Eine Samtpfote in Almada

  • Ich möchte Euch eine Episode aus dem Leben meiner phexischen Halbelfe Eleonora präsentieren, die in einer ganz besonderen Nacht unterwegs ist.
    Die Geschichte wurde geschrieben als Hintergrundgeschichte, um den Charakter in meiner DSA-Gruppe vorzustellen.


    Über Lob, aber vor allem auch Kritik würde ich mich freuen.


    Viel Spaß beim Lesen, ich hoffe doch, dass sich das Durchhalten lohnt :)

    Im dritten Post ist der Text ebenfalls als PDF-Dokument angehängt, da kann man es denke ich besser lesen.


    Eine Samtpfote in Almada

    Das Moos war feucht vom Regen am Morgen, es hing in dicken Strähnen die Fassade herab. Sofern
    zu solch später Nachtstunde noch Menschen auf der Straße waren, hätten sie das Kratzen der
    Stiefelabsätze sicherlich gehört. Doch dem war nicht so, weder waren außer einigen schläfrigen
    Bütteln Menschen auf den verschlammten Straßen, noch waren die Absätze zu hören, denn
    Eleonora verstand ihr Handwerk. Auf fünf Schritt Höhe war sie bereits die Ostwand des
    Handelskontors emporgeklettert, suchte sicheren Halt zwischen den sorgsam gearbeiteten Steinen
    der Fassade. Jede noch so kleine Unebenheit nutze ihr, sie näherte sich ihrem Ziel unablässig.
    Im Schatten des Praiostempels unweit des Marktplatzes stand das Kontor prächtig dar, die Fassade
    strahlte förmlich Reichtum und Macht aus, und eben an dieser kletterte sie nun empor, gehüllt in
    schwarzes Leder, das die Strahlen des Madamals aufsog und nicht erkennen ließ, dass jemand sich
    erdreistete, Hand anzulegen an den Kammern des Kontors.
    „Nur noch ein Schritt und ich bin an der Luke“ dachte sich Eleonora und wagte einen Blick zur
    Seite in Richtung des Balkons von dem aus sie ihre nächtliche Tour gestartet hatte. Der Wind wehte
    hier stärker als am Boden und trieb ihr das silberfarbene, strähnige Haar immer wieder ins Gesicht,
    sodass es an ihren rosanen, verschwitzten Wangen klebte. Ihre katzengleichen Augen verengten sich
    und sie atmete tief ein. „Schon wieder vergessen … Mein Haarband liegt auf dem Nachttisch. Ganz
    ruhig, noch ein kleines Stück und du hast es geschafft, einfach ruhig weiter nach oben.“
    Nach wenigen Augenblicken kletterte sie weiter, ihrem Ziel entgegen. Als sie auf Höhe der Luke
    angekommen war, verharrte sie erneut und lauschte ins Innere des Kontors. Zwei Stimmen waren
    zu hören, dumpf streiften die unverständlichen Worte an Eleonoras Ohren. „Also so wie jede Nacht,
    zwei Wachen im Vorraum, die Lagerräume hinten sind unbewacht. Wenn sie wüssten, dass ihre ach
    so tolle Prunkfassade eine willkommene Einladung ist“ dachte sie lächelnd und schob sich flink
    durch die Luke ins Innere des Gebäudes. Wohliges Schaudern wallte durch ihren zarten Körper und
    ließ ihr ein leises Stöhnen entweichen. Das war es, wonach sie jede Nacht aufs neue jagte, die
    Gefahr und der Reiz, ihre Fähigkeiten bis aufs Äußerste zu testen und an ihre Grenzen zu gelangen.
    Und nun war es wieder so weit. Die Fassade war ein Kinderspiel, der Auftakt eines grandiosen
    Beutezuges. Sie ließ sich fallen, schloss die Augen und zählte, 21 22, bei 23 drehte sie sich um ihre
    eigene Achse und landete auf dem Eichendielenboden, nicht lauter als ein fallendes Bündel
    Pergament. Die Augen noch immer geschlossen, lauschte sie in den Raum hinein, sie war allein, die
    Stimmen hatten sich nicht bewegt, sie war nun auf gleicher Höhe mit ihnen, das verriet ihr das
    schwache Echo, das über den Boden auf sie zurollte.
    Von den Plänen die sie sich kurz zuvor angeschaut hatte, wusste sie, dass es von ihrem Einstieg bis
    zum Lagerraum für die rahjanischen Luxusgüter 30 Schritt waren, der Raum, in dem sie sich befand
    maß zehn in der Länge und vier in der Breite, ein kleiner Flur also, der im hinteren Kontorbereich
    den Übergang zum Kutschenlager und dem Verladehof bildete.
    Mit federnden Schritten schlich sie vorwärts den Flur entlang. Ein lautes Lachen ließ sie erstarren,
    die Stimmen näherten sich dem Flur. „Verphext nochmal!“ dachte sie und suchte nach einem
    Versteck. Vom Flur gingen vier Türen ab, eine in den Vorraum, von dem aus die Stimmen kamen,
    eine ins Besprechungszimmer, eine in den Hof und die vierte in den hinteren Teil des Kontors mit
    den begehrten Waren. Schwere Schritte hallten über den Dielenboden, der Türknauf drehte sich und
    eine der Wachen öffnete die Tür. Ein dicklicher, kahlköpfiger Mann schob sich in den Flur, „Haha,
    ja das war ein wirklich gutes Spiel. Ich trete kurz aus“ und schlenderte den Flur entlang, just da, wo
    vor drei Augenblicken noch Eleonora gestanden hatte. Im Gebälk der Decke hing eine keuchende
    Eleonora.
    „Das ist grade noch einmal gut gegangen. Dieser Trottel, stört meinen nächtlichen Spaziergang“.
    Sie wartete ab, bis die Wache in der Tür zum Hof verschwunden war und schwang sich dann zurück
    auf den Boden. „Wie lange braucht dieser Ochse wohl zum pinkeln?“
    Eiliger, aber nicht lauter als zuvor, lief sie zur Tür, die in den hinteren Teil des Kontors führte.
    Schritte am anderen Ende des holzgetäfelten Flures waren nicht zu hören, ihr sollte also genügend
    Zeit bleiben. Mit flinken Fingern knackte sie das Schloss und öffnete die Tür.
    Eine kleine Kerze flackerte mit letzter Kraft an der Wand des fein ausgestatteten Raumes. Der
    Boden war mit dicken, reich verzierten Teppichen ausgelegt und die Wände mit feiner Seide
    behangen. Freude wallte in Eleonora auf, sie hatte es fast geschafft, jetzt musste sie nur noch die
    richtige Kiste finden und ihr Objekt der Begierde mitnehmen.
    Mit einem leisen Klicken schloss sie die Tür und schaute sich im Raum um. Allerlei Kisten standen
    an den Wänden und in der Mitte, mit schweren Schlössern abgesperrt oder nur lose mit
    Lederschnüren transportbereit gemacht. Umso schmuckvoller die Truhen, desto teurer der Inhalt,
    hieß es allgemein. Doch davon ließ sich Eleonora nicht blenden, sie hatte das Kontor einige Tage
    lang beobachtet und wusste, dass die Luxushändler aus dem Horasreich ihre Waren meist in
    schlichten Truhen verschickten, sollte doch eine edle Verpackung den Inhalt nicht minderwertig
    erscheinen lassen.
    In der Mitte des Raumes hatte sie derweil beim Durchsehen der Kisten die gesuchte gefunden, auf
    dem dunklen Eichenholz war ein schlichter Kandelaber eingebrannt. Das Handelshaus, dem diese
    Kiste gehörte, handelte mit allerlei Waren, die für rauschende Feste unerlässlich waren, vom
    Silberleuchter bis zum brokatbestickten Zelt boten sie alles an.
