Sind alle Elfen in anderen Rollenspielsystemen eigentlich "Badoc"?

Zitat von Keldorn

Ich hab mal die Elfen von DSA mit den Elfen in anderen RP-Systemen verglichen, irgendwie sind nur die Elfen bei DSA das Überbleibsel einer einstigen Hochkultur, die sich jetzt wieder der Natur zugewandt haben

und was ist nun die frage?

Es war ein langer -irdischer- Weg bis zu den heutigen Elfen. Bereits mit den wilden Waldelfen (1985) gab es eine natürliche Trennung zu den "klassischen" Elfen, wie man sie u.a. bei D&D kennt.
Schon mal gefragt, warum bei D&D so gern Elfen gespielt werden? Sie können kämpfen, dürfen Rüstungen tragen - und zaubern tun sie noch auch. Kein D&D-Computerspiel ohne min. zwei Elfen!
Wie kam das "badoc" oder die "elfische Weltsicht" ins Spiel? Keine Ahnung, dazu müßte ich die alte Elfentexte durchblättern.
Wobei die Elfen&Zwergen-Box (1993) die Antwort liefern sollte: Elfen - Das größte Problem des Rollenspiels?"
"Was sind Elfen?" (S.6-7) nähert sich genau dieser Frage - und die damligen Autoren stellten fest, daß es DIE Elfen nicht gibt, weder in der Literatur noch am RPG-Tisch, aber verschiedene Vorstellungen - auch unter den Spielern.
"Angesicht dieser Widersprüche fühlen wir in der Redax uns sehr versucht, Elfe nur noch als NSCs zuzulassen ..."
So entstand u.a. die Lichtwelt und der Begriff "badoc", wobei es kaum richtig erklärt wurde ... "Wenn Elfen sich jedoch der Welt hingeben, wenn sie badoc werden ..." (S.21)
Sind daher alle Elfen badoc? Nein, nur wenn sie gegen ihre Natur (wie u.a. Lysira (tragisch) oder Azarril (böse)) handeln - egal in welchen RPG oder Fantasiewelt.

Von welchem D&D reden wir denn? Elfen die keine "Caster"-Klasse haben, können jetzt nicht unbedingt so toll zaubern. Auch wenn es meine Drow ihre "Dancing Lights" gerne beim Baden im Fluss verwendet hat, war der Spruch jetzt nicht der Überbringer neben dem Zweihänder. Aber sie war definitiv 'badoc'.

Meine am wenigsten 'badoce' Elfe war wohl Celebellosringil in GURPs, aber sie war/ist nur eine Halbelfe.

Aber ja, ich habe hauptsächlich in anderen Rollenspielsystemen Elfen gespielt, weil sich da nicht mit dem DSA-Elf-sein auseinander setzen musste.

Warum sollten Elfen anderer Systeme "badoc" sein oder es so etwas geben können? Andere Welten, andere Elfen, andere Hintergründe.
Eine Hochkultur im Hintergrund sehe ich für Elfen einfach nicht als zwingend an und damit auch keine Rückkehr zur Natur. Sie lebten halt schon immer naturverbunden und haben nicht den Fall einer Hochkultur hinter sich. Passierte anderen Rassen und Völkern auch. Ist doch schon, wenn sich für DSA mal etwas ausgedacht wurde, was nicht woanders abgekupfert und übernommen wurde. Solange Elfen die mit spitzen Ohren und der Naturverbundenheit sind, ist das vorherrschende Elfenklischee erfüllt.

Weil die Idee des "badoc", wenn auch nur innerhalb des DSA-Kosmos, mit semantischem Unterbau etabliert wurde. Eine Idee, im Sinne Platos (und seine Ideenlehre ist im Gegensatz zu seiner Staatenlehre etwas sehr Brauchbares, weil vielseitig Anwendbares), die mit semantischen Unterbau gefüttert wurde, muss für sich als Idee funktionieren. Dieser Ansatz bereichert ungemein, auch wenn ich den spirituellen Unterbau mit der Seele, die als Teil der Welt wieder geboren wird, und sich erinnert, um dann wieder zurück zu kehren, zwar etwas weit hergeholt finde, aber sogar dieser Unterbau ein nettes Gedankenexperiment ist, vor allem, wenn man sie mit ein bisschen (Zen-)Buddhismus würzt. Ich schwafle - also, wenn die Idee des "badoc" als Abbildung einer Realität (denn auch weitergegebene Erzählung ist nur eine Fortführung der genetischen Erzählung, das sich als Leben manifestiert) innerhalb dieser erschaffenen Realität unserer allgemeinen Realität zugänglich gemacht wurde, existiert diese Idee als Werkzeug und als autarke Idee in einer Person, damit "schlummert" sie in jeder Person und bedarf nur eines Zugangs und der darauf folgenden Interpretation. Somit ist Ich und Kollektives Ich eigentlich dasselbe, weil wir alle im Zuge einer Erklärung jede Idee untereinander potentiell besiedeln können, die momentan gedacht werden kann. Diese existieren als "lebende", also noch platzbesetzende Ideen in der scheinbar unendlichen Weite der Ideenwelt auf jenen Zugängen und Ideen, die unserer expandierenden Wahrnehmung als unproduktiver, also "toter" Unterbau dienen, wie bei Holz. Das gilt sowohl historisch, als auch persönlich. Wir bauen sowohl räumlich expansiv, biologisch, wahrnehmend und stilistisch (siehe Offenbarungen bzgl. Weltuntergängen in verschiedenen Kulturen) auf der Vergänglichkeit. Stillstand ist Tod, Dynamik ist Leben. Ich schwafle schon wieder...

Wie auch immer - meiner Meinung nach ja: Elfen in anderen Systemen können als teils "badoc" wahrgenommen werden. Aber ja: der Begriff wird vorwiegend über die stark historisch-identifizierte Lebensweise der heutigen Elfen definiert, beziehungsweise über deren Entscheidungen ihre Rolle in dieser für sich auszulegen. "Badoc" geht trotz allem über Historie, spitze Ohren und Naturverbundenheit hinaus, und zweifelsohne auch über das Klischee (aber das ist ja ziemlich offensichtlich kein Streitpunkt zwischen uns). Die richtige Frage wäre: in welchen Zugängen zu ihrer Umgebung, ihrer Kultur, ihrem Erscheinen, ihrer Eigenwahrnehmung und Auftreten mit semantischen Schnittstellen bezüglich des Begriffes "badoc", sofern diese vorliegen (anatomisch definiert sich "badoc" beispielsweise wohl kaum), zeigen DSA-Elfen Parallelen zu anderen Systemen und Interpretationen? Ob diese Vorliegen kann ich nicht zweifellos sagen, aber ich würde sagen bei Kultur (weniger), bei Eigenwahrnehmung (mehr), bei Auftreten (im Sinne von untereinander und gegenüber anderen - mehr) bieten sich Diskussionsansätze...

@Keldorn: Vermutlich kennst du schon "Siebenwind", einen Online-Rollenspiel-Ableger von DSA, falls nicht: Viel Spaß! Der direkte Bezug und die Verwendung des Namens "Aventurien" wurde 1999 von FanPro untersagt. Es gibt Waldelfen, Auelfen und sogar deine geliebten Hochelfen bei https://www.orkenspalter.de/www.siebenwind.de.