Moin Loide,
da ich ja auch mit diesem Thema bereits mehrfach angeeckt bin wollte ich mal sehen, wie die allgemeine Orken-Meinung so ist, was Anfängercharaktere so können. Gemeinhin wird gerne der souverände Kämpfer, der elegante Einbrecher, der professionelle Zauberkundige ausgepackt, wenn ich mir mal so die FABs ansehe. Ein wenig anders sieht es aus, wenn Handwerker dargestellt werden, sie sind meist einigermassen in ihrem Bereich ausgebildet wissen aber um ihre Mängel.
Meinem Empfinden nach, werden 90% der 1.Stüfler nicht rollengerecht dargestellt. Denn in fast allen Fällen werden abgebrühte, erfahrene Menschen dargestellt, deren Allgemeinbildung nicht nur weit über das in Aventurien übliche hinausgeht, sondern die auch noch über einen Ehrfahrungsschatz verfügen, der Nahema in den Schatten stellt. Mehrere Fremdsprachen (vor allem vom "Feind"), ein erstaunliches Wissen über die Gebräuche anderer Gegenden und Nationen, ein exaktes Wissen über das Pantheon, dass so manchen Andergaster Geweihten Staunen lassen würde, dazu die Kenntnis über allerlei Liturgien und die wichtigsten Zaubersprüche und vor allem und das ist wohl am allerschlimmsten , eine absolute Abwesenheit von falschen Überzeugungen und Fehlinformationen (es sei denn jemand hat tatsächlich mal ein paar GP aus Vorurteilen gewonnen).
Der Krieger besitzt richtige Kampferfahrung auf Leben und Tod (wo auch immer er die in der Akademie her haben soll), der Magier ist mit ein paar Gehörnten per Du, der Streuner hat schon Stoerrebrandt ausgetrickst etc. Ich denke, ihr wisst, was ich meine.
Kaum ein Charakter wird z.B. wegen Hungers zum Söldner, die meisten aufgrund ihrer Begabung, obwohl sie so ihren Tod riskieren. Der Hungernde sieht ihm sowieso entgegen, da geht es ihm als Söldner noch besser. Von Dieben will ich gar nicht erst anfangen, sowas ist eigentlich keine Profession, und warum ein Handwerker sein Einkommen aufgeben soll um auf reisen zu gehen ist mir auch nicht ganz klar, es sei denn, er hat keine Wahl (weil er kein Einkommen hat).
Seien wir doch mal ehrlich. Das Wort "frischgebacken" tauchte in den DSA3 Regelwerken ziemlich oft auf, ich denke in DSA4 auch, wenn es um Charaktere geht. Erststüfler sind Charaktere, die GERADE ihre Ausbildung zuendegebracht haben. Sie haben weder Taten noch sonstwas vollbracht (obwohl sie sich problemlos in die Scheisse reiten können, klar) und sind als Handwerker soeben aus der UNMÜNDIGKEIT entlassen (denn während der Ausbildung sind sie Mündel ihres Meisters), haben gerade ihren Kriegerbrief in die Hand gedrückt bekommen oder soeben ihr Siegel erhalten. Sie alle haben gemein, dass sie den Status der Ausbildung hinter sich gebracht haben und nun obwohl unerfahren jetzt vollständig für ihr eigenes Leben verantworlich sind. Sie stehen jetzt an der Schwelle eines neuen Lebens das sie aus welchen Gründen auch immer nicht direkt in eine neue normale gesellschaftlich Position geführt hat. Dem bürgerlichen drohen Armut, Hunger, Krankheiten, denn Geld zum überbrücken haben nur die Reichen und selbst Papa Herzog wird seinen Sprößling nicht gerne herumziehen sehen, sondern gefälligst an seinem gesellschaftlichen Aufstieg arbeiten sehen.
Frische, neugierige GREENHORNS sind werden aber fast nie gespielt. Es sind fast immer abgebrühte Profis, die wenn überhaupt, allerhöchstens mit dem Vorteil VETERAN gerechtfertig wären. Die Darstellung der Erststüfler entspricht nicht den Werten und schon gar nicht der Erfahrung. Denn so, wie die meisten Erststüfler dargestellt werden dürften sie gerne Stufe 6-8+ haben, bei Magiebegabten vermutlich eher 10 (ich gehe dabei allerdings davon aus, dass man nicht nur spezialisiert steigert, sondern eben einen runden Charakter erstellt). Das ist sogar noch eher so, wenn man keine GP auf SF "verschwendet", da man die ja noch später kaufen kann, im Gegensatz zu Vorteilen. Ein solcher Charakter ist noch wesentlich unreifer, da er nichtmal das normale Handwerkszeug für seine Profession mitbringt und noch eine Weile brauchen wird, bis er überhaupt auf einem normalen Niveau ist. Das er später mal mächtiger werden kann ist bei Spielbeginn völlig unerheblich.
Wie seht ihr 1.Stüfler? Voll-, Halbprofis, oder Anfänger?