Fragebogen Zur Charakterentwicklung

  • Hallo ihr Orks!
    Ich habe vor kurzer Zeit eine Diskussion mit meiner Rollenspielergruppe gehabt, wie man denn seinen Helden am besten spielen sollte. Wir haben festgestellt, dass wir ganz unterschiedliche Ansichten zur Notwendigkeit von Hintergrundinformationen haben. So haben wir beschlossen, unsere Helden wirklich einmal detailliert auszuarbeiten und den folgenden Fragebogen entwickelt. Ich wuerde gerne wissen, was ihr davon haltet, ob ihr schon einmal aehnliche Sachen gemacht habt, oder was euch so zur Verbesserung und Ergaenzung einfaellt. Freue mich schon auf eure Antworten und vielen Dank, dass ihr euch die Muehe macht, die ganzen Fragen durchzugehen.
    Viele Gruesse

    Tyagon


    Kindheit, bisheriges Leben und Ausbildung

    Wie verlief die Kindheit des Charakters?
    Welche außergewöhnlichen Begegnungen oder Ereignisse gab es im bisherigen Leben des Charakters und wie haben sie ihn geprägt?
    Welche Abenteuer hat der Charakter bisher bestritten?
    Welche Gegenden hat der Charakter bisher gesehen und welchen Eindruck haben sie bei ihm hinterlassen?
    Welche Feinde bringt die Vergangenheit des Charakters mit sich?
    Wie steht der Charakter seinen früheren Feinden heute gegenüber? Wie relevant sind sie noch für ihn?
    Wie ist der Charakter ausgebildet worden? Auf welche Weise erlangte er sein Wissen?
    Welche Schwierigkeiten brachten seine Lehrjahre mit sich?

    Familie und Freunde

    Welche Bedeutung spielt die Familie für den Charakter?
    Welche bedeutenden Familienmitglieder gibt oder gab es?
    Wo leben die übrigen Familienmitglieder?
    Welche Beziehung hat der Charakter zu seiner Familie?
    Welche Freunde besitzt der Charakter und welche Rolle spielen sie in seinem Leben?
    Welches Verhältnis besteht und bestand zwischen dem Charakter und seinen Freunden?
    Welche weiteren Personen gibt es im näheren Umfeld des Charakters und welche Rolle spielen sie für ihn?


    Persönlichkeit

    Welche auffälligen körperlichen und innerlichen Merkmale hat der Charakter?
    Welche Vorteile oder Nachteile zieht der Charakter aus seinen Besonderheiten?
    Welche Ängste besitzt der Charakter?
    Welche Vorlieben oder Eigenarten hat der Charakter?
    Welche Ansichten hegt der Charakter gegenüber Glauben, Gesetzen, unterschiedlichen Völkern, Magie, Gewalt, Tod, Reichtum, Ehrlichkeit, Hilfe für Andere, Kunst und Wissen?
    Welche Gegenstände oder sonstige Besitztümer spielen eine besondere Rolle für den Charakter?
    Warum besitzt der Charakter genau die gewählte Klasse und nicht irgend eine andere?
    Warum gehört der Charakter genau dem gewählten Volk an und nicht irgend einem anderen?

    Name

    Welche Bedeutung hat der Name für den Charakter?
    Besitzt der Charakter einen Decknamen?
    Heißt der Charakter an unterschiedlichen Orten oder in bestimmten Kreisen anders?

    Zukunft als Abenteurer

    Welche Ziele hatte der Charakter in der Vergangenheit?
    Welche der Ziele konnte er verwirklichen?
    Welche Träume beeinflussen den Charakter?
    Welche Pläne hat der Charakter für seine unmittelbare und entferntere Zukunft?
    Welche konkreten Ziele verfolgt der Charakter?
    Warum gibt der Charakter sein bisheriges Leben auf?
    Warum hat sich der Charakter für das Abenteurerleben entschieden?
    Welche Gründe gibt es für den Charakter, sich mit anderen Reisenden zusammenzutun? [/B]

  • Schau mal in den Download-Bereich des Orkenspalter. Da findest du die gleiche, sehr gute und durchdachte Aufstellung der Fragen und bestimmt auch deren Bewertung. Ach, so: Hintergrund ist sehr, sehr wichtig.

  • Mir persönlich bringt das nichts (außer Frust). Ich habe von meinen Charakteren ein grobes Konzept, welche Eigenschaften sie auf jeden Fall haben sollen und den Rest entwickle ich dynamisch, wenn er zur Sprache kommen sollte oder in anderer Weise relevant wird.

  • Du fragst, was man davon hält.

    Nun, wenn man mal eben etwas spezifisches aus der Geschichte des Charakters braucht um es ins Abenteuer umzusetzen, dann ist das sicher nicht übel, weil man alles sehr schnell auf einen Blick hat und nicht lange suchen muss.

