Statistische Regelproblematik

  • Moin Leute,

    in Regelwerken gibt eine Probe für gewöhnlich Auskunft über den ERFOLG den Umfang des Erfolges bestimmter Konstellationen in einer bestimmten Situation. Das ist soweit ja nicht falsch und ganz gut geeignet, um AKTIONEN darzustellen. Ein Angriff trifft oder eben nicht, eine Schmiedearbeit gelingt gut, schlecht oder gar nicht.

    Völlig unzureichend ist es aber um Erkenntnisse und Einschätzungen darzustellen. Für gewöhnlich wird solch eine Probe in der ANWESENHEIT einer bestimmten Situation gewürfelt. Jeder Spielleiter kennt das Problem, das das bloße Würfeln bereits ausreicht, um die Spieler mißtrauisch zu machen. Typische Beispiele sind: Sinnenschärfe, Gefahreninstinkt, IN, KL, Zwergennase... Das Würfeln allein reicht schon, um die Spieler zu informieren, dass dort ETWAS ist und beinflußt die Art und Weise, auf die sie ihre Charaktere führen.

    Nehmen wir jetzt mal exemplarisch Sinnenschärfe als Beispiel.

    Jeder, der aber mal bei Nacht in einem dunklen Wald unterwegs war weiß, wie laut so ein Wald sein kann. Die Helden stehen nun also da. Eine (ungerichtete) Sinnenschärfe-Probe soll also Auskunft geben, ob sich dort Orks oder Räuber oder sonstwas verstecken (sagen wir mal Orks).

    Jetzt gibt es zunächst einmal zwei Möglichkeiten:

    1. Es sind Orks im Wald
    2. Es sind keine Orks im Wald

    das weiß der Spieler aber schonmal nicht.

    Nun würfelt der SL die Sinnenschärfeprobe und gibt Auskunft: Du kannst keine verdächtigen Geräusche hören und auch nichts erspähen.

    Jetzt gibt es immer noch zwei Möglichkeiten:

    1. Die Probe ist gelungen und es sind tatsächlich keine Orks im Wald (Hit)
    2. Die Probe ist mißlungen und es sind Orks im Wald (falsch negativ (miss), Fehler zweiter Art)

    Nun könnte die Auskunft des SL aber auch sein: Du hörst etwas das wie das Knarren eines Bogens klingt, der gespannt wird.

    Wieder gibt es zwei Möglichkeiten:

    3. Die Probe ist mißlungen es sind aber gar keine Orks im Wald (falsch positiv, Fehler erster Art)
    4. Die Probe ist gelungen und es sind tatsächlich Orks im Wald (berechtigte Zurückweisung)

    Nur wählen wie oben schon angesprochen die meisten SL die Proben so aus, dass grunsätzlich nur die Alternativen 2 und 4 in Frage kommen, was der Sache nicht gerecht wird. Je mehr SC dann in der Gruppe sind, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass die Gruppe die Orks auch entdeckt. Die Zahl der Proben erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass das korrekte Ergebnis darunter ist. Da aber die Spieler sich implizit bereits darauf verlassen, dass es keine falsch positiven Ereignisse gibt schlägt ein Einzenes Ergebnis, dass die Anwesenheit von Orks bestätigen würde bereits voll durch. Ich halte das für ein echtes Problem.

    Proben sollten negative Ergegnisse zur Folge haben können und meiner Meinung nach daher IMMER verdeckt vom SL gewürfelt werden. Denn bisher gilt: Je mehr Proben, desto besser, da bislang mißlungene Proben entweder direkt zu erkennende Folgen oder gar keine negativen Folgen haben.

    Proben können aber auch Fehlinformationen erzeugen (Wissenstalente), unzuverlässige Ausrüstung bereitstellen (Handwerk), Konflikte erzeugen (Gesellschaftliche Talente) die erst viel später zu Problemen führen, weswegen die fehlgeschlagenen Probe für die Spieler nicht also solche erkenntlich sind.

  • Zumindest bei Sinnenschärfe habe ich gute Erfahrungen damit gemacht, das ich mir (wenn ich gemeistert habe ) von jedem Spieler einige Sinnenschärfenproben noch vor dem Abenteuer machen lasse (mal mehr als ich brauche, mal weniger, wer weiß das schon...) und dann halt wenn so eine Situation kam, gar nicht erst würfeln musste sondern nur kurz in meine Unterlagen geguckt.

