Historia Aventurica - sinnvolle Retcons oder tief vergraben und schnell vergessen?

  • Zitat

    Mhaire verpackt "Ich hasse das Buch total!" in schöne Worte. nett.


    Ein Stück weit vielleicht, ich hatte mehr den Eindruck dass sie (wie wahrscheinlich viele, mich eingeschlossen) ziemlich hin- und hergerissen ist.

    *IIRC oder IMO je nach Kontext; ich beziehe mich da auf pers./subj. Erfahrung
    "The fatal flaw in every plan is the assumption that you know more than your enemy."

  • schon aufgefallen, dass es 'Historia' heißt


    Ich schreibe sie tatsächlich richtig, nur in diesem Fall hatte ich es beim ausgliedern einfach aus dem 1. Beitrag übernommen. :D
    Dann stelle ich das richtig.

  • Einer der großen Aufhänger wurde hier noch nicht einmal erwähnt: Laut HA kann und wurde Schwarzpulver in Aventurien nach bekannter irdischer Rezeptur hergestellt. Nun ist es zwar ein offenes Geheimnis, dass Teile der Redax mit Feuerwaffen spielen und Torsionswaffen ein Platzhalter sind - aber dieses Retcon erscheint selbst im Rahmen der HA unnötig.

    Non serviam!

    Beherrscher des Kophtanischen Imperavi nach Zant...
    und lobet Thargunithread, die Herrin der Threadnekromantie!


  • Das ist doch ein alter Hut? Schwarzpulver war schon immer möglich, das Zeug zieht halt nur Mindergeister an, wie Licht die Motten.

  • Also wie in der irdischen Entwicklung. DSA wird halt entmystifiziert. Jetzt darf eben auch irdische Chemie funktionieren. Demnächst sind Magiewirker auch als "Decker" bekannt. ;)

  • Große Teile der Magie sind im Horasreich schon immer "entmystifiziert": Zauberei ist dort eine Wissenschaft und für ein großes Feuerwerk kann sich jeder betuchte Bürger einen Theaterzauberer (angesehene Variante des Scharlatans) mieten. Wenn nun besonders große und reiche Familien sich auch davon abheben möchten, indem sie tausende Dukaten für ein alchimistisches Feuerwerk ausgeben, dann habe ich da kein Problem mit.
    Allein der Kunstgriff mit den angezogenen Mindergeistern zeigt ja schon, wie ungewöhnlich die Substanzen für Aventurien sind, Verbreitung der Rezepturen (Berufsgeheimnis?) sowie der Preis sind angemessen niedrig bzw. hoch. Es ist nicht so, als könne bals jeder Wald- und Wiesen-Alchimist Schwarzpulver anmischen, dies bleibt den besten der Zunft vorbehalten. Auch halte zumindest ich als Chemie-Student die aventurische Alchimie für hinreichend mystisch. Mit einer Wissenschaft im modernen Sinne haben die Rezepturen bei weitem nichts zu tun und das ist gut so ;)

  • Da verwechselt ihr was: Feuerpulver gabs schon immer. Es war sauschwer herzustellen und ist praktisch instant in die Luft geflogen, genaueres steht in WdA. Aber laut HA gibt es auch gewöhnliches Schwarzpulver aus Kohle, Salpeter und Schwefel - und das wurde noch in WdA explizit verneint.

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  • Mit war "Feuerpulver" schon zu viel des Guten. Feuerwerk darf im Horasreich auch gleich direkt mit Magie funktionieren, dafür braucht man keine Alchimisten die Feuerwaffen möglich machen. (c'mon, Feuerwaffen passen doch jetzt echt nicht mehr nach Aventurien, Weder Steinschloss-, noch Luntenschlosswaffen, von Hinterladern gar nicht zu reden).

    Natürlich ist die derische, nicht mit der irdischen Chemie zu verwechseln. Die Rezepte und Ingredienzien sind absurd genug, das Konzept der Sympathetik rühren sie da hoffentlich nicht auch noch an. Von daher ist die Alchimie schon mystisch, trotz allem braucht man nicht zwangsläufig Schwarzpulver oder wir angeln demnächst mit Dynamit.