    Genüsslich öffnete sie die Lederschnüre an der Kiste und schob den Deckel nach oben. Innen war
    die Kiste mit Samt ausstaffiert und mit einem Holzgitter als Transportschutz versehen. In schlichten
    Leinentüchern gewickelt lagen dort Goldleuchter und kleine Figürchen. Eines der Pakete erregte
    sofort ihre Aufmerksamkeit, sie nahm es heraus und öffnete das Wachsiegel, das das Tuch fixierte.
    Neugierig befreite sie ihre Beute vom Tuch und, wie sie bereits an der Form erkennen konnte, kam
    eine schwarz schimmernde Katze zum Vorschein. Sie war aus Onyx fein gearbeitet und besaß eine
    Anmut, wie sie der Künstler nicht besser hätte einfangen können, die Statue wirkte lebendig und
    würdevoll, ihr angedeutetes kurzes Fell meinte eine Aranierin als Vorbild gehabt zu haben. Eleonora
    streichelte verträumt entlang der Statue und verstaute sie in ihrer Tasche.
    Doch das war nicht, nach dem sie gesucht hatte. Es gab nur eine Kiste mit dem Brandzeichen, doch
    eigentlich hätten hier zwei oder drei stehen müssen. „Verphext noch eins! Auf der Kutsche windtags
    habe ich sie doch noch gesehen. Sie lagern doch den ganzen Krempel in diesem Raum?“ Sie wurde
    ungeduldig, so wollte sie doch so schnell wie möglich auf dem Weg nach Hause sein mit ihrer
    Beute. Aber wo waren die anderen Kisten? Kopfschüttelnd und die Haare zurück auf die Schulter
    werfend riss sie sich aus ihren Gedanken. Vielleicht war es doch in der Kiste, nur nicht so
    offensichtlich wie der Rest. Eilig räumte sie die Kiste aus und öffnete die restlichen versiegelten
    Pakete. Neben zwei weiteren Katzenstatuen, die sie mit verzogener Miene beinahe fallen ließ –
    „wie hässlich!“ – waren noch zwei silberne Leuchter und eine aus dickem Glas fein geschliffene
    Weinkaraffe verstaut. Hätte sie mehr Platz in ihrer Tasche gehabt, so wäre die Karaffe in eben dieser
    verschwunden. Dem Licht entgegen drehte Eleonora das Gefäß und betrachtete das geschliffene
    Muster. Wellenförmige Linien flossen auf der Oberfläche, die im Fackelschein wie feurige Wogen
    waberten. Ein echtes Meisterwerk! Daraus würde ihr yaquirer Lieblingstropfen wohl noch besser
    schmecken. Das Flammenmeer verebbte als sie die Karaffe in das Leinentuch einwickelte. „Die
    muss ich unbedingt mitnehmen, so ein Stück findet man nicht in jedem Kontor, das man
    ausnimmt!“. Mit ihrem Dolch schnitt sie die Lederbänder an der Kiste ab und verknotete das
    Leinentuch, sodass die Karaffe sicher an ihrer Tasche angebunden werden konnte.
    Vorsichtig stellte sie die Tasche auf den Boden, den Dolch noch in der Rechten. Ihre Augen
    huschten zwischen der Samteinlage in der Kiste und dem Messer hin und her. Erneut beugte sie sich
    zur Kiste herab und zog die Lederhandschuhe aus, ihre Finger waren verschwitzt, das
    Festklammern am Balken zuvor hatte ihr viel Kraft gekostet, war sie doch mit einem beherzten
    Sprung ins Gebälk geflohen. Die Handschuhe hinter sich werfend fuhr Eleonora mit den feuchten
    Fingerspitzen über die Stoffeinlage. Die Nähte waren sauber gearbeitet und der Stoff war an den
    Seiten bereits rau und abgewetzt, die Kiste war nicht zum ersten Mal im Einsatz. Als ihre Finger
    entlang des Bodens streiften, hielt sie plötzlich inne und befühlte den Stoff erneut. Er fasste sich
    flauschiger an als an den Seiten und der Übergang zwischen den Stoffbahnen an der Seite und
    denen am Boden der Kiste waren nicht so fein gearbeitet wie die Nähte an den Innenseiten der
    Kiste.
    Ihr fielen nicht zum ersten Mal in dieser Nacht die Haare ins Gesicht, sie riss den Kopf hoch und
    schüttelte ihre widerspenstige Mähne zurück auf den Rücken. Ein scharfer Seufzer entfuhr ihrer
    Nase und sie schloss die Augen für einen kurzen Augenblick. So konnte sie einfach nicht
    konzentriert arbeiten, jedwede vermeidbare Ablenkung musste vorher ausgemerzt werden, vor
    allem solche, die von der eigenen Ausrüstung drohten. Langsam einatmend öffnete sie wieder die
    Augen, sie durfte keine Fehler machen, nicht jetzt, wo sie doch schon im Kontor war. Sie schritt zu
    einer anderen Truhe herüber und schnitt behände ein weiteres Stück Lederband ab. Den Dolch mit
    den Zähnen festhaltend verknotete sie ihre Haare zu einem Pferdeschwanz und steckte sich den
    Zopf unter das Lederhemd, die Haare klebten zwar an der verschwitzen Haut doch das störte
    weniger. Nun konnte sie weiterarbeiten.
    Lächelnd beugte sie sich wieder zur verdächtigen Kiste herab und schnitt den Stoff am Boden
    vorsichtig auf. Der Geruch von Leim und Eichenholz stieg ihr in die Nase. Sie packte zwei
    Stoffzipfel und riss das Samttuch heraus. Die mit Fusseln und Leim bedeckten Bodenbretter kamen
    zum Vorschein. Nichts, kein Versteck oder ein doppelter Boden. Wütend rammte sie den Dolch in
    das Holz. „Wo habt ihr stinkenden Ochsen es nur hingepackt?“ War es doch in einer der
    Schreibstuben? Sie zog das Messer aus dem Holz und wollte es gerade zurück in die Schneide
    stecken, als ihr Blick auf ein helles Stück Holz fiel, bedeckt von einer Schicht aus Leim und
    Stoffresten. Das war doch keine Eiche, wie die restlichen Bretter? Sie fuhr entlang des verleimten
    Zwischenraumes. Ihre Laune besserte sich schlagartig, hatte sich ihre bisherige Arbeit scheinbar
    gelohnt. Warum auch immer die Bretter ausgetauscht wurden, würde die Lösung sie näher zu den
    beiden anderen, verschwundenen Kisten führen? Wenn die Bretter eingesetzt wurden, weil die Kiste
    kaputt war, so hätte man erneut haltbare Eiche verbaut und kein weiches Holz, scheinbar Pappel.