    Bsp: dritte Sinnenschärfenprobe des Abends: Char 1 und 3 hatten sie geschafft, die anden drei verkackt, aber Char 1 steht zu weit weg und Char 3 unterhält sich grade, denen stehen also gar keine Sinnenschärfenproben zu... Also geb ich auch keine Infos und sie gehen immer tiefer in den Wald... Da nichtmal ich mit Würfeln anfange haben sie auch keine Ahnung wann irgendwas kommt und ich muss auch gar keine Probe benutzen... Die wissen nie ob jetzt noch was kommt oder nicht...

    Wäre so eine Möglichkeit dieses Problem zu bewältigen...

    Außerdem (wenn's nur einer merkt) kriegt er einen kleinen Zettel zugereicht auf dem halt draufsteht "du hörst was knacken, etwa 10 Schritt entfernt" Kann aber auch gar nix drauf stehen... letztlich ist dann für die anderen immer die Frage, OK: steht da jetzt nix auf dem Zettel oder will der Char nix sagen um unauffällig zu wirken???

    Noctum Triumphat

  • Naja, mein Problem hier sind ja viel eher die NICHT-gemachten Sinnenschärfeproben. Bei dir ist es ja schon wieder so, dass die a priori Wahrscheinlichkeit, dass etwas (Orks) da ist 100% beträgt. Sinnenschärfe läuft aber andauernd und auch, wenn die apriori-Wahrscheinlichkeit, das Orks da sind 0% beträgt könnte die Probe ja trotzdem ein falsch-positives Ergebnis erziehlen (Fehler erster Art). Genaugenommen müsste man durchgehend würfeln, was aber wiederum zu dermassen verqueren Ergebnissen führen würde, da man ständig irgentwo Orks hören würde...

    Sagen wir jetzt also mal, dass ein guter Kundschafter einen versteckten Ork in 99 von 100 Fällen entdeckt. Allerdings glaubt er auch in 1 von 1000 Fällen, das sich da ein Ork versteckt, obwohl überhaupt gar keiner da ist. Weiterhin behaupte ich mal, dass hinter jedem 100. Baum ein Ork ist. Jetzt lassen wir unseren Kundschafter mal durch einen Wald von 10000 Bäumen streifen. Wie viel Orks wird er finden?

    10000/100 = 100 Orks
    100/100 *99 = 99 gefundene existente Orks
    10000/1000 * 1 = 10 gefundene inexistente Orks (fehler erster Art)

    ==> er glaubt also 109 Orks im Wald gefunden zu haben, leicht überschätzt, aber o.k. ein gefundener Ork läßt immer noch recht zuverlässig auf die tatsächliche Anwesenheit eines Orks schliessen.

    Allerdings übersieht er
    100/100 *1 = 1 nicht gefundener existenter Ork (fehler zweiter Art, miss)

    Sind jetzt aber weniger Orks im Wald, sagen wir mal nur hinter jedem 1000. Baum verschiebt sich das Bild drastisch

    10000/1000 = 10
    10/100 *99 = 9,9
    10000/1000 *1 = 10

    ==> er glaubt fast 20 Orks gefunden zu haben, also DOPPELT so viele wie tatsächlich da sind, ein gefundener Ork läßt jetzt nur noch in 50% der Fälle auf die Anwesenheit von Orks schliessen!

    Und wenn gar keine Orks da sind, findet er immer noch

    10000/1000 *1 = 10

    ==> 10 Orks...

    Er findet Orks, wo überhaupt keine sind! Das Ergebnis is komplett unzuverlässig! Allerdings weiß der Spieler ja nicht, wie groß die a priori-Wahrscheinlichkeit ist einen Ork zu finden (also hinter jedem wievielten Baum ein Ork zu erwarten ist), das weiß nur der SL, und somit ist es ziemlich schwer, das Ergebnis, den "Erfolg" der Probe einzuschätzen.

    Das geht uns übrigens auch so, wie oft glaubt man kurz, jemanden erkannt zu haben, um dann festzustellen, dass es jemand anders ist, wenn man genauer hinsieht.

  • @Pyro Die Idee mit dem vorher machen finde ich gar nicht schlecht, sollte ich mir mal merken.

