinda auf. Auch entdeckte man schnell, dass Fenvariens junge Tochter Amariel stets vom getreuen Leibwächter, Tarkath, bewacht wurde. Weitere Nachforschungen ergaben aber keine weiteren Hinweise auf diese mögliche Lösung des Rätsels.

    Und dann brach plötzlich der Krieg aus. Offenbar verlief die Geschichte in einem deutlichen Zeitraffer, denn über Nacht wurde plötzlich die am nahen Fluss gelegene Siedlung Liretea von einer Horde Krakonier, die des Nachts aus den Fluten gestiegen waren, überfallen. An der Seite von Lariels Kindern des Windes, unter denen auch Ippolisa, die sagengestaltige Trägerin des Schwerts Selflanatil war, halfen die Menschen bei der Evakuierung der Flüchtigen und machten sich so erneut einen Namen, der ihnen später Zugang zu den höheren Kreisen der Gesellschaft verschaffte. Zuerst jedoch gelangte man so in den Tempel der Nurti, in dem leicht Verwundete durch heiliges Wasser geheilt wurden – und hier ereilte die Expedition eine weitere große Überraschung: unter den Priestern des lebenspendenden Gottheit fand sich ein noch sehr junger Bekannter aus der Welt hinter den Nebeln. Ammantillada, der Sternenträger mit dem Baumschiff voller Kinder, war ein uralter überlebender Priester Nurtis, der den Fall der Hochelfen überlebt haben musste.

    Daerec erkannte darin eine weitere Handlungsoption. Als am nächsten Morgen die echsischen Heere des Namenlosen vor der Stadt aufmarschierten schlug der Ritter vor, Tie'Shianna sofort zu verlassen um sich auf die Suche nach dem realen Ammantillada zu machen. Dieser könne als Überlebender der Katastrophe den königlichen Gefährten identifizieren, sodass die Expedition ihr Leben nicht in einer sinnlosen Schlacht aufs Leben setzen müsste. Insbesondere Sahaya und Abdul aber auch Ramon oder Ohm hätten keinerlei Chancen, das kommende Gemetzel zu überleben. Phileasson nahm diese Sorgen durchaus ernst, wollte sich jedoch nicht darauf verlassen, dass der zu diesem Zeitpunkt noch sehr junge Sternenträger über das nötige Wissen verfügte und sich Jahrtausende später noch daran erinnern könne. Livka und Leniya setzten sich vehement gegen eine Abreise ein. Da Ammantillada nicht zum Kreis der Vertrauten Fenvariens zählte sei nicht gesagt, dass er überhaupt wusste, wer der gesuchte Gefährte war und noch weniger wisse man, wie man den Sternenträger im endlosen Lyr finden solle. Zudem wandte Kintan ein, dass bisher keine der Geschichten tödlich gewesen sei, diese also immer hätten betrachtet werden können. Dem stimmte wiederum Ohm zu, der erklärte, Geschichten seien nun einmal dafür da, weiter erzählt und gehört zu werden – eine für jeden Zuhörer tödliche Geschichte mache keinen Sinn, man werde also mit Swafnirs Segen schon irgendwie davon kommen. Auch den Vislani könne ja kaum daran gelegen sein, überall tödliche Fallen zu erschaffen.

    Während langsam das Bombardement der Stadt begann einigte man sich auf einen Kompromiss: man würde sich an den Kampfhandlungen beteiligen um dem König näher zu kommen, sich dabei aber stets an Lariel halten. Dieser hatte die Belagerung schließlich überlebt. Dazu schlossen sich in den nächsten Tagen einige Helden einem Ausfall des Reiterfürsten an, bei dem Konstrukteure getötet und Belagerungsmaschinen zerstört werden wollten – ein großer Erfolg, nach dem sich Fenvarien selbst zum Tempel der Nurti begab um den Menschen zu danken. Doch selbst in das friedliche Heiligtum war der Krieg gekrochen und nur knapp gelang es, eine gläserne Spinne abzuwehren, die nicht nur immun gegen jede Form von Magie zu sein schien sondern diese absorbierte um bis zu einer Größe von drei Schritt zu wachsen. Offensichtlich ein vom Feind gesandter Attentäter mit dem Ziel, Fenvarien zu töten.