    Ob Pappel oder nicht, die Holzstücke mussten raus! Erneut rammte Eleonora ihren Dolch in das
    Holz entlang des Übergangs zwischen den beiden verschiedenen Brettern. Sie schabte den Leim aus
    den Ritzen und versuchte, das hellere Holz herauszuhebeln. Mühsam zerfaserte sie die weichen
    Holzteile und lockerte sie aus dem hölzernen Griff der Eichenbretter. „Zum ersten Mal brauche ich
    meinen Dolch mehr als meine Dietriche“ flüsterte sie und hebelte ein letztes Mal mit dem Dolch am
    Holz, bis sich das Mittelstück mit einem leisen Quietschen tatsächlich löste und sie mit ihren
    Fingern darunter fassen konnte und herausnahm. Die Holzplatte war an der Unterseite mittig
    abgeschabt und so bildete sich ein Hohlraum, der sich durch die ebenfalls ausgeschälte Kuhle im
    Bodenbrett noch vergrößerte. Darin lag ein Päckchen, in Wachspapier eingeschlagen und mit
    weißem Siegel verschlossen. Es war fast so groß wie ihre Handfläche und eiförmig. Eleonora
    betrachtete das Paket und roch daran, Wachs, Leim und ein unbekannter Geruch stiegen ihr in die
    Nase. Es stank mittlerweile aus der Kiste so stark nach Leim, dass sie ihre streikende Nase rümpfte.
    Der dritte Duft roch nicht unangenehm, leicht nach vertrockneter Pflanze. Das Siegel zeigte eine
    Prägung, ein aufsteigenden Pferd, darunter ein Zeichen, scheinbar ein Buchstabe, doch das Siegel
    war hier zu schwach um es genauer zu deuten.
    Vorsichtig brach sie das Siegel und öffnete das Wachspapier. Eine dunkle, getrocknete Masse kam
    zum Vorschein, wohl eine getrocknete Pflanze. Behutsam nahm sie ein wenig von der Masse
    zwischen die Finger, sie konnte Pflanzenfasern erkennen, die Masse war grob zerrieben. „Was ist
    das denn? Da wollte wohl jemand seine nächste Feier auflockern, oder ist es keine Droge sondern
    ein Gift?“. Als ihr das letzte Wort im Kopf verhallte, bröselte sie die Pflanzenfasern zurück auf das
    Wachspapier und wischte sich die Finger am herausgeschnittenen Samttuch ab. Ihre Haut sah
    unverändert aus, sie spürte ihre Finger noch und fühlte sich wie zuvor, einzig ihr Herz pochte
    schneller und sie schwitzte stärker. War es die Aufregung, der Schock oder doch eine Vergiftung?
    Bange Augenblicke folgten, in denen sie auf ihre Finger starrte und ihrem Herzklopfen lauschte.
    Langsam beruhigte sich hier Puls und sie atmete auf. Sie musste lachen, Phex sei Dank scheinbar
    doch kein Gift, und wenn, dann wirkte es sehr langsam, sodass sie sicherlich noch zurück in
    Sicherheit kam und sich genauer untersuchen lassen konnte.
    Das Päckchen ruhte auf ihrer Handfläche, was sollte sie nun tun, das Pflanzenkraut mitnehmen und
    ihrem Meister bringen oder hier lassen? Wenn sie es mitnähme, dann würde sie es gut verkaufen
    können. Aber sie könnte aus ihrer Situation noch mehr schöpfen. Ein Plan reifte in Eleonoras Kopf
    heran, Nutze jede Gelegenheit, hallte die Stimme ihres Meisters in ihren Ohren. Genau das war es
    jetzt, eine günstige Gelegenheit. Sie wendete das Päckchen und betrachtete das Siegel, es war nicht
    mittig gebrochen, sondern ein Stück unterhalb des geprägten Pferdes. Vorsichtig faltete sie das
    Wachspapier zusammen und ging herüber zur Fackel an der Wand. In den Flammen erhitzte sie die
    Schneide ihres Dolches und strich damit behutsam über die Bruchkante des Siegels, sodass das
    Wachs in den Riss floss und ihn verschwinden ließ. Zufrieden betrachtete sie ihr Werk, der Bruch
    war kaum noch zu sehen. Dass das Siegel in der unteren Hälfte von vorn herein nicht perfekt war,
    tat sein übriges.
    Das Päckchen war jetzt also wieder unverdächtig, fehlte nur noch der Kistenboden. Zurück an der
    Kiste knabberte Eleonora nervös auf ihrer Unterlippe herum, wie konnte sie nun das Loch im Boden
    wieder so flicken, dass nichts auffiel, wenn die Kiste geöffnet wurde und das scheinbar verbotene
    Päckchen herausgenommen wird? Das Holzbrett, das sie heraus gehebelt hatte, war nur leicht
    beschädigt, es würde ein größerer Spalt zwischen dem Brett und den Balken zurück bleiben, wenn
    sie es wieder einsetzte. Doch was sollte sie mit dem Samttuch machen? Es war immerhin heil
    geblieben, als sie es heraus gerissen hatte.
    Wieder steckte sie den Kopf in die nach Leim stinkende Kiste, legte das Päckchen zurück in den
    Hohlraum und setzte das Holzbrett ein. Nachdenklich kratzte sie etwas Leim vom Boden auf, setzte
    sich auf den Kistenrand und rollte den Brocken in der Hand zwischen ihren Fingern hin und her.
    Der Klumpen wurde weich durch ihre Körpertemperatur. Sie musste bald los, sie war schon zu
    lange im Kontor und bestimmt würden die Wachen noch einen Rundgang durch die Räume machen.
    Der Leim klebte leicht an ihren Fingern. Angewidert schaute sie auf ihre Finger. „Die Fackel! Phex
    sei Dank!“ wie vom Fuchs gebissen sprang Eleonora von der Kiste auf und eilte zur Wand, nahm
    die Fackel erneut aus der Halterung und hielt den Leimklumpen an die Flamme. Der Leim wurde
    blasenwerfend flüssig und klebte wieder leicht, es stank noch erbärmlicher wie in der Kiste als der
    Leim verbrannte. Der Dampf reizte ihren Hals und sie musste husten.
    „Na dann, auf ans Werk“ dachte sie und ging zurück zur Kiste mit der Fackel in der Hand. Wieder
    erhitzte sie ihr Messer und strich mit der warmen Klinge über den leimbedeckten Kistenboden. Der
    Leim floss auseinander und verteilte sich, füllte die Spalten zwischen den Brettern auf. Einige
    Augenblicke hockte sie neben der Kiste, erhitzte die Klinge, strich über den Boden und schaute den
    feinen Flüsschen zu wie sie sich verbreiteten. Als der Leim gut verteilt war, nahm sie schnell das
    Samttuch in die Hand, strich auch dort ein, zwei Mal mit der Klinge an der Unterseite entlang und
    legte dann das Tuch vorsichtig in die Kiste. „Hoffentlich klappt es, der Leim haftet nicht mehr so
    gut“ bangte Eleonora.
    Unruhig strich sie mit der Hand über das Tuch, glättete die Falten und steckte die Enden möglichst
    nah an die Ränder der seitlichen Stoffbahnen. Die Stoffkante, durch die sie das Versteck finden
    konnte, war wieder sichtbar. „Perfekt“ jubelte sie innerlich, ihr Plan schien zu funktionieren, das
    Samttuch war einigermaßen fest auf dem Boden geklebt. Wenn einer, der nicht wusste, wie die
    Kiste zuvor genau ausgesehen hatte, diese betrachtete, würde er nicht vermuten, dass der Hohlraum
    entdeckt worden wäre.
    Zufrieden strich sie einige Male über den Stoff, sie hatte zwar keine Probe von den Pflanzenresten
    herausgenommen, doch hatte sie sich den Geruch, die Farbe und die grobe Struktur genauestens
    gemerkt. Sie wusste auch, welches Zeichen das Handelshaus trug, das die Kiste angeliefert hatte.
    Wenn das alles nicht ihren Meister, den Grauen, beeindrucken würde, dann gab es nichts, was dies
    konnte. Triumphierend schob Eleonora die Holzrahmen in die Kiste und legte die Katzenstatuen
    sowie die Kerzenleuchter zurück. Sollte es doch ruhig auffallen, dass etwas aus der Kiste gestohlen
    wurde, die Panik darüber wird hoffentlich blind machen, wenn jemand den Hohlraum überprüft.