    €dit: oh okay, ich dachte wir reden vom "Feuerpulver" = Schwarzpulver. Wenn das jetzt mit dem irdischen Rezept ohne Mindergeister funktioniert. Dann fühle ich mich einfach nur bestäüigt, dass unsere Gruppe in einer Zeitglobule gefangen ist (Globule mit zeitschleife, die immer wieder in der Kaiser Hal Zeit anfängt, sobald die HA erscheint).

  • Einer der großen Aufhänger wurde hier noch nicht einmal erwähnt: Laut HA kann und wurde Schwarzpulver in Aventurien nach bekannter irdischer Rezeptur hergestellt. Nun ist es zwar ein offenes Geheimnis, dass Teile der Redax mit Feuerwaffen spielen und Torsionswaffen ein Platzhalter sind - aber dieses Retcon erscheint selbst im Rahmen der HA unnötig.


    wo steht das denn, ist mir entgangen?

    ich wäre ja perfekt, wenn ich nicht so bescheiden wäre....

  • Also: Gleich mal vorweg - ich fühle mich vor den Kopf gestoßen, aber so richtig. Nichtsdestotrotz vertrete ich hier nur meine Meinung, die stark von tatsächlichen Spielern variieren kann, da sich meine Rollenspielabende an einer Hand abzählen lassen. Ich habe mir Abenteuer, Hintergrund- und Regionalbeschreibungen gekauft, nicht um zu spielen, sondern um das Ambiente von DSA zu genießen, eben den Hintergrund. Ich habe philosophische Diskussionen über Götter, Sphären, Magie und so weiter immer gerne verfolgt und fand es dabei auch erfrischend lebendig, dass niemand auf einen wirklich grünen Zweig kam und immer wieder neue Ansätze und Ideen Blüten trieben. Dementsprechend kann man sich vorstellen wie wenig begeistert ich darüber bin, dass dem mit einer dogmatischen Erklärung ein Riegel vorgeschoben wurde. Nun ja - nicht ganz, aber der Raum für Hypothesen hat sich doch drastisch verkleinert. Hier die drei Dinge, die mir persönlich am meisten Unbehagen bereiten:

    1.) (Wahre) Namen haben keine Bedeutung? Na ja - erstens nimmt das der Geschichte um dem Namenlosen einigen Flair. Zweitens ist es unlogisch, dass in der Dämonologie Namen Bedeutung haben, bei Göttern jedoch nicht, handelt es sich bei Erzdämonen und Göttern doch um dieselben Wesenheiten. Drittens: Wie dumm sind dann die Götter, dass sie sich von unterschiedlichen Rassen in unterschiedlichen Zeitaltern unter sehr ähnlichen Namen verehren lassen?

    2.) Ogeron als Dämonensultan. Gerade eine so eindimensional motivierte mythische Gestalt wie Ogeron einen so vielschichtigen und chaotischen Ort wie die Niederhöllen "regieren" zu lassen, erscheint mir mehr als unpassend.