    In den folgenden Tagen erweiterte Lariel seine Strategie und brach zu einem Partisanenkrieg hinter den feindlichen Linien auf, den gut die Hälfte seiner Reiter, darunter auch die Trägerin Selflanatils, und ungezählte Feinde mit dem Leben bezahlten. Das einstmals echsische Heer war derweil weiter angewachsen und hatte sich grundlegend gewandelt: wilde Menschen, Legionen von Orks, gepanzerte Zwerge und hunderte Oger lagerten vor der Stadt, als hätte der Goldene all seine Diener gesandt um die Hochelfen zu vernichten. Als schließlich die ersten Shakagra gesehen wurden mussten Lariels Reiter sich erneut in die Stadt zurück ziehen.

    In der zweiten Woche der eigentlich dreißigjährigen Belagerung breitete sich eine üble Seuche innerhalb der Stadt aus. Die namenlose Hexerei schien die Macht Nurtis selbst zu mindern, sodass die Wunden der Elfen nicht mehr heilen wollten und selbst Bäder in den heiligen Wassern der Göttin kaum Linderung verschafften. Hier kam den Helden Livkas ausgezeichnetes Gedächtnis zugute: sie erinnerte sich daran, wie Dottore Baraculus vor Monaten die Zorganpocken hatte heilen wollen, die die Nivesen geplagt hatten. Ein starker Absud aus der Rinde des Axorda-Baums würde die Seuche bezwingen. Und tatsächlich erkannte Serleen, dem die Druidin diesen Vorschlag darlegte, zwar nicht den fremden Namen aber die Skizze, die Zeja anfertigte. Und tatsächlich konnte ein von Niamh gerufener Dschinn der Wälder einen der großen Bäume, die einige Elfen den steinernen Wohnhäusern vorzogen in einen Axorda verwandeln.

    Derweil hatten die Kämpfer einen Rückschlag zu beklagen: ein von Fenvarien persönlich angeführter Ausfall mit dem Ziel, einen gigantischen Beschwörungskreis zu zerstören, wurde durch den Angriff verderbter Drachen blutig zurück geschlagen. Von da an fehlten den Verteidigern die Mittel, weitere Ausfälle zu unternehmen, sodass sie nur hinter den Mauern auf ihren Untergang warten konnten. Und obwohl Fenvarien niemals den Glauben an sein Volk und die Götter zu verlieren schien machte sich in der Stadt Resignation breit. Das Ende Tie'Shiannas war nur noch eine Frage der Zeit.

    Der nächste Tag sah den überraschenden Tod Oisins, den die Expedition noch immer für den gesuchten Gefährten Fenvariens gehalten hatte. Der Feind hatte eine mächtige Wesenheit von jenseits des Sternenwalls gerufen, das sich unaufhaltsam durch das Erdreich unter dem Löwentor fraß. Um den Wyrm aufzuhalten rief Oisin den Erzherrn N'Draas, der Jahrtausende später auch im Dienste der Shiannafeya die Ruinen der Stadt vom Sand befreit hatte, zur Hilfe. Dieser bahnte dem Magier, den Helden sowie einer Abteilung der Zerzalgarde einen Weg durch die Felsen bis zum Tunnel des Daimon. Dieser fraß kurzerhand einen guten Teil der Garde und konnte auch durch die Helden, die alle Register ihres Könnens zogen nicht aufgehalten werden. Als ein Rückzug schließlich unvermeidbar war entschied Oisin, mit seiner verbliebenen Lebenskraft einen letzten Zauber zu speisen. Der Feind war aufgehalten, doch der Preis hoch.

    Die nächste Nacht wurde durch Drachenfeuer erhellt, das große Teile der Stadt vernichtete. Der Untergang Tie'Shiannas stand bevor, doch gelang es Fenvarien noch einmal, den Verteidigern Mut zuzusprechen. Trotzig erwartete man die Truppen, die sich bedrohlich vor dem südlichen Tor aufbauten... dem südlichen? Nun erinnerten sich Daerec und Livka zugleich daran, die Ruinen Tie'Shiannas damals durch eine Bresche im Norden betreten zu haben. Sollte die Geschichte von der Realität der Vergangenheit abweichen?
    Doch die Wahrheit sah anders aus: die von den Helden alarmierte Niamh erkannte schließlich die Finte des Goldenen. Der Täuscher selbst hatte mächtigste Verhehlungsmagie gewoben, die seine Armee vor den Augen der Elfen verborgen hatte. Der eigentliche Angriff sollte im Norden der Stadt beginnen, im Rücken der Verteidiger. Tie'Shianna war verloren, als Kazak, der riesige pferdeköpfige Heerführer des Namenlosen als erster über die Schwelle des zerschlagenen Tores schritt.