    Sorgsam sammelte sie die Holzspäne und Leimreste auf und streifte ihre Handschuhe wieder an.
    Ihre Tasche mit der angebundenen Karaffe schlang sie sich um ihre Schulter, dabei spürte sie die
    Katzenstatue im Beutel. Zufrieden lächelnd ging sie zur Tür in den Flur herüber.
    Wie lange sie doch im Raum gewesen war, sicherlich waren die Wachen wieder zusammen am
    Eingang. Angespannt lauschte Eleonora an der Tür in den Gang hinein, Schritte waren keine zu
    hören. Langsam öffnete sie die Tür und spähte in den Flur, sie zuckte zusammen als es schlagartig
    dunkler wurde. Eine Fackel an der Wand war zischend erloschen, im flackernden Licht zeichnete
    sich eine kleine Rauchsäule ab. Stimmen drangen nun wieder dumpf an ihre Ohren, kamen sie in
    ihre Richtung?
    Schnell schloss sie die Tür und lauschte in den Flur. Eine Tür wurde geöffnet und schwere Stiefel
    schlurften über den Boden. Ein Pfeifen erfüllte den Flur. „Hachja, he, Thorben! Hier is ne Fackel
    aus. Hol doch mal eine. Ich geh ma noch ne Runde im Hof, das Ferdoker treibt so!“ kernig lachend
    stand der Mann noch einen Augenblick im Flur, dann setzte wieder das Schlurfen ein. Wieder hörte
    Eleonora eine Tür, das Schlurfen wurde leiser. „Jah, du fauler Hund! Geh du ruhig pissen. Is ja nicht
    so, dass wir beide hier bezahlt werden, immer nur am trinken. Du solltest mal zum Medicus gehen,
    deine Blase ist so klein wie vonnem goldgelocktem Balg!“. Ein weiteres Stiefelpaar in schnellerem
    Schritt näherte sich dem Flur. Der Lichtschein, der unter der Tür hindurch schien, wurde heller.
    „Komm mach schnell! Wir müssen die Runde noch zu Ende würfeln, Phex is mir gewogen, ich
    habbn Lauf!“ brüllte der Zweite, murmelnd ging er durch die Tür zurück in den Eingangsbereich.
    „Komm mach schon, wie lange brauchst du denn?“ nervös wartete Eleonora, bis sich die Tür zum
    Innenhof hin öffnete und die schlurfenden Schritte sich aufmachten zurück zum Würfelbecher.
    Behutsam öffnete Eleonora erneut die Tür. Sie wollte weiter, ihre Aufgabe war noch nicht beendet.
    Unruhe machte sich breit. Die Stimmen waren wieder da, wo sie sein sollten. Jetzt war der Weg frei
    zu den Geschäftsräumen, wo sie hoffentlich das finden würde, weswegen sie losgegangen war. Eilig
    schlich sie in Richtung Eingangsbereich und bog dann zu den Schreibstuben ab. Hoffentlich war es
    da, sonst müsste sie unverrichteter Dinge wieder abziehen. Immerhin war ihre Tour bisher gut
    gelaufen, doch ihre Aufgabe war nur erfüllt, wenn sie es zum Grauen brachte.
    Sie packte den Knauf der Stubentür und drehte ihn – die Tür war verschlossen. „Wer hätte das
    gedacht, ich habe doch noch etwas Spaß heute Abend“ grinste Eleonora und fingerte ein paar
    Dietriche aus ihrer Tasche. Das Schloss war keine Herausforderung, zwar nicht der billigste
    Schund, aber scheinbar vertraute man fest auf die beiden Saufnasen im Vorraum. Eindeutig ein
    Fehler bei den vielen einladenden Dachluken. Fünf Augenblicke später klickte das Schloss und die
    Tür sprang auf.

  • Ihre Lieblingsmelodie im Kopf summend, betrat sie die Schreibstube. Anders als in den Fluren und
    den Lagerräumen waren die Stuben scheinbar nicht Teil der Wachgänge, denn Fackeln waren keine
    entzündet. Das Madamal schien schwach durch die Butzenscheiben. Einige Regale standen eng
    gedrungen, vor dem Fenster ein rustikaler Schreibtisch. Und da war sie, die Truhe die sie zunächst
    in den Lagerräumen gesucht hatte. Ein Stapel Papiere fiel ihr ins Auge, die grauen Seiten glänzten
    im Licht. „Handelspartner Horas“ stand auf der ersten Seite in geschwungener Schrift. Eilig
    blätterte sie den Stapel durch, die Blätter waren teilweise falsch sortiert, einige Handelshäuser
    waren in anderen Ländern ansässig. „So eine Unordnung ...“ schoss es ihr in den Sinn. Auf der
    fünften Seite prangte oben links in der Ecke ein hingekritzelter Kandelaber, der gleiche wie auf der
    Kiste im Lagerraum. „Rahjas Kandelaber. Luxus wie aus Alveran – Vinsalt“ stand darunter.
    Eleonora prägte sich die Anschrift und den Namen ein, da kamen also die heißen Kisten her.
    Zufrieden drehte sie sich zur Truhe um. Die kleine eisenbeschlagene Truhe war mit einem Schloss
    versehen und drückte Beständigkeit aus. Eine Silbereinlage verriet, dass es die Truhe war, die
    Eleonora finden wollte.
    Eingehender betrachtete sie das Schloss, ein massives Eisenschloss war es, gut verarbeitet. Der
    Schlüssel hatte bestimmt einen filigranen, großen Bart. Das würde eine Weile dauern. Erneut
    kramte sie ihre Dietriche hervor und stocherte im Schloss. Mit ruhigen Händen wackelte sie den
    Eisenstab tiefer in das Schloss und schob einen zweiten Stab hinein, um die Eisenplättchen auf eine
    Höhe zu schieben. Mit geschlossenen Augen bewegte sie die Dietriche hin und her. Es waren fünf
    oder mehr Eisenplättchen verbaut, eines der schwierigsten Schlösser, das sie jemals geöffnet hatte.
    Waren es nur fünf, oder noch mehr? Sie wurde unruhig. Der Dietrich steckte einige Male fest und
    drohte abzubrechen. Ungeduldig ruckelte sie stärker, und dann passierte es: der Dietrich brach
    entzwei. „Verphext!“ fluchte sie. Hoffentlich konnte sie das abgebrochene Stück aus dem Schloss
    ziehen, andernfalls könnte sie es nicht mehr öffnen. So kurz vor dem Ziel konnte sie nicht scheitern,
    sie hatte so darauf gedrängt, es endlich tun zu dürfen, hatte ihren Meister zunächst angebettelt, dann
    als er nicht einlenkte beinahe angeschrien. Hatte er doch Recht gehabt und sie war noch nicht so
    weit, auch wenn ihre besonderen Gaben ihr in einigen Situationen einen Vorteil verschafften? Ihre
    Augen wurden feucht, Tränen sammelten sich und rollten stumm ihre Wange herab. Sollte sie
    aufgeben, was war wenn die Wachen doch alle Räume kontrollieren würden? Sie ließ vom Schloss
    ab und schluchzte leise. Aufgeben, ihren Fehler eingestehen und als Verliererin zurückkehren. Das
    war das einzige was sie nun tun könnte. Eleonora atmete tief ein und aus. Nein, aufgeben war nicht,
    nicht jetzt. „Heul nicht rum und mach jetzt das blöde Schloss auf!“ befahl sie sich und langte in ihre
    Tasche, zog ein neues Paar Dietriche hervor. Zuerst musste sie die kläglichen Überreste aus dem
    Schloss herauspulen, ohne es zu stark zu beschädigen. Hatte sie ihre Zange mitgenommen? Erst das
    Haarband und jetzt die Zange. Panisch tastete sie in ihren Taschen herum. Dietriche, Münzen, eine
    Haarspange und … ihre Zange. Angespannt nahm sie sie und schob die schmale Spitze in das
    Schloss. Der Dietrich war mittig abgebrochen, zum Glück, denn sie konnte das Stück grade so
    fassen und herausziehen. Sie zog den rechten Handschuh aus und befühlte das Schloss, es war nur
    leicht abgeschabt, doch scheinbar noch so intakt, dass sie einen zweiten Versuch wagen konnte. Sie
    legte die Zange beiseite und nahm die Dietriche in die Hand. Unsicher lagen sie in den
    schweißnassen Fingern, sie wischte sich die Finger am Teppich trocken und steckte die schmalen
    Eisenfäden erneut ins Schloss. „Ruhig, einfach ruhig bleiben, Süße“, flüsterte sie.