    Aber sonst tendiere ich eher dazu sich die Mühe zu machen und eine ausführliche Geschichte zu schreiben. Natürlich erst, wenn man den Helden etwas angespielt hat und Geffallen an ihm gefungden hat. Ich hab nämlich mal für ne Elfe eine fünfseitige (IMHO sehr atmosphärische) Geschichte geschrieben, nur um dann festzustellen, dass der Charakter mir doch nicht so toll gefällt. Aber letzten Endes lohnt es sich mMn immer eine fertig ausformulierte Heldengeschichte zu schreiben, weil man sich da immer noch mehr Gedanken um den Helden machen muss und nicht so einen Fragebogen von A bis Z durchgeht. Dadurch beschäftigt man mehr mit dem Charakter des Helden, als bei der Generierung, wo man allenfalls eine Grundidee hat. Das führt dazu, dass manihn besser versteht und das Ganze lässt sich letzten Endes einfach plastischer darstellen, weil man eine viel genauere Vorstellung von dem Gefühlswesen und den Gedankengängen des Helden hat.

    Also: Die Mühe lohnt sich. :zwinker2: :lol:

    ct2.gif[br][br]"Keuscheit ist die unnatürlichste aller sexuellen Perversionen."
    [br]"Das Wesen eines Genies besteht zu 5 Prozent aus Inspiration und zu 95 Prozent aus Transpiration." [Albert Einstein]

  • Solch Fragebögen gibt es recht viele (unter anderem auch in der 3er Basisbox, glaube ich, oder irgendwo bei DSA 3).
    Eine Spielerin bei mir nutzt die auch für die Erstellung ihrer Chars, ich mache das nie, weil sich so ein Charakter bei mir in der Regel mit Charakterzügen, Familie und Hintergrund bei mir vorstellt ... will sagen, so etwas denke ich mir automatisch ganz von selber aus (und mache daraud Hintergrundstories oder zumindest einige Notizen) und ich habe noch nie auf solche Hilfsmittel zurückgegriffen, doch, wie gesagt, es gibt Spieler, die tun das. Wenn es hilft, sich mehr mit seinem Char zu beschäftigen, mag es hilfreich sein.

  • Also ich finde den Fragebogen klasse! Die Fragebögen, die ich bisher gesehen habe, waren meistens nicht so detailliert und vor allem durchdacht und brauchbar.
    Ich glaube nicht, dass eine Geschichte die Wirkung eines solchen Fragebogens außer Kraft setzt. Eine Geschichte, wenn man nicht gleich einen Roman schreibt, kann niemals ein ganzes Leben, bis zum Eintritt ins Heldenleben, komplett umfassen. Insofern bin ich eigentlich großer Fürsprecher solcher Bögen und kann nur ermutigen sie zu benutzen. Ich habe allein grade bei der Lektüre dieses Threads einige Ideen, Fehler und auch Details meiner derzeitigen Heldin gefunden, die ich sonst, auch in allen Geschichten, nicht erwähnen würde. Finde ich eine tolle Sache! Und es setzt die Möglichkeit eine Geschichte zu schreiben ja nicht außer Kraft, sondern ist wohl eher eine grundlegende Vorüberlegung (wie auch viele Autoren sie anfertigen) um eine eventuelle Geschichte, ob nun in Schriftform und/oder im Rollenspiel, noch besser und vor allem authentischer gestalten zu können.

  • Solche Fragebögen sind bei der Generierung sehr hilfreich. Das durchwürfeln der "Heldengeschichte" in DSA3 finde ich weniger prickelnd als anregend. Der Fragebogen oben gefällt mir gut, nur sollte man nicht unbedingt darauf bestehen ihn - oder andere Fragebögen - absolut abzuarbeiten. Es ist eine Hilfe sich über seinen Charakter klar zu werden und dies auch dem Meister mitzuteilen, weil man sich dann mit seinem Charakter beschäftigt. Man sieht ihn dann ganz anders und nicht nur als eine Funktion!

    Als Funktion sehen viele ihren Helden wenn sie Powergamer sind. Sie haben niemals Nachteile oder Skrupel. Sie agieren immer im "Luftleeren Raum" ohne Vergangenheit, stur auf ein Ziel fixiert. Das Gleiche ist zu beobachten bei Spielern die über PC-Rollenspiele zu "Pen&Paper" gekommen sind und dort immer eine ausgewogene Party voller selbst erstellter Figuren effektiv gemanagt hatten. In diesem Genre sind die mehr selbstbewussten Begleiter aus der Baldurs Gate Reihe oder Neverwinter Nights ein meilenweiter Fortschritt. Als ich die zwar gescripteten Dialoge einmal vorgeführt bekam war ich beeindruckt, auch wenn es menschlichen Spielern nicht das Wasser reichen kann. Den ganzen Effektivitäts-Verbesserern kann man mit Daten aus solchen Bögen herrlich den Spiegel vorhalten.

