Endlich! Eine Neue Forum-fortsetzungsgeschichte!

  • Leere. Dunkelheit. Wie lange? Regung. Was bei...? Gedanken? Aber wie? Lange dauerte es. Er hatte überlebt?
    Aber wie...das Feuer...diese...Kreaturen...Schmerzen. Lautlos schrie er auf, spürte diese unsäglichen Schmerzen noch einmal in einem Schnelldurchlauf. Algor! Nein, er kann es nicht...er hätte nicht einmal gedacht das er...
    Die Lider hoben sich. Nun also endlich Bewegung. Erschrecken, Panik. Dunkelheit, schwarz. Erinnerung.
    Sie hatten ihn gejagdt, nicht nur ihn. Seine ganze Truppe. Wussten sie das...wie denn? Wieso diese Schwärze? Dieser...intensive Geruch. Erde. Leben. Feuchtigkeit. Aber er war noch in seinem "Gemach".

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    Seine Gedanken liefen wieder in geordneten Bahnen. Er lebte. Doch wie lange noch? Dieser unsägliche Durst! Was war das? Dumpf. Etwas gräbt. Schön, schön. Stimmen. Diese Sprache... er konnte Brocken verstehen, sie musste sich an das bosparanische anlehnen. Häscher der Priesterkaiser? Sie würden sich wundern... Es kam näher, angespannt lauschte er.

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    Elgoran war voller Vorfreude. Er allein würde den Erfolg für sich verbuchen können. Sie irrten sich alle! Und er hatte Recht behalten! Die Gruppe um Dergol "den Entdecker", er spuckte aus bei dem Gedanken an ihn, lag völlig falsch.
    Sie würden nichts finden, er dagegen... Die Überreste von Gor Tr'ash würden sich hier befinden, in dieser Grabkammer, welche er im Rashtuhlswall gefunden hatte, etwa 3Meilen entfernt von dem Lager Dergols.
    Er wird sich zu Tode ärgern, dachte Elgoran voller Vorfreude. Die junge Hesindegeweihte Shaia ai Berylis würde seine Zeugin sein, wenn er sie aus dem nahegelgenen Dorf holen würde, wo sie schon auf den Gewinner wartete. Es wird mein Durchbruch werden!

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    Jetzt! Die feuchte, erdverkrustete Grabplatte, welche schon ein paar Risse aufwies, wurde beiseite gehieft. Das flackernde Licht einer blakenden Laterne ließ eine erstaunlich gut erhaltene Leiche erkennen. "Gor Tr'ash!" Die gierigen Augen nahmen bald einen panischen Ausdruck an. "Man kennt mich, ich bin geehrt!" Ein kurzer, schreckenserfüllter Schrei eines Menschen in Todesangst durchflutete für einen Moment das alte Gemäuer, dann kehrte wieder die gewohnte Stille ein, ein wenig Staub rieselte noch leise vor sich hin. Er war wirklich erstaunt. Seine edle Plattenrüstung war in einem sehr guten Zustand, die filligranen Zeichnungen, wie z.B. die Totenköpfe und Boronsräder auf seiner Rüstung, der lebhaft echt dargestellte Rabe auf der Brustplatte...zwar vom Ruß geschwärzt, doch dass machte ihm nicht All zuviel aus, irgendwie... es passte einfach! Zufrieden leckte er sich noch einmal über die Lippen, genoss den herrlichen Geschmack von frischem Blut. *Du hast einen Fehler gemacht, Amelthona. Du hättest mich richtig töten müssen. Doch in deiner Ignoranz hast du ein kleines Detail vergessen...um Unsterbliche sollte man sich persöhnlich kümmern...Dein Vasall, dieser hochnäsige Priester Praioslieb war genauso wie Du. Er hat mich unterschätzt. Und jetzt wird abgerechnet...* Mit einem zufriedenen Lächeln verließ Gor Tr'ash seine GRabkammer, sog die würzige Luft der Nacht ein. *Siehst du Praios? Wenn Du nicht persöhnlich da bist, kann mich niemand aufhalten! Dann will ich mich einmal umsehen, wo diese Praiosfanatiker ihr Lager haben. Sie werden mir bestimmt sagen können, wo deine Residenz jetzt ist, Amelthona. Ich werde mir deinen Schädel als Trophäe holen, er soll mir als Trinkbecher dienen.*

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  • Es war eine laue Nacht, die Sterngebilde waren gut zu erkennen, und in dieser Höhe des Rashtulswalles, immerhin etwa 500 Schritt vom Meeresspiegel entfernt, war die Luft sehr klar und kalt. Über ihm sah er in einiger Entfernung die letzten Bäume, dann die mit weißen Hauben bedeckten Gipfel in mehreren Tausend Schritt Höhe.

    Seine Sinne hatten nicht abgenommen, sein Schlaf hatte ihm gut getan. Seine Haut war sehr zart und jugendlich, nach dem Brand eine sehr angenehme Tatsache. Er musste es wie immer machen, und dies war das einzige an seinem Dasein, dass er bereute. Sobald Praios seine alles versengenden Strahlen schickte, musste er in Sicherheit sein.

    Der Gebirgspfad, dem er nun schon seid einer geraumen Weile folgte, würde ihn schon irgendwo hinbringen. Zunächst einmal musste er aus diesem Gebirge heraus, zurück zur Stadt Fasar, wo er in Sicherheit sein würde, seine Verbindungen dort würden ihm weiterhelfen.

    Hargorn war als Nachtwache eingeteilt. Missmutig saß er an dem Lagerfeuer, um welches sich die Zelte der Expedition scharten. Vier an der Zahl, ein Zelt für Degol, zwei Zelte für die vier Bewaffneten und ein Zelt für die sechs Träger/Arbeiter, Einheimische aus dem nahegelgenem Dorf. In der Nähe grasten die Maultiere auf einer Bergweide, welche den genügsamen Tieren reichte, zumal ein kleiner Bachlauf aus dem Gebirge für frisches Wasser sorgte.
    Zwei größere Zelte beinhalteten die Werkzeuge und sonstigen Materialien, welche man man nicht unter freiem Himmel aufbewahren konnte.

    Sein bärtiges Gesicht in die Hände gestützt starrte er ins Feuer, sah den Flammen ihrem Spiel zu. "Würden Sie mich bitte ihrem Anführer vorstellen?" Hargon zuckte panisch zusammen, drehte sich schnell um, und zuckte erneut zusammen. Wie zum? Zitternd stand er auf, betrachtete die hünenhafte Gestalt in ihrem geschwärzten Panzer.
    Und doch... die Worte waren in einem freundlichen TOn gesprochen, wenngleich sie schwer zu verstehen waren, da der Mann Bosparano sprach. Er musste sich unbemerkt an das Lager angeschlichen haben, um dann...? Das ergab keinen Sinn... war dieser Mann überhaupt geschlichen? Hargorn machte sich Vorwürfe: Es könnten auch Räuber sein, die sich jetzt gerade über seine Leichen beugten...
    "S-Selbstverständlich, der Herr." Wieder einigermaßen gefasst: "Wen darf ich melden?" "Gor Tr'ash, bitte."
    "G-" Hargorn erbleichte. *Das muss ein Missverständnis sein... dies kann nicht* "Wann gedenken sie denn mich zu melden?" "W- Ja, sofort." Hargorn weckte Dergol, welcher mit einem kritischen Blick aus dem Zelt herauskam. "Wenn das ein Scherz sein... OH!" Dergol, ein etwas älterer Mann mit grauen Haaren nach neuester garether Mode gestuzt, trug ein langes Leinenhemd, darunter wohl einen Lendenschurz. Die Augen weiteten sich bei dem Anblick des Hünen.

    Er konnte die Angst schon spüren. Sie kannten ihn. Hatte er einen Fehler gemacht? Wohl kaum. Im Gegenteil, es würde sich wohl eher als ein Vorteil heraustsellen, wenn sie ihn kannten. Sie würden nicht auf falsche Gedanken kommen.
    "Gor Tr'ash." Der alte Mann hatte sich anscheinend wieder gefasst und schien ihn interessiert zu betrachten. "mEin Name ist Dergol der Entdecker." Er reichte ihm nicht die Hand, und seine ungeschickten Versuche, dem BEwaffneten Zeichen zu geben waren schon lächerlich. "Es freut mich, Eure Bekanntschaft zu machen, Dergol der Entdecker. Ich bin hier um eine Auskunft zu kriegen." Misstrauisch beäugte Dergol ihn nun, in seinen Augen konnte man eine gewisse Verschlagenheit erkennen. "wer schickt Euch, Gor Tr'ash?" Gor Tr'ash wurde dabei so ausgesprochen, als wolle er ihm nicht abkaufen, dass er so heißt. Er mochte so etwas nicht. Was ist das für eine Welt, in der das Wort eines Mannes angezweifelt wird? "Niemand schickt mich." In seinen Worten war eine Warnung enthalten, die Dergol wohl verstand.
    Seine Mimik veränderte sich, wieder diese lächerlichen Handzeichen. Er wusste es nicht. Dergol ging doch tatsächlich davon aus, dass er denken würde, dass nur Hargorn und er selbst mit ihm hier waren, der Rest schlafen würde. Zwei waren hinter ihm, kamen aus einem der Zelte hinter seinem Rücken, nachdem Hargorn so getan hatte, als müsse er die Feldflasche holen, welche neben dem Zelt lag. Eine Eigenschaft, die er gut an den Menschen fand. Sie neigten dazu, Gefahren völlig falsch einzuschätzen.

    "Von wo kommt Ihr, Gor Tr'ash?" "Ich werde jetzt die Fragen stellen, meine Zeit ist begrenzt." Die Kinnöade von Dergol klappte herunter. "Du wirst mich nicht belügen. Ich gehöre zu den Männern, die zurückkommen wenn man sie belogen hat. Frage eins: Wem dienst Du?" "Wem ich... wie mein- der Reichsregentin!" Gor Tr'ash schaute Dergol eindringlich an. "Der Reichsregentin?" "J-JA Ich komme aus dem Mittelreich." "Dem Mittelreich?" Die drohende Haltung Gor Tr'ash's vernalasste Dergol zurückzuweichen. "J-JA aber-" Verstehen mischte sich in den Blick von Dergol, und er erbleichte völlig. Ein heftiges Zittern überkam ihn, als er mit schreckensgeweiteten Augen zu Gor Tr'ash aufsah. "D-Das kann nicht sein." Seine Stimme war nur ein verzweifeltes Flüctern. "Ihr seid tot! Schon vielen hundert JAhren gestorben!"

    Der erste Angreifer war der Linke. Sein Schwert erhoben sprang er über das Lagerfeuer, wahrscheinlich wollte er glänzen in den Augen der anderen. In genau diesem Lagerfeur landete der Angreifer auch, als Gor Tr'ash sich blitzschnell herumdrehte und mit seinem rechten Arm den Angreifer abblockte und hinunter ins Feuer schleuderte. Mit gellenden Schreien rollte sich der Mann brennend aus dem Feuer, der rechte Angreifer, welcher gerade zum Sprung angesetzt hatte, erstarrte mitten in der Bewegung, als ihn der Blick von Gor Tr'ash traf. Hargorn hatte die Situation ausnutzen wollen, als er mit einem fassungslosen Blick zusammenbrach. Mit seinen Händen hielt er sich gegen den Bauch, aus dem die Gedärme herausliefen, mit einem saftigen "Platsch" viel schon einiges zu Boden.
    Der erstarrte Angreifer hatte nicht mitbekommen, wie sich der Hüne kurz von ihm abgewandt hatte. Starr vor Schreck sah er, wie dieser, mit einer blutroten, rechten Hand, auf ihn zumarschierte. "Ich nehme Angriffe auf mich sehr persönlich," die letzten Worte, die dieser je hören sollte.

    Gor Tr'ash wandte sich wieder Dergol zu, welcher wimmernd auf dem Rücken am Boden lagen, abgestützt auf seinen Händen. "Du bist für ihren Tod verantwortlich, nicht ich." Die ruhige Stimme beruhigte Dergol keinesfalls.
    Gor Tr'ash ließ sich vor ihm in die Hocke nieder. "Wir wollten noch ein Frage Antwortspiel spielen. Du sagtest eben etwas, von mehreren Jahrhunderten." Gelassen schaute er auf den Entdecker hinab. "Wolltest Du damit andeuten, dass Amelthona nicht mehr Kaiser ist?" Zitternd war Dergol nicht in der Lage, etwas zu sagen. "jetzt habe ich ein Problem, weißt Du?" Der verschwitzte Kopf von Dergol schüttelte sich, einige Laute drangen aus seiner Kehle. "Du weißt über mich Bescheid. Und du kannst schreiben, das verkompliziert die Sache erheblich. Du hast deine Bewaffneten auf mich geschickt. und dennoch, kannst Du mir einen Gefallen tun, um meine Wut auf Dich zu mildern. Ist hier in der Umgebung eine Ansiedlung?"

