13 Geheimnisse und ein par mehr.

  • Hier werde ich ein par Kurzgeschichten von mir posten. Um was zusammenhängendes zu schreiben bin ich zur Zeit zu undiszipliniert.

    Den Anfang macht eine Geschichte, die wirklich niemand lesen sollte. (der kein Manowar Fan ist) Sie ist total geschmacklos und schlecht. Also sagt nicht, ich hätte euch nicht gewarnt.

    Mann des Krieges

    Wind, der Geruch nach Schweiß, Öl und Stahl. Gemischt mit dem wohligem Schauer, der Gewissheit des Kommenden. Die Anderen, sie stehen Schulter an Schulter, neben und hinter ihm. Nervosität, Angst, viele Gefühle beschäftigen sie, doch es ist gleich.
    Ein Blick auf die andere Seite. Dort stehen noch mehr. Unter einem anderen Banner, aber eigentlich gleich. Warten, harren dem Schicksal.
    Ein Horn ertönt, die Reihen setzten sich in Bewegung. genagelte Stiefel zertrampeln das noch vom Morgentau feuchte Graß. Noch einige Hundert Schritt. Schwert und Schild in den Händen. Verlängerungen seines Körpers, seines Willens. Hart wie Stahl, standhaft wie Eiche.
    Ein weiteres Hornsignal. Schritte beschleunigen sich. Sein Herz schlägt, seine Brust verlangt nach Luft. Ein Aufzucken, erste Lebenszeichen.
    Ein Sirren, der Himmel verdunkelt sich. Rufe ertönen. Sie bleiben stehen, Schilde werde gehoben. Wie ein Hagelschauer kommen sie herab, bohren sich in Schilde, durchdringen Eisen, Fleisch und Knochen. Schreie, andere stürzen zu Boden. Finden ihr Schicksal im gefiederten Tod.
    Er duckt sich unter seinen Schild. Heftige Schläge prügeln auf ihn herab, wollen ihn begraben. Poch. Mit einem Schlag pump das Herz flüssiges Feuer durch seine Adern. Es rast, dringt durch jede Faser seines Körpers. Brennendes, Loderndes Leben.
    Der Schauer versiegt. Er springt auf, rennt los. Ein Löwe entringt sich seiner Brust. Er stürzt sich in den Kampf.
    Einschlag. Ein Speer bricht, die pure Gewalt des Ansturms fegt seinen Gegner von den Füßen. Sein Arm hebt das Schwert, sein Wille bricht den Anderen. Kein Bedenken, weiter immer weiter. Treiben im Strom der Schlacht. Das Schwert hält blutig Ernte.
    In ihm tobt der Feuersturm. Ein Hochgefühl, eine Lust pocht mit jedem Schlag, mit jedem zerstörtem Willen, mit jedem ausgelöschten Feuer.
    Der Strom versiegt, um ihn lockt das Feld nur noch die Krähen. Er schaut sein Werk. Stahl schartig, Eiche gesplittert. Doch Lust brennt immer noch, noch immer durstig, sein Körper erregt.
    Die rote Herrin kommt von Hinten. Drückt ihre feste Brust an seinen Rücken, schlingt ihre verführenden Arme um seinen Körper. Eine Zunge an seinem Ohr. Zischelt, flüstert von Kraft, flüstert von Macht, flüstert von Lust. Ihre Hand greift seine Erregung. Will ihm gefallen, will ihn haben.
    Er lässt gefallen, er lässt Zeit. Kennt keinen Herren, sucht nur seine Macht.
    Sieht vom weiten schließlich Stahl und Eiche, Leben und Feuer gleich ihm selbst. Lässt die Rote Herrin stehen und schreitet zu Sturm, zu Tod und blutigem Tanze.
    Die Herrin folgt, begehrt sie doch, was sie nicht haben kann.

  • Sehr nett
    ("If i should fall in battle
    my brothers who fight by my side
    Gather my horse and waepons
    tell my family how i died" aber deinem warrior droht ja sogar die dämonische Pervertierung und nicht nur der Tod :))

  • Hmm... ich geb zu, ManoWar sagt mir nix. Aber die letzten Teile der Geschichte verstehe ich nicht.

    - Wer ist die Herrin?
    - Wohin schreitet der Protagonist? Zur nächsten Schlacht?

    Alles in allem verwirren die letzten Zeilen zu viel, meiner Meinung nach. Sonst ganz gut, finde ich.

  • Manowar, die True(naja ^^)-Metal-Band schlechthin. Keiner schmeißt so viele inhaltslose Phrasen von Blut, Tod und Ehre um sich, wie die. Ich mags ^^

    Aber ganz ehrlich wäre ich mit Formulierungen wie "Hart wie Stahl, standhaft wie Eiche." vorsichtig. Wegen recht deutlichen Parallelen zum drittem Reich. Auch wenn ich nicht zu denen gehör, die bei 88 oder 18 als Kennzeichennummer (wie heißt das korrekt Beamtendeutsch?) "Nazi" ruf ... nuja, muss ja nicht sein ;)

  • Zäh wie Leder, schnell wie Windhunde und Hart wie Kruppstahl!
    Nur weil vor einem halben Jarhundert ein toter Mensch großen Mist verzapft hat, lass ich mir nicht meine Redensart verbieten. Wer mich kennt, weiß, dass ich mit Neonazis nichts am Hut habe! Und ich habe einen schönen Hut! Falls mir mal die Haare ausfallen und ich meinen Skinhead vor der Sonne schützen muss. Ob die CIA oder der BND diesen Post lesen? :police::iek:

    Hab ich schon gesagt: Das Leben ist wie ein englisches Ei. Außen hart und innen knusprich. :lol2:

  • Krieg und ein Mann


    „gäähhhn…“ schon so früh am Morgen lassen sie uns aufmarschieren. Das Gras ist noch ganz feucht. Wenns jetzt auch noch regnet, ist mein Tag perfekt…im Arsch.
    „gruml“ oh man. Mein Magen knurrt. Nichtmals Frühstück gab’s. Aber wehe man beschwert sich. Dann wird man vom Hauptmann in die erste Reihe gestellt. Das reinste Himmelfahrtskommando.
    Sitzt mein Schild richtig? Hmm… geht so. Hab ich den kleinsten Schild hier Vorne? Ah, nein, der da hinten ist noch schlimmer drann als ich…kein Schild. Hätte ich mir zuhause doch einen größeren gezimmert. Aber den hätte ich ja wieder hierher schleppen müssen. Es ist ein Kreuz.
    Zuhause. Da will ein Feld bestellt werden. Wenn ich dieses Jahr keine gute Erne einfahre muss ich wieder einen Teil von Vaters Hof verkaufen. Hätte ich doch ein par Söhne, die mir die Arbeit abnehmen würden. Aber dafür war ja keine Zeit. Kaum hatte ich Else geheiratet hieß es auch schon Kriegsdienst. Da hat Manns ja in der Knechtschaft fast besser.
    Ah, da hinten reitet der Hohe Herr an um eine Rede zu schwingen…gähn.
    Ist das da Rost auf meiner Axt? Hoffentlich nicht, damit muss ich nach der Schlacht noch einen neuen Schild bauen. „Kratz Kratz.“ Ah, doch nur Dreck vom Marsch.
    Ist die Rede bald vorbei? „Hmpf“ geh mir endlich aus der Sicht du fette Sau. Ich will sehen was der Feind treibt. Reitest doch gleich eh wieder auf deinen Hügel und lässt uns die Drecksarbeit machen.
    Wieso sind wir überhaupt hier? Davon sagt er jetzt keinen Ton. Bla bla bla, kämpft für euer Vaterland. Kämpf doch selbst für dein Vaterland und lass dir den Bauch aufschlitzen alter Hurenbock!
    Ich hab von den Jungs gehört, dass der Hohe Herr sich beim Gelage mit einem Anderen über ein Stück Braten gestritten hat und deswegen den Krieg erklärt hat. Zuzutrauen wäre es dem alten Fresssack ja.
    Ah er ist fertig. Dann geht’s ja bald los. Wenn mir die Götter beistehen bin ich zum Mittagmahl wieder im Lager.
    Schulterdreh. Götterhilfe könnte ich wirklich brauchen. Wo steht denn der lange Bernd? Umschau. Was? Zwei Reihen hinter mir? Der hat aber auch ein unverschämtes Glück. Erst knöpft er mir beim Glücksspiel mein Eisenhemd ab, so dass ich hier fast nackt im Wams rummstehe, und dann steht er auch noch hinten. Hoffentlich trifft ihn einer zwischen den Beinen. Dann ist er der nicht mehr so lange Bernd. He he.
    „TRRRÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖTTTTTTTTTT“
    Ah, das Signal. Es geht los. Noch mal schnell den Helm richten, Axt fester packen und losmarschiert.
    Vielleicht kann ich mich ja noch nach Hinten mogeln. Wäre schon schön mein Kind in diesem Leben noch zu sehen. Else war im siebten Mond schwanger als ich sie auf dem Hof zurückgelassen habe. Hoffentlich passiert dort nichts.
    Noch nen par dutzend Meter. Das kann ja heiter werden. Ich sehe sich die Krähen sich schon auf den Bäumen sammeln. Woher wissen die Drecksviecher nur immer, wo sie hin müssen?

