Walk the line

  • Ich war heute nach recht langer Zeit (lief nichts, was mich reizte) mal wieder im Kino: Walk the line

    Es gab mal eine Zeit, da war ich ein großer Johnny Cash Fan. Das ist zwar abgeflaut, aber der Musik bin ich grundsätzlich treu gebleiben.
    Von daher habe ich gerne vernommen, daß sein Leben (oder zumindest Teile davon) verfilmt wurden, und fast noch lieber, daß der Film sogar gut sein soll, so gut, daß es zu mehreren Oscar-Nominierungen reichte.
    Um mit so höheren und strengeren Maßstäben ging ich ins Kino - und wurde tatsächlich nicht enttäuscht.

    Beeindruckend, daß Reese Witherspoon und Joaquin Phoenix die Lieder selber gesungen haben. Mein immer noch überraschend geschultes Ohr hat den Unterschied dennoch sofort herausgehört, aber bei einigen Liedern kamen sie den Originalen doch sehr nahe (es varrierte ein bißchen, bei einigen mehr, bei anderen deutlich weniger).
    Die Ähnlichkeit der Schauspieler mit Johnny Cash und June Carter Cash war nicht überwältigend, aber gut genug und sie haben vor allem überzeugend gespielt und meines Erachtens ganz hervorragende Leistungen gezeigt.
    Zu meiner Freude konnte ich immer noch die Hälfte der Texte der Lieder.^^ Etwas enttäuscht war ich darüber, daß der Film dann "nur" die Zeit bis 1968 behandelte, aber andererseits hätten die folgenden 25 Jahre den Film zu lang gemacht (er geht ohnehin schon knapp 2,5 Stunden). Gut war, daß immer Ort und Zeit eingeblendet wurde, so daß die übersprungene Zeit nachgehalten werden konnte (das konnten schon mal Monate und Jahre sein).
    Was ich nicht verstanden habe, war, daß er in einer Szene in einem riesigen Haus mit Pool und großem Garten saß, in der nächsten Szene ein Jahr später bei Waylon Jennings in einer ollen Bude mit abgesperrtem Telefon, in der Bank kein Geld bekam und sich als nächstes (geschätzt in der gleichen Woche) ein recht schönes Haus am See kaufen konnte.
    Wunderschön dagegen der letzte Heiratsantrag: "Ich habe dir 40 unterschiedliche Anträge gemacht und möchte jetzt mal eine andere Antwort hören."
    Irgendwie stimmt rundum alles an diesem Film.

    Alles in allem also ein auf jeden Fall sehenswerter Film (auch ohne für den Musiker oder auch nur die Musik etwas übrig zu haben) und ich bin von Deutschland mal positiv beeindruckt, daß der Film hier so gut angekommen ist. Ich habe von vielen Seiten positive Meinungen gehört und er läuft in meinem bevorzugten Kino (kein Großkinokomplex) immerhin seit dem 2.2.

    Ergo: 9 von 10 Cowboyhüten (die der Man in Black gar nicht trug).

  • Zitat

    aber andererseits hätten die folgenden 25 Jahre den Film zu lang gemacht (er geht ohnehin schon knapp 2,5 Stunden)

    Das ist eben eiskalte kapitalistische Filmemacherpolitik. Es muss noch genug Zeit für einen zweiten Teil geben :zwinker:
    Wirkt der Film eigentlich auch besonders im Kino gut bzw. ist er für dieses Medium gemacht, oder kann ich den auch getrost auf DVD ansehen, sobald er raus ist?
    Gut, ok, ich bin kein Fan...

    Liebe Grüße

    Uthruban

  • Da er in dem Sinne keine "epische" Breite hat, keine "großen Bilder", würde ich sagen, sollte er sich auf dem heimischen Fernseheher gut machen.

    Nun, da das Hauptaugenmerk auf die Beziehung Cash-Carter liegt, war da 1968 auch ein guter Schnitt.^^

  • Ich hab den Film auf einer Geschäftsreise im Flugzeug gesehen, in einem LCD Display auf der Rückseite vom Sitz des Vordermanns, vielleicht gerade mal 20X15 cm groß.
    Nichtsdestotrotz fand ich, dass der Film dadurch nicht viel von seiner Wirkung eingebüßt hat. (Auch wenn da doch ein meilenweiter Unterschied zur Kinoleinwand ist, aber vielleicht schaue ich ihn mir nochmal an :laugh:)

    Ich bin auch kein Fan von Johnny Cash, ich hab ehrlich gesagt mit dem Namen immer langweilige Countrymusik verbunden. Aber man merke sich, Vorurteile haben noch nie weitergeholfen. Der Film hat mir ein ganz anderes Bild von Cash vermittelt, ich war echt überrascht. Ein richtiger Rebell, kann man sagen. Rock'n Roll, geile Mucke, hat Spaß gemacht zuzuhören.
    Ich hab auch gelesen, dass die beiden Schauspieler die Lieder selbst gesungen haben, respekt. Auch wenn ich nicht unbedingt hätte sagen können, was zum Original anders ist :lach:

    Und das kommt mir erst jetzt: ist Cash mit Jerry Lee Lewis herumgezogen? Da war ich etwas abgelenkt im Flugzeug, aber 'Great balls of fire' hab ich eindeutig erkannt...

  • Ja, auch mit Elvis ... damals in den Fünfziger haben einige spätere große Stars bei Sun Records unbekannt angefangen.
    Elvis und Jerry Lee Lewis haben auch mal Country gemacht, bevor sie zum Rock 'n Roll über gewechselt sind. Im Film ist Jerry Lee Lewis öfter zu sehen und hat mehr Text als Elvis.^^
    Das war übrigens Country, was in dem Film von Phoenix gesungen wurde, möchte ich nur mal erwähnen.^^ Cry, cry, cry, Get Rhythm, I Got Stripes ... alles Country pur, unterlegt mit Cashs Boom Chicka Boom Rhythmus. (nur bei einem Auftritt glaube ich, daß es Rock 'n Roll war.)

  • Hmmm, ja, ich hab von Cash keine Ahnung, das merk ich jetzt deutlich.... :heul:

    Ehrlich? Elvis tauchte auch auf? Da muss ich den Film wirklich nochmal sehen...

  • Der Film is wirklich große Klasse! Das beste was ich in letzter Zeit gesehen hab!

    Die Liebe ist ein Feuer, welches schon viele verbrannt hat! (Delilah al Azila)
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    Ich kenn' die Hälfte von euch nich' halb so gut wie Ichs gern' möchte und ich mag weniger als die Hälfte euch auch nur halb so gern wie Ihr's verdient.