    Zufrieden ging Gor Tr'ash zurück zu seinem Grabmal. Er wusste nun wo das Dorf lag, und würde morgen Abend dorthin gehen, er wusste was zu tun sei. Morgend würden die verbliebenen Expeditionsteilnehmer Dergol und seine Bewaffeneten auffinden, der vierte Bewaffnete würde aussagen, er hätte ein Moster gesehen, ein Hüne, von mindestens 2 Schritt Größe, welches wie ein Berserker gewütet hat, und er nur verschont geblieben war, weil er sich im Zelt versteckt hatte.

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    Shaia ai Berylis saß wie jeden Abend in dem einzigen Gasthaus des kleinen Dorfes. Wieso hatte sie nur diese beiden Sturköpfe begleitet? Natürlich ist es von großer Bedeutung, wenn das Grabmal eines glorreichen Kriegers gefunden wird, aber mussten sich diese Beiden so anfeinden? Nunja... nun waren sie im Gebirge und versuchten ihr Glück, während sie es wenigstens schön behaglich hatte und in einem Bett schlafen konnte.
    Als die Tür aufging schlug ihr Herz schneller. Dieser Mann! groß war er, bestimmt an die 2 Schriit, vielleicht etwas kleiner. Seine langen schwarzen Haare vielen ihm wirr über die Schultern, einige im Gesicht. Dazu diese zarte Haut, elegannt mit ausgeprägten Wangenknochen. Und diese Augen! Für so einen BRaunton brauchte er doch eine Genehmigung! Sein mächtiges Kreuz steckte in einem Panzer, welcher seinesgleichen suchte. Die filigranen Zeichnungen und das geschwärzte Metall deuteten darauf hin, dass es sich wohl um einen Golgariten handelte, aber um was für einen! Und wieso trug er kein Wappen? Seine schwarze Kleidung unter der Rüstung unterstrich den Gesamteindruck: sie war ihm hoffnungslos verfallen! Nun traf sie sein Blick. Ihre Lippen öffneten sich ein wenig, sie atmete leise aus. Er ging auf sie zu!

    Als Gor Tr'ash das Gasthaus betrat sah er sie sofort. Sie stach förmlich heraus, aus einigen eher ärmlich anmutenden Männern an den Tischen, welche ihn teils misstrauisch, teils respektvoll anblickten. Sie war noch jung, Das haselnußbraune Haar viel lang herab. Das kleine Stupsnäschen passte sehr gut zu ihren verträumten, rehbraunen Augen und der jungen, frischen Haut. Ihre schmalen Lippen waren sehr rot, bildeten einen Blickfang. Ihr Ornat der Hesindekirche verhüllte zwar ihren Körper bis zu den Knien, doch ihr Körper musste sehr anmutig sein, nirgendwo hatte das Gewandt eine Ausdehnung, die ihm nicht gefiel. Ihre bloßen Füße steckten in Sandalen aus grünem Leder, welche eine kunstvolle Schlangenverzierung in Silber aufwiesen. Er machte sich auf den Weg, sich zu ihr zu setzen.
    Er spürte schon wie sie ihn anhimmelte, wie sie erregt war ihn zu sehen. Am Tisch fragte er höflich: "Darf ich mich setzen, junge Mentorin?" Er deutete eine kurze Verbeugung an. "Aber selbstverständlich." Er genoss das Gefühl, wie er ihr Blut rauschen spürte. "Danke." Er setzte sich der jungen Geweihten gegenüber, blickte ihr in die Augen. "Seid ihr sicher, dass ihr nicht in der Rahjakirche besser aufgehoben währt?" "D-Danke." stammelte die junge FRau. *Sag was! Du stammelst dir hier einen ab, und wirst ihn noch vergraulen!* "Wie komme ich zu der Ehre, dass ihr mich ansprecht?" *Völlig falsch! Was machst du da!* Gor Tr'ash lächelte. "Eine so wunderschöne Frau mit solcher Bescheidenheit! Ich habe sehr großen Respekt vor eurer Kirche, und die Geweihten werden von mir, in Eurem Fall sogar sehr," ein Blick, der Shaia zum dahinschmelzen brachte, "immer sehr geschätzt. Wie ist Euer Name, schöne Frau?" "Shaia ai Berylis." Mit bebenden Lippen brachte sie ihren Namen hervor, fragte weiter: "und wie ist euer Name?"
    "Gor Tr'ash." Gespannt wartete er auf ihre Reaktion, welche immerhin ähnlich ausfiel wie erwartet. Er lachte leise. "Ich bin ein Nachfahre, benannt nach meinem Urahnen Gor Tr'ash. Es ehr mich, dass Ihr über ihn Bescheid wisst, doch was erwarte ich? Ich spreche mit einer Mentorin der Göttin des Wissens." Ein gewinnendes Lächeln, was seine Wirkung nicht verfehlte. Sie hing an seinen Lippen. "In der Regel frage ich, was ich für die Kirche tun kann," fuhr er fort, "und es betrübt mich zutiefst, dass ich nun mit einer Bitte an Euch herantrete." "Und die wäre?" Ihr Blick sagte alles. Sie würde jeder seiner Bitten nachkommen. "Ich muss wissen, wo ich eine große Bibliothek finden kann, doch vielleicht blicke ich gerade der schönsten Bibliothek in die Augen?" " Mein Herr! Ich... fühle mich geehrt." "Ihr kennt meinen Urahnen. Wisst ihr viel über ihn und seine Lebensgeschichte?" Er setzte alles auf eine Karte. Kurz irritiert über diese Frage, antwortete sie schließlich. "Nein, lieder weiß ich nur sehr begrenzt bescheid. Aber ich kann Euch dennoch weiterhelfen."
    Wieder ein schmachtender Blick von ihr. "Oh, da bin ich mir sicher. Ihr wisst also, wo ich eine große Bibliothek finde, wo ich Nachforschungen anstellen kann?" "Die Bibliothek in Gareth kann auch von Nicht-Geweihten besucht werden, also gewisse Passagen, versteht sich. Geschichtsbücher werdet ihr dort zu Hauf finden, und bestimmt einige sehr viele Dokumente über die Priesterkaiserzeit, in welcher euer Urahn gelebt hat." "Ich danke Euch zutiefst für diese Information, ich stehe in Eurer Schuld, schöne Frau." Er tastete nach ihrer Hand, streichelte über ihren Handrücken, genoss die Wärme. Diese Schuld löste sie ein. Das Verlangen war groß, und sie konnte nicht wiederstehen. Auch Gor Tr'ash genoss es, endlich wieder einmal eine Frau zu lieben. Schließlich, spät in der Nacht verabschiedete sich Gor Tr'ash von der Geweihten, küsste ihr zum Abschied die Hand. "Vielleicht sieht man sich einmal wieder," sagte sie sehnsüchtig, als er zur Tür hinaus ging. Gor Tr'ash wusste nun wohin er musste. Zu Schade, dass er Amelthona nicht mehr persönlich ins Gesicht sehen konnte. Doch die Rache war noch nicht verflogen, Amelthona wird irgendeinen Nachfahren haben, Pech für diesen, dass er nicht hundert Jahre später aufwachte...
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  • Das kleine Städtchen Ragath, welches direkt auf der Reichsstraße zwichen Gareth und Punin lag, erwachte langsam aus dem nächtlichen Schlaf. Die Sonne war zwar noch nicht aufgegangen, doch einige Menschen liefen schlurfend die Straßen herunter, um an ihr Tageswerk zu gehen. In einer Backstube brannte bereits der Ofen und ein duftender Geruch von frischem, warmen Brot erfüllte die nächst gelegenen Straßen. Auch der eine oder andere Nachtschwärmer war noch zu sehen, der wankend den Weg nach Hause suchte.

    Beliseth, die Schankmaid im "Verlorenen Schatz", sperrte die Tür zum Schankraum auf und ließ etwas von der frischen Morgenluft hinein. Es war wohl spät geworden gestern und Oljew, der Wirt und Besitzer der Schänke, hatte scheinbar auch den einen oder anderen Krug geleert, denn die Stühle und Tische waren nicht sauber, geschweige denn zusammen gerückt oder hochgestellt. Beliseth wischte die Tische ab und begann damit, die Stühle darauf zu positionieren, um den Boden zu wischen. Als sie gerade mit Eimer und Putzlappen aus der Küche kam, schrak sie heftig zusammen, da sie ein Geräusch gehört hatte. Sie schaute sich im Schankraumum und sah eine große, in schwarze Kleidung gehüllte Gestalt. Der Eimer fiel krachend zu Boden und sie wich einen Schritt, mit zitternden Knien, zurück. Der Mann bewegte sich auf sie zu und sie sah das feine Gesicht und die langen, seidigen schwarzen Haare. Der Mann wirkte nicht wie ein Verbrecher, eher wie ein Edelmann. Seine Stimme erreichte ihre Ohren und ließ einen Schauer auf ihrer Haut zurück. Die feinen Häärchen auf ihren Armen, im Nacken und auf dem Rücken richteten sich auf und ihr ganzer Körper überzog sich mit Gänsehaut.

    "Entschuldigt, edle Maid, ich wollte euch nicht schrecken. Habt ihr noch ein Zimmer für die Nacht, ein einzelnes wenn es geht?"

    Sie starrte den Mann nur an, denn sie erstand nichts von dem was er sagte. Es klang vertraut, doch fremdartig, ja alt, würde sie sagen. Dann erst erkannte sie was der Mann wollte und die Worte formten sich zu einem Sinn. Sie musste geträumt haben, denn er wollte ein Zimmer. Vor ihrem inneren Auge sah sie, wie er sie auf den Armen zu einem weichen, reich verziertem Himmelbett trug und überall waren Kerzen und Rosenblätter, doch die Vision verblasste als er seinen Blick von dem ihren löste. Sie ging zur Theke und schaute in die kleine Holzkiste, in der sich die Zimmerschlüssel befanden. Einer war noch da, die Suite. Das beste Zimmer im Haus und recht teuer, doch sie sagte nichts. Sie drehte sich um und sprach. Ihre Stimme klang etwas zu hoch, wie sie fand und der Kloß in ihrem Hals machte das Sprechen zu einer Tortur, wenn er doch nur ihre Lippen mit einem Kuss versiegeln würde.

    "Nun, wir haben noch die Suite edler Herr!"

    Seine Augen blieben auf ihrem Körper haften. Sie war üppig gebaut und hatte Rundungen, die anderen Frauen den Neid ins Gesicht und Männern Gier in die Augen trieb. Doch sein Bedarf an dieser Art von körperlichem Vergnügen war für das erste gedeckt. Er war müde und erschöpft. Der Weg aus dem Gebirge war lang und beschwerlich gewesen. Er fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen und dachte an die Begegnung mit den Wilden, die er im Raschtulswall getroffen hatte. Siehatten ihn überfallen wollen. Arme, dumme Narren. Keiner von ihnen war ihm gewachsen gewesen. Und in seinen Adern floss nun ihr Blut und stärkte ihn. Jetzt hatte er nur noch Augen für die Queste die vor ihm lag, mit dem Mädchen konnte er sich später noch befassen.

    "Dann nehme ich die Suite. Doch hört mir zu, ich bin die ganze Nacht gewandert und sehr müde. Weckt mich nicht und bringt mir auch nichts zu essen aufs Zimmer. Ich werde die Türe verschließen und den Schlüssel stecken lassen. Niemand soll mich stören. Hast du das verstanden, mein schönes Täublein?"

    Beliseth nickte stockend und ihre Augen füllten sich etwas mit Feuchtigkeit, während sie ihm den Zimmerschlüssel hin hielt. Er streichelte sanft ihre Wange und sie erschauerte erneut. Seine Haut war weich und kühl. Die Kühle schien nach ihr greifen zu wollen und doch lächelte sie ihn an, als hätte er ihr einen Schatz geschenkt.