    Fazit: Eine Pflicht für alle neuen Gruppen, später eine gute Ergänzung :lol:

    Du nennst MICH einen Ork? Schmecke meine Waffe!

    Ich liebe DSA 3

    Nieder mit den Heptarchen!!

  • Allgemein finde ich solche Fragebögen recht nützlich, jedoch empfehle ich auch, das ganze dann lediglich als groben Leitfaden zu nehmen und die Informationen in eine Art "Fließtext" einzuarbeiten. Wie genau diser dann letzendlich aussieht, ist dann wieder eine andere Frage, aber so ein Text hat einen großen Vorteil:

    Auch wenn so ein Fragebogen viele Punkte klärt, kann es dabei auch leicht passieren, das einige der Antworten nicht in einem Stimmigen Kontext stehen, oder der Kontext nicht so ganz ersichtlich ist. Bei einem Fließtext, sozusagen einer Art "Lebenslauf", kann man wunderbar die Antworten auf die Fragen miteinander Verbinden. So erkennt man, ob das ganze eine Stimmige Geschichte ergibt oder ob es da ein paar Macken gibt, die man ändern sollte.
    Aber auf jeden Fall ist so ein Fragebogen eine gute Sache.

    Was ich aus eigener Erfahrung nur Empfehlen kann:
    Man sollte mit der Erstellung der Vorgeschichte, der Charakterzüge oder dem Abarbeiten solcher Fragebögen beginnen, bevor man mit der eigendlichen Erstellung des Charakterbogens beginnt, und dann aufgrund dieser Vorgeschichte Eigenschaften, Vorteile, Nachteile etc. festlegen, und nicht umgekehrt erst den Charakterbogen ausfüllen, irgendwelche Eigenschaften wählen (weil die und die SF "cool" ist, oder der und der Vorteil so toll ist) und erst danach sich irgendwie Krampfhaft überlegen, wie der Charakter überhaupt an diese Fähigkeiten gekommen ist.

  • @ Turajin: Echt? Kannst du das so? Das bewundere ich. Das habe ich erst äußerst selten geschafft (und ich erschaffe so manchen Helden...habe wohl den Nachteil unstet B) ). Meistens lege ich den Hintergrund wirklich erst nach den ersten Runden fest bzw. spezifiziere ihn, weil ich dann ein Gefühl für den Charakter habe. Aber natürlich fällt dann oft auf, dass Steigerungen nicht berechtigt waren oder aber fehlen. Das finde ich echt eine sehr schwere Sache.
    Umso mehr Respekt, wenn jemand das so aus dem Stehgreif kann!

  • @ Arnadil

    Wie gesagt, ich gehe mittlerweile den anderen Weg:
    Erst das Charakterkonzept inclusive eines Ausführlichen Hintergrundes, beschreibung von Charakterzügen etc., und dann erst, darauf aufbauend, den eigendlichen Charakterbogen. Ist vielleicht ne Frage der Erfahrung - vor vielen Jahren fiel mir das auch nicht so leicht...

    Hmmm... würde ja gerne mal ein Beispiel für ne Hintergrundgeschichte geben, aber die einzige, die mir z.Z. als Datei auf dem Rechner zu verfügung steht, ist die für einen Werwolf Charakter (World of Darkness)...

  • Das ist bei mir genauso. Ich habe eine Idee vom Char, nicht nur von seinem Aussehen, sondern auch von seinen Eigenschaften (guten wie schlechten, aber natürlich nicht alle im Einzelnen, aber halt die wichtigsten/hervorstechensten) und von seinem Hintergrund, seinen Beweggründen.
    Das kommt bei mir immer quasi von selber. Erst der Char, dann sein Bogen.

  • Ich sage einfach mal ganz klar Jein. Bei manchen Charakteren spukt mir wirklich ein Konzept im Kopf herum und dies erstelle ich dann später ohne große Änderungen, aber es kommt auch der andere Fall teilweise zum tragen.

    Die wichtigsten Punkte sind mir eigentlich immer vorher klar, aber kleine Änderungen ergeben sich häufig während der ersten Runden, oder man erkennt, dass das ausgedachte Konzept nicht wirklich mit den Regeln vereinbar ist. Vor einiger Zeit schwebte mir zum Beispiel ein Knappe vor und ich hatte eigentlich ein stimmiges Konzept aus Hintergrund, Stärken und Schwächen sowie anderen Charakterzügen, aber als ich ihn erstellte merkte ich, dass mir einfach massenhaft GP fehlten (wie es bei Knappen ja mal leicht passiert) und so bin ich wohl zwangsweise darauf angewiesen noch etwas zu finden, dass in das Konzept passt...