    @Topic: Warum muss immer alles streng wissenschaftlich geklärt werden, mit kompletter Fehlerberechnung?
    *G* Machst Du das auch im Spiel so, Mechtbert? (Nicht bös gemeint)

    Ich habe mir ehrlich gesagt, nie Gedanken darüber gemacht, mit welcher Warscheinlichkeit welche Ergebnisse zutreffen können und mit welcher Warscheinlichkeit nicht :)
    Persönlich ist es mir aber auch egal, ob uind mit welcher Warscheinlichkeit da Orks hinter Bäumen versteckt sind, weil ich als SL zumindest immer die Möglichkeit habe, zu sagen: "Ihr findet nix" oder "Da sind welche" oder sogar "Ihr meint, dass das was sein könnte" (Letzteres ist immer sehr witzig, um die Spieler zu verwirren und im Unklaren zu lassen)
    Gilt auch für andere RPG-Systeme^^

    Letztenendes gibt nicht die Probe, sondern der SL ja Auskunft über den "ERFOLG" der Probe

  • Zitat von "Narne "


    Letztenendes gibt nicht die Probe, sondern der SL ja Auskunft über den "ERFOLG" der Probe


    Genau da liegt doch der Hund begraben. Was ist der "Erfolg"? Keinen Ork zu finden kann ebenso ein "Erfolg" sein, wie welche zu finden. Kommt auf die Situation an. Wenn keine da sind, ist ersteres in Erfolg, wenn welche da sind zweiteres. Es wird aber leider für gewöhnlich nur gewürfelt, wenn welche da sind, was den Fehler erster Art eliminiert.
    Es kann und soll für den Spieler ja nicht ersichtlich sein, ob seine Probe erfolgreich war, oder nicht.

  • Sinnesschärfe hat mMn wenig damit zu tun irgendetwas zu finden, sondern eher ob man schnell eine komplexe Situation erkennt und meistern kann.
    Zudem würde ich sagen, dass wenn man Spieler durch irgendwelche Proben hinters Licht führen möchte einfach auf den jeweiligen Talentwerte schaut und ihn dann mit Unsinn voll qualselt oder ihm Tatsachen berichtet.
    Denn ein wahrer Experte weiss was wann im Wald ist und ein Stümper kann kein Geräusch auch nur halbwegs zuordnnen.
    Finde dieses ganze Probengewürfel eh überzogen, die TaWs an sich sagen schon genug über das Können eines Chars aus.

    Ich lasse nur Proben würfeln wenn ein Spieler etwas machen/herrausfinden will wenn es gerade am rand seines können ist oder darüber hinaus.
    Oder würdest du jemanden mit hohen wildnistalenten eine Probe würfel lassen, um zu schaun ob er ein Feuer anmachen kann.
    Und wenn er dennoch scheitert haut er mit dem holz auf den Feuerstein und wundert sich?!
    Wenn das Holz nun nass ist und er keinen Zunder hat und der Feuerstein recht klein ist, dann wäre eine Probe fällig, bei gelingen ist das feuer an, bei misslingen eben nicht.

    Deine Überlegungen sind vielleicht sinnvoll wenn es darum geht ein Artefakt zu untersuchen, wo man dem Spieler bei misslingen der Probe Fehlinformationen gibt.
    Aber für normale sachen würde ich auf Probenergebnisse nach der herkömmlichen Methode behandeln.

    Ein Mann, ein Wort.
    Eine Frau, ein Wörterbuch.

  • Wie gesagt, Sinnenschärfe ist lediglich ein Beispiel. Die dargestellte Problematik gilt für jede erkenntnisgewinnenden Talentprobe, aber nicht so sehr für Handlungen, da deren Erfolg ja meist unmittelbar ersichtlich ist.

  • Dies kann man nun nicht in Regelpacken die man als Spieler noch beherrschen kann. Zweiten es nunmal wichtig das es ein Unterschied zwischen Spieler und Charakter gibt. D.H der Spieler muss nunmal seinen Charakter wissenlich ins Messer laufen lassen weil die Probe vergeigt. Da lass ich keine Proben der anderen Spieler zu. Es gibt nunmal Outtime und Intime. Es gibt der Spielleuter des immer besser als irgend so eine Regel.