    Eine gefühlte Ewigkeit dauerte es, bis sie sich sicher war, dass alle Plättchen richtig geschoben
    waren. Wenn die Dietriche wieder abbrachen, würde die Zange das Schloss ruinieren. Langsam
    drehte sie das Schloss herum, die Dietriche vibrierten vom Gegendruck der Plättchen. Ein Klicken
    kündete von ihrem Erfolg, die Truhe war geöffnet. Sie schnaubte laut auf. Langsam öffnete sie den
    Deckel, darauf bedacht, dass die Dietriche nicht allzu sehr wackelten. Durch die Dunkelheit konnte
    sie den Inhalt nicht genau erkennen, ein starker Holzgeruch stieg ihr in die Nase, darunter mischte
    sich eine metallene Note. Sie ruckelte an der Truhe, festgeschraubt war sie nicht. Auf dem Boden
    sitzend zog sie die Truhe unter dem Schreibpult hervor, ins fade Madalicht. Undeutlich konnte sie
    einen Seidenbeutel im Inneren erkennen, anders als die Kiste zuvor war die kleine Truhe innen nicht
    ausgekleidet. Ein wenig nervös und mit schweißnasser Stirn griff sie nach dem Beutel, der Inhalt
    fühlte sich wie feiner Sand an und ein leises Rieseln erfüllte den Raum. Sie hatte es geschafft, der
    Mondstaub ruhte in ihrer Hand. Abermals liefen Tränen Eleonora die Wange herab, all die Mühen
    der letzten Jahre, die Streitigkeiten mit ihrem Vater und die Ungewissheiten, ob sie die Aufgaben
    meistern könnte – die Anspannung wich von ihr. Ihre Hände zitterten so stark, dass sie kaum die
    Kordel auseinander knoten konnte. Als der Beutel endlich geöffnet war, stand sie auf und hielt ihn
    ins Licht. Es brach sich in den Myriaden von Staubkörnern und tanzte auf Eleonoras Gesicht wie
    abertausende Sterne und spiegelte sich in ihren Tränen. Ihre Tränen verschleierten ihren Blick, fast
    war ihr, als ob das Madamal heller strahlen würde um ihr zu ihrem Erfolg zu gratulieren. Sie
    wischte sich die Tränen aus den Augen und befühlte den feinen Staub, er blieb an ihren feuchten
    Fingerspitzen kleben. „Schnell weg von hier, ich bin fertig“, dachte sie und knotete das Beutelchen
    wieder zu und verstaute es sorgsam unter ihrem Hemd. Wenn sie ihren Rucksack verlöre, so wäre
    ihre wichtigste Beute noch bei ihr. Immer noch aufgewühlt und von ihrem Moment überwältigt, hob
    sie ihren Handschuh auf und zog ihn an. Jetzt musste sie nur noch die Spuren verwischen und dann
    nichts wie raus aus dem Kontor zurück nach Hause.
    Ihre Hände zitterten nicht mehr so stark, die Truhe konnte sie schnell wieder verschließen und an
    ihren angestammten Platz schieben.
    Handschuhe, Beutel, Rucksack, Zange, Dietriche, sorgsam sammelte sie alles auf, was sie in den
    Raum hineingebracht hatte und verstaute alles an ihrem Körper.
    Wohlige Wärme durchstreifte sie, Panik und Angst wichen purer Freude. Sie hatte es fast geschafft,
    ja es war fast zu leicht gewesen. Mit vor Stolz geschwollener Brust schlich sie zu Tür und lauschte,
    der Gang dahinter war leer. Sie öffnete die Tür, lugte in den Flur und machte sich auf in den Raum,
    in den sie durch die Luke eingestiegen war. Die Wachen waren immer noch im Vorraum, scheinbar
    hatten sie nichts bemerkt von ihrer Anwesenheit. Laut wurde ein Würfelbecher auf den Tisch
    geschmettert. Mit beschwingtem Schritt und breit grinsend lief sie in Richtung Luke. Die kurze
    Kletterpassage würde ihre Gedanken ordnen und sie beruhigen, sie wollte nicht, dass jemand
    bemerken würde, dass sie geweint und beinahe versagt hatte.
    Eleonora hockte sich auf den Boden und spreizte ihre Finger und Zehen. Sie konzentrierte sich auf
    die verborgenen Kräfte ihrer Mutter. Ein Kribbeln durchfuhr ihre Glieder, grade setzte sie ihre
    Hände an die Wand und wollte los klettern, als ein lautes Husten hinter ihr sie aus ihrer
    Konzentration riss. „Du madige Ratte! Arn, komm schnell! Du dummes Weib! Bleib stehen und ich
    reiß dir deinen süßen Arsch auf!“, donnerte die Stimme hinter ihr. Die Stiefel knallten über den
    Dielenboden. Eleonora hatte die Wache nicht gehört, sie hatte ihre Umgebung ausgeblendet,
    während sie gezaubert hatte. Der Geruch von Ferdoker und Schweiß wehte dem Mann voran. Ihr
    Herz machte einen Hüpfer, sie drehte sich nicht um, sondern sprang an die Wand und kletterte so
    schnell wie sie konnte. Sie spürte einen Schlag gegen ihren Stiefel, ein Kurzschwert kratzte die
    Wand entlang. „Du mieses Schwein! Wir kriegen dich du dreckige Hure!“, die Wache sprang die
    Wand hoch, doch Eleonora war schneller und schon fast an der Luke angekommen. Sie hörte die
    wüsten Beschimpfungen kaum, das Klopfen ihres Herzes dröhnte laut wie ein Sommergewitter. Aus
    dem Augenwinkel sah sie ein metallenes Blitzen, das Kurzschwert sauste an ihrem linken Ohr
    vorbei und verfehlte sie nur um Haaresbreite. „Dieser Wahnsinnige! Schnell raus!“, dachte sie und
    betete zu Phex, dass sie sicher entkommen würde.
    Nur Augenblicke später war sie durch die Luke geschlüpft, ihr Beutel blieb am Holzladen hängen
    und drohte abzureißen. Hastig, beinahe an der Wand entlang springend, kletterte Eleonora weiter an
    der Außenmauer, ihr Beutel hüpfte unruhig auf ihrem Rücken umher. Aus fast zwei Schritt Höhe
    ließ sie sich fallen, rollte sich auf dem Boden ab und sprintete in die gegenüberliegende
    Seitengasse. Fackelschein war hinter ihr nicht zu sehen, die Wachen waren scheinbar noch im
    Kontor. Mit fahrigen Fingern befühlte sie die Karaffe, einem Wunder gleich unversehrt.