    Gor T'rash nahm den Schlüssel und ging hinauf auf das Zimmer, das im ersten Stock lag. Seine feinen Sinne nahmen Menschen wahr und überall roch es nach gegorenem und schlechtem Atem. Er öffnete die Tür und glitt in den Raum, ohne eine Lichtquelle zu entfachen. Mit einer kurzen Drehung des Handgelenks schloß er ab und verriegelte die Fensterläden. Es war genug Platz in dem Raum. Zur Vorsicht nahm er die Überdecke vom Bett und hängte sie vor das Fenster. Dann legte er sich auf das Bett und schloß die Augen. Er sah Feuer und roch verbranntes Fleisch. Menschen schrien und eine wunderschöne Frau mit prächtigen Gewändern schloß hinter sich ein großes Protal. Sie blickte ihn flehend und mit Furcht in den Augen an. Ihre weiße Haut glänzte von dem Schweiß, der sich als kleiner Film darauf gebildet hatte.

    "Sie kommen. Die verfluchten Garethier kommen hierher, sollen die Dämonen sie holen, sie alle. Ich verfluche sie!"

    Die Schönheit der Frau faszinierte ihn. Wie sie da stand, in ihren Gewändern, die kostbarer waren, als Geschmeide und Gold. Ihre anmutigen Züge und ihre herrschaftlichen Bewegungen. Eine Kaiserin und Göttin, wie sie die Welt noch nie zuvor gesehen hatte. Er streckte die Hand nach ihr aus, um sie zu berühren, doch da vernahm er schon die Schritte auf den Gängen. Sie kamen. Er wollte sie mit nehmen und in Sciherheit bringen, doch sie ging zu ihrem mit Platin und Edelsteinen verziertem Thron und setzte sich. Ihre Augen waren mit Tränen gefüllt und doch saß sie dort erhobenen Hauptes.

    "Komm, Geliebte. Komm mit mir und lebe, wenn du bleibst, werden sie dich töten."

    Die Frau schute zu ihm herab und schüttelte den Kopf. Worte formten sich aus ihren vollen Lippen, doc er hörte nichts, nur Schreie und die berstenden Tür des Kaisersaals. Menschen strömten hinein und einer ging vorne weg. ein Mann in prachtvoller Rüstung mit einem Sonnenzepter in der Hand. Seine Stimme hallte von den Wänden wieder.

    "Und nun erwartet euch eure gerechte Bestrafung. Wiedersetzt euch nicht, denn der Bannbulle ist gesprochen vor den Kirchen der Zölfe. Ihr seid hiermit zum Tode verurteilt, wegen Verrates an den Zwölfen, der Schöpfung und ser gesamten Menschheit. Es gibt nichts womit ihr euch verteidigen könnt, also machte euren Frieden mit der Welt und tretet vor Rethon, der unbarmherzigen, damit sie über euch richte. Fürchtet die zwölfgöttliche Verdammnis, Hela Horas!"

    Gor T'rash versuchte sich loszu reißen von den Männern, die ihn hielten, doch etwas hinderte ihn daran, einzugreifen. Er hörte eine alterslose Stimme.

    "Doch du, Frevler sollst wandeln in der NAcht und niemals sollst du sehen SEIN Antlitz. Als Kreatur der NAcht sollst du dein Dasein fristen, bis dir Erlösung wieder fährt und jemand sich deiner erbarmt."

    Er spürte den Schmerz und blcikte zu dem Praioten, der mit erhobenem Sonnenzepter zur Kaiserin ging. Sie fluchte und spuckte den Geweihten an, doch er ließ sich nicht beirren und als er vor ihr stand, um das Urteil zu vollstrecken schreckte Gor T'rash aus dem Bett auf. Kalter Schweiß war auf seiner HAut zu spüren und er schaute sich um. Er hatte vergessen, was es bedeutet unter den Menschen zu wandeln und sich mit ihnen auseinander zu setzen. Schmerzen udn Leid, doch das alles würde bald keine Bedeutung mehr für ihn haben, wenn er den gefunden hatte, dessen Spur er folgte. Der Kreislauf musste sich endlich schließen und er wollte Rache.

    „Wer auf Elchen reitet, muss sich nicht wundern, auf die Schaufeln genommen zu werden!“ Altes, bornisches Sprichwort.

  • Etwas orientierungslos stand er auf. Am Fenster hob er einen zipfel der Decke, durch eine Ritze in dem Fensterladen schien kein Licht hindurch. Er nahm die Decke vor dem Fenster weg, und legte sie wieder auf das Bett. Kein Anzeichen von Seinen Strahlen. Der linke Fensterladen wurde geöffnet, es war dunkel draußen. Zufrieden schloss er ihn wieder und begab sich zur Tür. Den Schlüssel in seiner Tasche ging er die Treppe hinunter in den Schankraum. Ein netter Wanderer konnte ihm den Weg beschreiben, so erreichte er erst Frinkengraben, ein kleines Dorf nahe Punin, und schließlich Ragath, wo er sich nun befand. Er würde nun nur noch der Straße folgen müssen, mehrere Dörfer und Weiler gab es bis Gareth, jedoch keine Stadt. Dies war ihm lieber, zu große Menschenansammlungen mochte er nicht besonders. In den Dörfern würde er auch nicht den Geweihten des Praios über den Weg laufen, jedenfalls nicht in einer großen Anzahl.
    "Na seht doch mal! Das muss der Kerl sein, von dem der Wirt erzählte! Na, Fremder? Gut geschlafen während wir anderen geschuftet haben?!" Er war wohl in Gedanken versunken. Diese kräftige, fette Stimme gehörte einem etwa älteren Mann mit bereits ausfallenden Haaren, welcher wohl breiter als höher war. Hatten seine dunklen Schweinsäuglein eben noch höhnisch geguckt, so konnte er Furcht erkennen, als er den Mann musterte. Die Männer um ihn herum, etwa 4 oder 5 an der Zahl, verstummten. Gor Tr'ash sah wieder zu der Theke, wo ein korpulenter Wirt in schmuddeliger Schürze stand. Auch dieser kriegte Angst, als sich der hühnehafte Mann auf die Theke zubewegte. Dort angekommen öffnete der Wirt seinen Mund, als wenn er etwsa sagen wollte, verstummte jedoch, als der Blick von Gor Tr'ash ihn traf. Dieser legte den Schlüssel auf die Theke. "Ich bedanke mich für das Zimmer. Hier ist der Schlüssel, ich werde noch in dieser Nacht weiterreisen." Er legte 5 Silberstücke auf die Theke. Man musste als Räuber gut verdienen, denn die Wilden, die ihn überfallen hatten, besaßen viele von diesen Silberstücken, und sogar drei große Goldmünzen fand er bei ihnen. Gierig nahm der Wirt das Geld, Gor Tr' ash wandte sich zum gehen. "Auf Wiedersehen." Nur leise waren die Grüße der anderen, welche sichtbar eingeschüchtert waren von dem geheimnisvollen Fremden. Die Tür schloss sich, und es war, als würde eine Last von den Männern genommen, welche erst einmal eine kühle Erfrischung brauchten.
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    Mit kräftigen Flügelschlägen flog die Brieftaube davon. Sie würde wahrscheinlich eher am Zielort ankommen, als Gor Tr'ash.

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  • Im güldenen Tempel der Stadt des Lichts war Ruhe eingekehrt. Praios hatte schon vor einigen Stunden sein Antlitz von den sterblichen abgewendet und entlies die Rechtschaffenen in ihren wohlverdienten Schlaf. Doch nicht alle Bewohner der Lichtsttadt schliefen und einer von ihnen war der junge Novize Praderan. Mit seinen 17 Götterläufen war er nun schon fast bereit für die Weihe, doch ein paar Monate trennten ihn noch von den Prüfungen und der Bürde, die dann auf ihn zu kam. Wie so oft fand der junge Mann keinen Schlaf, da ihn die Lektionen des vergangenen Tages beschäftigten. Also saß er in seiner kleinen, nur von einer fast herunter gebrannten Kerze in einem fuseligen Dämmerlicht und kritzelte mit einer zerrupften Feder auf einem Stück Pergament Notizen, die er zu einem Kapitel aus dem Lehrbuch machte. Er sah etwas verärgert drein, da es ihm bisher noch nicht gelungen war, das Non plus Ultra für seine Abschlussarbeit zu finden. Die initiale Idee, die ihm seine Prüfung ermöglichen wurde.

    Praderan rieb sich verschlafen die Augen und es war nur eine Frage der Zeit, bis er über seiner Arbeit einschlafen mochte, als etwas von draußen seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Er ging zum Fenster und sah eine Taube auf dem Fenstersims. Sie war sehr abgekämpft und schien einen langen Flug hinter sich zu haben. Er nahm vorsichtig die Taube und entdeckte eine Rolle an ihrem Fuß. Er setzte das Tier ab und stellte ihm einen Becher mit Wasser hin, während er die Rolle entfernte und aufmachte. Sie war nicht versiegelt und er flog über die Zeilen. Seine Augen weiteten sich und ein Glanz trat in den Blick des jungen Novizen. Nachdem er gelesen hatte, ließ er sich zurück sinken und tätschelte der trinkenden Taube den Kopf, dann murmelte er nur einen Satz, bevor seine Augen zu fielen.

    "Das ist es!"

    „Wer auf Elchen reitet, muss sich nicht wundern, auf die Schaufeln genommen zu werden!“ Altes, bornisches Sprichwort.

  • Gor Tr'ash schlug die Augen auf. Dunkelheit umgab ihn, endlich! Er grub sich aus der Höhle wieder hinaus auf den Waldboden. So eine Bärenhöhle ist ganz praktisch, zumal der Bär nicht zugegen war. Sehr angenehm.
    Wieder auf den Beinen streckte er sich gut durch, dass es im Kreuz und in den Schultern knackte. Er zog sein Bündel mit der Rüstung und anderen Habseligkeiten aus dem Loch und schnallte sich die Rüstungsteile wieder an. Sachte fuhr er mit den Fingerspitzen über seine Brustplatte. Wie ein Blitz durchzuckte es ihn.
    Sie hatte schwarze Haare, die ihr wirr herunter hingen und auch einen Teil ihres Gesichts verdeckten. Dadurch sah sie richtig verwegen aus, und ihre dunklen Augen, die aufgeweckt und lebhaft blickten, unterstrichen diesen Ausdruck. Er schaute ihr Stunden lang zu, während sie seine Rüstung schmiedete. Er bezahlte sie mit gutem Gold und Zärtlichkeiten, sie passte seine Rüstung dafür perfekt an. Sie war leicht, aus seltenem Zwergenstahl gefertigt, vermutlich ein Vermögen wert mittlerweile. Er wusste nicht, wie sie damals an den Stahl gekommen war, sie sagte es ihm nicht, er fragte jedoch auch nicht extra großartig nach. Sie hatte einige Überraschungen für ihn parat, und der Abschied viel schwer. Frauen waren schon immer seine Schwäche. Mit einem Lächeln auf seinem Gesicht schloss er die letzte Schnalle. Langsam zog er seine Panzerhandschuhe über, nicht so billige Fäustlinge, wie sie die Meisten trugen, die sich überhaupt so eine Rüstung leisten konnten, sondern jeder Finger war einzeln bewegbar. Zufrieden zog er los, ging zurück auf die Straße um weiter zu wandern. Was würde ich nur für ein Pferd geben, dachte er bei sich. Doch leider mögen mich die Tiere nicht mehr... Sie meiden mich...was hast Du mir angetan, Amelthona?
    Er dachte an schönere Dinge, dachte daran, wieviel Spaß er mit ihr hatte.