    Innerhalb weniger Stunden wurden die wenigen Verteidiger bis zu den Grenzen des Tempelviertels zurück gedrängt. Phileasson achtete dabei darauf, dass die Truppe zwar an Fenvariens Seite den Aufgang zum rettenden Portal in Richtung der Inseln hinter dem Nebel verteidigte, jedoch keine weiteren Risiken einging um im letzten Moment flüchten zu können. So wurden die Helden nur vom Weiten Zeuge davon, wie der unverwundbare Kazak eigenhändig dutzende Verteidiger erschlug und auch unter der Zerzalgarde blutige Ernte einfuhr, bis er von der sterbenden Diannissa mit dem heiligen Speer ihrer Göttin durchbohrt wurde – nicht wissend, dass er noch Jahrtausende später wund und geschwächt in den Ruinen der Stadt liegen sollte.

    Fenvarien hatte unterdessen eine letzte Schar Getreuer um sich gesammelt, als doch noch das Unerwartete geschah: auf den Rücken von zwei Dutzend Hippogreifen führte Adernath einige Krieger Vayavindas in die Schlacht um seinem König beizustehen und diesem als ein wahrer Gefährte die Flucht zu ermöglichen. Fenvarien jedoch lehnte das edle Angebot ab und erklärte, seinem geschlagenen Volk zumindest dieses letzte Opfer schuldig zu sein. Er würde sein Leben geben um den Flüchtlingen Zeit zu erkaufen; er wollte jedoch keine Befehle mehr erteilen sondern seine Mitstreiter nur als Freund bitten, es ihm gleich zu tun. Und so groß war das leuchtende Vorbild Fenvariens, dass keiner der versammelten Elfen ihm nun den Rücken wandte.
    Angesichts dieser selbstlosen Treue erkannte jeder der Menschen sofort, dass Adernath der königliche Gefährte aus Shayas Vision sein musste – und noch mehr sahen sie: der hochgewachsene Hochelf glich Faelanthir wie ein älterer, vom Krieg gezeichneter Bruder, selbst das Auge fehlte ihm. Die Helden hatten nicht nur das Rätsel gelöst sondern in ihrem Begleiter auch noch die Reinkarnation Adernaths gefunden.

    Nach diesem günstigen Fingerzeig der Götter wollte niemand mehr sein Leben riskieren und so schwangen sich die Helden auf den Rücken der Hippogreifen in die Lüfte, während am Boden die verbliebene Schar von Sternenträgern um Fenvarien trotzig auf den nächsten Ansturm der Feinde erwartete. Das Schicksal des Hochkönigs blieb ungewiss, doch schlummerten in Faelanthir die Erinnerungen des um sein Leben fechtenden Adernaths, der an der Seite seines Königs geblieben war.

  • Reisebericht #43 – In Lyrammon

    Nach der Flucht aus Tie'Shianna ließ die Expedition die ob der schwindenden Realitätsdichte bereits verblassenden Hippogreifen hinter sich um ihre Reise zur nördlichen Küste Shaltyrs fortzusetzen. Jeder der Helden benötigte etwas Zeit um die grausigen Szenen zu verarbeiten und insbesondere Faelanthir wollte nicht über das Gesehene sprechen, bevor er sich nicht mit Yrbilia beraten hätte. Etwas bodenständiger gab sich dagegen Zeja, die sich aufopferungsvoll um eine verletzte Greifenkatzen, jene geflügelten Abbilder der Praiosgreifen mit dem Körper einer Hauskatze, die in Tie'Shianna stets die Nähe des Zerzal-Tempels gesucht hatten, kümmerte. Das Tier war offenbar kein Teil der Geschichte gewesen und hatte sich bei der Belagerung verletzt, sodass es den wenig fundierten Versuchen der Elfe, es abzurichten, nicht entkommen konnte. Somit war es ein erschöpfter Zug, der wenige Tage später die gesuchte Bucht erreichte.
    Und tatsächlich wartete die Dryade bereits an Bord ihres Baumbootes, das sich deutlich von jenen unterschied, die die Helden bereits gesehen hatten: die große Strandeiche hatte das Schiff noch nicht vollkommen überwuchert, sodass häufig Planken zwischen den Wurzeln zu sehen waren und es war deutlich kleiner als die Gefährte Ammantilladas oder Lynissels. Offenbar nahm das Wachstum eines Baumschiffes viel Zeit in Anspruch, die dem jungen Paar noch nicht beschieden gewesen war.