  • wenn ich mechtberts problem richtig verstanden habe, dann ist es jenes, dass die spieler beim verdeckten würfeln des sls immer schon misstrauisch werden und dann eine ausbleibende auskunft so interpretieren, als wenn der sl gesagt hätte: "ihr seht nix, obwohl die orks hinter der nächsten ecke stehen"

    mmn hat der sl, wenn man dieser sclechten angewphnheit der spieler entgegenwirken möchte, zwei möglichkeiten, welche in kombination besonders wirksam werden, da sie eigentlich ein und dasselbe sind:
    1. gegeben der fall, dass der sl orks hinter die ecke eingeplant hat. er würfelt die sinnenschärfeproben, aber keine gelingt. er merkt, dass die spieler misstrauisch werden, und dass ihre charaktere dementsprechend handeln ---> *puff* die orks hinter der ecke verschwinden aus den gedankengängen des sls, und die spieler, die ja noch keinen it-beweis für die existenz der orks hatten, lassen ihre charaktere wie deppen mit gezogenen waffen rücken an rücken um die ecke schleichen, hinter welcher sie einfach nichts finden... auch charaktere haben schamgefühl.

    2. der sl würfelt einfach zwischendurch proben, obwohl keine benötigt werden. dies kann in allen möglichen situationen geschehen. sind die spieler zu misszrauisch, werden sie nach einer weile lernen, die würfelwürfe des sls zu ignorieren, da sie sich überhaupt nicht mehr sicher sein können, ob er eine "wirkliche" probe oder "einfach nur so" gewürfelt hat.

    alles in allem brauche ich also keine komplizierten rechnungen, welche ich zu fauel war, nachzuvollziehen, da ich vom rechnen heute schon genug hatte... man kann als sl mit einfachen mitteln schlechten angewohnheiten von spielern meistens ohne großen aufwand entgegenwirken...

    ein weiteres beispiel, wo eine "fake" probe des sls wirklich angebracht ist, wäre die alchimieprobe, die ja auch verdeckt vom sl ausgeführt wird. scheietrt die probe, muss der sl auf eine art "patzertabelle" würfeln (wenn ich das noch richtig weiß); es empfiehlt sich alsom, diesen wurf auch bei einem gelungenen trank zu würfeln, da ein charakter einen trank mit diesem zusätzlichen würfelwurf sonst wohl nie trinken würde :P


    EDIT: ich halte es für sehr gefährlich, bei den dsa-proben irgendwelche statistiken oder wahrscheinlichkeiten aufzustellen; jedenfalls ist es mir bisher noch nicht gelungen, eine vernünftige formel zur berechnung der durchschnittlich verbrauchten/übrigbehaltenen tap* bei einer talentprobe aufzustellen. vielleicht jemand eine idee hier?

    PL: I cast a fireball at the orcs.[br]GM: But you'll get caught in the blast![br]PL: So, I have an amulet of fire protection. I'll be fine.[br]GM: What about the other players?[br]PL: Oh yeah... Do I get experience for killing them too?[br][br]out of: "The Munchkin's Guide to Power Gaming"

  • Nein, mein Punkt ist eher, dass "die Sinne uns einen Streich spielen".

    Der Baumstamm sieht in der Dämmerung aus wie ein Krokodil,
    Der knarzen eines Astes klingt in unseren Ohren, wie das einer Bogensehen,
    Der Geruch eines Fuchsbaus wird für den eines Ogers gehalten
    etc,
    blabla

    Sinnenschärfe wird eben leider nur dann gewürfelt, wenn tatsächlich Bogensehen gespannt werden, Oger in der Gegend sind oder sich ein Krokodil zwischen Baumstämmen versteckt, aber nicht dann, wenn nichts davon der Fall ist, obwohl die Charaktere sehr leicht zur Überzeugung kommen könnten, dass eines der obigen Dinge zutrifft. Mir fehlen sozusagen die Proben, die da nicht gewürfelt werden.

  • Dann hast du einfach Pech mit deinen SLs gehabt^^
    Bei uns in der Gruppe wurde auch oft genug wahllos gewürfelt, nur um die Chars zu verwirren.
    In der Regel habe ich offene Proben würfeln lassen, und mir die Ergebnisse mitteilen lassen. Wir hatten das große Glück, dass unsere Gruppe IP und OP sehr gut trennen konnte, und es kein Problem war, zu sagen "Du hörst nix" wenn die Spieler genau wissen, dass da ne Horde Wildschweine auf sie zuwackelten
    Es ist in der tat abhängig von der Gruppe und dem SL, aber grundsätzlich brauche ich keine Statistiken beim Rollenspiel...