    Stunden, ja es mussten Stunden vergangen sein. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht: eine Ansiedlung. Er würde nicht in einer Höhle übernachten müssen wie letzte Nacht. Die ersten Häuser...nein nicht gut, Bauernhäsuer...Tiere. Brrrrr
    Dann ein paar Blockhütten und ein Steinhaus, die Schmiede. Lydia. Ihr Name war Lydia. Schöne, wilde Lydia.
    Er klopfte an eine Tür, die Morgendämmerung hatte eingesetzt. Ein jüngerer MAnn öffnete die Tür. Misstrauisch wurde er beäugt. Dahinter ein älterer MAnn, die Forke in der Hand. "Guten Morgen. Mein Name ist Gor Tr'ash. Ich bin auf der Suche nach einer Schlafgelegenheit, ich bin schon die ganze Nacht über durchgewandert." Die Blicke wurden noch misstrauischer. "Soso...die ganze Nacht durchgewandert, also?" Der alte MAnn hatte keine schöne Stimme, wahrscheinlich, weil er zutiefst misstrauisch betonte. "Ja mein Herr. Die ganze Nacht. Und nun bin ich doch sehr müde." Er blieb in einem freundlichen Ton. Der jüngere Mann trug einen Knüppel, die Waffen waren immer noch erhoben, der alte Mann fragte weiter. "Weshalb wandert ein Mann nachts?" "Das ist eine sehr berechtigte Frage, mein Herr. Und ich werde sie auch beantworten. Wie Ihr Euch wahrscheinlich schon gedacht habt, gehöre ich einem Orden des Herrn Boron an. Nachts fühle ich mich geborgen, wandle in dem Schutze meines Herrn. Ich bin Golgarit und im Auftrag der Kirche aus Punin unterwegs, mein Herr." Das Misstrauen blieb, jedoch wurden die Waffen gesenkt. "Ein Golgarit also...Nun...tretet erst einmal ein." Der alte Mann schien nicht recht zu wissen, was er nun tun sollte. "Geppert, er soll ein Zimmer kriegen, einem Mitglied der Kirche wird bei uns geholfen," sagte der alte Mann schließlich überzeugt. "Verzeiht, aber es sind rauhe Zeiten momentan." "Selbstverständlich. Ich bedanke mich recht Herzlich für die Aufnahme." Gor Tr'ash deutete eine Verbeugung an, folgte dann dem Mann in ein Zimmer. Als dieser ihm ein Bett zu Recht gemacht hatte bedankte sich Gor Tr'ash noch einmal, und legte sich in das Bett. Er würde nur leicht schlafen, wer weiß...
    Gareth kam näher, und damit auch eine weitere Möglichkeit, Licht ins Dunkle zu bringen. Er musste lächeln bei diesem Gedanken, eine zynische Redewendung in Bezug auf ihn. Dennoch konnte er Zufrieden sein. Ein Vampir ist immer dann gut zufrieden, wenn er voll mit Blut ist ist, und durch den unfreiwilligen Umtrunk nach dem Überfall von den Wilden hatte er genug davon, würde sich in nächster Zeit keine Gedanken darum machen müssen, und in Gareth würde er bestimmt dazu kommen, unauffällig Blut zu trinken. Schließlich schloss er seine Augen, schlief ein. Ein leichter Schlaf.

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  • "Praderan, Guten Morgen." Custos Lumini Praioslieb, welcher die Morgenandacht halten würde, schien wohlgelaunt. Ein Lächeln war auf dem sonst sehr strengen Gesicht zu sehen. Praderan nickte höflich und grüßte zurück, schließlich begab er sich zu den anderen Novizen des Tempels. Nach der morgendlichen Andacht hatte er frei, erst morgen würden seine Unterweisungen fortgeführt werden.

    "Guten Morgen Donator Lumini Hargorn." Bevor der alte Greis antworten konnte, war Praderan schon an ihm vorbei, betrat die Bibliothek. Hargorn war immer noch dabei, mit seinen tattrigen Fingern das Monokel aufzusetzen, murmelte etwas in seinen schlohweißen Bart. Praderan verschwand in dem Geschichtsteil der Bibliothek.

    Staub wirbelte auf, als er die Pergamentblätter sauberpustete. Ein altes Siegel, er kannte es nicht. Die Schrift war noch einigermaßen lesbar. "530 v.HAL" errechnete Praderan, als er das Datum sah: geschrieben im Jahre 11 des Amelthona, stand auf dem Pergament. Es war in Bosparano verfasst, ein Umstand, der Praderan sehr entgegenkam. Die Augen weiteten sich beim Lesen. Das konnte nicht... Er fing an zu rechnen. 530 Jahre zu spät... murmelte er. Verwechslung, ja es muss... eine Hochstaplerin? Was wird da nur wieder ausgegraben? Wieviel weiß...nun, er kommt hierher, also nicht viel... . Praderan suchte nach mehr Pergamentrollen, hoffte, vielleicht sogar einen Folianten zu finden, oder kleines Buch...

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    Das Feuer warf tanzende Schatten auf ihren Gesichtern. Er saß mit Algor an einem seperaten Feuer, sie wollten ungestört reden. "Du wirst ihr folgen?" "Ja." "Du glaubst, sie ist es?" "Ja." "Sie hat Dich verführt." "Möglich." "Tatsache."
    "Wenn Du es sagst." "Tu es nicht. Sie ist dein Untergang." "Wir müssen alle irgendwann sterben." "Willst Du so sterben?"
    "Besser als irgendwo vergessen auf dem Schlachtfeld." "Im ehrenhaften Kampf, ein ebenbürtiger Gegner. Vergessen... Ich kannn Dich nicht vergessen." "Ich weiß." "Warum also?" "Ich kann nicht anders." "Das ist gefährlich. Töricht." "Ich muss. Es ist zu spät." "Du wirst gleich gehen?" "Ja." "Sie ist ungeduldig, oder?" "Ja." "Das ist schlecht. Versuche wenigstens klar zu denken." "Werde ich tun." Algors Blick sagte alles. Sie sahen sich noch einmal an. "Alter Weggefährte. Du bist verdammt." "Mag sein." "Tatsache. Du bist verdammt."

    Verdammt...hallte es in seinem Kopf wieder. Es war wieder dunkel mittlerweile. Algor hatte so Recht gehabt. Sie war eine Heuchlerin, eine verdammt gute sogar. Sie würde es heute immer noch schaffen. "Ich muss weiter," wechselten seine Gedanken das Thema.

    Geppert betrat den Raum, als Gor Tr'ash schon reisefertig war. "Es steht Essen auf dem Tisch." war die karge Begrüßung, Borondiener werden meist mit gemischten Gefühlen behandelt. "Danke." Er folgte Geppert an den Tisch, wo der Alte schon saß. Dazu eine ältere Frau, eine Frau mittleren Alters, wahrscheinlich Gepperst Frau, und drei kinder.
    Er aß stumm, es wurde nicht viel geredet, nur das Nötigste. Sie atmeten auf, als er sich höflich verabschiedete. Hinaus in die Nacht, Boron warf seinen Umhang über ihn. "Du bist verdammt."

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  • "Was machst du hier?" schallte es in Praderans Ohren. Er schreckte auf. Auf seiner Wange zeichnete sich ein deutlicher roter Fleck von dem Buch ab, über dem er eingeschlafen war. Er blinzelte und erkannte seinen Lehrmeister. Praderan suchte nach einer Eklärung, die für seinen Lehrmeister plausibel klingen könnte. Die stahlblauen Augen des Praioten ruhten auf Praderan und wanderten in lasziver Langsamheit zu dem Buch, das aufgeschlagen vor Praderan lag. Es zeigte die Zeichnung eines Mannes. Sein Gesicht war stark verzerrt und stark übertriebene Fangzähne ragten aus dem maulartigem Mund heraus. Unter der Zeichnung stand in verschnörkelter Schrift ein Name: Gor Tr'ash. Die buschigen Augenbrauen des Praioten zogen sich zusammen und sorgenschwere Falten zeigten sich auf seiner Stirn. Praderan vermied es, auch nur den Blick des Geweihten zu treffen und sah schuldbewusst herunter. Der Geweihte klappte das Buch zusammen und nahm es an sich. Auch die Pergamente, die auf dem Tisch verteilt waren, rollte er vorsichtig zusammen und nahm sie an sich. Bevor er sich entfernte um die Schriften wieder an ihren Ort zu bringen, wandte er sich dem Novizen zu. "Hör mir gut zu Praderan! Egal was auch immer dich veranlasst hat, dich mit diesem Thema zu beschäftigen, du bist zu jung dafür. Dies sind alte Geheimnisse und finstere Abgründe, mit denen du dich beschäftigst. Verschwende nicht deine Zeit damit nach Legenden zu suchen, wenn du bessere Dinge zu tun hast!" Praderan schaute weiter auf den Boden. Erst als er die Schritte des Geweihten hörte und wahr nahm, das dieser sich entfernte, wagte er es auf zu blicken. Er beobachtete ihn dabei, wie er den Folianten und die anderen Schriftstücke zurück in die Regale legte, um dann zu verschwinden. Praderan zog das Stück Papier aus seiner Kutte, das er bei der Taube gefunden hatte und drehte es in seinen Händen. Was auch immer der Geweihte bezwecken wollte, er hatte Praderans Neugier noch mehr geweckt. Der junge Novize stand auf und ging in seine Kammer. Mit einigen schnellen Handgriffen hatte er die wenigen persönlcihen Sachen zusammen gesucht und sie in seine Umhängetasche gestopft. Mit klopfendem Herzen ging er hinaus und lief die Gänge entlang. Es war gerade Mittagszeit und er eilte sich. Vielleicht konnte er es schaffen, bis zum nächsten Morgen wieder da zu sein. Vielleicht vermisste man ihn nicht, doch er musste es versuchen. Schließlich hatte er etwas sehr interessantes herausgefunden. Er erinnerte sich an den Tag, als seine Familie ihn von Jilaskan hier her geschickt hatte und er das Novizentum angenommen hatte. Seine Mutter hatte ihm ein Pergament mit gegeben. Er konnte sich gut daran erinnern, das der Geweihte, der ihn seiner Zeit in Empfang genommen hatte, große Augen bekommen hatte und es einige Aufregung gab, doch niemand wollte ihm sagen, was in dem Brief seiner Mutter gestanden hatte. Er wusste nur, das alle ihn ansahen, als hätten sie das Antlitz eines, nun seltsamen Wesens erblickt. Doch nun fügten sich die Teile langsam zusammen. Als die Priesterkaiser einst von Rohal dem Weisen, zerschlagen wurden, ging der Großteil von ihnen ins Exil. In Jilaskan fanden sie den geeigneten Ort um sich neu zu formieren. Nur sehr selten verließ jemand das Eiland und wenn dann war es aus gutem Grund. Praderan hatte sich nie viele Gedanken darüber gemacht, doch jetzt wusste er warum er ausgesandt worden war, um in der Stadt des Lichts, in der einst die Priesterkaiser über die bekannte Welt geherrscht hatten, zu lernen. Er wusste nicht viel über seinen Stammbaum oder seine Vorfahren. Doch eines war ihm heute klar geworden. Er kannte das Gesicht des Wesens, das er in dem Buch gesehen hatte. Seine Mutter hatte ihm davon erzählt. Der Name, das Gesicht alles war ihm bekannt. Doch noch konnte er die Verbindung nicht finden. Praderan verließ die Stadt des Lichts und verlor sich in den Gassen Gareths. In diesem Moment verdunkelte sich die Mittagssonne, fast als wolle Praios sein Antlitz abwenden.

    „Wer auf Elchen reitet, muss sich nicht wundern, auf die Schaufeln genommen zu werden!“ Altes, bornisches Sprichwort.

  • "Geliebter", hauchte eine Stimme, berauschender als jedes Kraut, welches er bisher geraucht hatte. Samtigweiche Haut fühlte er auf seiner Hand, zarte, streichelnde Bewegungen. Gebannt von den kohlschwarzen Augen war er nicht im Stande, etwas anderes wahrzunhemen, seine Gedanken verloren sich in einem rauschhaften Farbenstrudel.
    Er spürte kaum, wie er sich hinsetzte auf das gepolsterte, wertvolle LEder der Kutschenbank, direkt ihr gegenüber. Wie die Tür zuklappte und sich die Kutsche in Bewegung setzte. ihre Lippen bewegten sich, sie schien etwas zu sagen, doch er nahm es nicht wahr. Diese Lippen, rot und feucht. Die Berührung ihrer zarten Haut, wie sie seine Wangen streichelte, ihr Gesicht immer näher kam. Dann der Kuss...

    Mit einem schmerzenden Herzen erwachte Gor Tr'ash. Sein Unterleib war warm, er spürte Verlangen. Dazu diese Schmerzen, Sehnsucht. Sie war nicht hier, aber er war ihr schon wieder verfallen. Er blickte sich um, registrierte erst jetzt, dass er nicht in der Kutsche saß. Ein Zimmer. Dann kam die Erinnerung, wie er kurz vor Morgengrauen einen Weiler erreicht hatte, der ein Gasthaus besaß. Weshalb...Achja richtig. Gareth. Nur langsam arbeitete sein Gehirn wieder normal, konnte er klare Gedanken fassen. Doch dann tat er einen Fehler, und zuckte mit schmerzerfülltem Gesicht zusammen. "Du bist verdammt." Hallte es in seinem Kopf wieder. Algor..."Tatsache. Du bist Verdammt."