  • Dem Man(n) sein Krieg
    Der frühe Vogel fängt den Wurm heißt es. Wäre aber heute eigentlich nicht nötig gewesen früh los zufliegen. Abkriegen werden alle genug. Aber ich wollte mir einfach das Spektakel nicht entgehen lassen. So sitze ich jetzt hier auf einer alten Weide. Die Herbstwinde haben schon lange alle Blätter davon geweht, so hat man eine gute Aussicht auf das Feld. Dort haben sich die Federlosen Zweibeiner zu tausenden aufgefunden um die Population ihrer Art wieder einmal zu dezimieren und uns ein Festmahl zu bescheren. Schön ordentlich stehen sie sich gegenüber, ihn Handliche Grüppchen aufgeteilt und in Reih und Glied. Wann fangen sie denn endlich an?
    Ah, da hinten kommt der Rudi angeflogen. Gleich mal begrüßen. Hallo Rudi du alter Aasfresser. Wie läufts denn so. „Kräh, kräh, kräh.“
    „Kräh, Krääähh!“
    Ja du mich auch Rudi. Setz dich einfach hin und halt den Schnabel.
    So langsam kommen auch die anderen angeflogen. Die Ränge füllen sich. Aber meinen Logenplatz kriegen sie nicht.
    „TRÖÖHHH!“
    Ah ja, jetzt gehen sie los. Gleich werfen sie ihre Stöckchen in hohem Bogen durch die Luft...ah, jetzt. Ohh, dass tut bestimmt weh. So ein Stock im Magen kann einem ganz schön den Appetit verderben.
    Und nun mischen sie sich untereinander und zerstückeln sich gegenseitig. Welch ein herrlicher Anblick, mit welcher Hingabe sie sich für uns zubereiten. Es wäre ja schwierig, sie aus ihren Metallhäuten zu picken, wenn sie nicht löcher für uns rein machen würden. Aber zum Glück wissen die das. Heute sind sie wieder besonders fleißig. Verstreuen ihre Einzelteile auf der ganzen Wiese. Der große Muskelberg da Vorne ist besonders fleißig am Werk. Ein wahrer Künstler. Wie er die Schädel spaltet, damit wir leichter ans Hirn kommen! Wirklich aufmerksam von ihm. Der muss das lange geübt haben um zu so einem Meistermetzger zu werden.
    Jetzt trifft er auf den anderen Metzgermeister, der von der anderen Seite kam. Ja und was machen die jetzt? Schlagen ewig gegenseitig auf sich ein! Was für eine Zeitverschwendung. Ihr könntet dutzende Fleischplatten für uns zusammen schneiden, in der Zeit die ihr euch gegenseitig das Werkzeug stumpf macht.
    Naahh endlich fällt einer um. Ich dachte schon die würden gar nicht mehr aufhören. Was macht der denn jetzt? Ah, er schlägt ihm den Kopf ab. Und präsentiert ihn stolz an den Haaren hoch gehalten dem wartendem Puplikum. Ja bitte, den Nehme ich. Schön angerichtet, mit aufgerissenen Augen und raus hängender Zunge bitte. „Kräh!“
    So langsam nähert sich das Anrichten auch seinem Ende. Die letzten knien sich voller Demut hin und flehen darum ein schmackhaftes Mahl für uns zu werden, die anderen erfüllen ihren Wunsch. Aber sie wirken schon ein bisschen lustlos. Die ersten gehen auch schon wieder. Ja, so langsam könnte ich los fliegen. Hop!
    Erstmal eine Runde drehen und schaun wie gediegen sie sich für uns angerichtet haben. Ahja, da liegen sie gut verteilt, teilweise in Haufen und Schneisen, wo die beiden Metzgermeister rumgerannt sind. Da hinten liegt auch mein Kopf. Sowas. Einfach hingeworfen. Schädel noch in einem Stück. Wie soll ich denn da an das Hirn ran kommen. Naja, Augen sind auch nicht schlecht. Also auf zum Festmahl. Da werden wir noch Tagelang dran zu picken haben. Ab übermorgen gibt es dann auch wieder schmackhafte Maden. Damit können wir für den Winter dann auch gut Fett ansetzen und nächsten Frühjahr viele Jungen großziehen. Alles dank unseren aufmerksamem, zweibeinigen Schlachtvieh.

  • Hmm, aus Sicht der 'Herrin' fände ich interessanter :cool2:

    Auf jedem Fall eine coole Idee mit den unterschiedlichen Blickwinkel auf die gleiche Geschichte!

  • Wie wärs mit dem Blick des "fetten Hurenbocks", oder der dreckbeschmierten Axt oder einem der langen Stöckchen, das in einem Schild stecken geblieben ist.
    :lol2:

    The Road goes ever on and on, Down from the door where it began.
    Now far ahead the Road has gone and I must follow, if I can,...

  • Man könnte das natürlich Endlos weiterführen, aber das ist nicht meine Aufgabe. Ich widme mich lieber frischen Ideen.
    So wie der nächste. Ich bin übrigens nichtraucher. Was lediglich besagt, dass Rauchen nicht meine feste Gewohnheit ist.