    3.) "Die Vernunft ist die Befreiung des Menschen aus seiner eigen verschuldeten Unmündigkeit." - Kant; ich halte sehr viel auf die Emanzipierung des Individuums durch Wissen und Einsicht. Obwohl ich hier ein Zitat von Kant gewählt habe, hat es mir eigentlich Sokrates noch am meisten angetan, eben weil er ununterbrochen und ohne Unterlass alles hinterfragt hat. Nandus war für mich einer der Favoriten unter den Götter (obwohl es da viele gibt). Ich habe mit Unverständnis darauf reagiert, dass gewisse Einsichten automatisch regeltechnische Auswirkungen auf die Charaktere hatten (z.B.: der Held erkennt, dass manche echsische und menschliche Götter dieselben sind => es droht Wahnsinn; wurde, wenn ich mich recht erinnere in Albtraum ohne Ende nahegelegt). Ich habe sehr mit den Chronisten des Ilaris geliebäugelt, eben weil sie den Sterblichen Werkzeuge zur Emanzipation in die Hand gaben. Wie dem auch sei - jetzt ist festgesetzt, dass das Streben nach Einsicht/Vernunft/Erklärung nicht nur sinnlos, sondern auch das pervertierteste ist, was es in der Spielwelt gibt (dass die Autoren von HA das beschließen scheint mir dabei geradezu ironisch und/oder passend). Heroisch kann im ganzen Sphärengefüge nichts mehr sein: die Sterblichen nicht, weil sie nur Marionetten sind (und damit unmündig) und die Götter nicht, weil sie bei dem ganzen Unfug, den ihnen Kha vorgibt mitmachen. Der kategorische Imperativ, der moralisches Handeln meiner Ansicht nach schlüssig erklärt, wird von keinen der Götter befolgt. Wie sagt es Sartre: "Wir sind zur Freiheit verdammt." Die Götter entschließen sich also aus freien Stücken bei dieser Inszenierung, die sich Existenz schimpft, ernsthaft mitzumachen? Wäre ich an ihrer Stelle, würde ich den Freitod wählen - lieber kämpfend gegen Kha fallen, als sich zwölf Zeitalter gegeneinander zerfleischen, Brandrodung an der Seelen treiben, um dann dem gewissen Untergang entgegen zu schreiten. Um ehrlich zu sein: Ein unfreieres Szenario kann ich mir kaum denken. Vielleicht gab es sogar Unsterbliche, die diesen Weg bereits gewählt haben, nur um uns in der Gewissheit zu lassen, dass die größten Opportunisten und Heuchler noch da sind. Das ist auch das Tragische daran: Nur die Sterblichen kennen Hoffnung, aber es ist eine Illusion, und das in einem Spiel, das für "Helden"gruppen ausgelegt ist? Ich kann in so einer Welt aber nicht einmal ansatzweise etwas Heroisches sehen, außer vielleicht bei Elfen, die da nicht mitmachen (und die waren mir bisher immer die unsympathischsten). Das ist auch das Triste an jeder menschlichen Religion, die etwas Unsterbliches propagiert: ich lebe unter einem Diktator, der mich liebt und ständig verurteilt gleichzeitig und es gibt keinen Ausweg. Es ist wie Nordkorea, aber in Nordkorea kann ich mich zumindest entscheiden mich umzubringen und so dem Ganzen ein Ende zu bereiten (Anleihe an Christopher Hitchens). Die einzige Möglichkeit dem Ganzen einen Twist zu verschaffen, wäre es, dass die Götter im Verborgenen an einem Plan feilen, um das Mysterium von Kha zu durchbrechen und der Namenlose nur als Inszenierung in Ketten gelegt wurde (denn ohne ihn als Mächtigsten wäre das wohl nicht zu vollbringen). Würde auch erklären wieso er noch Zugriff auf eine wunderwirkende Priesterschaft hat. Die Götter schauen weg, festigen seine Macht, um dann später einen besseren Verbündeten zu haben. Das halte ich allerdings für eher unwahrscheinlich.

    Das war es dann auch von meiner Seite. Wünsche noch einen schönen Tag...

    Mathematics is just a form of historicity. You can tell anecdotes, digress and get to the point. Every story, fictional or real, represents the cosmos as a mathematical formula. It is part of the cosmic game, the juggling of stardust and energy, because our brains and hence any discourse are just an expansion of what we call the universe. We are the spaceship, we are the captain and we are part of space. Beyond that, there is no truth to be found.
    See you, space Cowboy!

    Schreibwerkstatt – Work in progress…


  • 2.) Ogeron als Dämonensultan. Gerade eine so eindimensional motivierte mythische Gestalt wie Ogeron einen so vielschichtigen und chaotischen Ort wie die Niederhöllen "regieren" zu lassen, erscheint mir mehr als unpassend.

    Jawohl, diese Idee ragt selbst in diesem üblen Machwerk noch als einzigartige Klugheit heraus.