  • Ich geb auf, es geht mir nicht darum, dass SL die Spieler aufs Glatteis führen, sondern darum, dass sich die Charaktere jederzeit täuschen können, in allem, was auf Erkenntnisleitenden Proben beruht (also Wissens- und zum Teil Handwerkstalenten, Sprachfertigkeiten und Sinnenschärfe, Zwergennase, Gefahreninstinkt etc...) und das dies einfach durch Proben nicht zu packen ist, da man sonst ständig würfeln müsste, was aber völlig unpraktikabel ist. Die Regeln sind einfach nicht hinreichend.

  • Ich formuliere mal vorsichtig so: DU bist einfach zu Wissenschaftlich für diesen teil des Rollenspiels...
    Man muss nicht alles in feste Regeln packen, und alles wissenschaftlich erklären können.
    Vergiss nicht: DSA ist ein SPIEL :) (Ist nicht böse gemeint)

  • Hm, interessante Problematik.
    Jedoch ist der von dir angesprochene Fehler - nämlich das man zuviel sieht bzw interpretiert - schwerwiegender als der Fehler, etwas zu übersehen. Gerade erfahreneren Charakteren (Sinnesschärfe und Wildnisleben höher als normal) sollte so etwas eher nicht passieren, weil es einfach mehr Gründe gibt, dass etwas da nicht sein kann, als es Gründe gibt, dass etwas da ist. Ok, das ist blöd formuliert, aber ich hoffe es wird klar, was ich meine. Ich versuchs trotzdem mal anders:
    Ein Krokodil wird für einen Baumstamm zu halten ist ein Flüchtigkeitsfehler, der nur auf die Unaufmerksamkeit des Chars zurückzuführen ist.
    Wenn man einen Baumstamm für ein Krokodil hält, gibt es jedoch viel mehr "Gegenargumente", zB dass man doch eben kurz genauer hinschaut, sich vergewissert etc. Eigentlich wie in der Mathematik: es reicht, dass ein Punkt nicht erfüllt ist, um die ganze Theorie umzuschmeissen, aber auf der anderen Seite alles zu erkennen, was ein Krokodil von einem Baumstamm unterscheidet, ist ungleich schwieriger, und man sieht es eben nicht.

    Schwierig wird es für absolut unerfahrene Charaktere in einer solchen Situation. Ihre Kenntnisse reichen viellciht nicht mal, um einen Baum von einem Strauch unterscheiden zu können (mal übertrieben), aber ich denke, auch so einem Kerl kann man zugestehen, herauszufinden, warum es sich nicht um kein Krokodil handeln kann. So einen Fehler würde ich aber dem SL zuschieben oder als Patzer deklarieren.

    ich hoffe, ich hab verstanden, was du meinst
    greetz

  • Natürlich kann man sein Urteil versuchen zu verifizieren indem man weitere Informationen sammelt, nur bisher macht das ja keiner, da es nicht nötig ist. Ein Krokodil ist ein Krokodil, ist ein Krokodil. Zumindestens, solange die Probe nur in Anwesenheit von Krokodilen gewürfelt wird. Das ist ja gerade der Punkt auf den ich hinauswill. Man (also die Spieler) müssen anfangen ihre Sinneseindrücke und ihr Wissen anzuzweifeln und zu hinterfragen. Erst vor diesem Hintergrund werden z.B. Illusionszauber besonders mächtig und Beherrschungen/Einflußnahmen nicht mehr ultra-auffällig.
    Man müsste also sagen: Hey, ich glaub das nicht, das da ein Krokodil ist, und der SL könnte dann sagen: Stimmt, bei genauerer Betrachtung... Wer aber nicht nachfragt, muss mit seinem Irrtum leben. So könnte er aufgrund seines Wildnislebenswertes eventuell sagen: Moment, normalerweise leben Krokodile aber soundso, und das ist hier ganz anders. Das wäre dann begründeter Zweifel an der eigenen Wahrnehmung. Nebenbei: Ich hab bei meinem Beispiel ja auch extra eine Wahrscheinlichkeit für die Fehlklassifikation gewählt, die in der Größenordnung der Patzer liegt auch, wenn das unnötig klein ist (gemäß der Signal detection theory)