    Es ist ein Cowboy.
    Der abgetragene Lederhut, die staubige, alte Bluejeans, Stiefel die schon tausende Meilen Wüstenboden gesehen haben und der Poncho, nicht mehr als eine braune Pferde-decke mit einem Loch in der Mitte. Wie er da steht, zwölf Uhr mittags am Kölner Bonner U-Bahnhof Gleis 3 und auf seinen Zug wartet. So völlig deplatziert, die Leute schauen ihr an, wie einen Sonderling, einen der sich nicht anpassen will, ein Rebell, ein Outlaw, wie ein Museumsstück, ein Relikt vergangener Tage, ein Kunstwerk von herber Schönheit.
    Es kümmert sich nicht darum. Ignoriert die anklagenden, stechenden Blicke. Verlagert ab und an das Gewicht von einem Bein auf das andere, schaut einmal die Bahngleise auf und ab, kaum den Kopf bewegend, als würde auf einen Zug an einem Bahnhof mitten in der Texas stehen und auf den einzigen Zug warten, der dort einmal am Tag vorbeikommt.
    Dann plötzlich tastet er sich die Brust ab, sucht etwas in seiner Hemdtasche. Eine Frau, sie steht nur ein par Schritte weiter und versucht nicht offenkundig zu starren, wird sofort hellhörig. Sie trägt einen grauen Nadelstreifenanzug und eine modische Kurzhaarfrisur. Vielleicht ist sie eine Bankkauffrau. Hat den Job bekommen weil sie gut aussieht, stattliche Brüste hat und tut was ihr gesagt wird. Vermutlich wohnt sie zusammen mit ihrem Mann und einem Kind in einer Reihensiedlung, Doppelhaushälfte. Was sie um diese Uhrzeit am Bahnhof macht ist ein Rätsel.
    Der Stoppelbart bewehrte Gunslinger hat gefunden was er sucht und fördert aus den tiefen seiner Kleidung eine Packung Tabak und einige Blättchen zutage. Ganz altmodische Kippen zum selber Drehen. Was dieser Tage wieder bei einigen Punks in Mode kommt weil es billiger ist als fertige Malboro aus der Schachtel. Ohne Hektik pickt er ein Blättchen aus der einen Packung, steckt diese wieder ein und nimmt sich das rechte Maß Rauchkraut aus der anderen, beginnt sich eine Zigarette zu drehen.
    In diesem Moment läuten bei der Bankkauffrau die Alarmglocken. Rauchen ist hier am Bahnhof verboten. Die Schilder sind ganz groß, für jeden zu sehen, sogar auf den Anzeigetafeln, wo eigentlich die Abfahrtzeiten der Züge seien müssten steht geschrieben man solle gefälligst das Rauchverbot beachten. Und außerdem ist Rauchen doch so ungesund, erzeugt Krebs, beim Raucher und allen unfreiwillig Mitrauchenden, verkürzt die Lebenserwartung, schadet in der Schwangerschaft und überhaupt.
    Diese und weitere Argumente im Hinterkopf stolziert sie zu dem Cowboy rüber, baut sich neben ihm auf, würde sich wohl auch vor ihm Aufbauen, wenn er nicht so dicht an den Gleisen stehen würde, als wolle er rein fallen und überfahren werden und räuspert sich verächtlich.
    Keine Reaktion, er dreht weiter.
    Neuer Versucht, diesmal mit etwas mehr Schlagfertigkeit. So viel es die Gesellschaft eben erlaubt.
    „Entschuldigung“ beginnt sie mit dem Brustton des Rechtes. „hier ist Rauchverbot.“ setzt sie ihre Belehrung fort. Fast wie ein kleines Kind, das einem erklärt es solle nicht mit fremden Reden, wenn es Mutterseelenallein auf der Wippe vom Kinderspielplatz nebenan sitzt und sich fasziniert die Spritzen der Heroinjunkies anschaut die im Sand liegen.
    Ohne darauf zu reagieren, ohne Hektik, dreht der Outlaw seine Zigarette zu Ende, steckt sie sich in den Mundwinkel, fördert aus seiner Westentasche eine Packung Streichhölzer zu tage, keine Sicherheitshölzer, sondern richtig echte giftige Streichhölzer, nimmt eines zur Hand und entzündet es an seiner Stiefelsohle, kurz lässt er es aufbrennen, bis der Kopf abgebrannt ist und nur noch das Holz selbst brennt, erst danach führt er es zur Zigarette am Mundwinkel, zieht einmal, zweimal, dann lässt er es auf das Gleisbett fallen.
    Er nimmt die Zigarette zwischen die Finger und nimmt einen tiefen Zug, auf Lunge. Scheißt auf das Rauchverbot, Krebs, ein langes Leben, abgeschoben im Altenheim und vor allem auf die empörte Bankkauffrau direkt neben ihm.
    Jetzt, jetzt erst wendet er sich ihr zu, bläst ihr den Tabakrauch direkt ins Gesicht. Sie versucht ihn wegzuwedeln und hustet schwächlich. Als wäre es selbstverständlich, als hätte er einen guten Kumpel neben sich, bietet er ihr ihre Kippe an und mit einer tiefen Stimme, rau wie ein rostiges Reibeisen, sagt er: „Hier, nimm einen Zug, dann kannst du besser Kacken.“
    Der Zug fährt mit quietschenden Bremsen und einem Höllenlärm vor, die Türen öffnen sich, ein Strom von Menschen kommt heraus, ein Strom von Menschen quetscht sich rein.
    Er fährt wieder weg und langsam leert sich der Bahnsteig wieder.
    Die Bankkauffrau ist weg, auf dem Weg nach Hause, zur Arbeit oder sonst wohin. Der Cowboy ist weg. In der Sonnenuntergang geritten oder von der Erde verschluckt der ihn einst so verächtlich ausgespuckt hat. Nur noch der Zigarettenstummel auf dem Boden erinnert an ihn, ausgetreten, als wolle er ein Präriefeuer vermeiden.

  • Herrlich... :cool2: einfach nur herrlich...
    und das mit total geschmacklos und schlecht..kann ich nicht ganz nachvollziehen..über Geschmack lässt sich streiten aber schlecht sind die bestimmt nicht.

  • Das hier hab ich auf der Rückseite meiner Kladde gefunden (wo ich es mal hingekritzelt hatte) und dachte mir: Hey, gar nicht mal so schlecht.

    Lethargie
    Die ganze Welt geht vor die Hunde
    Kriege, Klimawandel, Armut und Seuchen
    Vier neue Reiter der Apokalypse erheben sich

    Ich sitze auf der Couch
    schau mir das ganze an
    und tue absulut nichts!


    Geschichten hab ich gerade nicht zu erzählen. ^^

  • Pust, hust. Ist hier viel Staub drauf.
    Ich hatte es ja im Threat von Namenlose Kälte angekündigt, ich war dabei eine andere Geschichte zu schreiben. Da ist sie... oder zumindest der Prolog.

