Der Wanderer

  • Erstmal Hallo miteinander.

    Nachdem ich hier so einiges mit steigender Begeisterung gelesen habe, habe ich den Entschluss gefasst, auch mit einer kleinen Geschichte zu beginnen. Da ich aber nicht von mir behaupten kann, besonders viel Erfahrung in solchen Dingen zu haben, hoffe ich auf eure Kritik.


    Prolog

    Kalter, schneidender Wind wirbelt scharfe Eiskristalle durch die gefrorene Luft der Tundra. Vereinzelte, verkrüppelte und blätterlose Bäume erwecken den Eindruck von riesigen, erstarrten Händen, deren Eigentümer unter der hohen Schneedecke einen eisigen Tod gefunden haben. Hier gibt es nichts was auch nur auf das kleinste Interesse eines menschlichen Wesens hoffen kann. Umso seltsamer mag das kleine, schwankende Licht dem Betrachter erscheinen, dass mit atemberaubender Langsamkeit über die lebensfeindliche Hochebene wandert.
    Das Knirschen des Schnees dringt kaum an das Ohr des einsamen Wanderers, der mühsamen, aber stetigen Schrittes durch die frostige Einöde stapft. Zu laut ist das Fauchen des Windes. Eine lächerlich kleine, einsame Sturmlaterne baumelt an der Spitze seines Wanderstabes, den er in immer gleichbleibendem Rythmus in den Schee stößt.

    ***

    Hitze. Lodernde Flammen lecken gierig an trockenen Holzscheiten. Knackende Explosionen wirbeln heisse Funkenwolken in den Raum. Gelegentlich sackt der Holzberg, der dem Feuer Nahrung gibt ein wenig zusammen. Manchmal landet ein neues Scheit auf dem grossen Haufen in der Mitte des Raumes.
    Wir befinden uns in einer hohen, aus riesigen Steinquadern bestehenden Halle, erhellt nur durch den schein besagten Feuers. Lange, zuckende Schatten tanzen einen stillen, unheimlichen Tanz auf dem kalten Steinboden, während die dazugehörigen Originale unbeweglich in die Flammen starren. Schon seit Stunden. Und da in naher Zukunft nicht mit einer Änderung der Situation gerechnet werden kann, nimmt sich der Autor kurz Zeit, die Gestalten zu beschreiben die sich hier versammelt haben.
    Es mögen etwa 30 kräftige, hochgewachsene Männer sein, gekleidet in grobe Felle, zusammengehalten mit ledernen Riemen und Gürteln. Wildwuchernde Bärte untermalen diese barbarische Erscheinung eindrucksvoll, und auch das vorhandene Waffenarsenal mutet nicht gerade harmonisch an. Einige der Männer sind tätowiert, alte Runenschriften überziehen ihre gestählten Körper. Und eines ist allen hier versammlten gemeinsam: Die Langhaartonsur.

    knaaAARZ!

    Ein kalter Luftzug fährt unter die Flammen und lässt sie höher lodern, als das grosse Portal aufschwingt. In dem schmalen Spalt zwischen den mächtigen Torflügeln steht eine in mehrer Lagen Felle gehüllte Gestalt, in der Hand einen langen Wanderstab.

    ***


    Falls Interesse besteht überlege ich mir noch eine Fortsetzung
    :zwinker2:

  • Schwierig einzuschätzen, da es fast zu wenig ist, um eine Meinung abzugeben.

    Was auf jeden Fall eine Frage meines persönlichen Geschmackes ist (also nicht universell richtig^^): Ich bevorzuge die Vergangenheitsform anstelle des Präsens in der Prosa. Ebenfalls mein persönlicher Geschmack: zuviele kurze Sätze. Zuweilen einer unterstreicht etwas, sehr viele wirken mitunter zu abgehackt.

    Ich würde also sagen: mach mal weiter, dann kann ich auch mehr dazu sagen, denn bis jetzt sind das nur wenige Zeilen, die zwar soweit schön formuliert sind (z.B. finde ich die Beschreibungen der Tundrabäume oder des flackernden Feuerscheines wirklich ), aber recht wenig beinhalten, was wirklich Interesse wecken könnte (aber es es ist eben auch nicht abschreckend, nicht, daß Du das mißverstehst^^).

  • Ich finde das teilweise ein sehr interessante (im positiven Sinne) literarische Art, z.B. die Tatsache von einem "Wir" und dem "Autor" in der (Vor-?)Geschichte zu reden. Das ist mal innovativ nd gefällt mir eigentlich ganz gut, solange es so dezent und selten eingesetzt wird.
    Die Kritikpunkte (das Wort ist schrecklich und klingt unpassend, oder? Kritik! :flop:) Schattenkatzes aber muss ich auch feststellen. Die Sätze sind (zu?) kurz und das Präsens ist eigentlich ein wenig störend, aber als Stilmittel passend zu den oben genannten Besonderheiten (trotzdem irgendwie störend). Was ich aber sagen muss, ist, dass ich durchaus finde, dass das Interesse des Lesers (oder besser meins) geweckt wurde.
    Also ich würde mich über eine Fortsetzung freuen.