    Hexenfanclub
    Splittermond - das beste Regelwerk

  • Zitat

    Ich kann in so einer Welt aber nicht einmal ansatzweise etwas Heroisches sehen, außer vielleicht bei Elfen, die da nicht mitmachen (und die waren mir bisher immer die unsympathischsten).

    Ich zähle die Borbaradianer noch dazu. Die Ursprünglichen, nicht diese pervertierte Sekte um diese Mary-Sue-Wunder-Elfe.

  • Dämonensultan - wer? Es wurde sehr lange offen gelassen ob es diesen "Teufel" überhaupt gibt - oder gar der Namenlose selbst sei ... nun ist es also Ogeron - und?

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Na ja, vielleicht unterstellt man der HA auch zu Unrecht durch Detailierung von gewissen Facetten, andere nun ganz auszuschließen. Oder man kann es trotzdem noch weiterhin ausreizen.
    Nandus hatte ja in älteren Formulierungen Anklänge als ein Teil von Hesinde: "Hesindes Weisheit ", zumeist aber doch wohl deutlicher als Eigenperson wofür die Halbgötter schon stehen. Götter können ja als quasie etwas multiplere Personen viel mehr sein als Andere....Aber eben anwesend....
    Was gar nicht geht, kosmologisch, Geschichtlich ist bei mancher Variantz in den Kirchenlehren das Dasein eines lange tradierten Gottes zu kippen.
    Da ist die DSA-Tradition halt schon recht definitiv, grade bei den Zwölf. Sogar ihre Namen sind nunmal über die Kulturen sehr ähnlich was dazu viel aussagt.
    Darum ist eine Tsatsuaria in dieser Verbindlikeit unmöglich. Sogar die Echsen kannten schon diese zwei Göttinen mit wiederum phonetisch ähnlichem Namen. In Myranor gibt es auch Tsa und Satuaria.
    Laut einer geäußerten seltsamen Meinung (eines Redakteurs ?) seien die Götter bisher irgendwie ungeordnet gewesen, was mir Unverständlich ist.

  • Tja, hm, Tsa Atuara erscheint bereits einmalig in "Die Götter des SA", S. 11 oben, anno 1994., Thema: "Die Ordnung der Welt" - nach den Gigantenkriegen. Diese Seite wurde in DSA4.0 so ersetzt: "Tsa und Travia rieten ihren Geschwistern zum Frieden, und beide Parteien erkannten, dass sie durch einen Vertrag nur gewinnen konnten." Nichts über die zwölf hohen Drachen, dem Pakt der GÖtter usw. bis es HA wieder ausgrub.

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Nachgelesen...stimmt, sagt aber nichts aus. Den sonst heißt Tsa nur Tsa und Satuaria hatt in den selben Texten und Hintergrund vielfach ihre ganz eigene Geschichte mit Sumu, Levthan und Satinav. Bei den Echsen heißt es dan (zur Khom-Region) noch von Sad' Huarr und ihren Kröten UND der ewigjungen Zsahh.
    Möglich das wohl Hadmar von Wieser da Kurz was erwog, was die Gesamtheit aber wie gesagt doch wieder ausschließt.

    Einmal editiert, zuletzt von Qirin (4. Februar 2015 um 22:02)

  • Ich weiß nicht ob irgendwo bei DSA ein Ideen-Archiv existiert, wo alle nicht öffentlichen Ideen gesammelt wurden. Hadmar war der Begründer des DSA-Kosmos - und jener hätte weitaus mehr angerichtet, wenn in K. nicht gestoppt hätte.
    Egal, im Götter 1994 sind einige Andeutungen die teils nicht mehr bei DSA4.0 auftauchten. So geht es fast durch alle Spielhilfen, irgendwo wird irgendetwas weggelassen ... oder verwechselt.
    Ist es aber nicht komisch, daß Tsa und Saturia beide die jüngsten sind und beide aus einem Ei geschlüpft sein sollen - hm?
    Warten wir FAQ ab, ob da dieses Rätsel entwirrt wird.

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)