    Es schien noch nicht dunkel zu sein, er legte sich zurück und versuchte einzuschlafen.

    Das rumpeln der Kutsche und hin und wieder ein Befehl waren die einziegen Geräusche, die von außerhalb hereindrangen. Nachdem er sie geliebt hatte...hatter er? Saßen sie sich ein wenig ruhiger gegenüber. Er konnte seinen Blick nicht von ihr abwenden, nur ganz dumpf, ganz tief in ihm drin dachte er an Algor, welcher nun dort draußen das Kommando hatte. Seine Truppe war gut, einer der besten Söldnerhaufen Aventuriens, und teuer, verdammt teuer sogar.
    Aber 200 Mann können nichts gegen eine Armee ausrichten, schon gar nichts gegen eine Armee wie der der Priesterkaiser. Diese feigen Hunde! Söhne von Kamelen! Die Schlacht hätte gewonnen werden können! Dieser feige Mann, der sich Kalif schimpfte... wenigstens hatte er bezahlt, gleich im Vorraus. Ist das nicht meist ein gutes Zeichen?
    Er würde nicht so leicht aufgeben, würde SIE nicht so leicht aufgeben. Sollen sie an den Mauern des Palastes verrecken!
    Eine weitere Chance bekam seine warnende Stimme nicht, er war wieder ganz von ihr eingenommen. Bald würden sie den Palast erreichen, dort würden sie in Sicherheit sein.

    Wieder diese Schmerzen, wieso hatte er sich so von ihr einnehmen lassen? Algor war Schuld. Nicht sie. Algor hätte ihn retten können - müssen. Sie KANN nicht Schuld sein. "Ich bin wach." Registrierte er. "Glaube ich." Prüfend sah er sich um, er war wieder im Zimmer. Wunderbare DUnkelheit umfing ihn, beruhigte ihn, lies ihn klarer denken.

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  • Praios Antlitz verschwand langsamam Horizont und tauchte Garethien in ein rötliches Licht. Auf einer kleinen Weide, etwas abseits von der großen Reichsstraße, unweit von Gareth, waren die letzten Bauern damit beschäftigt ihr Vieh von den Weiden in Richtung der Stallungen zu treiben. Anderswo in aventurien mochten die Bauern ihr Vieh auch über Nacht im Felde lassen, doch hier, nah an der Kaiserstadt mit ihren Banditen und Räubern, die vom heimelnden Reichtum der Stadt angelockt werden wie Fliegen von Kuhdung, konnte man sich solcher Dinge nicht leisten. Jeden Morgen trieben die fleißigen Stützen des Landes das Vieh auf die Weiden und jeden Abend wieder zurück. So auch Hilbert Grachter. Hilbert hatte schon einige Götterläufe erlebt und trug ergrautes Haar, in dessen Mitte sich eine kahle Stelle ausbreitete. Hilbert war kein reicher Bauer, aber er hatte sein Auskommen und konnte mit Stolz von sich sagen, das er 2 Frauen überlebt und 6 Kinder groß bekommen hatte. Vielleicht mag es an der Mentalität der Garthier liegen, das sie sich für etwas besseres als andere Bauern, vielleicht mag auch Hilbert selbst nur etwas zuviel von sich halten, doch als er den jungen Mann in der groben Kutte erblickte, der mit den letzten Sonnnstrahlen die Straße hinunter ging, konnte er nicht anders als ein lautes, gut hörbares

    "Die gütige Peraine mit euch, Wandersmann!"

    zu posaunen. Der junge Mann allerdings sah sich erst verwundert um, bevor er die Quelle der Worte ermittelt hatte. Er zögerte einen Moment und bewegte sich auf Hilbert und seine Tiere zu.

    "Praios mit euch, Bauer!"

    Hilbert runzelte ein wenig die Stirn. Er kniff die Augenlider zusammen und versuchte den jungen Mann besser zu erkennen, da sein Augenlicht nicht mehr das beste war. Erst als der junge Herr so weit heran war, das er Hilbert leicht einen Knüppel hätte überziehen können, erlaubten es die Augen des Alten den Jungen vor ihm genau zu erkennen. Er war recht gut aussehend mit markanten Zügen und stechenden blauen Augen. Das Haar war kurz geschnitten und die Haut war glatt und jugendlich. Er mochte noch keine 18 Götterläufe überstanden haben und an seinen Händen schienen sich keine Schwielen zu finden, die auf harte Arbeit gedeutet hätten. Mit der linken umklammerte er einen provisorischen Wanderstab und auch die Schuhe sahen nicht wirklich danach aus, als würden sie eine längere Wanderung überstehen. Hilbert nickte dem Jungen zu und brummte ein nicht mehr ganz so freundliches

    "Wohin des Weges, junger Mann? Nach Wehrheim, um Soldat zu werden vielleicht?"

    Das hätte gepasst dachte sich Hilbert. Der Kerl sah aus, als wolle er in einen Krieg ziehen, jedenfalls deutete sein Gesichtsausdruck etwas ähnliches an. Er hatte selten bei einem so jungen Mann einen derart verbissenen Ausdruck im Gesicht gesehen und Hilbert kannte eine Menge Gesichter, auch wenn ihm mittlerweile zu den meisten ein Name fehlte.

    "Nein! Ich suche jemanden. Vielleicht ist er hier vorbei gekommen. Ein Mann, recht hoch gewachsen mit düsterem Aussehen. Ich nehme an, er trug schwarze Kleidung. Hat er eine solche Person erblicket, Bauer?"

    Hilbert hob die Augenbrauen und starrte den Knaben, der er in seinen Augen war an. Was dachte sich der Bursche eigentlich wer er war. Kommt hier vorbei gelaufen, als wäre er der zurück gekehrte Kaiser Hal und spricht mich mit er an. Was für eine Schande, wie verkommen doch die Jugend war. Kein Respekt mehr vor dem Alter. Hilbert zögerte. Ja, er wusste ziemlich genau auf wen die Beschreibung passte. Als er gestern bei der feschen Gerlinde im Gatshaus war, er schwörte darauf, das die kockette Kleine in ihn verliebt war und um ihr den Gefallen seiner anwesenheit zu machen, schaute er täglich bei ihr vorbei, war ein Kerl am frühen Morgen eingekehrt. Hilbert hatte gerade das Vieh auf die Weide getrieben, wie jeden Tag und wollte sich ein Frühstück genehmigen, wie jeden Morgen. Deshalb war er in die Gaststube gegangen, wie jeden Morgen und hatte ein deftiges Bauernfrühstück bestellt, wie jeden Morgen. Dann hatte er Gerlinde auf den prallen Hintern geschaut, wie jeden Morgen und dann ahtte sich die Tür geöffnet, wie jeden Morgen. Oder eher nicht. Denn der alte Hilbert war so früh morgens meistens der Einzige Besucher in der Schenke, denn die anderen kamen erst nach Sonnenaufgang, doch da gedachte Hilbert eigentlich schon zu schlafen. Doch diesmal war es anders. Ein Mann war eigetreten und hatte sich aufmerksam umgeschaut. Der Kerl war richtig unheimlich, denn aufgrund der schlechten Augen Hilberts konnte dieser von weitem nur Umrisse erkennen und der Mann wirkte wie eine hoch aufragende schwarze Gewitterwolke. Hilbert spürte irgendwie immer, wenn es Ärger gab und dieser Kerl stank nach Ärger, ach was, er war der Ärger in Person. Also hatte Hilbert ihn nicht einmal angesehen und so getan, als bemerke er ihn nicht. Mit leicht schielendem Blick, obwohl Hilbert eigentlich immer leicht zu schielen pflegte, sah er zu Gerlinde auf. Diese strahlte über Beide Ohren und begrüßte den Herrn mit blumigen Worten.

    "Willkommen im Gasthaus "Trautes Heim" wollt ihr ein Frühstück?"

    Der MAnn hatte eine tiefe und bedrohliche Stimme, so kam es Hilbert jedenfalls vor, als er antwortete

    "Nein! Habt dank, aber ich hätte gern ein Zimmer. Wenn es geht jetzt und ich will den Tag über nicht gestört werden."

    Hilbert erinnerte sich gut an den ungläubigen Blick Gerlindes, doch sie fasste sich schnell und antwortete freundlcih

    "Nun, natürlich haben wir ein Zimmer für euch, hoher Herr. Ich werde euch gleich hin führen. Sagt mir nur, wenn ich euch irgendwie dienlich sein kann. Egal was es ist!"

    Hilbert staunte nicht schlecht, denn zu ihm hatte Gerlinde noch nie so gespochen, doch das lag wahrscheinlcih daran, das er ihr Oheim war. Sie barchte den Schwarzen auf das Zimmer und kehrte erst anch einer ganzen Weile wieder zurück. Hilbert hätte gern mit ihr über den seltsamen Kerl gesprochen, doch Gerlinde starrte die Treppe hoch und schien abwesend. Vielleicht hätte Hilbert sich über die zwei kleinen, blutigen Male an Gerlindes Hals gewundert, doch Hilberts Augen waren nicht mehr die Besten und so sah er es nicht. Ihm fiel der junge Mann ein, der sich wie ein Kaiser gebar und ihn etwas gefragt hatte. Nun war Hilberts Gedächtnis auch nicht das Beste und er konnte sich schon nciht mehr an die Frage erinnern. Der Kerl wollte bestimmt nach Wehrheim, um Soldat zu spielen. Vielleicht wollte er gar Offizier werden und benahm sich deshalb so. Also deutete Hilbert in Richtung Wehrheim und krächzte

    "Immer da lang, euer Hoheit. Da werden euer Hoheit finden, wonach euch verlangt!"

    Praderan nickte und blickte zu dem Bauern herab. Sein Mund öffnete sich und die Worte verließen ihn schärfer als beabsichtigt. Er hatte nie schlecht von Bauern gedacht, oder sich ihnen überlegen gefühlt, um ehrlich zu sein, hatte er sich nie Gedanken über Bauern gemacht. Für ihn waren sie einfach da und er wunderte sich nur was so ein Bauer wohl den ganzen Tag machte. Nicht viel wahrscheinlich. Ihr Vieh hin und her führen und in den Tag hinein leben. Wahrscheinlich war dies der Grund für den plötzlichen Gefühlsausbruch als er den Mann ansprach

    "Aha! Und jetzt gehe er mir aus den Augen, Scherge, bevor er meinen Stock zu spüren bekommt. Das nächste mal wird er einen Mann des Praios nicht ansehen, wenn er mit einem spricht und die Titulator wird er auch richtig anwenden, sonst sollen ihm die Augen herausgebrannt werden. Er darf sich glücklich schätzen mit einem Herrscher im äNamen Praios zu sprechen, das soll er nie vergessen."

    Praderan legte sich fassungslos die Hand auf den Mund. Als hätte sich der alte Bauer in eine Schreckenskreatur verwandelt, nahm Praderan Abstand. Er drehte sich um und rannte los. Was war das. Er hatte die Worte gehört und sie waren aus seinem Mund gekommen, doch er selbst hatte sie nicht gesprochen. Irgend etwas stimmte nicht. Er fühlte sich seltsam, seit er bei der letzten Rast das Bild angesehen hatte, das er auf einer vergilbten Pergamentrolle gefunden hatte, angesehen hatte. Es war sehr alt gewesen und ließ keinen Zweifel das es aus den alten Zeiten stammen musste, als der Kaiser von den Geweihten des Praios gestellt worden war. Die Hochzeit des Praiosgalubens, war es und der Herrscher, dessen Bild er bei sich trug hatte irgendwas mit dem Kerl zu tun, der augenscheinlich ein Wesen war, das keine Lebensberechtigung in den Augen des Herrlichen hatte. Sein Name war Amelthona...

    Hilbert schaute dem Jungen hinter her, der wieein verückter die Straße entlang rannte. Er zuckte mit den Schultern und hob die HAnd zum Gruß. Sollte er doch glücklich werden als Soldat. Aber immerhin war er ein höflicher, junger Mann. Hilbert erinnerte sich zwar nicht mehr daran, was der Junge von ihm wollte, aber das er ihm zum Dank seinen Wanderstock dagelassen hatte, freute den Alten. Es gab also doch noch Hoffnung was die Jugend betraf. Und so führte der alte Hilbert seine Tiere zum Stall, um sich danach ein kräftiges Abendbrot bei der feschen Gerlinde zu genehmigen, so wie jeden Abend und ihr auf den prallen hintern zu schauen, so wie jeden Abend.... doch irgendetwas würde anders sein. Irgendjemand war in die Schänke gekommen, über den er sich sehr gewundert hatte, doch er konnte sich einfach nicht daran erinnern...