    Ihre Stiefelabsätze schlugen hart auf die Pflastersteine, doch sie gab nicht Acht darauf, ob sie Lärm
    machte. Wenn ein Büttel in der Nähe war, so könnten die Wachen des Kontors mit ihrem Gebrüll
    ihn in ihre Nähe locken. War sie erkannt worden? Der Mann hatte zumindest gesehen, dass ihr
    „süßer Arsch“ zu einer Frau gehörte. Das Kompliment schmeichelte ihr. Es war eigentlich zu dunkel
    im Gang gewesen, unter der Luke hingen keine Fackeln, er konnte sie nicht vollends im Dunkeln
    erkannt haben und nur aufgrund ihrer schlanken Figur bemerkt haben, dass Damenbesuch im
    Kontor unterwegs gewesen war.
    Die Freude über den erfolgreichen Ausflug beflügelte ihre Schritte, sie war nun ausreichend weit
    entfernt vom Kontor, ihr war keiner gefolgt durch das Gassengewirr. Immerhin kannte sie in Ragath
    jeden Ziegelstein und an fast jeder Mauer war sie bereits empor geklettert.
    Leicht keuchend erreichte sie das Haus ihres Meisters und lehnte sich an die kühle Mauer. Schweiß
    rann ihr aus jeder Pore, die Wärme staute sich unter ihrer Ledermontur. Sie hockte sich eine Weile
    an der Mauer in die Schatten und ordnete ihr Äußeres, zog den Pferdeschwanz unter dem Hemd
    hervor und fuhr einige Male mit den Fingern hindurch. Dann zog sie ein Spitzentuch hervor und
    wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht. Entspannt und nicht erschöpft wollte sie zu ihrem
    Meister gehen und die Beute vorzeigen. Sie hasste es, verschwitzt und mit vom Gossendreck
    beschmierten Kleidern unter Leute zu treten.
    Langsam beruhigte sich ihr Herzschlag, ein Windhauch wehte durch die Gasse und fuhr unter ihr
    Hemd, es fröstelte ihr leicht auf der nassen Haut. Aus Richtung des Kontors vernahm sie keine
    lauten Rufe oder andere Geräusche, die darauf hinwiesen, dass sie ihr noch auf den Fersen waren.
    Sie hatte es geschafft. Elegant stand sie aus der Hocke auf und blickte hinauf zum Balkon im ersten
    Stockwerk. Die Gardinen wehten aus dem offenen Fenster heraus, der feine Duft einer Wasserpfeife
    hing in der Luft. Suchend tastete sie die Ritzen der Mauer ab und klammerte sich an die leicht
    herausstehenden Ziegel fest. Ihr Blick huschte durch die Gasse, niemand beobachtete sie.
    Geschwind kletterte sie zur Balustrade und schwang sich auf den Balkon.
    „Da bist du ja, wie ich sehe noch in einem Stück und ohne Büttel als Begleitung. Ich habe mir
    schon Sorgen gemacht, hast du mit den Wachen im Kontor Würfel gerollt oder hast du die
    Schminke durchprobiert?“. Auf einer Chaiselongue lag ihr Meister, der Graue und schmauchte
    genüsslich an einer Wasserpfeife. Ein Lächeln umspielte seine Lippen, er mochte es, sie zu necken
    und ihr Temperament herauszufordern. Er nahm einen tiefen Zug, die Augen auf die Kohlen
    gerichtet und blies den feinen Rauch ins Zimmer. Eleonora wartete geduldig, der Rauch duftete
    nach Rosenöl und leichtem, süßen Tabak. „Nun, hast du es geschafft, meine kleine Samtpfote?“,
    hüstelte er hervor, „die anderen warten unten. Als Überraschung haben wir uns darauf geeinigt, dich
    heute Nacht noch aufzunehmen.“ Ächzend richtete er sich auf dem Sofa auf und ließ seine Augen
    an ihr entlang wandern. Bestimmt bemerkte er die getrockneten Salzspuren unter ihren Augen und
    die verklebten Haare. Beschämt wischte sie sich über die Wangen und spielte unruhig mit der
    Schlaufe ihrer Tasche. „Dass es nicht einfach ist und man die Nerven bewahrt, gehört dazu. Und du
    hast es geschafft, sonst wärst du heute Nacht zumindest nicht zurückgekehrt. Ich weiß noch ganz
    genau, wie du nach deiner ersten Nachtwanderung drei Tage lang bei deinem Vater im Bett gelegen
    hast und er dich zu mir geschliffen hat. Und das alles, weil du nicht die Silberkanne mitgenommen
    hast, sondern die Zinkkanne, die neben der Waschschüssel stand.“ Amüsiert lachte er auf. „Aber ich
    will dich nicht schon wieder mit Geschichten eines alten Mannes belästigen. Dann zeig doch mal
    her was du gefunden hast. Komm her.“ Eleonora tat unruhig einen Schritt vorwärts und legte
    umständlich ihre Tasche ab. Ihr Meister stand derweil auf und schaute ihr erfreut in die Augen.
    „Komm her, lass dich umarmen. Ich bin so stolz auf dich. Ich wusste, dass du das Zeug dazu hast.
    Sofort habe ich es gesehen, als du mit deinem Vater in die Stadt gekommen bist und ihr in meinen
    Laden kamt. Deine Aura war stark, Phex hat dich wahrlich gesegnet.“ Milde lächelnd breitete er
    seine Arme aus und Eleonora ließ sich in eben diese fallen. „Danke für eure Ausbildung, ohne euch
    und den Orden hätte ich das nicht geschafft. Ich habe den Mondstaub gefunden.“ „Ich wusste, dass
    du es schaffst, dein Vater ist ebenfalls stolz auf dich. Dann zeig mir schnell den Staub und ich werde
    den anderen Bescheid geben, dass sie sich für die Zeremonie bereit machen sollen.“ Er setzte sich
    wieder auf die Chaiselongue. Eleonora nahm die Tasche von ihrem Rücken, knotete lächelnd die
    Karaffe los und nahm den Beutel heraus. Ihre Finger tasteten blind im Inneren herum, streiften über
    die Umrisse der Katze und fanden dann das Beutelchen. „Ich möchte euch danken, Meister. Für
    alles was ihr mir beigebracht habt und für die Aufnahme in eurem Heim und die Gastlichkeit. Diese
    Weinkaraffe habe ich im Kontor gefunden und möchte sie euch schenken. Andächtig wickelte sie
    das Leinentuch um die Karaffe ab und blickte kurz in Richtung Sofa. Die Augen ihres Meisters
    funkelten, er schien sich ob der Überraschung zu freuen und es kaum noch abwarten zu können,
    welches Kunststück sie mitgebracht hatte. Als die letzte Stoffbahn vom Glas rutschte, lachte er auf
    und klatschte begeistert in die Hände. „Wunderbar! Welch extraordinäres Stück. Bravo. Und du
    möchtest es mir schenken? Schau, wie schön sich das Licht darin bricht, so viel Arbeit ist da
    hineingeflossen, wunderschön!“ sanft streichelte er entlang der Karaffe, fuhr mit seinen Fingern die
    geschliffenen Muster nach. „Nun, danken möchte euch schon Meister. Aber ich denke nicht, dass
    'schenken' das richtige Wort ist. Vielmehr sehe ich die Karaffe als Anzahlung an“ laut prustete
    Eleonora los, ihr Meister schaute sie kurz irritiert an und lachte dann ebenfalls. „Jaha, wahrlich
    unsere Schule, die Donna vesteht nun ihr Handwerk! Ich schicke dir Laila vorbei, sie wird dir dein
    Weihegewand bringen.“ Behutsam stellte er die Karaffe auf ein kleines Holztischchen, das neben
    dem Sofa stand und ging herüber zum Weinschrank. Mit den Fingern über die Etiketten der
    Flaschen trommelnd, wählte er eine Flasche aus. „Yaquirer Sommertropfen. Genau, den magst du
    doch“ breit lächelnd schritt er zurück zum Tisch und füllte den rubinfarbenen Wein in die Karaffe.