    Das Konzept ist mir also meistens vorher zum Großteil klar, aber zum einen Regeln und zum anderen die Erfahrungen der ersten Spielabende verändern dies meist zu einem kleinen Teil bei mir.

  • Ich kann mit einer solchen Auflistung eher wenig anfangen. Zu allen Helden die ich bisher entworfen habe existierte erst eine vollständige Jugendbiographie (meistens ein bis zwei Seiten handschriftlicher Notizen), bevor ich mich daran gemacht habe, den Heldenbrief zu schreiben, bzw auszuwürfeln. Die anderen in meiner Gruppe machen es ähnlich.

  • Bei meinen Helden habe ich auch nur selten einen festen Hintergrund vorschweben. Ich blättere mir meistens die Professionen durch und dann springt mir irgendwas ins Auge. Dann denk ich mir, "Hey, das wärs!", und dann häufen sich auch die Ideen, die dann schon grobe Hintergrudinfos beinhalten. Wenns weiter gut läuft, behalt ich das im Kopf und dann, wenn ich das nächste Mal ne Runde Fahrrad fahr, wird weiter drüber nachgedacht. Dann hab ich nämlich die Besten Ideen. Dann wird der Hintergrund im Gedächtnis ausgearbeitet und danach der Char erschaffen. Nach einigen Runden Testspiel finden noch ein paar Verbesserungen statt und dann wird irgendwann ne genaue Geschichte getippt.

    So lief es jedenfalls bei meinem pazifistischen Kampfmagier. Es kann auch sein, dass ich schon vorher genaue Grundzüge bei einem neuen Char festgelegt hatbe, und dann erst Rasse, Kultur und Profession auswähle. So war es bei meiner neuen Schwertgesellin, für die ich erst noch ne ganz neue Bewegung generiert habe. Am Liebsten mag ich es aber, wenn sich Chars mit dem laufe der Zeit verselbstständigen und sich ständig verändern, man neue Seiten an ihnen entdecken kann. Das ist auch einer der Gründe, wieso ich die Feinheiten der Hintergrundstory immer erst im Nachhinein ausarbeite.

    Und wie gesagt, deshalb, wäre ein solcher Fragebogen für mich insofern ideal, weil ich da in den ersten Spielrunden noch den groben Hintergrund vorliegen hab, und noch nicht konkreter werden muss. :cool2:

    ct2.gif[br][br]"Keuscheit ist die unnatürlichste aller sexuellen Perversionen."
    [br]"Das Wesen eines Genies besteht zu 5 Prozent aus Inspiration und zu 95 Prozent aus Transpiration." [Albert Einstein]

  • Halte ich nicht viel davon. Das ist allerdings eine persoenliche Marotte von mir: Ich bin sehr schlecht im Beantworten von "Was waere, wenn..."-Fragen. Wenn ich meinen Helden also schon vor Spielbeginn so weit einenge, wird nie ein in sich konsistenter Charakter herauskommen. Und noch viel weniger einer, der mit meiner Spielweise uebereinstimmt...

    Ich bevorzuge es, mit so wenig wie moeglich Hintergrund in das erste Abenteuer zu gehen. Danach ergibt sich das meiste aus dem Verhalten des Chars. Ich muss dazu sagen, dass ich erst zwei Charaktere wirklich gespielt habe (einen in DSA, einen in Earthdawn). Von daher kann ich nicht beurteilen, wie hoch die Gefahr ist, dass dabei immer der selbe Char herauskommt. Der DSA- und der Earthdawn-Char sind schlecht vergleichbar, da die Hintergrundwelten recht verschieden sind.

  • Ich halte mich da auch an das goldene Improvisieren:

    Meistens habe ich einen groben Steckbrief und das reicht um den Rest mit Leben zu füllen, neuestes Beispiel meines heute erstellten Medicus:

    Geboren in Vinsalt als Sohn armer Bürger.
    Eintritt in die Armee mit jungen Jahren (beim Alter geschwindelt)
    Erweckt die Aufmerksamkeit seiner Vorgesetzen und erhält als kluger Kopf ein Stipendium für die Vinsalter Akademie.
    Nach Abschluß des Studiums 5 Jahre Dienst als Regimentsmedicus der k. u. k. Vinsalter Pikeniere.
    -> Endlich frei und auf Abenteuerreise.

    Das gewürzt mit Minderwertigkeitskomplexen wegen seiner niederen Herkunft und abgöttischer Verehrung für die Horas deren Gnade ihm über das Stipendium das Studieren ermöglicht hat und fertig ist der Charakter.

    Der Rest ist dann Sache der Erlebnisse und der Reaktionen auf die Mitreisenden.