    Interessanter wirds bei Wissenstalenten, da alle nicht-formalen Wissenschaften nicht derart fehlerfrei sind, wie die Mathematik (da inkonsistent, nicht auf axiomen basierend und allerlei Meßfehlern und unzutreffenden Begriffen unterworfen) und daher dein Beispiel nicht mehr ausreicht. Dann wirds nämlich erst richtig spannend, wenn man versucht rauszukriegen, welcher "Punkt" vernachlässigt werden muss, damit eine stimmige Theorie aufgestellt werden kann.

  • Gut, das war jetzt nett kompliziert, aber mal sehen.

    Rein technisch bhast du recht, solange man nicht nachprüft, ist das Wissen, das es sich um ein Krokodil handeln könnte, wenig wert (wenn auch nicht wertlos, da man JETZT die Möglichkeit hat, sich zu vergewissern, ob der Verdacht zutrifft).

    Aber vom Standpunkt der psychischen Belastbarkeit (finde ich) deinen Vorschlag schwer realisierbar .... zumindest wenn man so konstant und über längere Zeit spielt. Welcher Mensch hält so etwas aus, andauernd hinter dem Baum ein Krokodil zu vermuten, wo eigentlich gar keines ist. Irgendwann muss man da doch durchdrehen (IMHO)

    Zitat von "Mechtbert_Gnitzinger "


    Interessanter wirds bei Wissenstalenten, da alle nicht-formalen Wissenschaften nicht derart fehlerfrei sind, wie die Mathematik (da inkonsistent, nicht auf axiomen basierend und allerlei Meßfehlern und unzutreffenden Begriffen unterworfen) und daher dein Beispiel nicht mehr ausreicht. Dann wirds nämlich erst richtig spannend, wenn man versucht rauszukriegen, welcher "Punkt" vernachlässigt werden muss, damit eine stimmige Theorie aufgestellt werden kann.


    Mh, damit meinst du wohl, dass man einer Fehlinformation aufsitzt, wenn man die Probe vergeigt, oder?
    Eigentlich kennt man das, man ist felsenfest von der Richtigkeit seiner Antwort überzeugt, obwohl das eigentlich blanken Unsinn ist. Problematischerweise fehlt hier die Möglichkeit zur Verifizierung, da es sich um nichts greifbares handelt - zumindest wenn man allein ist oder die anderen noch weniger Ahnung haben. Nur wie bestimmt man, wie sicher sich der Char ist. Die hier auftretende Grauzone ist kaum in Regeln zu fassen, da o.g. Fall eigentlich nur einem Patzer entspricht.

    Aber ganz ehrlich, ist dieser Fall ein ganz anderer als der Fall "Sinnesschärfe".
    Beim Fall "Sinnesschärfe" gibt es zwei Möglichkeiten, entweder man sieht eiun Krokodil oder nicht. Wenn man keines sieht, zieht man seines Weges, der Ast ist hier zu Ende. Sieht man eines, kann man dem glauben und weglaufen (Zweig zu Ende) oder man prüft nach und hat zwei Möglichkeiten, es hat gestimmt oder nicht (Baum zu Ende).