    Ein wohliges Aroma entfaltete sich im Raum, als er die Flasche entkorkte, die Duftwolke wehte
    stärker hinüber zu Eleonora, als er einen gefüllten Kristallkelch zu ihr herüber reichte. Sie liebte
    diesen Wein, den Geruch, seine Farbe, das berauschende Gefühl, das sie nach dem dritten Glas
    erfüllte. „Hier, eigentlich müsste der Vino einige Momente in der Karaffe wirken, doch bei Rahja,
    man muss feiern wie es eben kommt. Ein kleiner Schluck vor der Zeremonie ist genau das richtige.
    Auf dein Wohl!“ ein singendes Geräusch ertönte, als die Kristallkelche sanft aneinander schlugen.
    Genüsslich nippte Eleonora am Wein, Aromen breiteten sich auf ihrer Zunge und in ihrer Nase aus,
    süße sonnenverwöhnte Trauben, eine herbe Note die das Holzfass hinterlassen hatte, die Säure des
    Weins und der schweflige Abgang. Wärme durchströmte ihren Körper. „Wunderbar“ schmatzte ihr
    Meister, „ich werde dann alles veranlassen. Hoffentlich ist Ricardo schon zurück, er war einige
    Tage in Punin unterwegs. Ja ...“ er kratzte sich nachdenklich am Kopf und schwenkte den Kelch in
    seiner Hand, „Laila! Bei Nandus und Rahja, der Wein und die Pfeife werden mich noch eines
    Götterlaufs in einen sabbernden Schoßhund verwandeln.“ Wuchtig stellte er den Kelch ab und
    schritt zur Tür an der rechten Wand des Zimmers. Den Türknauf in der Hand drehte er sich nochmal
    zu Eleonora um, zwinkerte ihr zu und verschwand im angrenzenden Zimmer.
    Sie stand nun allein im Raum, immer noch freudig erregt. Endlich, sie hatte es geschafft. Morgen
    früh musste sie zu ihren Eltern gehen. In ihrem Kelch schwappte ein kläglicher Schluck Wein hin
    und her, sie schenkte sich nochmals nach und leerte den Kelch in einem Zug.
    Ein zaghaftes Klopfen ertönte. „Ele? Ich habe gehört du hast es geschafft?“ Lailas Stimme
    überschlug sich fast und ohne auf eine Antwort Eleonoras zu warten, öffnete sie stürmisch die Tür
    und rannte auf ihre Freundin zu. Eleonora wurde beinahe umgeworfen, als sich Laila um ihren Hals
    warf. „Phex sei Dank! Du hast es geschafft! Du hast es tatsächlich geschafft! Beeil dich, der Graue
    versammelt bereits alle, ich habe dein Gewand dabei!“ Um ihre Schulter hing ein graues, fein
    gearbeitetes Gewand, die eingewebten Silberfäden schimmerten fahl im Madalicht. „Ich habe es in
    den letzten Tagen auf deine Größe angepasst, du sollst ja auch gut aussehen, wenn Alveran auf dich
    blickt. Los, beeil dich!“ Ungeduldig nahm Laila das Gewand und hielt es Eleonora hin, sie war
    gerade dabei, ihre Kleidung abzulegen. „Drängel nicht so, ich muss zumindest noch meine Haare
    kämmen. Passt es wirklich?“ Das war das letzte, was sie wollte. Vor dem versammelten Orden in
    einem schlecht sitzenden Gewand initiiert werden. Sie nahm das Gewand, der Stoff war fein
    gearbeitet, die Seide schmiegte sich sanft an ihre Haut. Es sah wunderbar aus, die Silberfäden
    strahlten, doch auch die graue Seide selbst leuchtete wie der Sternenhimmel. War etwa Mondstaub
    in ihm verarbeitet?
    Sie streifte sich das Gewand über, der Stoff lag kühl auf ihrer Haut. Es passte perfekt, keinen Finger
    zu lang. Durch die breiten Ärmel fuhr der Wind hindurch.
    „Es ist wunderschön. Danke Laila, dass du dich darum gekümmert hast. Los, lass uns nach oben
    gehen.“ Dankbar umarmte sie ihre Freundin, die sie damals im Laden des Grauen getroffen hatte,
    als sie mit ihrem Vater in die Stadt gekommen war. Laila war zwei Sommer älter und hatte Eleonora
    in der Zeit nach ihrem Umzug geholfen, sich in der Stadt zurecht zu finden. Durch sie war sie zum
    Orden gekommen, von dem beide damals nichts ahnten. Der Graue, ihr Meister, hatte ihnen
    angeboten, sie zu unterrichten und in seinem Tuch- und Schmuckladen auszubilden.
    „Jetzt hast du es endlich auch geschafft, sogar ein wenig früher, als wir gehofft hatten.“ flüsterte
    Laila und forderte Eleonora durch einen sanften Stoß auf, sich zu drehen, um ihr Gewand zu
    präsentieren. „Traumhaft. Weißt du, das war damals auch mein Gewand. Es steht dir.“
    Energische Schritte hallten durch den angrenzenden Flur, lautes Klopfen ließ die jungen Frauen
    zusammenzucken. „Was macht ihr denn so lange? Wir warten schon! Das Madamal ist grade gut zu
    sehen. Passt du etwa nicht ins Gewand, oder was?“ amüsiertes Kichern drang durch die Tür. „Er hat
    es also doch geschafft.“ leicht genervt nahm Eleonora Ricardos Anwesenheit wahr, „na dann, auf
    geht’s.“
    Tief durchatmend und die Augen kurz geschlossen, bereitete sich Eleonora auf ihre Weihe vor.
    Würde Phex sie akzeptieren? War sie bereit für das alles, ihr Leben in dieser Welt? Und was war mit
    ihren Fehlern während der Ausbildung, aber vor allem heute Nacht? Nicht zum ersten Mal in den
    letzten Stunden wurden ihre Finger schwitzig. Nervosität machte sich breit.
    „Komm, wir gehen“, drängte Laila und schob Eleonora regelrecht zur Tür. Gemeinsam schritten sie
    den Flur entlang und stiegen die Treppe zum Säulengang der Dachterrasse hinauf. Der Flur war
    bereits erfüllt vom Licht der Mada. Gemurmel wehte mit dem Wind die Stufen hinab, der Duft der
    geschlossenen Jasminblüten stieg Eleonora in die Nase. Am Ende der Treppe angekommen, blickte
    sie in den Säulengang hinein. Fünf in ebenfalls grausilberne Gewänder gehüllte Gestalten standen
    im Kreis um den Eingang herum. Die Gestalt gegenüber der Treppe schritt in die Mitte zu einem
    kleinen Wasserbecken. Sie bedeutete Laila, ihren Platz einzunehmen und winkte dann Eleonora zu
    sich heran.
    Als Eleonora vor die Gestalt schritt, bemerkte sie, dass es ihr Meister war, der da vor ihr stand. Sie
    roch neben dem Jasminduft, der vom kleinen Dachgarten herüberwehte, deutlich die Tabakaura.