    Nur eine Reise
    Es war ein regnerischer September Abend. Der fahle Schein der Sonne war schon längst hinter dem Horizont verschwunden und immer größer werdende Haufen von rotem und gelbem Laub bedeckte die Wege und Straßen.
    Einar wollte nur noch nach Hause. Der Tag beim Amt hatte ihm den Rest gegeben; Das seine Bluejeans komplett vom Regen durchnässt war und auch seine schwarze Lederjacke vor dem Wetter nur unzureichenden Schutz bot machte es nicht besser.
    „Hätte ich doch bloß heute morgen auf den Wetterbericht gehört und den Bus genommen.“ grummelte er in seinen Helm und zwang sein Motorrad in eine scharfe Rechtskurve.
    Rot. Die nächste Ampel war gerade von grün über gelb, zu rot gesprungen, es bildete sich bereits eine ansehnliche Autoschlange, keine Möglichkeit sich durchzumogeln, ein grüner LKW kam von rechts auf die Kreuzung zugerauscht.
    Von Hinten, unbemerkt, nahte ein Schatten, eine Verzerrung in der Luft, von der die Regentropfen abprallten.

    BAM! Ein Schlag wie von einem Dampfhammer zertrümmert das Motorrad, schleudert den jungen Fahrer ungebremst auf die Kreuzung. Trümmerteile fliegen mit ihm durch die Luft, tanzen mit den Regentropfen, drehen und springen. Ein Passantin, eine ältere Frau mit hölzernem Krückstock, lässt erschrocken ihre Tüte mit Einkäufen fallen. Ihre weit aufgerissenen Augen zeugen von dem Schrecken, der sich gerade vor ihr abspielt. Ein Salto, ein Piroette. In der Windschutzscheibe des grünen LKWs spiegelt sich die Gestalt eines athletischen, jungen Mannes in schwarzer Lederjacke mit dekorativen Ralleystreifen und zerschlissenen blauen Jeans, durch das Visier seines Roten Motorradhelmes sieht man wie seine vor Schreck geweiteten blauen Augen auf sein nahendes Schicksal starren. Dahinter sitzt der LKW Fahrer, ein Mitvierziger mit untersetzter Gestalt und Dreitaagebart. Die schwarzen Ringe unter seinen Augen berichten von durchwachten Nächten. Noch hat er nichts ungewöhnliches bemerkt.
    Schwarz. Einen Moment lang herrscht vollkommene Dunkelheit und Stille in Einars Geist, als würde er gar nicht existieren....
    Ohrenbetäubend kreischend zerbirst eine stählerne Kette.

    Mit taumelnden Schritten kam Einar am anderen Ende der Kreuzung zum Stehen. Lautes Quietschen und ein grässliches Krachen ließen ihn herum fahren. Hinter ihm fuhr ein Auto auf den grünen LKW, der gerade eine Vollbremsung hingelegt hatte.
    „Was zum..?“ fluchte er und nahm mit geübten Handbewegungen seinen Helm ab und ließ ihn sogleich achtlos zu Boden fallen. Ungläubig schaute er auf seine Hände und fuhr sich zögernd über sein Gesicht und durch seine schulterlangen zottigen Haare.
    „Hat mich..“ begann er, das Geschehene langsam reflektierend, „ der LKW da hinten nicht gerade überfahren?“
    Schnell schüttete er den Kopf um wieder klar denken zu können und diese lähmende Unsicherheit abzuschütteln.
    „Ich muss schnell nach Hause!“ fiel ihm plötzlich ein. „Hjalka und Sven warten bestimmt schon auf mich!“
    Kurz entschlossen nahm er die Beine in die Hand und rannte los und ließ eine größer werdende Gruppe zur Unfallstellende eilender Passanten hinter sich zurück.
    Ungesehen machte sich ein Jäger auf die Verfolgung. Die Fänge in einem hinterhältigem Grinsen gebleckt.

    Die Straße runter, an der Ecke des gelben Hauses links, am Park entlang und dann nur noch ein Stückchen. Einar rannte wie besessen. Das der Regen seine nun trockene Kleidung nicht durchnässte, ignorierte er genauso wie die zerbrochene Kette, welche direkt über seinem Herzen an die Brust fest geschmiedet schien. Seine Gedanken kreisten nur noch um seine kleinen Geschwister, die Zuhaue auf ihn warteten. Seit dem tragischen Tod ihrer Eltern vor zwei Jahren standen die drei sich sehr nahe. Jetzt waren sie der wichtigste, der einzige Grund, warum Einar noch hier war, der Grund weswegen er rannte.
    Den kleinen Hügel vor dem Supermarkt hinauf, links in die Grundstraße einbiegen. Nur noch ein par Hundert Schritte..