    Bei Wissenstalenten ist es anders.. Jetzt gibt es drei (einhalb) Möglichkeiten: Man kann sich an nichts erinnern(Zweig zu Ende), man verknüpft es mit dem falschen Ereigniss,(bzw: man glaubt man kennt das richtige Ereigniss! ("da war doch was" - Grauzone, vertraut man hier dem gefühl oder prüft man nach?)) und man verknüpft es mit dem richtigen Ereigniss (Zweig zu Ende). Wenn man dem Gefühl vertraut, gibt es 2 Möglichkeiten, das Gefühl war falsch oder es war richtig (Ast zu Ende). Vertraut man dem Gefühl nicht, gibt es wieder 2 Möglichkeiten, nämlich die vermutete Lösung war doch richtig (Ast zu Ende, aber nutzlos) oder sie war es nicht. Jetzt könnte man einfach raten, wieder zwei Möglichkeiten, man rät richtig oder nicht (Baum zu Ende)
    So, da ich selber drohe, den Überblick zu verlieren, mal ein Beispiel. (Ihr seid in einem Quiz im Fernsehen - ohne Auswahlmöglichkeiten)
    [u]Die Feldherren der Schlacht XY im Wald nahe dem Dorf Musterdorf/u]
    1: Man kann sich nicht erinnern, wer die Feldherren waren.
    3: Man weiss, wer sie waren. (Erfolg)
    2: Man glaubt, man kann sich erinnern.
    2.1.a: Man nennt die falschen Namen
    2.1.b: Man nennt die richtigen Namen (Erfolg)
    2.2.a: Man nennt die Namen nicht, sondern auf Teufel-komm-raus irgendwelche, obwohl die vermuteten gestimmt hätten
    2.2.b: Man nennt die Namen nicht, sondern irgendwelche - die aber stimmen könnten!
    2.2.b.1: Die Namen stimmen (Erfolg)
    2.2.b.2: Die Namen stimmen nicht.

    die Fälle ab 2.2 sind zwar in der Realität (bzw. in allem wo man nachsehen kann) möglich, aber nicht praktikabel.

    Aber man kann ja eine ganz einfache Regel aufstellen: Wenn die Würfelsumme über 50 betrrägt, und die Probe vergeigt wurde (was recht wahrscheinlich, aber nicht unbedingt gegeben ist), kann der SL entscheiden, ob einem die Sinne einen Streich spielen. Mit einer um WS/10 erschwerten IN-Probe kann man überprüfen, ob man die "gewonnen Information" für glaubhaft erklärt oder nicht. Bei einem Patzer verbleiben wir wie gehabt, dann ist man der Gnade des Sl ausgeliefert.

    Nachteile:
    - der Spieler ist und bleibt gewarnt, also Trennung von IT und OT muss erhalten bleiben
    - noch eine Regel in DsA 4
    - bei Wissenstalenten wird IN häufig schon gefordert, darum sollte man die Rettungsbrücke vielleicht weglassen (dann wäre das Ergebniss aber ZU absolut)

    so, das war nur mal ein Versuch ....

    greetz

  • Woher "weiß" man, dass man etwas "weiß"? Man glaubt immer nur zu "wissen", was nichts anderes ist als eine Überzeugung. Diese Überzeugung kann richtig sein 3 und 2.1b, 2.2.b.2 oder falsch, also der rest von 2 oder aber man hat gar keine Überzeugung zu dem Thema (was in etwa 1 entspricht).

    Die Sinnenschärfe verhält sich hier isomorph, in dem Sinne, dass man ja auch gar nichts erkennen könnte (weil es neblig ist). Was wir hier wohl scheinbar benötigen ist ein Maß der subjektiven Sicherheit. Ich würde daher den absolutwert der TaW* bzw der Punkte um die die Probe verfehlt wurde vorschlagen. Eine weit verfehlte Probe läßt den Charakter eben auch sicher sein, obwohl er Bockmist erzählt.

    Jetzt gibt es ja verschiedene Strategien, die man fahren kann, wenn man Orks im Wald sucht:
    Man könnte jetzt also sagen: Ich will auf gar kein Fall einen Ork übersehen, und somit sein Kriterium, was man als Ork einschätzt nach "unten" korrigieren, d.h. man läuft Gefahr noch mehr imaginäre Orks (FP) zu erzeugen, oder aber man sagt: Ich will mir ganz sicher sein, einen Ork vor mir zu haben, dann kann man sein Kriterium nach "oben" korrigieren, wobei man dann Gefahr läuft, Orks zu übersehen (FN).

    http://upload.wikimedia.org/wikipedia/en/t…Roc-general.png

    (siehe Wikipedia:Receiver operating characteristics)

  • In Ordnung, das mit dem wann man sich warum sicher ist, ist nicht das größte Problem :)
    Auch wenn man Fall 1 nicht ausser acht lassen soll, aber das sollte jeder für sich selbst regeln.

    Gut, dann könnte man also dem SL seine Suchtechnik mitteilen und dann ein entsprechendes Ergebnis serviert bekommen.
    Aber jeder wildnislebentechnisch unerfahrene Held entscheidet sich doch so: "Lieber 10 FP als 1 FN."
    Also erst grobe Raster, dann immer feinere. Variante 2 wäre eine Katastrophe ....