    „Wer auf Elchen reitet, muss sich nicht wundern, auf die Schaufeln genommen zu werden!“ Altes, bornisches Sprichwort.

  • Es kam wie ein Blitz. "Ich habe doch nicht..." Eine kurze Erinnerung überzeugte ihm vom Gegenteil. Weshalb...Prioritäten!
    Er leckte sich über seine Eckzähne. Gut. Seine Fangzähne waren nicht sichtbar, dass ist wichtig. Sie dürfen nicht unkontrolliert zum Vorschein kommen.

    Gerlinde war wie jeden Abend damit beschäftigt, in der Schankstube zu arbeiten. Heute waren nicht ganz so viele Gäste im GAsthaus, der erste Tag nach Praiostag war meist sehr anstrengend und nur die Stammgäste hatten die Kraft, am Abend noch einen zu heben. Natürlich war auch wieder Hilbert zugegen, welcher fast an jedem Abend hier einkehrte, dieser lustige alte Knilch! Irgendwie mochte sie ihn, wahrscheinlich, weil er ein Auge auf sie geworfen hatte und sie sich ein wenig geschmeichelt fühlte. Gerade trug sie ein MAß Bier zu seinem Tisch.

    Wie fast jeden Abend kehrte er im "Trautes Heim" ein. Gerlinde war natürlich da, und ihm wurde gleich warm ums Herz. Sie brachte ein Maß Bier zu ihm, als sie kurz zu stocken schien. Irgendwie angespannt überreichte sie ihm dann stumm den Krug, geistig abwesend. So war sie noch nie zu ihm, wenngleich er natürlich weiterhin der festen Überzeugung war, dass sie ihm nur die Liebe nicht gestand, weil sie Respekt und Anstand hatte. Danach schwebte sie geistesabwesend zu der Treppe. Sie schwebte natürlich nicht wirklich, aber es sah in seinen Augen so aus, federleicht ihr Gang, irgendwie anmutig, wie eine Tänzerin.

    "Gerlinde" leise und rauschend wisperte eine Stimme in ihrem Kopf. "Komm zu mir." Nun war der Ton befehlend. "Komm." Sie stand an dem Tisch von Hilbert, so glaubte sie jedenfalls, denn sicher war sie sich nicht, da ihr ganzes Streben der Stimme gewidmet war. "Komm zu mir." Verlockend, befehlend. Sie schritt zu der Treppe. "Ja, komm näher." Sie stieg die Treppe empor, sie wusste in welches Zimmer sie musste. Es kam jedoch alles anders, sie es erwartet hatte. Sie wusste nicht einmal genau, ob sie glücklich starb.
    Sie sollte eine Stunde später von dem Wirt gefunden werden, da sie im Schankraum vermisste wurde, man sie jeodch zunächst nicht fand. Am nächsten Morgen wurde dann einer der Büttel gerufen, wahrscheinlich würde aus dem nahegelegenen Gareth jemand kommen und sich der Angelegenheit annehmen.

    Da stand sie, oben an dem Treppenansatz angelangt. Sie begab sich zu ihm, er wartete im letzten Zimmer auf dem Flur, nicht das Zimmer, wo er geschlafen hatte. Sie wunderte sich nicht darüber, dass er das Bettlaken in mehreren LAgen übereinander um seinen rechten Arm, vor allem um die HAnd gewickelt trug, und sie sich vor ihn stellen sollte, die Decke zwischen sie beide gehalten. Sein Oberkörper war frei, und sie sehnte sich danach, über seine muskolösen Arme zu streichen, seinen samtig weichen, dennoch straffen Oberkörper zu streicheln. Schließlich befleckte Blut, und davon nicht zu knapp, die Bettdecke, einige Sprenkel und Spritzer auch das Gesicht von ihm. Sie fiel ihm in die Arme, oder besser gesagt, in die Decke.

    Gor Tr'ash legte das blutige LAken wieder zurück auf das Bett, jedoch wie die Decke sehr zerwühlt, und halb vom Bett herabhängend, sodass ein blutiger Zipfel der Decke in der kleinen Blutlach hing, die vor dem Bett entstanden war.
    Es sah sehr realistisch aus: das blutige Laken, die blutige Decke, sie wollte fliehen. An ihrem Hals würde niemand mehr die zwei roten Punkte sehen, sie hatte keinen Hals mehr, sie besaß bestenfalls einen Fetzen Fleisch zwischen Kopf und Rumpf. Das Messer welches er als gebrauchsgegenstand von dem Entdecker mitgenommen hatte, ließ er auf dem Laken liegen, man konnte durch das viele Blut sowieso nur erahnen, dass es sich um ein Messer handelte, bevor man es aus der Lache auf dem Laken herausnahm. Nachdem kaum noch Blut aus ihr floss, und sie nur ein paar Tropfen verlor, welche nicht von ihrem Kleid gierig aufgesogen wurden, trug er sie zum Fenster, das Zimmer war zum Hinterhof gelegen. Ein dumpfes, knackendes Geräusch war zu hören, mehr nicht. Anschließend "verwüstete" er das Zimmer, er machte einem proffessionellen Einbrecher alle Ehre.

    Wieder in seinem Zimmer kontrollierte er alles, kein auffälliges Blut, welches man in dem Schein der Lampen erkennen konnte. Er legte sich wieder hin, der Wirt wusste, dass er am Abend geweckt werden wollte. So lag er auch da, als der Wirt in aufweckte. "Mein Herr, sie wollten geweckt werden." "Wie..oh ja! Ich bedanke mich! Ich muss morgen früh in Gareth sein. Sehr wichtig, wissen sie, aber ich war gestern morgen einfach zu müde um den Rest des Weges zu gehen, ich war 3 Tage auf den Beinen ohne Schlaf, aber wie es aussieht, komme ich rechtzeitig zu meinem Vater." Der Wirt war mit seinen Gedanken ganz woanders, das merkte Gor Tr'ash sofort. "Sie wirken etwas in Gedanken versunken." Der Wirt konnte sich nicht mehr beherrschen, schluchzte los. "Das arme Kind! Sie hatte noch ihr ganzes Leben vor sich!" "Was...was ist denn passiert?" "Sie wurde ermordet! Hier! In meinem Haus! Dieses Schwein das das getan hat! Hoffentlich kommt der Büttel gleich! Ich sagt Gerbold doch extra, er solle sich beeilen ihn zu holen!"

    Noch bevor der Büttel eintraf verabschiedete Gor Tr'ash sich, wünschte dem Wirt noch alles Gute, und dass der Mörder erwischt werden würde. (Es war nicht leicht dies zu sagen ohne zu grinsen) Er schien sich noch einmal gerettet zu haben, nicht zuletzt, weil das Mädchen gar nicht einmal so dumm war, hatte sie die beiden Punkte doch gut versteckt gehalten. Ich muss vorsichtiger sein, dachte er. Irgendetwas ist anders als sonst, ich muss mich stärker beherrschen.

    Nach kurzer Wanderzeit tauchte Gareth vor ihm auf, doch es würde noch eine Weile dauern, bis er die Metropole erreichen würde, welche ihre Schatten weit warf...

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  • Das Schloss.

    Hatte ihn seine Stimme nicht gewarnt? Ja! Hatte er auf sie gehört? Nein! Ja, es war groß. Aber es war eben ein Schloss, keine Burg, oder gar Zitadelle. Er sah es seinen Männern an: noch nie hatten hatten sie an ihm gezweifelt, hatten ihn vergöttert. Aber nun...

    Sie war wieder in seinem Vordergrund, längst war Algor wieder Kommandant, sah mit schmerzverzerrtem Gesicht zu ihm.
    Schließlich begleitete er sie in das Herrenhaus, besser gesagt, in das Damenhaus, wie es hier besser heißen sollte.
    "Hier sind wir sicher." Algor schaute ihn nicht einmal ungläubig an, wenigstens das hätte er tun können, stattdessen nur Mitleid. "Teil die Posten ein, wenn sie kommen, müssen wir bereit sein, uns zu verteidigen." "Amran Tir," war die Knappe Antwort von Algor, ein Ort, wo sie zusammen gefochten hatten. Er hatte Gor Tr'ash nicht im Stich gelassen, als einziger.
    Seitdem war er sein Stellvertreter. Dann war Gor tr'ash wieder weggetreten, die verschlagenen Blicke der Heuchlerin blitzen zu Algor, wussten, dass sie gewonnen hatte.

    Dann kam der Feind. Es gab nur wenige Überläufer, der Söldnerhaufen war deszipliniert, und treu. Algor sowie zwei weitere Söldner schafften es bis zu den Gemächern der Heuchlerin zurückzuweichen.
    Gor Tr'ash hörte ihre Worte nicht, da sie von den Schreien Algors und dem Bersten der Tür zum Saal übertönt wurde.

    Menschen strömten hinein und einer ging vorne weg. ein Mann in prachtvoller Rüstung mit einem Sonnenzepter in der Hand. Seine Stimme hallte von den Wänden wieder.

    "Und nun erwartet euch eure gerechte Bestrafung. Wiedersetzt euch nicht, denn der Bannbulle ist gesprochen vor den Kirchen der Zölfe. Ihr seid hiermit zum Tode verurteilt, wegen Verrates an den Zwölfen, der Schöpfung und ser gesamten Menschheit. Es gibt nichts womit ihr euch verteidigen könnt, also machte euren Frieden mit der Welt und tretet vor Rethon, der unbarmherzigen, damit sie über euch richte. Fürchtet die zwölfgöttliche Verdammnis, Hela Horas!"

    Er konnte sich nicht mehr lösen, dann wurde es schwarz um ihn. Die Schreie von IHR tönten noch in seinem Kopf. Etwas gefiel ihm nicht, Schwärze.

    Es ergab keinen Sinn. Er rieb sich über sein stoppeliges Kinn. Er saß auf dem Bett in dem Zimmer eines Garether Wirtshauses, den Namen hatte er momentan vergessen, oder verdrängt. Weshalb... wieso nur wurde er so schnell... wurde er überhaupt? Er musste überlegen. Er würde gleich in die Bibliothek müssen, nur so konnte er Antworten finden, auf seine Fragen, welche momentan so zahlreich waren.

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  • Die Bilder waren nicht einmal das Schlimmste. Sie waren natürlich schlimm, aber nicht so grausam wie die Geräusche. Ihre Niederlage war so deutlich wie das Praiosantlitz im Hochsommer zur Mittagsstunde. War es Fluch? War es eigene Kraft? Jetzt war es vorbei, oder besser gesagt: es fing von Neuem an. Sie war die Richtige, das wusste sie intinktiv. Sie war beinahe so schön wie sie, und beinahe so verdorben. Dennoch gab es einen riesigen Unterschied zwischen ihnen, aber dies war für den Moment nicht weiter schlimm. Sie war auf dem Jahrmarkt in Fasar unterwegs. Das gute alte Fasar.

    Sherima stockte plötzlich, einige Passanten drehten sich zu ihr um, sie wurde von hinten angerempelt. Es folgte ein grummeliger Fluch, das Treiben ging weiter. In einer dunklen Ecke konnte sie anhalten. Sie schüttelte den Kopf, als würde dies gegen das beklemmende Gefühl helfen.
    Erste Schlieren verschleierten ihren Blick, sie musste sich mit einer Hand an der Wand abstützen. Ein Mann ging vorüber, bemerkte die hilflos ausgestreckte Hand nicht, das schöne Gesicht, den Mund zu einem tonlosen Schrei geöffnet. Schwarz. Das erste was Sherima hörte war ihr Herzschlag, dumpf, aber kraftvoll. Dann drängte sich etwas in den Vordergrund, etwas Gewaltiges, etwas Unaufhaltbares. Lange musste Sherimas Geist nicht gefangen bleiben, wobei sie selbst in anderen Zeitabschnitten rechnete.

    Gor Tr'ash hielt sich den gesenkten Kopf, sein Körper war gekrümmt. Die Rechte hielt sich an etwas Hartem fest. Ein Holzboden drehte sich vor ihm, nein in seinem Kopf drehte sich alles. Langsam wurde das Drehen und Schwanken weniger. Er war noch immer im Gasthauszimmer. Was bei Boron ging hier vor? Was war das für eine Vision? Wieso wusste er den Namen von Sherima...nein es war nicht Sherima! Es war Sie! Er war verwirrt. Wer hatte vor so langer Zeit mit ihm gespielt? Sherima? Oder doch Sie? Ich muss zur Bibliothek, war sein Gedanke, als er sich sein Hemd überstreifte. Sofort. Oh gesegnete Dunkelheit!