    Mit einem gewaltigem Krachen landet etwas Großes vor ihm auf dem Boden, die Erde wackelt, die Straße bricht auf, Dreck und Staub werden durch die Gegend geschleudert. Einar bleibt abrupt stehen und stolpert einige Schritte zurück, mit den Armen schützt er sein Gesicht.
    „Was zum..!?“ flucht er.
    Langsam senkt er die Arme. Der Staub lichtet sich und was er erblickt jagt ihm Schauer über den Rücken, seine Nackenhaare stellen sich auf, es schnürt ihm die Kehle zu.
    Vor ihm steht ein Wesen, wie es nur in Horrorfilmen existieren kann. Eine mehr als 4 Meter große, hundeähliche, von wabberndem, wie Nebel fallenden Schatten umgebene Gestalt; weiße, dolchartige, Fänge gebleckt. Augen, rot glühende Augen, als würde das Licht der Hölle aus ihnen scheinen, fixieren Einar.
    „Hab ich dich!“ höhnt es. Der Kehle, der Kreatur, entringt sich eine Stimme, wie ein Reibeisen, rauschend und verzerrt, wie aus einem altem, kaputtem Radio.
    Es scheint erfreut, scheint zu grinsen wie ein Kind, das gerade die Sandburg eines anderen zertreten hat.
    Eigentlich will Einar nur noch weg rennen, diesem schrecklichen Traum entkommen und endlich aufwachen. Doch statt dessen nimmt er festen Stand und ballt die Fäuste.
    „Du stehst mir im Weg!“ erwiedert er mit dunkler Stimme, mehr eine Feststellung für sich selbst als eine Antwort für die Bestie.
    Für einige Augenblicke herrscht Stille, das Grinsen des Monsters verschwindet im Schatten, die beiden Kontrahenten starren sich an.
    Dann aber, zeigt es wieder seine Zähne und zuerst leise, dann immer lauter fängt es an zu lachen, bis sein schallendes Gelächter wie Glockenschläge in Einars Ohren tönt.
    „Und was willst du dagegen tun?!“ fordert es Einar hämisch heraus.
    Ohne etwas zu erwiedern stürzt dieser vor, holt mit der Faust zu einem gewaltigen Schlag aus und wirft sich mit einem Sprung der Bestie entgegen. Doch diese schlägt ihrerseits mit der Krallen bewehrten Pranke, um ihr törichtes Opfer einfach aus der Luft zu picken.
    „Eigentlich war das eine scheiß Idee“ denkt sich der junge Mann. Er war einfach zu klein, zu schwach, zu langsam und zu wehrlos um etwas gegen dieses Monster auszurichten; das wird ihm schlagartig bewusst. Er würde einfach von diesem Mordwerkzeug, groß wie sein ganzer Torso, in der Luft zerrissen werden, ehe er auch nur in die Nähe käme sie zu schlagen.
    Eine Windböe; etwas Schwarzes erscheint zischen Einar und dem Maul der Bestie. Ein heftiger Stoß schleudert ihn zurück. Hart stürzt er zu Boden und überschlägt sich mehrmals, ehe er zum Liegen kommt.
    Benommen stützt er sich mit den Armen auf und schaut hoch, dorthin, wo er gerade noch seinem Tod ins Auge geblickt hat.

    Dort, wenige Meter vor der Bestie, die scheinbar einen Satz zurück gemacht hatte, stand die hoch aufragende Gestalt eines Mannes. Seine langen, zottigen, schwarzen Haare, und sein zerschlissener, schwarzer Umhang flatterten im, plötzlich aufkommenden, Wind.
    Langsam wendete er seinen Kopf und schaute über die Schulter, seine stahlblau Augen trafen die Einars, ihr scharfer Blick schien direkt auf dessen Seele zu schauen.
    „Junge!“erhob der schwarz Gewandte seine tiefe, raue Stimme. „Bist du des Lebens überdrüssig?“
    So gleich wand er sich wieder der Bestie zu, die, den Kopf hin und her zuckend, den Neuankömmling betrachtete.
    „Ich bewundere deinen Mut, aber einen Dämon wie den hier, unbewaffnet, frontal anzugreifen,“ stellte er ohne Hast fest, „das ist einfach thörricht!“
    Einar konnte einfach nur mit offenem Mund und großen Augen schauen, welch Unglaubliches sich vor ihm abspielte. Schwerfällig begann er sich wieder auf zu rappeln.
    „Wer bist du? Was wagst du es dich zwischen mich und meine Beute zu stellen?!“ zischte der Dämon wütend und machte einen stampfenden Schritt auf den Schwarz-gewandten zu.
    Bedächtig griff dieser mit der rechten Hand ein grobes, altertümliches Schwert, das in einer dunkel braunen Lederscheide, an seiner linken Hüfte hing.
    „Ich bin Wulfen!“ erwiederte dieser eisern und zog mit einer fließenden Bewegung seine Waffe. „Todesbote!“
    Als der Dämon das hörte, verengten sich seine roten Augen zu schlitzen, verärgert bleckte er seine Fänge und machte sich zum Sprung bereit.
    Einar kam die Situation zusehends unwirklicher vor. Ungläubig schaute er auf die von Schatten umhüllte Gestalt des Monsters, auf den schwarzen Krieger und auf seine altertümliche Waffe.
    Das Schwert trug die Scharten von vielen Kämpfen, sein schmales Parier und der Hammer förmige Knauf aus dunklem Stahl erinnerten Einar an die Waffe eines Wikingers, wie er es einmal im Museum gesehen hatte. Doch war die Klinge seltsam kurz und bei genauerem hinsehen erkannte er, dass sie wenige Handbreit über dem Heft zerbrochen war.

    Einen Augenblick stehen die Kontrahenten bewegungslos da und starren sich gegenseitig an.
    Plötzlich zucken die Augen des Dämon und er springt vor wie der Pfeil eines gespannten Bogens.
    Doch der Todesbote ist schneller. Kaum kann man seinen Bewegungen folgen. Mit einem weiten Ausfallschritt geht er in die Hocke und duckt sich unter dem Angriff des Monsters hinweg.
    Sofort springt er wieder in die Höhe, gleichzeitig führt er einen blitzartigen Schlag gegen die Flanke seines Gegners. Vom Boden bis hoch in die Luft zuckt die Waffe, so schnell, das man es gar nicht zu sehen vermochte.