    „Phex zum Gruße. Der Orden der Silberfüchse zu Almada in Ragath hat sich heute Nacht, an
    diesem besonderen Abend versammelt, um eine Welpe in den Kreis der Füchse aufzunehmen.
    Eleonora hat es heute geschafft, ihre letzte Aufgabe zu meistern und ihre Ausbildung somit zu
    meiner, aber auch eurer Zufriedenheit bestanden. Ein jeder von euch hat sein spezielles Wissen
    weitergereicht, Schnelligkeit, Geschick, List, Kunstverstand sowie Sinne geformt und gestärkt. Alle
    Herausforderungen hat unsere Welpe bestanden, das Wissen aller in der vorletzten Prüfung
    erfolgreich angewandt. Nun steht nur noch eine Prüfung an, und es steht nicht uns zu, sie zu stellen.
    Denn nur der Mondfuchs selbst, Phex, erwählt seine Diener, die wir ihm anbieten und ausbilden. So
    erbitte ich euren Zuspruch, damit Phex unserer Welpe gewogen ist und sie in den Kreis der Füchse
    aufnimmt. Meinen Segen hast du.“
    Der Graue zog einen Beutel hervor, öffnete ihn und streute silbrigen Staub in das Wasserbecken.
    Die einzelnen Partikel verteilten sich auf der Oberfläche und ließen das Spiegelbild des Madamals
    verschwimmen. Reihum traten nun die anderen Gestalten vor, zogen ebenfalls Beutel hervor und
    streuten Staub in das Becken. Zuletzt legte der Graue einen Türkis in das Wasser und bedeutete den
    Anwesenden zurück in die Schatten des Säulenganges zu treten.
    Innerlich aufgewühlt stand Eleonora nun allein vor dem Becken und betrachtete den sich
    kräuselnden Staub im Wasser, wie er sich langsam am Beckenboden um den Türkis herum absetzte.
    Während sie das Gewusel der einzelnen Körner betrachtete, funkelte der Staub mehr und mehr. Die
    letzten Wolkenfetzen vor dem Madamal zogen weiter und gaben den Vollmond frei. Die Silberfäden
    auf ihrem Gewand funkelten wie Sterne, der Staub wie der Mond. Vorsichtig ergriff sie den Rand
    des Beckens, betrachtete die in Mond- und Sternenlicht getränkte Szenerie. Sterne und Mond,
    Ärmel und Wasserbecken. Das Abbild des Firmaments funkelte Eleonora als derisches Abbild
    entgegen. Regungslos und flach atmend stand sie im Licht. Plötzlich flutete Wärme durch ihren
    Körper, das Licht, das durch ihre Augen drang, nahm noch weiter an Intensität zu und nährte die
    Wärme.
    Bilder flackerten auf der Wasseroberfläche auf, ihre Mutter, ihr Vater, ihr erster Versuch den Balkon
    zum Salon ihres Meisters empor zu klettern. Der erste Einbruch, die Zinnkanne, die Katzenstatue
    von heute Nacht, ein Haufen abgebrochener Dietriche. Mit der Wärme wurden ihre Sorgen und
    Zweifel überstimmt, ihre Sinne schärften sich, sie spürte die feinporige Oberfläche des
    Steinbeckens. Ein silberner Fuchs erschien auf der Wasseroberfläche, sein Blick fixierte ihre Augen,
    fast schon durchdringend. Eleonora spürte die Anwesenheit des Fuchses, der Wärme in ihrem Geist.
    Zum Fuchs gesellte sich eine Katze, zaghaft schmiegte sie sich an den Fuchs. Sein Blick ruhte noch
    immer auf Eleonora, dann zwinkerte er ihr zu. Phex hatte sie erwählt, sie war bei ihm und er bei ihr.
    Das Bild auf der Wasseroberfläche kräuselte sich durch den Wind und wurde schwächer, verblasste
    schließlich.
    Wolken verdrängten das Licht, Eleonora stand noch einige Augenblicke am Wasserbecken, dann
    setzte Gemurmel ein. Die Stimmen wurden lauter, die Gestalten kamen auf sie zu, drängten sich um
    sie und gratulierten ihr überschwänglich.
    „Du hast es geschafft, nun ist aus einer Welpe eine Füchsin geworden!“ mit lauter Stimme rang der
    Graue noch einmal um Aufmerksamkeit. „Im Namen des Ordens gratuliere ich dir. Und nun, lasst
    uns feiern! Der Vino dürfte mittlerweile genügend geatmet haben.“
    Immer noch Glückwünsche entgegen nehmend, ging die Gruppe hinunter in den Salon. Es wurde
    angestoßen und ausgelassen getanzt. „Nun musst du nur noch das Lehrgeld zurückzahlen, Ele.“
    lachte Fiorenzo und prostete ihr zu.
    Eleonora funkelte ihn mit ihren Augen an, sie lächelte breit. „Damit habe ich bereits angefangen.“
    Sie strich über die Weinkaraffe. „Außerdem möchte ich auch ein paar Informationen verkaufen, die
    ich im Lagerhaus sammeln konnte. Scheinbar testet ein horasisches Kontor, in dessen Kisten das
    Mondsilber sein sollte“, während sie den letzten Satz sprach, blickte sie finster zu Ricardo, „war er
    übrigens nicht“, Laila lachte kurz auf, „Nun, wie dem auch sei, sie testen scheinbar, ob sie Waren
    nach Almada schmuggeln können. In einem versteckten Hohlraum in einer der Kisten war eine Art
    Pflanzenkraut, eine getrocknete Masse. Ich weiß zwar nicht genau, was es war, aber es duftete leicht
    nach Tabak.“ Sie blickte auf ihre Hand und ging zu Fiorenzo. „Meine Finger dürften noch danach
    riechen.“ Fiorenzo nahm ihre Hand in seine und roch daran. „Cheriacha, getrockneter Kaktus,
    vermischt mit Tabak hat es in der Pfeife eine wohlige Wirkung. Scheinbar testen sie, wie gut ihre
    Schmuggelkünste tatsächlich sind. Erst Cheriacha, später dann eine andere Droge oder gar Gifte.“
    Er lachte. „Ich denke, wir kaufen die Information. Wenn sie Drogen schmuggeln wollen, dann
    verdienen wir daran und lenken es ein wenig. Nicht, dass Rahja noch schwindelig wird. Sollte es
    Gift sein, dann entsorgen wir es. Die Söldner bereiten Ragath so schon genug Kummer.“
    So endete Eleonoras Weihenacht in ausgelassener Weinlaune. Am nächsten Morgen würde sie sich
    von allen verabschieden, von ihrem Vater, Laila, dem Orden und auch zu ihrer Mutter in die Auen
    reisen. Schon bald hinterlässt eine neue, junge und begierige Katze ihre Spuren in den Akten der
    unzähligen, ungeklärten Diebstähle in Almada. Zahlreiche Schätze warteten bereits sehnsüchtig auf
    eine neue Besitzerin, und Händler waren schon bereit, über den Tisch gezogen zu werden.

  • So, das war es mit meiner "kleinen" Episode.


    Ich hoffe, es hat gefallen auch wenn die Sätze leider durchs Reinkopieren aus dem Textdokument etwas zerfasert sind

    :thumbsup:

    EDIT: Ich habe noch das PDF-Dokument zur Geschichte angehängt, da kann man es denke ich entspannter lesen ;)

  • Deine Kurzgeschichte gefällt mir gut. Von dir kann man sich etwas abkupfern ;). Meine Hintergrundgeschichten sind nicht so detailreich und eher im Bericht- als im Erzählstil verfasst :).