    In einem kleinen, holzgetäfelten Raum ohne erkennbare Tür saßen an dem kleinen Tisch mit vier Polstersesseln die vier höchsten Vertreter der Praioskirche, welche momentan in Gareth weilten. Auf dem Tisch lagen Schriften, welche ein neugieriger Novize schon betrachtet hatte.
    Mit ernsten Minen wurde diskutiert. War es so weit? Wenn ja, so mussten sie auf der Hut sein. Mit so einem Vertreter ist nicht zu spaßen.

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  • Schummriges Licht erfüllte die Gassen, durch einige Fensterläden drang Licht nach außen. Gor Tr'ash wusste nur ungefähr den Weg, wusste, dass er sich östlich halten musste. Hinter der nächsten Ecke war ein Mensch, dass spürte er. Er ging herum.

    Fassungslos musste Sherima mit ansehen, wie der Mann weiterging, sie nicht beachtete. "Er kann DIch nicht hören, mein Kind." Diese Stimme in ihrem Kopf... So... machtvoll, weiblich... "Freue Dich! Ich habe DIch zu meiner höchsten Sklavin gewählt! Nun, Deinen Geist brauche ich hier nicht... Alles explodierte in einem Farbenwirbel.

    "Alles in Ordnung mit Ihnen, mein Herr?" Die junge tulamidsche Dame schaute ihn sorgenvoll an. Bei Rahja war sie schön! Ihr anmutiges Gesicht! Sie musste ihn an SIE erinnert haben, und er konnte eine Ähnlichkeit nicht abstreiten. "Ja, alles in Ordnung, Lady," antwortete Gor Tr'ash, schob sanft ihre zarte Hand zurück, welche sie ausgestreckt hatte um ihn im Gesicht zu brühren. "Ich hatte gerade ein Dèjavùe." Sie blickte ihn überrascht an. "Sie scheinen nicht nur gebildet auszusehen sondern auch zu sein?" "Ich darf annehmen, dass ich einer Dame aus gutem Hause und Umfeld gegenüberstehe? Dazu auch noch so zauberhaft schön! Könnten Sie noch etwas in meinem Traum bleiben?" Sie senkte scheu ihre Augenlieder, ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. "Mein Herr..." "Ich bewundere tulamidische Frauen." "Woher..." Verwirrt blickte sie ihn an. Er tippte sich mit dem Finger an sein rechtes Augenlied. "Novadische Frauen würden die Farbe anders wählen und das Muster ebenfalls." Jetzt war es Anerkennung, welche in den Augen der jungen Frau zu lesen war. Sie musterte ihn regelrecht. "Ich scheine heute Abend großes Glück zu haben," sagte sie belustigt. Ja, das kannst Du laut sagen, noch habe ich reichlich Blut, meine Wüstenblume, schoss ihm ein schroffer Gedanke durch den Kopf. Dabei lächelte er gewinnend. "Sie nehmen mir die Worte aus dem Mund, Blume des Südens. Ich brauche Ihre Hilfe." Ihre dunklen Augen zeigten Überraschung, er lächelte etwas verlegen daraufhin. "Ich kenne mich hier in der Stadt nicht sonderlich gut aus." "Nun, was suchen Sie, mein Herr?" "Die öffentliche Stadtbibliothek. Ich suche ein historisches Buch, und hoffe, es ist in der riesigen und berühmten Bibliothek einzusehen." "Ich werde Sie gerne zu der Bibliothek führen, wehrter Herr."

    Er verabschiedete sich von Yasinthe, widerstand dem gefährlichen Drang, unauffällig herauszufinden, wo sie wohnt, und blickte nicht ohne Respekt die hohen, alten Mauern des Gebäudes empor. Die Bibliothek war sogar des NAchts geöffnet, wie er von Yasinthe erfuhr. Man muss den nachts diensthabenen Bibliothekar fragen, ob man das Gebäude betreten darf. Man sah den WAchen und auch dem alten Hutzelmännchen die Furcht vor ihm an, doch sie ließen ihn in die Bibliothek. Dort machte sich Gor Tr'ash auch sogleich ans Werk, wobei es erst schweirig war den Bibliothekar loszuwerden, welcher diensteifrig helfen wollte, standen doch nur zwei ältere Männer, vermutliche Gelehrte, vielleicht sogar Magier, an Lesepulten und wälzten dicke Bände. Er wollte sovel wissen, hoffentlich stieß er auch verwertbare Informationen. In den dunklen Räumen, spärlich ausgestattet mit Gwen Petryl Steinen, da offenes Feuer strengstens untersagt war, begann er zu suchen.

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  • "Praios zum Gruße, es ist mir ein Ehre sie hier zu sehen," hörte Gor Tr'ash den Bibliothekar sagen. "Danke mein Herr," antwortete eine junge Männerstimme. "Darf ich Euch bei der Suche behilflich sein?" "Das wäre sehr nett, Danke. Ich suche Material aus der Zeit der Priesterkaiser ." Gor Tr'ash musste sich zusammenreißen nicht plötzlich mit dem Rascheln aufzuhören, das wäre zu verräterisch. So machte er noch zwei, drei Skunden weiter, entfernte sich dann aus der Ecke der Bibliothek ein paar Regale weiter hnein ins Gemäuer. Er hörte die Schritte der Beiden näher kommen. "So da wären wir, Luminiquaestor, ich hoffe, Sie werden in diesen Pergamentrollen fündig." Gor Tr'ash hatte seine Kiefer aufeiandergepresst, an seinem seitlichen Kopf sah die Äderchen etwas hervortreten. Nicht jetzt! Und dazu auch noch ein Praiot! Wenigstens nur ein Knabe! Die Schritte des Bibliothekars entfernten sich wieder in Richtung Eingang. Er hörte den Knaben murmeln, seine Sinne enttäuschten ihn nicht. "Ah ja, hier haben wir etwas... schön, Amelthona. Nein, nur eine Erwähnung...wenn ich doch das Buch noch hätte..." Eine Zet lang war der Knabe still, Gor Tr'ash lauschte gebannt, ob er noch etwas sagte oder sich Schritte von anderen ihm näherten. "hier ist etwas herausgerissen, seltsam...der ganze untere Teil fehlt, keine Brandspuren..." Wieder Stille, der Junge intererssierte ihn. Langsam und lautlos schlich er eine Regalreihe näher heran, noch zwei trennten sie voneinander. Noch eine. Das letzte Stück, dann konnte er um die Ecke luken und ihn sehen. Der Junge war in ein Pergament vertieft, der untere Teil davon fehlte. Die Stirn lag in Falten, offenbar handelte es sich um etwas Interesanntes. Der Knabe strich über die abgerissene Kante, schien geistesabwesend. Dann legte er das Pergament ruckartig auf den Boden auf dem er saß, und nahm sich ein anderes. "Wusst' ichs doch!" Hörte er den Jungen gedämpft triumphieren. "Was bist Du, Gor Tr'ash?" Wie versteinert verharrte dieser kurz, ertappt. Als seine Starre sich wieder löste schlich er zurück, er hatte genug gehört. Das machte die Sache komplizierter als sie so schon war. Man wusste von ihm. Er schlich einige Regalreihen weiter, die Zeit von Hela Horas lag noch etwas weiter zurück. Dort angekommen machte er sich prompt auf die Suche. Es gab keine Hinweise, alles war so, wie er es schon aus der Geschichtsschreibung wusste: Hela Horas starb in der Schlacht, sie wurde von den Göttern vernichtet. Die Antworten mussten also zur Zeit des Amelthona zu suchen sein. Eine ganze Stunde verging, wo Gor Tr'ash darauf wartete, dass der Novize verschwandt. Dann machte er sich über die Pergamente her. Es dauerte einige Minuten, dann hellte sich seine Miene auf. Ein Schriftstück, geschrieben zur Zeit des Amelthona, der Glätte nach zu urteilen aus einem Buch gefallen, welches er schnell ausfindig machen konnte: ein paar Fingerabdrücke im Staub auf der Buchoberkante. Er las den Buchrücken. "Die Priesterkaiser - Blendende Regentschaft" Der Autor hatte wohl eine gute Portion Sarkasmus. Doch das Schriftstück interessierte ihn mehr. Es war nicht von dem Autor, die Handschriften passten nicht. Der Knabe hatte ein loses Blatt des Buches ebenfalls angeschaut, ihm wurde klar warum. Auf beiden Schriftstücken ging es um Amelthona und seine Taten während der Regentschaft. Der Text aus dem Buch war sicherlich ein wenig ideologisch geschrieben, um die Praioskirche der heutigen Zeit zu loben, ("das Buch ist jedoch auch schon fast 100 Jahre alt," dachte er bei sich) aber die Fakten waren logisch und in sich schlüssig. Der andere Text begann gleich, eine Abschrift könnte man meinen, nach längerer und genauerer Betrachtung des Pergaments fragte sich Gor Tr'ash jedoch, wer von wem abgeschrieben haben könnte. Doch dann, nach etwa der Hälfte des Textes, kurz vor dem abgerissenen Teil, gab es eine Änderung. Wurde noch zuvor von einigen Scharmützeln nahe der Oase Kemi berichtet, fing nun ein völlig anderer Text an. Lesbar war nicht mehr viel, nur noch der Anfang eines Satzes in derselben Zeile und ein Teil, wo schon die unteren Teile der Buchstaben abgerissen waren. Gor Tr'ash las: "Und es begab sich, dass Amelthona", und nun musste Gor Tr'ash aufmerksam die letzten Worte entziffern welche noch lesbar waren, "Jagdt auf das Dämonenweib und den Schlächter machte, welche"... mehr konnte er nicht entziffern.
    Was geschah hier? Was wurde versucht zu verheinlichen? Er kannte die Antwort. Schön und gut, aber was hatte er genau damit zu tun? Er merkte sich die Worte gut, steckte das Pergament wieder an die gleiche Stelle zurück, genauso falsch, wie es der Grünschabel gemacht hat. Er verabschiedete sich aus der Bibliothek, ließ die kurze Leibesvisitation zu. Wieder zurück in dem Wirsthaus packte er seine Sachen zusammen. Zu riskannt, er hatte dem Wirt seinen Namen genannt. Schließlich machte er sich auf den Weg in finsterere Gegenden Gareths, um dort irgendwo ein Quartier zu finden wo niemand fragt, am besten ein ganzes Haus für sich.