    Während sich Faelanthir und Yrbilya etwas Zeit füreinander nahmen berieten alle anderen ausführlich über mögliche Kurse. Während die kriegerisch veranlagten Gefährten am liebsten sofort versucht hätten, die Taubralir zu retten, rieten andere zur Vorsicht: nicht nur hatte man sämtliche Ausrüstung verloren, auch war nicht gesichert, dass das Schiff tatsächlich im Hafen Bardibrigs lag. Um zumindest die Ausrüstung zu ersetzen bat man Gwyrn um Hilfe, der schließlich vorschlug, nach Lyrammon bei den drei Schnecken, einem der wenigen festen Landeplätze des Meervolkes, zu segeln.

    Auf der zehntägigen Fahrt gen Süden umfuhr man weiträumig alle inneren Inseln, sodass es nur zu einer denkwürdigen Begegnung kam: etwa nach der Hälfte der Strecke passierte man ein versteinertes Schiff samt erstarrter Mannschaft und Ladung. Da selbst mit Magie keinerlei Leben festgestellt werden konnte und niemand die bösen Geister, die für diesen Fluch verantwortlich sein mussten herausfordern wollte, machte man sich jedoch bald wieder auf den Weg. Nur der alte Abdul schien das Geisterschiff gemocht zu haben.

    Schließlich erreichte das Baumschiff die drei Schnecken. Es handelte sich dabei um riesige Vulkane, deren Gipfel vor Urzeiten im Meer versunken waren und nunmehr Atolle bildeten, die von prächtigen Korallenriffen umgeben waren. In der Mitte jedes der Atolle lag eine weiße Insel aus Muschelkalk, über der sich das gigantische Haus einer gewundenen Meeresschnecke erhob. Auf der Seite liegend erreichte das Schneckenhaus direkt vor den Helden noch immer eine Höhe von über 150 Schritt. Vom Strand aus bis in das verwaiste Gehäuse hinein erstreckte sich eine Ansammlung einfachster Hütten aus Stein, Treibholz und großen Platten Perlmutts – Lyrammon.

    Dank der Fürsprache Gwyrns und Faelanthirs wurden die Menschen friedlich von den etwa zwei Dutzend Elfen des Meeresvolks aufgenommen, die hier siedelten. Ihre Anführerin Oralia machte zwar deutlich, dass die Clans keinerlei Absicht hätten, sich wie von Gwyrn gefordert in den Krieg einzumischen, erlaubte den Helden jedoch, einen alten Katamaran flott zu machen. Auch schenkte man den Menschen Tuniken aus dem bereits bekannten goldgelben Stoff des Meeresvolks sowie die für das Leben auf See benötigten Werkzeuge.

    Während Leniya und Zeja das Atoll mit den hüfthohen Einsiedlerkrebsen und das riesige Schneckenhaus erkundeten berieten die Anderen die weiteren Pläne. Faelanthir hatte angekündigt, sich mit Yrbilya zum Orakel von Schassmahr zurück zu ziehen um sich darauf vorzubereiten, die Erinnerungen an sein vergangenes Leben zu empfangen. Er hatte Phileasson jedoch ein magisches Muschelhorn überlassen, dessen Ruf ihn erreichen würde. Bezüglich des weiteren Vorgehens war man jedoch noch unsicher: nach der Prophezeiung Chalwens stand fest, dass „zwei alte Narren“, die seit Jahrtausenden das Geheimnis der Pferde erforschten, die Macht hätten, Faelanthirs Erinnerungen zu wecken – eine Weissagung, die noch immer Rätsel aufgab. Auch musste die Taubralir befreit werden und befand sich entweder in Bardibrig oder in der Obhut der Kora'Nee von Gwandual. Und zuletzt bot Gwyrn an, in seinem Volk nach Gleichgesinnten zu suchen, die eine schlagkräftige Truppe bilden würden – ein Anliegen, das die besonnenen Menschen ablehnten, um die Geschichte Faelanthirs nicht zu verbreiten und Beorn Informationen zu schenken.