  • Ich sagte nicht, daß kein Interesse geweckt wurde, sondern daß nicht "wirklich" Interesse geweckt wurde bei mir - womit ich meinte, daß nur ein bißchen aktiviert wurde, mehr aber hätte möglich sein können (und sollen). Um das vorsichtshalber klar zu stellen.^^

  • Erstmal besten Dank für die Kritik, das ist genau das was ich wollte.
    Bezüglich des Tempus muss ich euch im allgemeinen zustimmen, ich bevorzuge auch die Vergangenheit. Doch als ich diesen ersten Teil des Anfanges schrieb, rutschte ich plötzlich ins Präsens ab, und da ich mich für gewöhnlich stark von meinen Gefühlen leiten lasse habe ich es vorerst beibehalten. Falls ich weiterschreibe fällt mir bestimmt eine Möglichkeit ein, wie ich das im Verlauf der Geschichte plausibel ändern kann.

    Da mich eure Kritik motiviert hat, hier nun eine (leider auch recht kurze) Fortsezung, bei der ich versucht habe, die Sätze nicht allzu kurz zu halten, hoffentlich zur Freude einiger Leser B) :

    ...
    Mit lautem Klacken fällt der Stab zu Boden und der soeben Eingetretene beginnt, sich seiner Kleidung zu entledigen, woraufhin er, nackt wie die Götter ihn geschaffen haben, in den Kreis der versammelten Krieger tritt.
    "Ich habe getan wie mir geheißen und alle Aufgaben erfüllt, die mir gestellt wurden. Hier bin ich nun, meine letzte Prüfung zu meistern!"
    Auf diese Worte hin tritt der augenscheinlich Älteste der Anwesenden vor, sein bereits ergrautes Haupthaar und der ebenfalls graue Bart künden von seinem fortgeschrittenen Alter, doch fest ist seine Stimme als er spricht: "So stelle dich mir, junger Krieger, und beweise, dass du würdig bist meinen Platz einzunehmen." Mit diesen Worten entkleidet er sich vollständig, entblößt seine mukulösen Arme, befreit die narbenübersäte Brust von ihrer schützenden Fellbedeckung und streckt die Rechte nach dem Breitschwert aus, das ihm gereicht wird.
    Der Kreis um die beiden Männer weitet sich, und kurz darauf beginnen die Umstehenden mit einem tiefen, langsamen und rythmischen Gesang, dessen Widerhall in dem mächtigen Gewölbe jedes andere Geräusch übertönt. Unbeweglich stehen die Beiden sich gegenüber, die Waffen zum Kampf erhoben, getrennt durch die lodernde Flammenwand, auf deren anderer Seite der Gegner in der Hitze flimmert, und ringen im Geiste miteinander. Die Anspannung ist auf ihren Gesichtern zu lesen, und erster Schweiß bildet sich auf den Stirnen der Kontrahenten, rinnt die Wange hinab, sammelt sich am bartlosen Kinn des Jünglings zu Tropfen, löst sich...

    ...und fällt.

    Alle seine Muskeln spannen sich, er rennt auf das Feuer zu, drei Schritte ist es entfernt, zwei Schritte, einer, und mit unglaublicher Kraft schnellt er in die Höhe, seinen Gegner fest im Blick fliegt er über die Flammen, spürt die Hitze, sie nimmt ihm den Atem, die Sicht. Weit holt er aus in der flimmernden Luft, zu einem mächtigen Hieb, einem tödlichen Hieb. Seine Waffe zischt durch die heisse Luft. Funken sprühen als die Klinge den kalten Stein trifft, auf dem noch Sekundenbruchteile vorher der alte Krieger gestanden hatte, der nun, das Schwert über dem Kopf erhoben, von der Seite auf den durch die Wucht des Aufpralls in die Knie gegangenen Gegner eindringt, der in letzter Sekunde seine Waffe zur Parade hochreissen kann. Wieder lösen sich Funken, als Stahl auf Stahl trifft. Mit aller Gewalt stemmt sich der alte Hühne gegen das Schwert des Jünglings, doch dieser richtet sich mit schier übermenschlicher Kraft langsam auf, den Blick starr auf die Augen des Alten gerichtet. Und wieder kämpfen die Beiden einen stillen Kampf im Geiste, getragen von dem immer schneller werdenden Gesang der anderen Männer. Eine kleine Ewigkeit dauert es, bis der grauhaarige Recke langsam in die Knie gezwungen wird, schliesslich nachgibt und seine Waffe loslässt. Die Klinge des jungen Kämpfers fährt tief in den Nackenmuskel, und langes, graues Haar färbt sich rot.
    Der Singsang bricht sofort ab und der von warmem Blut benetzte Stahl fällt mit lautem Scheppern zu Boden..
    "Bringt...den Kelch!" befiehlt der Besiegte mit schmerzverzerrtem Gesicht, woraufhin einer der Umstehenden mit einem alten, eisernen Kelch herbeieilt, den er mit dem frischen Blut füllt und dem Sieger übergibt.
    "Trinke nun...mein...Blut...wie auch ich dereinst...das Blut...meines...Vorgängers...trank."
    Und er trank.
    "Wilkommen...im Kreise...der Krieger Araws!"
    Mit diesen Worten stemmt sich der schwer Verwundete mithilfe seines Schwertes hoch und schleppt sich schweren Schrittes zu dem lodernden Scheiterhaufen.

    Sein Todesschrei hallt noch lange von den Wänden der grossen Halle Araws wider.