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  • Praderan grübelte darüber nach, was ihm die Informationen bringen konnten, die er aus den Pergamenten entnommen hatte. Er lief durch die dunklen Gassen Gareths und war so sehr in seine eigenen Gedanken vertieft, dass er die Veränderungen der Stadt um sich herum nicht wirklich wahr nahm. Die Straße, in die er eigentlich hätte abbiegen müssen, hatte er schon vor einiger Zeit passiert, ohne es zu bemerken. Als er das laute Geräusch einer Tür hörte, die heftig aufgerissen wurde und aus heiterem Himmel ein Mann vor ihm im Dreck der Gasse lag, blickte er erstaunt auf. Oje, er war in Meilersgrund gelandet, einem der übelsten Stadtteile Gareths. Er hatte wohl wirklich geschlafen beim Gehen und nicht bemerkt, das er in die falsche Richtung gelaufen war. Der Mann vor ihm rappelte sich langsam auf, während eine derbe Männerstimme von der Tür aus rief
    „Und wagt dich nie wieder hier rein, sonst war es das letzte was du getan hast, du Bastard!“
    Praderans Blick war starr auf die Tür gerichtet, die anscheinend zu einer Schenke gehörte und sich nun schloss. Der Mann hatte sich wankend aufgerichtet und rempelte Praderan beim Vorbeigehen an. „Hey, lass mich durch da, du Kuttengespenst!“ brummte der Säufer, dessen Atem Praderan fasst die Luft raubte. Praderan packte den Mann am Kragen und riss ihn herum. Sein feuriger Blick bohrte sich tief in die Augen des Betrunkenen, während er ihm mit der Linken eine schallende Ohrfeige verpasste. Seine Stimme schwoll an, als er den Mann tadelte
    „Was bildet er sich ein, Gewürm. Seien Seele soll dorthin fahren wo seines Gleichen hingehört, in die tiefe Dunkelheit der Niederhöllen. Wage er es nicht Hand an den obersten Dieners des PRAios zu legen, sonst wird er es bereuen. Und nun gehe er nach Haus und stelle sich der Verantwortung, die er vor Praios hat. Er suche sich Arbeit und solle beten für sein Seelenheil!“

    Der Mann sah Praderan mit großen Augen an. Der unscheinbare Junge, den er angerempelt hatte, weil er ihn gar nicht bemerkt hatte, schien ihm direkt bis in die Tiefen seiner Seele zu blicken. Die Worte erreichten ihn und brannten den Nebel, den der Alkohol um seinen Verstand gelegt hatte fort. Sie gruben sich tief in seine Gedanken und verdrängten allen Kummer und alles Leid, das ihn ergriffen hatte. Der Zwang sich dem Alkohol aus zu setzen verschwand, doch nur um einem anderen Zwang Platz zu machen. Dem Zwang den Worten zu gehorchen. Er schaute dem Jungen in das Gesicht und seine Knie zitterten, bis sie schließlich nachgaben und er vor ihm kniete. Er beugte sich vor und küsste den Saum der groben Kutte, die der Junge trug, während sich seine Augen mit Tränen füllten. Stammelnd brabbelte er drauf los „Ja, Herr, wie ihr befehlt, ich werde es tun, alles was ihr sagtet. Doch vergebt mir und vergebt meiner Seele!“

    Praderan sah entsetzt zu dem Mann herunter. Was war geschehen. Er hatte sich gewünscht, der Mann würde es büßen, ihn einfach angerempelt zu haben, doch was hier geschah, überstieg seinen Verstand. Er hörte das Knarren von Türen und stellte besorgt fest, das einige Menschen in der Tür der Schenke standen und ihn beobachteten. Auch aus anderen Häusern sahen ihn Menschen an, von denen einige gar nicht begeistert aussahen, andere jedoch, diejenigen die am Nahesten dran standen schauten ihn mit einem Ausdruck größter Bewunderung an. Er wandte sich schnell ab und rannte die Straßen hinauf, die er gekommen war. Nur weg hier, irgendwo hin wo er seine Gedanken ordnen konnte. Doch wo? Wo konnte er nur hin?

    „Wer auf Elchen reitet, muss sich nicht wundern, auf die Schaufeln genommen zu werden!“ Altes, bornisches Sprichwort.

  • "Du bist Sherima." Sagte der Mund. Diese roten, vollen Lippen. Die rechte HAnd hielt noch den Kohlestift, dunkle, tiefgründige Augen starrten sie an. "Du bist Sherima, wer ich bin, ist unerheblich. Tatsache ist, dass ich herrsche." Ein grausiger Zug war nun um den Mund herum zu sehen, welcher so gar nicht in das fein geschnittene Gesicht mit dem Näschen und den hohen Wangenknochen passen wollte. "Wenn Du es akzeptierst, so bleibst Du am leben, während ich mich an Deinen Qualen erquicke. Wenn Du mich nicht akzeptierst, so werde ich dafür sorgen, dass die Qualen unerträglich für Dich sein werden. Wie hieß noch gleich dieser schmierige Novadi, welcher schon immer über Dich rüber wollte? Es ist Dein Körper..." Kalt blitzten nun die Augen, der Mund war spöttisch verzogen, nicht ohne etwas von seiner Grausamkeit einzubüßen. "Du darfst nun wählen." Die rechte HAnd hatte den Kohlestift mittlerweile beiseite gelegt, und strich nun die letzte Strähne des langen, schwarzen Haares zurecht. "Braves Mädchen. Ich werde hin und wieder Rücksicht nehmen," log der Mund. Während sich der Körper Sherimas vom Spiegel abwandte hörten nur 2 Wesen ihren erstickten Schrei, welcher in der Kehle stecken blieb.

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    War es nicht logisch? Es war logisch. Die Spionin ist immer das Dienstmädchen, oder Sklavin. je nachdem, in welcher Region man lebt, was völlig unerheblich ist. Es ist die logische Konsequenz. Dieses Stück hatte sich gleich komisch benommen, aber sie war ihr nicht gewachsen. Ihr Auftraggeber war also die Praioskirche. Wer auch sonst? Der Praiot hieß Praioslieb, ein hohes Tier. VOn Amelthona persönlich geschickt. Sie konnte also doch reden. Wer konnte ihr das auch verübeln? Nun, wo sie alles gesagt hatte würde sie trotzdem qualvoll sterben, allein schon aus dem Prinzip. War nicht auch dies eine logische Konsequenz? Die Schreie des Stücks waren sehr dumpf, da ihr der Mund verstopft war. Allerdings konnte sie kaum noch Befriedigung an diesem Tod finden, auch wenn er sehr ausgefallen war, so war es immer dasselbe. Sie verließ die Folterkammer, einige Aufgaben warteten auf sie.

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    Langsam verblassten die Bilder, etwas Dunkles mischte sich mit in den Farbwirbel. Etwas mit Profil. Holz? Wahrscheinlich. Die Lider hoben sich, die Augen tränten. Es roch nach kaltem Rauch, nach betörendem Rauch. Es war in der Tat Holz, eine dunkle Holzdecke, vermutliche eine Eiche, geräuchert und durch die lange Zeit dunkel geworden. Einige Querbalken dienten der Statik. Er drehte den Kopf nach links. Dem Gefühl nach, lag er auf etwas hartem, vermutlich dem Boden. Er wurde bestätigt. Linkerhand von ihm befand sich ein altes Bett, mit Stroh gefüllt, und einigen Laken bedeckt. Er drehte seinen Kopf nach rechts, immer noch konnte er nicht klar sehen, vom klar denken einmal ganz zu schweigen. Er erkannte die Umrisse eines goldfarbenen Gegenstandes, schlank, zierlich, hoch. Der betörende Geruch wurde stärker. Die Umrisse verschwanden, es wurden klarere Linien sichtbar. Unverkennbar eine Wasserpfeife. Der Schlacuh lag nicht weit von seinem Kopf entfernt, die Kohle musste schon vor einiger Zeit abgebrannt sein. Noch immer wogten weiße Dämpfe im bauchigen Innerem der Flasche. Er schaffte es, seine rechte HAnd zum Kopf zu führen. Eine 6er Ferrara brauste durch diesen hindurch, in vollem Galopp und ohne Rücksicht auf Verluste. Ein leises Stöhnen entrann sich seiner Kehle, was war nur los mit ihm? Sie war grausam. Sehr grausam. Schickte sie ihm die Visionen? Steckte Boron oder gar Bishdariel dahinter? Es gelang ihm, sich ein wenig aufzurichten. Welche Rolle spielte sie? Welche Amelthona? Weshalb wurde er von Amelthona verfolgt? Ein sehnsüchtiger Blick zur Wasserpfeife. Bald...
    Er musste erst herausfinden, was der Feind wusste.

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  • Der Knabe würde ihm vielleicht Antworten geben können, wäre er doch bloß keiner von den Praioten! Etwas unschlüssig stand Gor Tra'sh im Zimmer, sah sich um. Eine stabil aussehende Tür, zugenagelte Fensterläden, mit Brettern verstärkt. Hinter der Tür ein anderes Zimmer, nicht möbliert, in einer Ecke eine Bodenluke. Eine alte, rostige Leiter führte hinab. Das Haus war verlassen, gut. Jetzt galt es, die Gedanken zu ordnen.
    Es ergab alles keinen Sinn...
    Da ist Hela Horas: Sie starb durch die Götter! "Seine" Hela Horas muss jemand anders sein, gewesen sein. Und wieso wissen die Praioten Bescheid? Gibt es einen Nachfahren Amelthonas? Doch eine Frage brannte in ihm, schon die ganze Zeit. Er durfte sich nicht davor verstecken. Weshalb erwachte er gerade zu dieser Zeit? Erwachte er als einziger? Viele Fragen, jedoch keine vernünftigen Antworten. Die Zeit lief ihm davon, denn sein FEind war bestimmt nicht untätig, und konnte am Tag handeln. Er brauchte also zunächst ein sicheres Versteck. Ein Versteck, welches vom Tag ausgeschlssen war, am besten ein Versteck, welches so alt war, dass es bereits in Vergessenheit geraten war. Ja, so fange ich an, dachte er.
    Einige Minuten später war er wieder bei der Bibliothek, schlich sich heimlich ein, vorbei an dem Bibliothekar und den beiden alten Wächtern. Oh seelige Nacht, Dein Mantel liegt über mir, schützt mich. Schließlich wurder er fündig: alte Baupläne. Interressant... in der Alt Stadt gab es so manches Geheimnis, und die neuen Baupläne der Stadt zeigten ihm, wo Neues auf Altem stand. Kurz vor Morgengrauen erreichte er wieder seine momentane Unterkunft, in seinem Kopf gespeichert den Lageplan einer neuen Villa, welche auf einem alten Geheimnis stand. Er legte sich zur Ruhe, erwartete die nächste Nacht...

    "Sherima, die Söldner die der Kalif zu eurem Schutz angeheuert hat haben soeben die Stadt betreten." Ayla machten gewohnheitsmäßig einen Knicks vor Sherima, obwohl sie zur einzigen Vertrauten Sherimas aufgestiegen war, und diese als einzige so ansprechen durfte, sieht man einmal von so mächtigen Persönlichkeiten wie dem Kalifen ab, doch selbst den hatte sie bereits verzaubert.

    Gor Tra'sh war sich unruhig auf seinem Lager hin und her. Sein Gesicht war schmerzverzerrt. "Ich lebe... bei Boron ich lebe!"

    Der lebende Gor Tra'sh ritt auf seinem stolzen Hengst langsam zu dem Palast, den der Kalif zu Ehren von einer Frau erbauen ließ, die von allen nur ehrfürchtig die Harani genannt wurde. Algor war dicht bei ihm, sein treuer Algor.

    Algor... Diese Schmerzensschreie... Du bist Schuld Algor! Du bist Schuld! Weshalb hast Du nichts unternommen? Algor!

    Das große zweiflüglige Tor wurde geöffnet. Der Kiesweg - so rein! so weiß und rein! - wurde gesäumt von prächtigen Sklaven und Sklavinnen, welche Schalen mit Gaben bereithielten, oder mit großen Palmwedeln den Weg säumten um eine Art Allee in dem Innenhof zu zaubern. Am Ende stand sie... Gor Tra'sh hatte noch nie solch eine Schönheit gesehen, - und er hatte schon viele gesehen und die Meisten gehabt - diese Anmut... diese Grazie... eine Frau, die ein Mann möchte, und doch... nicht so wie eine andere Frau... allein, ein Diener dieser Frau zu sein musste köstlicher sein als Herr eines riesigen Harems. Wieso traf er sie erst jetzt? Wo war sie solange? Er konnte es in ihrem Blick sehen, sie hatte auf ihn gewartet, speziell auf ihn. Den Weg ging er zu Fuß, selbst Algor bedeutete er zurück zu bleiben, den Blick von Algor nahm er nicht wahr. Keine Rivalen, nur er. Bald schon würde er bei ihr sein...

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  • "Hast Du wohl geruht, Gor Tr'ash?" Ruckartig setzte dieser sich auf. Er war erwacht, wie jede Nacht zur Dämmerung. Doch diese Stimme! Sie rührte von einem Wesen her, welches auf einem alten, klapprigen Stuhl saß, welcher in eine Raumecke gestellt wurde. "Wer..." "Du erkennst mich nicht mehr?" Die Stimme war beleidigt, traurig. Das Wesen schien entäuscht zu sein. Es handelte sich bei dem Wesen um einen Mann mittleren Alters, kräftig gebaut und er steckte in der Uniform... "Algor!?" Hoffnung, Freude, Überraschung kam aus dem Mund von Gor Tr'ash. "Gor Tr'ash. Ich bin nicht Schuld. Du entäuscht mich, Du schiebst die gesamte Schuld auf mich, Gor Tr'ash." "Algor, ich..." Er war tatsächlich ratlos. Er geriet tatsächlich ins stocken. Er, der wortgewandte Gor Tr'ash! "Du hast nicht auf mich gehört, Gor Tr'ash, vielleicht tust Du es diesmal?" Algor war ruhig, und seine Worte waren bedächtig. Das war keine Frage. "Denk nach, Gor Tr'ash... Entscheide weise..." War er wieder eingenickt? Er erwachte ein zweites Mal. Algor war weg...

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