    In der Mitte gespalten, fiel der schwere Körper des Dämons zu Boden und neben ihm landete fast lautlos der schwarz gewandte Krieger und steckte sein Schwert weg.
    Die Gestalt des Dämons aber verschwamm vor Einars Augen, dann löste sie sich gänzlich auf. Verschwand wie eine Traumgestalt am Morgen.

    Der Todesbote aber blieb und wandte sich Einar zu. Zum ersten mal konnte dieser seinen Retter richtig erkennen. Seine Gestalt war groß und breitschultrig. Sein Gesicht kantig und übersät mit den Narben zahlloser Kämpfe. In seinen schwarzen Haare, den buschigen Augenbrauen und dem zotigen, langen Vollbart zeigten sich Spuren von grau. Unter seinem schwarzem Umhang trug er ein Kettenhemd aus glänzendem, schwarzen Stahlringen. Es war lang, ging ihm bis zu den Knien und bedeckte auch die Arme bis zu den Handgelenken. An seiner Hüfte ward es mit einem breitem Gürtel aus dunklem Leder fest gegurtet, an dem auch sein Schwert hing. Dazu trug er eine Hose aus robustem schwarzen Stoff und abgetragene, mit Lederriemen gebunden Stiefel aus schwarzem Leder.
    Wirklich beeindruckend aber waren seine Augen. Graublau, wie der Himmel an einem kalten, stürmischem Morgen, tiefgründig wie zwei Brunnen, kündeten sie von vielen, vielen Jahren Lebenserfahrung. Und weder vor, noch jetzt nach dem Kampf erkannte Einar in ihnen auch nur eine Ahnung von Furcht.
    Der Todesbote hatte nur wenige Schritte auf Einar zugetan, als diesem schlagartig wieder einfiel, warum er eigentlich gekommen war. Sofort stürmte er wieder los, doch als er an dem Krieger vorbei rennen wollte, packte dieser ihn am Arm und hielt ihn auf.
    „Wohin so eilig?“ fragte er ruhig.
    Einar riss sich grob los.
    „Ich muss nach Hause, meine Familie wartet auf mich.“ erwiederte er barsch und rannte weiter.
    „Warte!“ rief ihm der Schwarz-gewandte hinterher, doch zwecklos.
    „Hmpf“ resignierend seufzend folge er dem jungen Mann mit weit ausholenden Schritten.
    Dieser blieb außer Atem einige Häuser weiter vor einer verschlossener Tür stehen und suchte hektisch seine Taschen nach dem Schlüssel ab.
    „Scheiße!“ fluchte er zischend, gab die Suche auf und reichte nach dem Klingelknopf. Doch konnte er ihn nicht hinunter drücken. Er bot gar keinen Widerstand. Nach mehrmaligem Versuch merkte Einar, das sein Finger einfach den Knopf und die Wand durchdrang, wie ein Geist.
    Verunsichert zog er die Hand zurück und musterte sie mit zweifelndem Blick.
    Erschrocken zuckte er zusammen. Der Todesbote hatte ihn inzwischen eingeholt und Einar an der Schulter gepackt.
    „Was deucht dich, tust du hier?“ fuhr er ihn verärgert an und drehte ihn mit einem Ruck zu sich um.
    Immer noch völlig verwirrt versuchte dieser zu Antworten: „Ich... muss nach Hause... zu meinen kleinen Geschwistern.... aber....die Klingel geht nicht....und ich hab meinen Schlüssel verloren.“
    Der alte Krieger hörte ihm aufmerksam zu, atmete einmal tief durch und schüttelte den Kopf.
    „Du kannst nicht zu deiner Familie gehen..“ begann er zu erklären, doch Einar fiel ihm ins Worte.
    „WAS? Willst du mich auch aufhalten!?“ grob schlug er die Hand von seiner Schulter beiseite, trat einen Schritt zurück und ballte die Fäuste.
    Langsam ließ der Todesbote die Hände sinken und schüttelte wieder den Kopf.
    „Du kannst nicht zu deiner Familie gehen,“ wiederholte er schnell, „weil du tot bist!“
    Diese Nachricht ließ den Zorn des jungen Mannes binnen eines Augenblickes versiegen. Kraftlos senkte er die Arme und starrte den alten Krieger fassungslos an.
    Dieser fuhr mit seinen Erklärungen fort: „Du bist eine Seele, getrennt von ihrem Körper, ein Geist wenn du so willst. Du bist gestorben! Materielle Objekte kannst du nicht bewegen, Lebende können dich nicht wahrnehmen. Deswegen kannst du die Klingel nicht drücken, deswegen kannst du nicht zu deiner Familie gehen.
    Ich bin hier um dich in die nächste Welt zu bringen.“
    Die Erkenntnis traf Einar wie ein Schlag mit dem Vorschlaghammer. Der grüne LKW hatte ihn doch erwischt! Er hatte ihn gar nicht verfehlen können! Also lag drüben auf der Kreuzung noch sein zerbrochener Körper, Schaulustige würden gerade zuschauen, wie die herbeieilenden Notärzte erfolglos versuchten ihn wiederzubeleben. Jetzt wo er darauf achtete, konnte er in der Entfernung auch die Sirenen der Feuerwehr hören, die durch den Feierabendverkehr zum Unfallort vor stieß.
    Unwillkürlich senkte sich sein Blick und fiel auf die zerbrochene, eiserne Kette, die aus seinem Brustkorb ragte.
    Einige Augenblicke betrachtete er einfach nur diese Kette, hob ihr Ende mit der Hand an, starrte mit leeren Augen auf die Bruchstelle.
    Doch dann entflammte etwas in ihnen. Sie wurden klar, sein Blick wieder entschlossen, Wut wallte in ihm auf, seine Miene wurde hart.
    Ohne Vorwarnung wirbelte er herum und warf sich mit aller Kraft, mit aller Wut, all seinem Willen, seinem ganzen Wesen gegen die Tür.
    Zum Erstaunen des Todesboten gab diese krachend nach und Einar taumelte ein paar Schritte in den Hausflur, bevor er sich fangen konnte. Ein trotziges Lächeln schlich sich auf seine Gesichtszüge. „Von wegen keine Objekte bewegen. Geht doch... „ murmelte er zu sich selbst.
    Schnellen Schrittes eilte er die Treppe hinauf. Doch als er im Stockwerk, in dem seine Familie wohnte ankam, wartete dort bereits der alte Krieger vor der Tür.
    „Du hast wirklich einen Dickschädel.“ schallte er den jungen Mann.
    „Du bist tot! Was willst du noch hier?“ fragte er hochgezogenen Brauen.
    „Ich muss zu meinem Bruder und meiner Schwester, sie brauchen mich!“ entgegnete Einar erzürnt.
    „Mach mal halblang!“ mit einer energischen Geste wischte der schwarz Gewandte die Einwände des Jungen bei Seite. „Eure Eltern werden sie schon trösten, sie werden über deinen Tod hinwegkommen!“
    Das war zu viel für Einar, sein Zorn entlud sich und er schrie den Todesboten aus vollen Lungen an:
    „Meine Eltern sind vor 2 Jahren gestorben! Außer mir haben sie niemanden!“
    Einen Moment herrschte Stille. Nachdenklich zog der alte Mann die Stirn in Falten. Schließlich verschränke er die Arme vor der Brust und erhob seine Stimme:
    „Das ist tragisch. Und ich versichere dir, das mich euer Schicksal nicht kalt lässt. Dennoch ändert das nichts an deiner Situation. Du bist tot. Und keine Macht dieser Welt vermag etwas daran ändern und dich ins Leben zurück hohlen!“ erklärte langsam.
    Einige Herzschläge starrte ihn der Junge schwer atmend an, dann schwand wieder das Feuer aus seinen Augen, er senkte den Blick und schüttelte kraftlos den Kopf.
    „Höre mir zu!“ sagte der Todesbote, legte die Rechte Hand auf die Tür von Einars Wohnung.
    „Geh noch einmal zu den Deinen und nehme im Herzen Abschied von ihnen.“ Kurz schaute er zur Tür und murmelte leise, unverständliche Worte. Mit einem Klicken sprang das Schloss auf und die Tür öffnete sich.
    „Ich warte unten vor dem Haus auf dich.“ fuhr der Krieger fort, wandte sich von der Tür ab und schritt an Einar vorbei die Treppe hinab.