    Letztlich einigte man sich, erst einmal die Taubralir zu retten, statt ziellos über den Lyr zu fahren. Da Gwandual näher lag als Bardibrig entschloss man sich, zuerst dort zu forschen und erreichte sehr bald die innersten Inseln. Gwandual hatte sich niemals von den Folgen der Gliederfäule erholt und somit bot der einstige Königssitz den Anblick fantastischer aber verfallender Macht. Viele Häuser und ganze Paläste standen leer und das Zerbrechen der Insel hatte die Küstenstadt bereits einen guten Teil ihrer Gebäude gekostet. In der Kleidung des Meeresvolks konnten sich Zeja und Leniya geführt von Gwyrn als reisende Händler ausgeben, die von den Elfen herzlich willkommen geheißen wurden. Die Kora'Nee waren nicht im Besitz der Taubralir, gaben dafür aber, war doch die Weise selbst Mitbegründerin ihres Clans gewesen, wichtige Hinweise auf den Kessel der Cammalan. Das gesuchte Artefakt war vor Jahrhunderten von den geflügelten Schergen des Schlangenkönigs geraubt worden, der Kessel der Wiedergeburt war in der Hand der Geschuppten!
    Doch der Besuch brachte auch gute Neuigkeiten ans Licht: ausgerechnet von den Vislani erfuhr man schließlich vom vor langer Zeit untergegangenen Clan der Pferde, welcher vor Jahrtausenden auf der nahen Insel Rhiallon die edelsten Rösser gezüchtet hatte, bis er aufgrund unbekannter Probleme zerfiel. Stutzig machte die Helden die Bemerkung, noch heute lebe gerüchteweise ein kleiner Rest des Clans in der alten Stadt Siratara... war man hier unverhofft über das Geheimnis der Pferde gestolpert? Da Rhiallon nur zwei Tage entfernt lag entschied Kapitän Phileasson, die Rettung der Taubralir noch einmal aufzuschieben um Rhiallon zu erkunden.

    Die gut dreihundert Meilen lange Insel Rhiallon war schnell erreicht und auch Siratara befand sich am beschriebenen Ort. Die wild wuchernde Natur hatte die Herrschaft über die Ruinenstadt zurück gewonnen, in der die Expedition keinerlei Anzeichen für verbliebene Elfen finden konnten. Ohms Vorschlag, hier ein zentrales Lager zwischen zerfallenden Mauerstücken aufzubauen wurde gut aufgenommen. Von Siratara aus würde man in den folgenden Tagen das umliegende Land erkunden und möglicherweise schon durch die eigenen Anwesenheit die angeblichen Elfen des Pferde-Clans anlocken.

    Tatsächlich erwiesen sich erste Ausflüge in das Hinterland als vielversprechend: zwar sah man keine Anzeichen von Zivilisation, doch boten die weitläufigen Hügel und breiten aber sehr seichten Flüsse mit ihren fruchtbaren Steppen ideale Bedingungen für Wildpferde, wie man sie aus Aranien oder Mhanadistan kannte. So war es keine Überraschung, dass Zeja und Ynu nach erfolgreicher Jagd auf einige Gazellen von großen Herden wilder Schimmel berichteten, die die Täler beherrschten.

  • Ich denke meine Frage passt am besten hierhin:

    Ich habe mir ja auch die Phileasson- und die Simyala-Kampagnen gekauft. Ich hab aber mittlerweile festgestellt, dass es mir mehr zusagt kleine Abenteuer zu leiten als so riesig große. Ist es möglich die Abenteuer aus den Bänden einzeln zu spielen? Wie groß wäre der Aufwand eine Reiseetappe umzuschreiben?

  • Es käme darauf an, welche Episode es wäre und wo sie spielt (da die Saga vor allem in zivilisationsfernen Gegenden angesiedelt ist).

    Die Nivesensippe vor den Zorganpocken zu schützen könnte recht einfach sein im Sinne von eher wenig Abwandlung (allerdings muss man die SC auch in der regionalen Ecke haben) (soweit ich mich daran erinnere), während Erm Sens Schwert zu suchen schon recht kontextbezogen ist und gerade dort auch direkte Rivalität zu Beorns Truppe besteht
    Den Himmelsturm zu suchen und untersuchen könnte man vielleicht mit einer Forschungsmission erklären, dann lässt man die Aufgabe wie das Mammut und so weg und Du musstest sehen, wo die eigentlich wichtigen Hinweise herkommen (die eigentlich über Shaya kommen, oder vertue ich mich da?).
    Auch das Tal der Echsen könnte man darüber unterbringen, dass die Helden angeheuert wurden oder es aus anderen Gründen freiwillig machen, Entwicklungshilfe bei Dorfaufbau zu leisten (die Karawane durch die Wüste würde ich dann eher weglassen, auch die Sache mit dem Propheten, da der Tie'Shianna-Aufenthalt wieder eng mit dem Hintergrund der Saga verflochten ist).