    Jeder, der sich auskennt, weil er eben so gut ist, wird Variante 2 nehmen, wozu die zusätzliche Arbeit?
    Ein probates und erprobtes Raster, das wird durchgezogen. Er wird dann vergleichsweise wenig FN produzieren und eine Hand voll FP zusätzlich bearbeiten müssen. Immerhin kann er noch Variante 1 anwenden, und zwar wenn er ganz sicher gehen will. Aber die Fehlerquote wird gering sein.

    Da die Unterschiede aber fließend sind, soll heissen, man traut sich immer mehr zu, kann man auch nicht exakt sagen wer jetzt unter welchen Umständen wieviel FN/FP akzeptieren muss.
    Als Vorschlag:Variante 1:
    Erfolgswahrscheinlickeit: (TaP[Sinnesschärfe]*2)/Anzahl der Objekte
    Zeitaufwand: TaP[Sinnesschärfe]² - (TaP [Sich verstecken] + TaP [Wildnisleben]) in [SL entscheidet anhand der Grösse des Gebiets] Minuten
    Würde Sinn machen (auch wenn ich TaP[Sinnesschärfe]² etwas heftig finde), denn wer mehr sieht, muss auch mehr ansehen.
    Bsp.:
    Es sind 10 Dukaten in einer kleinen (Faktor 1) Wiese versteckt. Alrik hat ein geschultes Auge (Sinnesschärfe: 7), kennt sich etwas in der Natur aus (Wildnisleben: 5), hat aber wenig Ahnung, wie man sich verstecken kann (sich verstecken: 2). Es bleiben alle Punkte übrig ...
    Er findet 14 Dukaten (1,4 Dukaten/realer Dukate), muss also 4 noch einmal prüfen.
    Allerdings kostet das Zeit, er braucht immerhin 42 Minuten dafür.

    Würde er seinen Fähigkeiten voll und ganz vertrauen, sähe es vielleicht so aus:
    Variante 2:
    Erfolgswahrscheinlichkeit: (TaP[Sinnesschärfe]+(1/10 * TaP[Sinnesschärfe]))/Anzahl der Objekte
    Zeitaufwand: 1/2 * TaP[Sinnesschärfe]² - (TaP [Sich verstecken] + TaP [Wildnisleben]) in [SL entscheidet anhand der Grösse des Gebiets] Minuten
    Es sind 10 Dukaten in einer kleinen (Faktor 1) Wiese versteckt. Alrik hat ein geschultes Auge (Sinnesschärfe: 7), kennt sich etwas in der Natur aus (Wildnisleben: 5), hat aber wenig Ahnung, wie man sich verstecken kann (sich verstecken: 2). Es bleiben alle Punkte übrig ...
    Er findet 8 Dukaten, übersieht also 2.
    Er braucht nur 18 Minuten dafür.

    Aber jetzt kann er noch einmal nachprüfen, aber diesmal mit Variante 1.

  • Zitat von "Istarina "


    Aber jeder [...] unerfahrene Held entscheidet sich doch so: "Lieber 10 FP als 1 FN."


    Und jetzt behaupten wir mal der Held hat Schnellziehen und wir wenden dasselbe mal auf das Dolchmeulerbeispiel von vorhin an. Tja, da gilt ja wohl ganz klar, dass es verdammt gut abgewogen sein will, ob man einen FP zulassen will sonst erschlägt man einen unschuldigen, aber FN sind schlecht für die eigene Gesundheit. Wie also das Kriterium legen?

    Im allgemeinen mag ich die Idee mit der Subjektiven Sicherheit bereits ziemlich gern. Fällt jemandem ein guter Mechanismus ein, wie man die Sicherheit der Probe erhöhen kann? Sowas wie eine Talentprobe+ ? Im allgemeinen ist es ja schon ganz richtig, die Kurven würden ja um so schmaler, je höher der TaW ist, d.h. die Kurven würden immer deutlicher getrennt.

    Im allgemeinen bin ich aber gegen jeden weiteren Wurf und jede Rechnerei, vor allem, wenn man dann auch noch für verschiedene Situationen verschiedene Metatalente basteln muss. Am besten geht das alles innerhalb des Rahmens der bisherigen Talentproben.