    Einige Minuten später trat Einar aus der Vordertür. Immer noch ließ er niedergeschlagen den Kopf hängen, doch jetzt war er gefasster, bereit diese Welt zu verlassen.
    Auf dem Bürgersteig vor dem Haus wartete, wie er es gesagt hatte, der Todesbote. Auf seiner Schulter rastete ein großer Rabe, der den ankommenden Junge mit gelben Augen musterte.
    Als dieser vor den alten Mann trat, hob er den Kopf und hohte noch einmal tief Luft.
    „Mach deinen Job Todesbote, ich bin bereit!“ erklärte er mit fester Stimme und begegnete den tiefen Augen des alten Mannes ohne Zaudern.
    Dieser nickte bedächtig, schaute seinen Raben an und deutete mit dem Kopf zu Einar. Sofort breitete der Vogel seine Schwingen aus, machte einen Satz, flog eine Schleife und setzte sich auf die Schulter des Jungen, der ihn mit argwöhnischem Blick anstarrte.
    „Habe keine Furcht. Das ist Krowe. Er wird dich auf deine Reise in das Totenreich geleiten.“ erklärte der Todesbote.
    „Ich habe nachgedacht.“ fuhr er fort. „Wenn du dort ankommst und immer noch deinen Geschwistern helfen willst, wenn du noch den Willen hast zu kämpfen, um sie vor solchen Monstern, wie dem, das dich angegriffen hat, zu schützen, dann gibt es für dich nur eine Möglichkeit. Du musst selbst zu einem Todesboten werden! Gehe im Totenreich zur Festung Sjelgarde. Dort werde ich auf dich erwarten.“
    Kurz dachte der Tote über die Worte nach, dann nickte er zögerlich.
    „Gut. Dann geh jetzt!“ sagte der schwarze Krieger.
    Einar hörte, wie der Rabe auf seiner Schulter krächzte. Dann wurde ihm ganz leicht. Ein helles Licht umgab ihn und er merkte, wie er jedes Gefühl für seinen Körper verlor, wie die Welt um ihn herum verschwand und er begann zu fliegen.
    Mit kräftigen Flügelschlägen schraube sich Coran hinauf in die Luft. Weit über alle Häuser der Stadt, über die Bäume und Berge dieser Welt. Dann verschwand er. Und alles was blieb, war eine schwarze Feder, die langsam zu Boden fiel.